Das habe ich heute in der "Zeit" gelesen. Man, was für eine Volksverblödung.
Alle meiner Teilnehmer (die aus Syrien sowieso) konnten und können gut lesen und schreiben, sowohl in der eigenen Sprache als auch nach wenigen Tagen/Wochen/Monaten in der deutschen Sprache.

Wer schreibt so einen Quatsch?. Aber uns Leute an der "Basis" fragt ja keiner....Über sowas inklusive massenweiser Hasskomentare von Lesern könnte ich mich schwarz ärgern. Aber am Zeitunglesen kommt man ja leider nicht vorbei. Ich dachte immer "Die Zeit" wäre seriöse Presse...

Wie sind eure Erfahrungen?



6-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.12.15 18:09.

Ich hatte schon einen syrischen Arzt als Schüler, der traumhaft war - in kürzester Zeit riesige Fortschritte, eifrig, außerdem gutes Englisch ... War allerdings nicht in Deutschland. Deutsch wollte er nur wegen der Fortbildungen lernen.

Aber ich hatte vor Ewigkeiten, noch in Deutschland, auch mit syrischen Analphabeten zu tun. Mir kommen die Zahlen zwar komisch vor, ohne einen genaueren Einblick würde ich mir da aber kein Urteil erlauben wollen.

Man sollte ja auch nicht vergessen, dass sich wohl nicht wenige Flüchtlinge als Syrer ausgeben, aber in Wirklichkeit gar nicht aus Syrien stammen.

Eine seriöse Presse oder Zeitung gibt es sowieso nicht, nur vereinzelt gute Journalisten oder Artikel.

Also ich kenn beides: toughe junge Syrerin, gutes Englisch, gute Allgemeinbildung. B 2 in kürzester Zeit. Und: jungen Syrer, gleich alt, nur arabisch literalisiert, kein Wort Englisch, Allgemeinbildung null, praktisch veranlagt. Prognose: niemals B1.

Mein Wunsch: genauere Diagnose der Schulbildung schon bei der Einreise, notfalls mithilfe eines Schnelltestes auf Grundbildung und lateinischer Alphabetisierung, den ich in 10 Minuten entwerfen könnte. Dass beide im gleichen Integrationskurs sitzen, ist einfach institutionalisierter Unsinn. Irgendwie haben wir zu viel Geld.

Bitte vergesst nicht, dass Syrien und "die Syrer" zwar einen Befriff darstellen, die Menschen vor Ort aber genauso heterogen

Ein derart rechtspopulistischer Beitrag aus der ZEIT ist durchaus erschütternd. War immer ein großer Fan von ihr, auch von der bis dato praktizierten Differenzierung. Offenbar müssen die Zeitungen mit ihrer Leserschaft "mit rücken", um noch gekauft zu werden.

Dass die meisten syrischen Flüchtlinge sogar gut gebildet und oft genug auch gut betucht (waren/ sind?) erklärt sich schon allein dadurch, dass sie es bis hierher geschafft haben.

Wer bitte schön, wenn nicht die Reichen = Gebildeten können sich überhaupt die Schlepperpreise leisten!?


--

Übrigens, dieses hier nur am Rande, weil mir bei einem Veranstalter eine regelrechte Bildungsarroganz aufgefallen ist, nach dem Motto, das da sind die Studierten und Schlauen, und das da drüben sind die Bauern, die Analphabeten, die Dummen.

Abgesehen davon, dass eine Unterteilung in Dumm vs. Schlau ein verwerfliches Menschenbild darstellt, sei darauf hingewiesen, dass Bildung im Orient oft nach geographischer Lage und finanziellem Vermögen erst in letzter Instanz etwas mit Intelligenz zu tun hat.

Wer

a) in der Stadt wohnt, kann eher Schulen besuchen, auch die staatlichen (die oft genug richtig schlecht sind, vergleichbar mit Dorfschulen bei uns vor 150 Jahren, aber immerhin lernt man irgendetwas) und

b) genügend Geld hat, kann sich auch die horrend-teuren Privatschulen mit ordentlicher, moderner Schulbildung leisten.

Ja, es kommen (auch) Analphabeten, aber diese sind nicht per se "dumm", sondern müssen überhaupt erst mal die Chance auf Bildung bekommen. Und klar, dass jemand, der schon 10 Jahre (Schul-/ Uni-)Bildung auf dem Buckel hat nach außen hin zunächst schlauer erscheint.

Auch sollte man die Funktion von Sprache und Schreibvermögen beim Thema Traumabewältigung beachten. Ich habe den Eindruck, dass die Schreibfähigen unter ihnen wesentlich besser die Dinge verarbeiten können, als diejenigen, denen schon allein aus Analphabetismus heraus die Möglichkeit verbaut ist, ihre Erlebnisse in den Sozialen Medien mit Freunden, Schicksalsgenossen und Familie entsprechend zu verarbeiten.
Wer Analphabet ist, kann sich noch nicht einmal auf Facebook registrieren. Albern? Ich denke nicht. Gerade in einem fremden Land werden Soziale Medien, die einem die Freunde und eigene Kultur zumindest digital näher bringen, unendlich wichtig.

Dass unser System und die Lehrbücher aber gar nicht auf Grundalphabetisierung, Einstufungstests und Lehren nach Vorwissen ausgelegt ist, da stimme ich Ursula zu.

--

Oh, die erste Zeile sollte so etwas heißen, von wegen bitte nicht außer Acht lassen, dass auch die syrische Gesellschaft - wie jede andere - äußerst heterogen ist.

Nein, ich meine nicht diejenigen, die sich fälschlicherweise als Syrer ausgeben, sondern tatsächlich, die verschiedenen Ethnien, Religionen, Konfessionen, etc, die von uns Außenstehenden einfach als "Syrer" bezeichnet werden, die sich selbst aber mit dieser Gruppierung aber nicht unbedingt identifizieren oder schlimmstenfalls vor derjenigen Gruppe geflohen sind, deren Vertreter sie im Kurs plötzlich wieder neben sich sitzen haben.

@zkay:

1. Die ZEIT soll rechtspopulistische Beitrage veröffentlichen? Ich habe das Interview gelesen, hier ein Link. Was soll daran rechtspopulistisch sein? Ich kann da nichts in die Richtung finden.

2. Bildung hat nichts mit Reichtum zu tun. Ich habe viele Reiche kennengelernt, denen es an Bildung gefehlt hat. Und umgekehrt viele Arme, die gebildet waren.

3. Den Weg aus Syrien nach Deutschland schaffen wohl am ehesten noch die Flüchtlinge, die körperlich fit sind, Glück haben und sich eventuell mit Ellenbogen zu helfen wissen. Ein dickes Portemonnaie hilft bei diesem Survival of the Fittest bestimmt nicht.

Ich habe mit Syrern (Integrationskurs und UMF) fast ausschließlich gute Erfahrungen gemacht.