Hallo zusammen,

ich habe ein paar Fragen zu "trotzdem".

1.Wir haben draußen gespielt, obwohl es geregnet hat.
2. Es hat geregnet, trotzdem haben wir draußen gespielt. (trotzdem ist ein Adverb)
3. Wir haben draußen gespielt, trotzdem es geregnet hat. (trotzdem als Konjunktion)

"trotzdem" kann im Satz als Konjunktion fungieren, das Beispiel wäre der 3.Satz, oder? Ist im dritten Satz "trotzdem" mit "obwohl" austauschbar? kann man die beiden Konjunktionen als Synonyme betrachten? Ist der Gebrauch von "trotzdem" als Konjunktion üblich?

Für Ihre Antworten bedanke ich mich im Voraus!

Viele Grüße
Jana

Hallo Jana,

die unterordnende Konjunktion "trotzdem" scheint es im neueren Sprachgebrauch - allerdings nicht im Standarddeutsch - zu geben, so dass Dein 3. Satz im Mündlichen zumindest nicht verkehrt ist. Für mein Sprachgefühl hört es sich allerdings grottig an. Deshalb bevorzuge ich die üblichem Konjunktionen "obwohl"/"obschon"/"obgleich".
Für mich bleibt "trotzdem" Konjunktionaladverb, welches ich in Konzessivsätzen verwende - siehe Dein Satz 2.

Sinngemäß kann man "obwohl" und "trotzdem" sicherlich nach neueren Regelungen oder dem Fluss der Sprache als Synonyme ansehen - grammatikalisch funktioniert es für mein Empfinden nicht.

Nachtrag, da ich nicht editieren kann:
Muss natürlich heißen "bevorzuge ich die üblichen Konjunktionen (...)"

Vielen Dank, Ainja!

Er kam zu spät, trotzdem war sie nicht ungehalten.
Er kam, trotzdem (ungeachtet der Tatsache, dass) es in Strömen regnete. (trotzdem als Subjunktor - meist auf der zweiten Silbe betont)

"Trotzdem" leitet einen Hauptsatz ein. Es wird schon viel als Nebensatzkonjunktion gebraucht. "Trotzdem" betont die Emotionalität der Aussage. Der Gebrauch von "trotzdem" als Subjunktor wird, wie bekannt, von manchen Stilisten abgelehnt. "trotzdem" ist synonym mit "obwohl". Die Ansicht, dass "trotzdem" als unterordnende Konjunktion falsch sei, lässt sich nicht aufrechterhalten.


trotzdem dass

„Der Papa, trotzdem dass es nicht so scheint, glaubt auch gleich alles.“ (Wilchem Raabe, Wunnigel)
Wunnigel ist eine Erzählung von Wilhelm Raabe, die 1876 entstand und Ende 1878 in Braunschweig erschien.



7-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.04.16 06:44.

'trotzdem' als Subjunktion kommt mir ziemlich umgangssprachlich vor.

Er kam, trotzdem (standardsprachlich: obwohl) er krank war.
Er kam zur Arbeit, trotzdem (obwohl) er eine leichte Grippe hatte.
Er kam, trotzdem (obwohl) er erkältet war.
"Ich hab' die jungen Herrschaften auch gleich erkannt, trotzdem es ein bisschen dunkel ist hier in den Gängen." (Th. Mann)



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.04.16 19:42.

Dracula schrieb:
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> 'trotzdem' als Subjunktion kommt mir ziemlich
> umgangssprachlich vor.

Mir ja auch, aber Sprache unterliegt Veränderung, und was heute war, ist schon morgen nicht mehr. Milorads Beispiel ist zitiert aus dem Duden - als umgangssprachliche Variante. Irgendwann wird es (leider) standardsprachlich sein. Canoo geht jetzt schon in die Richtung.
Stilistisch sind allerdings solche Sätze wie mit "trotzdem dass" äußerst unschön.

Milorad, es wäre schön, wenn Du Deine Beispiele korrekterweise als Zitat kennzeichnen würdest - denn auch an der Quelle kann man schon einiges ablesen, was den korrekten oder eben unkorrekten Gebrauch angeht, und kann schnell nachschlagen.

Zitat

Stilistisch sind allerdings solche Sätze wie mit "trotzdem dass" äußerst unschön. (ainja)

Man könnte viele Beispiele mit „trotzdem dass“ anführen.

Zitat

"Sie wusste, dass heute der Familienrat sein sollte, und trotzdem dass sie noch nicht lange aus dem Wochenbett war – sie hatte zu Ende des Winters einem Mädchen das Leben geschenkt – trotzdem, dass sie selbst schon genug Kummer und Sorgen zu tragen hatte, war sie, ihren Säugling und ein erkranktes Töchterchen daheim zurücklassend, hergekommen, um zu hören welches das Schicksal Kitys, das sich heute entschieden hatte, sein werde."
(Tolstoi: Anna Karenina, Übersetzung von Hans Moser, 1920)

Zitat

„Der Papa, trotzdem dass es nicht so scheint, glaubt auch gleich alles.“ (Wilchem Raabe, Wunnigel)

Wilhelm Karl Raabe war ein deutscher Schriftsteller (Erzähler). Er war ein Vertreter des poetischen Realismus, bekannt für seine gesellschaftskritischen Erzählungen, Novellen und Romane.

Zitat

"Ist etwa der Glaube an jenen außerweltlichen Donnergott, den Moses aussprach, zur fixen Idee eines ganzen Volks geworden, das, trotzdem dass man es seit zwei Jahrtausenden in die Zwangsjacke steckte und ihm die Douche gab, dennoch nicht davon ablassen will?"
(Heinrich Heine: Jessica)

Zitat

"Das Vorurteil bleibt, trotzdem dass es von allgemeinen Grundsätzen überflügelt ist."
(Karl Marx: Zur Judenfrage)

Zitat

"Ihr Herren, fragt mich nur nicht weiter; ihr werdet ja bald selber sehen, wie es mit uns steht, trotzdem dass die Bäume in unserm Garten zum zweiten Male blühen."
(Wilhelm Raabe: Pfisters Mühle)

8-mal bearbeitet. Zuletzt am 17.04.16 20:28.

Danke für die Beispiele, Milorad.
Aber jetzt mal ehrlich: Das hört sich doch ziemlich scheußlich an und liest sich ebenfalls sehr antiquiert - namhafte Schriftsteller/Autoren hin oder her. Zudem sind es eben auch antiquierte Schriftstellen aus längst vergangener Zeit. "Dass" in Verbindung mit "trotzdem" ist längst weggefallen aus dem allgemeinen Sprachgebrauch.

@ainja:

Du hast recht. Wir sollten mit der Zeit Schritt halten. Mir scheint es fast so zu sein, als wäre dieser Gebrauch nicht normgerecht.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 18.04.16 06:54.