Ich habe zwei Fragen, und hoffe, dass mir jemand bei der Beantwortung helfen kann:

Was sind die folgenden Sätze für grammatikalische Konstruktionen? Ich komme da einfach auf keinen grünen Zweig. Oder sind es nur gebräuchliche, aber grammatikalisch unkorrekte Fromen?
1.) Bis zum Dezember muss ich eine Wohnung gefunden haben.
(Benutzt wie Futur II aber nicht die grammatikalisch korrekte Variante mit "werden")
2.) In Wien muss es ganz schön geregnet haben.
Es ist eine Vermutung, aber ich kann mir einfach die grammatikalische Struktur nicht herleiten.
Bitte um Hilfe und vielen Dank im Voraus !

Guten Morgen Henning Holz,


in Beispiel 1.) bezeichnet das Modalverb "müssen" (im Indikativ Präsens) eine Notwendigkeit. In dieser Konstruktion wird es mit dem "Perfekt des Zukünftigen" verbunden. Der Bezug zur Zukunft ist mit der Zeitangabe "im Dezember" gegeben: es ist also notwendig, dass die Handlung in der Zukunft abgeschlossen sein muss.


In Beispiel 2.) bezeichnet das Modalverb "müssen" - wie Sie gesagt haben - eine Vermutung. Dabei steht das konjugierte Verb im Indikativ Präsens und drückt damit eine hohe Wahrscheinlichkeit aus.


(Sie können Modalverben in jede Konstruktion und Zeitstufe einbauen, verändern damit aber dann die Aussage.)


Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

In Wien muss/musste es ganz schön geregnet haben.

Es musste die halbe Nacht geregnet haben – jetzt waren nur noch vereinzelt ...

Guten Abend zusammen,


achten Sie beim Gebrauch der subjektiven Modalverben (in Ihrem Beispiel 2.) oben Vermutung) auf das Tempus (Indikativ Präsens).


Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

- Die Verbindung des Modalverbs „müssen“ im Indikativ Präsens bzw. Konjunktiv Präteritum mit dem Infinitiv II bezeichnet die Vermutung in der Gegenwart über vergangenes Geschehen.

Er muss/müsste die Verabredung vergessen haben.

- Die Verbindung des Modalverbs „müssen“ im Indikativ Präteritum mit dem Infinitiv Perfekt bezeichnet die Vermutung in der Vergangenheit über vergangenes vorzeitiges Geschehen.

Sie musste ihn nicht erkannt haben.

Zitat

Sind es nur gebräuchliche, aber grammatikalisch unkorrekte Formen?

1.) Bis zum Dezember muss ich eine Wohnung gefunden haben.

@Henning Holz:

"Bis zum Dezember vorigen Jahres..." oder "Bis zum Dezember laufenden Jahres..."? Der Kontext fehlt.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 28.07.16 08:53.

Milorad Gavrilovic schrieb:
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> - Die Verbindung des Modalverbs „müssen“ im
> Indikativ Präsens bzw. Konjunktiv Präteritum mit
> dem Infinitiv II bezeichnet die Vermutung in der
> Gegenwart über vergangenes Geschehen.
>
> Er muss/müsste die Verabredung vergessen haben.
>
> - Die Verbindung des Modalverbs „müssen“ im
> Indikativ Präteritum mit dem Infinitiv Perfekt
> bezeichnet die Vermutung in der Vergangenheit über
> vergangenes vorzeitiges Geschehen.
>
> Sie musste ihn nicht erkannt haben.



Quelle?



Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

1. Dieser Herr sieht sehr müde aus.

Daraus lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass er zu viel gearbeitet hat.

Er muss den ganzen Tag gearbeitet haben.

2. Sie sah sehr schlecht aus.

Daraus konnte man Folgendes schließen:

Sie musste die ganze Nacht nicht geschlafen haben.


"In so einem Zustand hatte sie ihn bis dahin nicht gesehen. Er musste die Nacht nicht geschlafen haben, die Augen waren gerötet. Er musste geweint haben, ..." (Internet)



5-mal bearbeitet. Zuletzt am 28.07.16 09:55.

Guten Morgen Milorad,

hier ist eine Regel für den Gebrauch des Modalverbs in subjektiver Bedeutung im Präteritum:

Zitat

Die Modalverben mit subjektiver Bedeutung werden hauptsächlich in der Gegenwart benutzt.

(...)

Falls die Vermutung oder die Wiedergabe einer Behauptung in der Vergangenheit geschieht, dann steht das Modalverb im Präteritum und wird entweder mit dem Infinitiv Präsens (gleichzeitiges Geschehen) oder Perfekt (vorzeitiges Geschehen) verbunden. Auf keinen Fall kann aber das Modalverb im Perfekt, Plusquamperfekt oder Futur stehen.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker