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Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: MaSi ()
Datum: 29. Januar 2016 16:56

Hallo!
Jetzt verstehe ich die Welt nicht: Vor kurzem habe ich mich als Seiteneinsteigerin auf eine DaZ/DaF-Stelle an einer Sekundarschule beworben. Die Voraussetzung war Nachweis der DaZ/DaF-Qualifikation. Da ich Germanistik/Slawistik (Bachelor)und dann Sprachlehrforschung (Master / Schwerpunkt DaF) studiert habe und die BAMF-Zulassung nach § 15 Absatz 1 IntV habe sowie seit April 2012 in Jugend- und allgemeinen Integrationskursen unterrichte, dachte ich immer, dass ich doch die DaZ/DaF-Qualifikation habe. Heute habe ich von der oben genannten Schule Absage bekommen, mit folgender Begründung (ich zitiere):"Ihre Bewerbung kann leider nicht weiter berücksichtigt werden, da Sie als sogenannter Seiteneinsteiger bereits bei der Bewerbung über eine nachgewiesene Qualifikation im Bereich DaZ / DaF verfügen müssen."

Meine Frage ist jetzt: bin ich oder bin ich doch nicht qualifiziert???

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Re: Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: DaFf ()
Datum: 30. Januar 2016 10:12

Wenn ein Arbeitgeber ein Anforderungsprofil erstellt, dann entscheidet er auch selber, wer das Profil erfüllt und wer nicht. Wie soll jemand hier im Forum das entscheiden? Und selbst wenn hier jemand überzeugt ist, dass die Qualifikation da ist, was würde es nützen? Würdest du dann von der Schule eingestellt?

Es ist fast immer so, dass man ohne Studium von Lehramtsfächern und Lehramt-Zusatzfach DaZ nicht an Schulen angestellt werden kann. Die DaF-Leute ohne Staatsexamen, die jetzt an Berufsschulen eingestellt werden, werden in 2, 3 oder 5 Jahren die ersten sein, die wieder entlassen werden, wenn der Bedarf sinkt. Abhängig vom anhaltenden Zustrom kann es zumindest ein gut bezahlter Job für ein paar Jahre sein.

Komisch, dass die Schule Seiteneinsteiger einstellt und dabei von DaF und nicht nur von DaZ gesprochen hat. Vielleicht ist es allein die Formalität, dass der Master offiziell Sprachlehrforschung hieß und nicht DaF. Schulen finden immer einen Grund, DaF-Lehrkräfte nicht einzustellen.
Eine Nachfrage bei der Schule kann das vielleicht klären, was sie nun mit "nachgewiesener Qualifikation" meinen. Und ob die Absage vielleicht doch ein Versehen war...

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Re: Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: Georg321 ()
Datum: 30. Januar 2016 12:47

Hi, in welchem Bundesland bist du denn?
In nrw könntest du dich direkt auf Festanstellungen bewerben, auch ohne Seiteneinstieg.

LG Georg

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Re: Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: Dracula ()
Datum: 30. Januar 2016 12:52

Seltsam. Wer Integrationskursen unterrichten darf, sollte eigentlich ausreichend qualifiziert sein, würde man denken.

Vielleicht entspricht der Abschluss in Sprachlehrforschung nicht ganz dem 'reinen' DaF-Abschluss?

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Re: Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: DaF2000 ()
Datum: 30. Januar 2016 18:42

Ich würde da nachhaken. Menschen machen Fehler. Könnte mir vorstellen, dass deine Qualifikationen ausreichen sollten. Vielleicht wollen sie aber auch einen reinen DaF-Master.

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Re: Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: MaSi ()
Datum: 01. Februar 2016 19:45

Hi. Ich bin in NRW. Ich habe mich auch direkt an der Schule beworben. In der Stellenausschreibung stand, dass Bewerber mit DaZ/DaF-Qualifikation bevorzugt werden. Die Stelle wurde auch extra für Seiteneinsteiger geöffnet, da es keine Bewerbungen von DaZ/DaF-Lehrkräften mit Lehramt gab.

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Re: Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: MaSi ()
Datum: 01. Februar 2016 19:54

Hi. Die BAMF-Zulassung habe ich mit meinem Abschluss ohne Probleme bekommen. Die Universität hat mir auch bescheinigt, dass mein Studienschwerpunkt DaF war.

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Re: Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: DaF2000 ()
Datum: 02. Februar 2016 11:47

Wir können da nur mutmaßen. Was wir hier im Forum schreiben oder was die Uni bescheinigt, ist unerheblich. Was zählt, ist einzig und allein die Einschätzung der verantwortlichen Personen.

Und da könnte ich mir eben vorstellen, dass die sich auch nicht so sicher sind oder dass es bei denen verschiedene Interpretationen gibt. Also würde ich dort freundlich und offen nachhaken. Bereite dich mit Argumenten darauf vor, warum du deine Qualifikationen für ausreichend erachtest. Achte aber darauf, dass du keinen verzweifelten oder verbissenen Eindruck hinterlässt.

Und auch DaFfs Einschränkung, dass das "nur" ein gut bezahlter Job für ein paar Jahre sein wird, halte ich für sinnvoll. Selbst wenn du die Stelle bekommst, solltest du es dir nicht bequem machen.

Viel Erfolg!

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Re: Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: Dracula ()
Datum: 03. Februar 2016 09:48

Ist schon seltsam. Hier in Bayern ist selbst der Markt an Seiteneinsteigern für den Öffentlichen Dienst dermaßen leergefegt, dass man an den Berufsschulen froh ist, überhaupt noch jemanden zu finden, der wenigstens schon mal einen Integrationskurs geleitet hat - was dann natürlich zur Folge hat, dass in den Integrationskursen immer mehr Leute an die Dozentenstellen nachrücken, die null Erfahrung haben.

Die sollen sich nicht so zieren in NRW.

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Re: Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: MaSi ()
Datum: 03. Februar 2016 15:21

Deswegen war ich so irritiert.
Inzwischen habe ich bei der Schule nachgefragt. Die Schulleitung meinte, die bräuchten eine DaZ-Lehrkraft. Meiner Bewerbung konnten sie nur die DaF-Qualifikation entnehmen. Ich möge bitte bei der Bezirksregierung nachfragen und mir eventuell bescheinigen lassen, dass es bei mir die entsprechende Qualifikation vorhanden ist.

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Re: Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: Georg321 ()
Datum: 03. Februar 2016 17:52

Kann auch sein, dass einer der MitbewerberInnen schon seit 6 Monaten als Vertretungslehrer an der Schule war und sich auch auf den Seiteneinstieg beworben hat. Die stelle muss natürlich ausgeschrieben werden und da darf keiner bevorzugt werden, auch wenn er/sie schon seit Monaten im Team ist.
Ich würde mich direkt bei der nächsten Schule bewerben und kein Fass aufmachen. Die DaZ-Quali des BAMF plus Hochschulabschluss reichen aus. Ansonsten beim Betriebsrat in Düsseldorf anfragen, die sind echt fit in dieser Sache!

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Re: Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: Dracula ()
Datum: 07. Februar 2016 18:42

MaSi schrieb:
-------------------------------------------------------
> Deswegen war ich so irritiert.
> Inzwischen habe ich bei der Schule nachgefragt.
> Die Schulleitung meinte, die bräuchten eine
> DaZ-Lehrkraft.


Das zeigt nur, dass die betreffenden Personen an dieser Schule einfach keine Ahnung haben. Die lesen 'DaZ' und dann 'DaF' und sehen: 'Aha, das ist aber nicht das Gleiche und das geht natürlich gar nicht!'. Wie nahe sich DaZ und DaF (bei allen Unterschieden) stehen, davon haben sie natürlich keine Ahnung.

Professionell geführte 'Flüchtlings-Fachschaften' an Berufsschulen gehen mit diesem eher lächerlichen Label-Problem viel entspannter um. Bei uns unterrichten z.B. nur DaFler.

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Re: Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: Karet ()
Datum: 28. Februar 2016 09:05

Ich habe als Seiteneinsteigerin bis 1/2017 eine Vertretungsstelle an einer Sekundarschule in NRW. Bis dahin versuche ich, eine Festanstellung zu bekommen. Meine Qualifkation: Diplomsportlehrerin, Grünes Diplom des Goethe-Instituts. Meine Unterrichtserfahrung: 13 Jahre an deutschen Schulen im In- und Ausland, drei davon in DaZ/DaF.
Meine Einstellungs-Erfahrungen: es wird zwar händeringend gesucht, aber genommen werden nicht unbedingt Leute mit Lehrerfahrung in DaZ/DaF, sondern die, die dem Papier nach qualifiziert sind. D.h. mit zweitem Staatsexamen und vielleicht zwei Semestern DaZ-Schein ohne Hospitationen, Lehrversuchen oder sogar Lehrproben wirst du u.U. jemandem vorgezogen, der seit Jahren DaF/DaZ unterrichtet.
Die Not ist vielleicht noch nicht groß genug...

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Re: Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: Anna Sommer ()
Datum: 23. April 2016 22:12

Hallo,
Ist vielleicht nicht der richtige Ort, aber kann mir jemand sagen, wieviel die Lehrer von den Vorbereitungsklassen bezahlt bekommen? Auf Nachfrage bekam ich nur gesagt, dass man das so einfach nicht sage könne, das sei je nach Abschluss, Erfahrung etc. etc.
danke

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Re: Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: Dracula ()
Datum: 26. April 2016 18:18

Anna Sommer schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hallo,
> Ist vielleicht nicht der richtige Ort, aber kann
> mir jemand sagen, wieviel die Lehrer von den
> Vorbereitungsklassen bezahlt bekommen? Auf
> Nachfrage bekam ich nur gesagt, dass man das so
> einfach nicht sage könne, das sei je nach
> Abschluss, Erfahrung etc.

Wenn du das Ganze im Öffentlichen Dienst machst, irgendwo zwischen 3000 und 4000 EUR brutto. Über Kooperationspartner (z.B. Kolping, VHS etc.) deutlich weniger.

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Re: Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: Anna Sommer ()
Datum: 03. Mai 2016 09:41

Danke für die Info. Ich werde mich im Sommer auf eine Stelle ab Mitte September bewerben, bin gespannt, was sie anbieten.

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Re: Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: anderOstsee ()
Datum: 25. Juni 2016 12:26

Zitat

geschrieben von: Anna Sommer ()

... kann mir jemand sagen, wieviel die Lehrer von den Vorbereitungsklassen bezahlt bekommen? Auf Nachfrage bekam ich nur gesagt, dass man das so einfach nicht sage könne, das sei je nach Abschluss, Erfahrung etc. etc.

Ich bin seit mehreren Jahren DaF-Lehrer (oder eben neudeutsch extrabetonend DaZ, wobei ja die Sprache für die Deutschlerner immer noch fremd ist *Augen roll*) und habe letztes Jahr vor der gleichen Frage gestanden. Ich habe nie diese Billigstunden mit Namen "Integrationskurs" unterrichtet, aber trotzdem war es schwer als Selbständiger, der ich nie sein wollte, und die Hoffnung auf eine anständig bezahlte Festanstellung musste ich aus allgemein bekannten Gründen begraben.

Leider gibt es keine einfache Antwort. Das musste ich auch erst lernen. Vor allem unserem gepriesenen 16-Staaten-Föderalismus sei da Dank.
Die Länder legen selbst fest, in welche Entgeltgruppen man als Lehrkraft kommt. Das ist ein Konglomerat verschiedenster Dinge und jedes Land regelt die Details anders.
Die Eingruppierungsregelungen sind abhängig von den Geldern, die ein Land dem Schuldienst zur Verfügung stellt und daraus ergeben sich generell unterschiedliche Bewertungen für die gleichen Dinge:
- Schulform der Einsatzschule (Gymnasium, Förderschule, Berufsschule, Grundschule ...)
- Schulform des Lehramt-Abschlusses (Befähigung) oder eben Abschlusshöhe (Bachelor/Fachseminar/Diplom/Master/Magister)
- Unterrichtserfahrung vor Einstellung (was als Unterrichtserfahrung für eine "normale" Schule anerkannt wird, ist nicht überall gleich; z. B. wird der Unterricht an einer staatlichen Berufsschule oft anders gewertet als das Unterrichten an einer privaten Berufsfachschule, aber eben nicht immer)

Deshalb kann man nicht pauschal fragen. Einer, der Lehramt mit zwei oder drei Fächern im eigenen Bundesland studiert hat, bekommt auf jeden Fall die Entgeltgruppe 13. Da kann ein Geografie-/Mathelehrer in Vorbereitungsklassen DaZ unterrichten und bekommt die E13, aber ein DaF-Master bekommt, obwohl vom Fach, für den gleichen Einsatz vielleicht nur die E10 oder E11.



Mein Erfahrungsbericht aus Mecklenburg-Vorpommern für alle, die auch überlegen:

Ich hatte mich in vier Bundesländern beworben. Zusagen hatte ich von allen. Zweimal bekam ich die Entgeltgruppe 10 angeboten, einmal die Entgeltgruppe 11 und in MV waren sie gerade in der Umstellung der Bezahlung für die verschiedensten Lehrertypen, da wurde mir gesagt, dass es wahrscheinlich die Entgeltgruppe 12 werden würde, aber sie könnten es mir noch nicht rechtssicher sagen und bis dahin bekäme ich die 10, später die Nachzahlung. Ich habe nicht eingesehen, mit der Einstufung in 10 zufrieden sein zu sollen. Denn ich bin vom Fach, ich habe Erfahrung und ich bin gut. Deshalb kam für mich nur MV in Frage, obwohl es ursprünglich eine "Na-ja-kann-man-ja-auch-probieren"-Idee war. Das Risiko nahm ich in Kauf, denn schlechter als "draußen" würde es mir nicht gehen und kündigen und Plan B, nämlich den Beruf an den Nagel hängen, das wäre ja immer noch möglich gewesen.

Ich bekomme hier in MV als DaZ-Lehrer an einer Regionalschule jetzt wirklich die E12 (Intensivkurs DaZ, Förderstunden DaZ und wenn gebraucht, dann auch ein paar Vertretungsstunden in Deutsch). Ich habe zwar den Master in DaF, aber leider ein Zweitfach, das nicht als ein Schulfach durchgeht. Also bin ich ein Lehrer mit einem Fach, was es in Deutschland eigentlich nicht mehr gibt. Ein Kollege hat den Master in DaF und Geografie. Weil Geografie auch ein Schulfach ist, hat er Glück und bekommt zwei Fächer anerkannt.

In MV kann man Lehramt DaZ nicht studieren. das gibt es nur an einer Uni als Beifach (drittes Anhängselfach), lt. Insidern bis letztes Jahr mit wenig Interessenten. Vielleicht ist das der Grund, dass hier DaF-Master/Magister/Diplom anerkannt ist?

Weil ich erst letztes Jahr angefangen habe und ein sogenannter Seiteneinsteiger bin, hänge ich noch auf Stufe 1:
Brutto 3151,28 €
Netto 1923,04 €
(hab 'ne gute KV, sonst sind es 1920,81 € oder noch etwas weniger)
Aber Weihnachtsgeld gibt es auch noch :-D
Und in wenigen Monaten rutsche ich in Stufe 2. :-D

Das kann man hier für sich selbst berechnen: Gehaltsrechner Öffentlicher Dienst - Lehrer (Ost und West ist inzwischen gleich, außer Weihnachtsgeld ist Ost noch etwas weniger; deshalb steht bei den Tabellen immer West)

Entgeltgruppe 12
               1. Jahr    2./3. Jahr      4.-6. Jahr   7.-10. Jahr  nach 10 Jahren
Brutto:  3151,28 € 	 3492,30 €    3980,19 €   4408,59 € 	4961,93 €
Netto:   1923,04 €  	 2082,44 €    2295,95 €   2501,77 € 	2751,52 €
(bei mir)

Da es immer wieder neue Tarifabschlüsse gibt, sind die tatsächlichen Einkünfte in ein paar Monaten/Jahren eher noch höher. Ich bin jedenfalls heilfroh, dass ich raus bin aus meinem Fast-Prekariat. Ich kann endlich leben neben dem Arbeiten und realisiere eigentlich richtig erst jetzt, wie hoch der ständige Druck mit dem unsicheren Einkommen war und wie sehr das an meiner Gesundheit und Energielage zehrte. Außerdem war die Wohnungssuche eine Katastrophe ohne festes Einkommen und für die Zukunft etwas planen, konnte ich auch nicht wirklich. Nur immer mit "vielleicht" und "könnte".




Ich will Euch, die über den Schuldienst nachdenken, noch auf eine andere Sache aufmerksam machen. MV war wie gesagt ursprünglich eher so die Nebenbeiidee gewesen. Ich war vorher noch nicht mal hier, weil ich eigentlich Nordseefan bin (besser: bis letztes Jahr war *feix*). Während der ganzen Bewerbungen fand ich es in den anderen drei Länderen total komisch, dass ich mich nur beim LAND bewerben konnte. Ich habe gelernt, dass das wohl der Normalfall ist und das sogenannte schulscharfe Bewerben (also direkt bei einer Schule) in vielen Ländern nicht oder nur nachrangig geht. Ich bin aus den Gesprächen bei den Schulämtern immer mit einem flauen Gefühl im Magen rausgegangen, weil es hieß, ich würde dann einer Schule ZUGETEILT. Für mich ist das nicht sehr logisch. Mein Innerstes hat sich dagegen heftig gesträubt. Ich bewerbe mich doch auch nicht beim Arbeitgeberverband Metall und bekomme dann eine Firma zugewiesen!
In MV bewirbt man sich grundsätzlich bei den Schulen. Das ist ein hoher Aufwand beim Bewerben, weil man nicht nur ein Gespräch hat, sondern mehrmals fahren muss. Ich fand es aber viel besser. Da hatte ich zum Beispiel gemerkt, dass die Chemie mit dem einen Schulleiter niemals stimmen würde. Also habe ich diese Schule für mich gestrichen usw. Die Schule, an der ich jetzt bin, da hatte ich das Gefühl, es passt und die Schule hatte das Gefühl auch und in der Realität passt es auch wirklich.

Dann muss man sich als Seiteneinsteiger darauf einstellen, dass das erste Jahr befristet ist. Danach kommt aber bei den als unbefristet ausgewiesenen Stellen wirklich die unbefristete Einstellung, und zwar nahtlos (und nicht mit Jobcenterbrückenkrücke wie in NRW). Voraussetzung ist natürlich, dass die Schule einen weiterhin haben will, also zufrieden war mit der Lehrqualität usw.




Beim Bewerben muss man aufpassen, was ausgeschrieben ist und sich mit dem Schulsystem anfreunden. Mir war da einiges nicht bewusst und so hätte ich mir zwei Gespräche bei besserer Vorbereitung sparen können.
In MV geht die Grundschule bis zur 4. Klasse für alle.
Dann kommen alle in gemeinsame 5. und 6. Klassen, meist an einer anderen Schule, die erst mit der 5. Klasse beginnt. (Je nachdem, was höher folgt, gibt es unterschiedliche Schulformennamen; die meisten heißen Regionalschule)
Nach der 6. Klasse geht die Spitze ans Gymnasium bzw. in den gymnasialen Zweig der eigenen Schule (neue Klassen)
Die anderen Schüler bleiben, wo sie sind und müssen nicht noch einmal die Schule wechseln.
Aaaaaaber da gibt es noch die Regionalschulen mit integrierten Grundschulen. Das bedeutet, dass man als DaZ-Lehrer nicht nur die Schüler 5. bis 10. Klasse, sondern auch die der 1./2. Klasse hat. Meine Hochachtung vor allen Grundschullehrern, aber ich könnte das nicht, diese Verbindung mit Naseputzen und Schuhebinden. Mir fehlt für diese Altersklasse so ziemlich alles. Deshalb waren meine Bewerbungen an diesen Schulen unnötig.

Hier ist so ein aktuelles Beispiel Regionalschule mit Grundschule:
Lehrer/in an einer Regionalen Schule in Schwerin
Fach: DaZ
Anstellung: unbefristet
[stellen.lehrer-in-mv.de]
Schaut man nach rechts, dann entdeckt man: Regionale Schule mit Grundschule
Das sind also Kinder von Klasse 1 bis 10.

Hier ist ein aktuelles Beispiel ohne Grundschule:
Lehrer/in an einer Regionalen Schule in Neustadt Glewe
Fach: DaZ
Anstellung: unbefristet
[stellen.lehrer-in-mv.de]
Die Klassen gehen von 5 bis 10.

Neustadt-Glewe hat übrigens wie total viele Orte hier einen großen See in der Stadt (hab' schon da gebadet :-D). Als Betongroßstädter musste ich mich erst mal daran gewöhnen. Seen überall vor der Haustür ohne zu fahren und die Ostsee gleich um die Ecke. Für mich ist das kein Kriterium gewesen, aber es macht das Leben schön. (Das war jetzt Werbung. Stimmt. Aber es ist wirklich klasse.) Die Infrastruktur ist übrigens lange nicht so hinterwäldlerisch wie mir in meiner Heimat von Freunden und der Verwandtschaft prophezeit wurde. Mir haben ziemlich viele einen Vogel gezeigt, freiwillig nach MV zu ziehen. ich kann nur sagen. Sie haben geredet, ohne zu wissen, wie es hier wirklich aussieht.

Was würde ich heute anders machen?
Ich würde ganz sicher nicht mehr mit Vollzeit 27 Stunden starten, sondern ausschließlich mit den 20 Stunden Intensivkurs für ein Jahr und danach aufstocken. Auch wenn ich letztendlich eher 24/25 Stunden pro Woche real unterrichtet habe, die Umstellung war recht groß. 20 Stunden hätten voll ausgereicht und es wäre möglich gewesen.

Weil ich letztes Jahr froh gewesen wäre, mal etwas zu lesen von den erfahrenen DaF-Studierten, die als sogenannte Seiteneinsteiger in den Schuldienst gegangen waren, hatte ich mir vorgenommen, über meine Erfahrungen zu schreiben. Es hilft vielleicht dem ein oder anderen. Ich würde es auch gut finden, wenn aus anderen Bundesländern Ergänzungen kommen. - Für mich ist es nur Neugierstillen, aber es sind ja viele auf der Suche und man kann sich etwas helfen.



ZUM SCHLUSS:
Für die Dumpingkurse, die das Wort Integration in sich tragen, steht auch schon die nächste Generation, die man sicherlich mit den üblichen Brosamen zufriedenenstellen möchte, bereit.

Zitat aus einem Bericht beim NDR, Schleswig-Holstein-Magazin vom 20.6.16: "In ihrer Heimat waren sie alle ausgebildete Lehrer. ... A. K. kommt aus dem Iran, war dort Englischlehrerin. Seit drei Jahren lebt sie in Lübeck. ... Ihren Abschluss hat A. K. bereits anerkennen lassen. Er enstpicht einem Bachelorstudium, nicht dem Staatsexamen für Lehrer ... Damit und mit dem entsprechenden Deutschzertifikat könnte sie Integrationskurse leiten." (Anzumerken ist, dass es der iranischen Lehrerin nicht bewusst zu sein scheint, dass die Arbeit in Integrationskursen sie eben nicht in die Arbeit mit Kindern, in den Schuldienst führt.)
Flüchtlinge: Lehrer finden nur schwer Arbeit

Zitat

Karet ()

... Meine Einstellungs-Erfahrungen: es wird zwar händeringend gesucht, aber genommen werden nicht unbedingt Leute mit Lehrerfahrung in DaZ/DaF, sondern die, die dem Papier nach qualifiziert sind. D.h. mit zweitem Staatsexamen und vielleicht zwei Semestern DaZ-Schein ohne Hospitationen, Lehrversuchen oder sogar Lehrproben wirst du u.U. jemandem vorgezogen, der seit Jahren DaF/DaZ unterrichtet.
Die Not ist vielleicht noch nicht groß genug...

Die mit dem 2. Staatsexamen und DaZ-Quali werden sicherlich die Bevorzugten bleiben. Das liegt in der Natur der behördlichen Verwaltung der Schulsysteme. Aber es gibt doch nicht genug. Oder vielleicht: Es gibt sie noch/wieder genug in den typischen Traumorten. Aber wenn man sich etwas davon löst, ist die Chance auf den Schuldienst im angestammten Beruf meiner Meinung nach recht groß.

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Re: Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: Dracula ()
Datum: 26. Juni 2016 11:28

Seiteneinsteiger (DaF-Profis) werden im Öffentlichen Dienst im Moment dringend gebraucht, weil immer noch Alarm-Stimmung herrscht, aber fast ebenso schnell werden viele von ihnen auch wieder draußen sein. Der Grund: Das KM muss natürlich dafür sorgen, dass seine 'echten' Lehrer (Staatsexamen) versorgt werden. Von daher werden 'Nicht-Erfüller' (wie auch ich) in ca. 5 Jahren in der Regel auch keinen neuen Vertrag mehr bekommen. Wurde mir so auch auf einer Fortbildung von einer Vertreterin des KM bestätigt.

Bei uns am BSZ ist es mittlerweile schon so, dass für DaZ jetzt eine Gymnasiallehrerin für Englisch und Ethik eingestellt wurde. Begründung: Wer als Deutsche Englisch-als-Fremdsprache unterrichten kann, kann auch Deutsch-als-Fremdsprache unterrichten, schließlich hilft die Muttersprachenkompetenz.

Man kann als 'Nicht-Erfüller' (super Beschreibung, oder? dabei erfüllen wir alles, was das eigentliche Thema betrifft) nur schauen, dass man möglichst gute Arbeit abliefert und sich dann irgendwo eben doch unentbehrlich macht (Team-Leitung DaZ oder so).

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Re: Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: Coco Lores ()
Datum: 03. November 2017 15:59

Ich habe gesucht, aber bin noch nicht fündig geworden: Wo bewirbt man sich auf DAF/DAZ Stellen an Berufsschulen in NRW?

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Re: Seiteneinsteiger in Schuldienst
geschrieben von: Georg321 ()
Datum: 06. November 2017 18:55

Guck doch mal hier: [www.schulministerium.nrw.de]

Da gibt es Vertretungsstellen für DaZ. Die sind natürlich befristet, und über kurz oder lang bist du wieder draußen.

Besser ist aber, du bewirbst dich auf eine Seiteneinsteiger-Stelle. Da musst du aber wahrscheinlich 2 Jahre lang eine berufsbegleitende Qualifikation machen, aber du bist ab dem ersten Tag der Qualifikation praktisch nicht mehr kündbar und hast den Job bis zur Rente sicher. Und du bekommst ab dem ersten Tag ein Lehrergehalt.

Einen Seiteneistieg in DaZ würde ich nicht machen, weil DaZ kein Schulfach ist. Qualifikationen oder Berufserfahrung im DaZ-Bereich zählen in der Schule nicht. Englisch ist gut (eigentlich perfekt für DaZ-Lehrer, die sich mit Grammatik auskennen), außerdem die MINT-Fächer oder Sport.

Berufsschulen könnte ich mir schwieriger vorstellen, weil da viele Lehrer hinwollen, vielleicht sind die Chancen an einer Hauptschule besser.

Hier ist der Link zu den Seiteneinsteiger-Stellen: [www.schulministerium.nrw.de]

Wie ich gehört habe ist es für Schulen echt schwierig, Lehrer zu finden, nicht wegen der fachlichen Qualifikation, sondern wegen der manchmal etwas anstrengenden Schüler. Es ist also eher ein sozialarbeiterischer Job, es geht nicht so sehr um akademischen Tiefgang.

Um als Englischlehrer zu arbeiten musst du also nicht Anglistik studiert haben. Egal ob mit oder ohne Anglistikstudium, den Seiteneinstieg musst du auf jeden Fall machen, wenn du eine unbefristete Stelle willst. Beim Seiteneinstieg musst du dich direkt bei der ausschreibenden Schule bewerben. Die entscheidet, ob sie dich nimmt. Wenn du keine Stelle für den Seiteneinstieg bekommst, dann würde ich mich auf Vertretungsstellen bewerben. Das ist vorübergehend ok und zeigt, dass du den Schulalltag kennst und damit klar kommst. Dann machst du den Seiteneinstieg halt später.

Viel Glück!

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