HILFE!

Ich unterrichte schon seit längerer Zeit diverse Sprachkurse, bislang mit gutem bis sehr gutem Erfolg. Mein neuer Kurs aber bringt mich bald zum Kapitulieren. Er ist AUßERORDENTLICH schwach, es handelt sich (wie auch in den Kursen zuvor) um absolute Anfänger. Sämtliche textgebundene Materialien (Lehrbücher), also herkömmliche Übungen, stellen die Teilnehmer vor unüberwindbare Probleme. Sie verstehen die Übungen schlichtweg nicht, selbst wenn zu Beginn einer Übung stets Beispiele zu finden sind, sie also die nächsten Übungssätze nur noch mit vorgegebenen Wörtern füllen müssen. (Mittlerweile arbeite ich in diesem Kurs bereits z.T. mit Kindermaterialien.) Einfachste Zusammenhänge werden nicht erfasst. Ein erläuterndes Erklären der Aufgabenstellung meinerseits ist nicht möglich, da ich nicht deren Sprache spreche und sie kein Englisch. Aber selbst wenn ich mehr erklären könnte, würde das nicht alles lösen, da sie offensichtlich die Art und den Übungssinn schriftlicher Aufgaben nicht verstehen.
Ich bin jetzt also auf der Suche nach anderen Unterrichtsformen, bei denen aber nicht nur einzelne Worte, sondern auch Sätze und nach Möglichkeit auch grammatikalische Strukturen vermittelt werden können.

Wer weiß Rat???

VIELEN Dank im voraus!

Was ist denn der Hintergrund dieser so extrem schwachen Gruppe? Woher? Wie alt?



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 30.07.16 11:44.

Dracula schrieb:
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> Was ist denn der Hintergrund dieser so extrem
> schwachen Gruppe? Woher? Wie alt?


Hallo,

die Teilnehmer kommen aus Afghanistan und Pakistan, einer aus dem Sudan.
Sie sind Anfang, Mitte zwanzig, einer ist Ende vierzig.

Zuerst möchte ich sagen, dass ich nie ohne Buch arbeiten würde. Dieses Basismedium des Lernens sollte man nicht ersetzen. Lieber streiche ich die komplizierteren Aufgaben.

Mir fällt bei schwachen Kursen immer wieder auf, dass vor allem die Ideen "Analogiebildung", "Reihenfolge", "Variation" und "Ausschluss" nicht funktionieren.


Unter "Analogiebildung" verstehe ich das Übertragen von gelernten Formen z.B. Endungen auf neue Wörter. Es empfiehlt sich bei schwachen Gruppen daher, viel mehr Drillaufgaben als in den Büchern vorgesehen zu machen. Die gängigen Werke enthalten bei der Konjugationseinführung viel zu wenig Übungen. Ausgerechnet die Bücher, die sich ohnehin an stärkere Lerner richten (Schubert-Verlag), bringen viel mehr Drillübungen und eignen sich gut als Fundgrube für Kopien.

Aus Schritte kennen wir ja alle die Wortreihen, in denen man nicht passende Wörter entdecken soll (Beispiel: Gabel, Löffel, Teller, Messer. "Teller" fällt raus, weil kein Besteck).

Das einzuführen dauert auch sehr lange. Hier kann man einen Umweg über geometrische Formen nehmen (Dreieck, Viereck, Kugel, Sechseck, natürlich gemalt, nicht geschrieben), um das "nicht passen" zu erklären. Visuell funktioniert besser als lexikalisch.

Zur Einführung des Idee "Reihenfolge" nehme ich die Zahlen 1 bis 5 in zum Teil falscher Reihenfolge (1 2 4 3 5).

Bei Variantentexten schreibe ich tatsächlich den ganzen Text an die Tafel, wische das zu ersetzende Wort aus und schreibe das neue hin. Notfalls 5 mal hintereinander.

Sämtliche Methoden muss ich bei schwachen Kursen die ersten 100 Stunden manchmal mehrmals die Woche anwenden.

Als Ursachen sehe ich nach wie vor Schulsysteme, in denen "Lernen" nur "Reproduzieren" und "Lehrerzufriedenstellen" bedeutet. Das beginnt zum Teil in Nachbarländern.

Wie wäre es mit Alphabetisierung? Kann es sein, dass die TN nie eine Schule besucht haben? Wurden an Ihrem Institut Einstufungstests gemacht? Bitte sprechen Sie darüber mit Ihrer Kurskoordinator*in.