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Erfahrung mit Intermed German Language Institute, Iloilo, Philippinen
geschrieben von: Bingo ()
Datum: 28. August 2016 13:47

Intermed German Language Institute, Iloilo, Philippinen

Link zur Stellenanzeige hier:
[www.deutsch-als-fremdsprache.de]

Zitat aus dem Ausschreibungstext hier:
„Die Philippinen haben viel zu bieten. Sommer, Strand und ab jetzt auch einen Arbeitsplatz“.


Der Verweis im Ausschreibungstext auf Sonne, Sand und Meer ist werbetechnisch zwar durchaus geschickt gemacht, doch wer für diesen Arbeitgeber tätig werden will, sollte sich am Besten von dieser Vorstellung gleich wieder verabschieden und sich stattdessen auf einen recht anforderungsreichen Arbeitsalltag von 4 - 8 Stunden Unterricht einstellen. Bei dem Stellenanbieter handelt es sich um ein deutsch-philippinisches Familienunternehmen, dessen eigentlicher Erwerbszweig die Vermittlung von philippinischen Krankenpflegern/schwestern an deutsche Abnehmer ist. Natürlich möchte man möglichst schnell und viele Kandidaten/innen vermitteln, um dann die entsprechenden Prämien kassieren zu können. Natürlich ist dabei ein entscheidender Schritt auf diesem Weg die Vermittlung der erforderlichen deutschen Sprachkenntnisse, wobei dann das oben erwähnte Institut ins Spiel kommt. Dabei hat das Institut dann eben wieder die Rolle einer privaten Sprachschule mit einigen bereits an anderer Stelle schon kritisierten Systemfehlern, von denen ich hier nachfolgend die wichtigsten zusammengestellt habe.

1. Stunden sind hier Vollzeitstunden und nicht etwa UE von 45 Min. Wo man da vernünftig Unterricht vor- und nachbereiten soll, muss dann ein offenes Rätsel bleiben.

2. Bezahlt werden zwischen 800 und 1000 Ph(ilipp.) Pesos, also etwa 15 - 20 Euro pro volle Zeitstunde. So gesehen, mag das zwar ein Tarif sein, der deutschen Honorarsätzen in der DaF-Branche ähnelt, aber eben dann gerade noch am Rande der untersten Skala.

3. Eine immer wieder konträr mit dem Anbieter diskutierte Frage war, ob man philippinische Krankenschwestern/pfleger innerhalb von 6 Monaten von A1 mit Null Vorkenntnissen auf B2 bringen kann, damit sie auch sprachlich für einen deutschen Arbeitgeber fit genug sind. Leider wird diesbezüglich immer wieder Druck auf die Lehrkräfte ausgeübt, besonders dann, wenn die Teilnehmer die schulinternen mock exams von A1 nach A2 bis zu B2 nicht in kürzester Zeit befriedigend bestanden haben. Dann sind natürlich immer die Lehrkräfte schuld - wie einfach sich Schuldzuweisungen dann machen lassen!

4. Damit ein Schulalltag plangemäß und erfolgreich ablaufen kann, ist eine gewisse Organisiertheit erforderlich, damit das Ganze selbst bei den vom Institutsträger beanspruchten flachen Hierarchien nicht im Chaos der Plan- und Ziellosigkeit versinkt. Dazu gehört dann eben auch ein Lehrerzimmer (vorhanden), mit Einsatzplänen, wo gerade welcher Kollege unterrichtet (gibt es nicht), regelmäßige Arbeitsbesprechungen über Interna, Abläufe, etc. (gibt es nicht) zwecks Koordination u. Ä. Bisher arbeitet jeder der derzeit 3 Kollegen in seinen Kursen so vor sich hin. So kann kein gutes Team wachsen.

5. Vorhandensein und Zugang zu Lehrmitteln: Dass die Schule diese in vollem Umfang zu stellen und den Lehrkräften bei Bedarf den Zugang zu diesen barrierefrei zu ermöglichen hat, versteht sich von selbst. Hier wird mit z. T. in der Qualität unzumutbaren Kopien der Bücher „Schritte“ und den zugehörigen Audiodateien gearbeitet. Während es mit den Kopien gerade noch klappt und jede Lehrkraft diese von der Schule bekommt, sind nicht ausreichend Datenträger für die Tondateien vorhanden, und die Lehrkräfte müssen ihre eigenen einsetzen, weil die Schule nicht hinreichend für solche gesorgt hat. Ich hatte diesen unhaltbaren Zustand etwas grob als „Kindergarten“ bezeichnet, nachdem ich eine Diskussion mit einem Kollegen deswegen hatte, ob er mit seine Audiodateien auf seinem privaten Datenträger zu welchen Bedingungen überlässt. War mir einfach zu kompliziert und viel zu unnötiger Zeitaufwand. Eine „Ausleihe“ habe ich schließlich abgelehnt und die ersten Tage dann ohne Audio unterrichtet.
Ein anderes Beispiel:
Ein Kollege nimmt seinen privaten Laptop jeden Tag mit zur Arbeit, damit er die Audio-Dateien von „Schritte“ in seiner Lernergruppe abspielen kann. Warum hat, bitte schön, die Schule nicht für entsprechende technische Mittel gesorgt, wenn sie von Bewerbern laut Ausschreibungstext Vertrautheit mit modernen Unterrichtsformen erwartet? Fragen über Fragen....

6. Wie es um die Professionalität einer solchen Schule bestellt ist, zeigt sich insbesondere dann, wie sie mit dem Feedback der Teilnehmer, ob positiv oder negativ, über den Unterricht und die Lehrkräfte umgeht. Man kann aber stattdessen auch tratschen und weitertratschen, z. B. Lehrkraft B habe gesagt, Artikel wären nicht wichtig. In Wirklichkeit hatte B lediglich gesagt, dass bestimmte Kasusfehler bei Artikeln dann nicht weiter ins Gewicht fallen, wenn der Inhalt ansonsten verständlich bleibt, z.B. „*Ich gehe auf dem Straße“ statt richtig „ich gehe auf der Straße“. So wird man gleich zum Artikelmörder des Jahres gekürt! Toll!

7. Lehrbuchsklave: Man soll sich immer schön ans Lehrbuch halten und ja nicht davon abweichen. Was aber ist, wenn in einem der Lektionstexte von „Schritte“ für A1 der Münchner „Ballermann“ (Hofbräuhaus) und Neuschwanstein von König Ludwig erwähnt und nicht weiter erklärt werden? Ist ein vermitteltes Hintergrundwissen für die Teilnehmer zum „Münchner Ballermann“ dann ein unzulässiges Abweichen vom Lehrbuch, oder soll man die Teilnehmer diesbezüglich unaufgeklärt lassen, um möglichen „Zurechtweisungen“ deswegen von vornherein aus dem Weg zu gehen?

8. Im Ausschreibungstext von Intermed werden u.a. die angemieteten Firmenwohnungen für die neu aus Deutschland eingeflogenen Lehrer erwähnt. Diese sind eigentlich recht gut ausgestattet, mehr als ausreichend groß und bieten den gewohnten Komfort für einen westlichen Lebensstil. Leider sind sie nicht mit Telefon ausgestattet oder einem, das nicht funktioniert, weil sich keiner von der Firma um die Instandsetzung kümmert. Nicht alle Wohnungen haben Internet-Anschlüsse, und wenn denn vorhanden, sind diese während der derzeitigen Regenzeit Störungen und Ausfällen ausgesetzt.
Das Gleiche gilt für die Wasserversorgung; manchmal sind Dusche und WC wegen der Ausfälle nicht nutzbar. In Deutschland sind solche kleinen „Problemchen“ leicht durch den Betroffenen selbst lösbar; in der Fremde, und dazu in firmeneigenen Wohnungen, hingegen nicht; man ist also angewiesen darauf, dass die Firma etwas unternimmt, was oft gar nicht und dann auch oft nicht rechtzeitig genug geschieht, so dass einem wörtlich der Gestank der Exkremente im Hals stecken bleibt, wenn die sanitären Einrichtungen wegen Wassermangel nicht funktionieren. Ein unhaltbarer Zustand!

9. Legaler Aufenthaltsstatus: Allen neu aus Deutschland eingeflogenen Lehrern wurde die Bereitstellung einer legalen Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung zugesagt. Die Anreise erfolgte aber nach Anweisungen der Firma über ein Touristenvisum, gültig für vier Wochen, das man kostenlos bei Ankunft in Manila am Flughafen in den Pass gestempelt bekommt. Die ersten vier Arbeitswochen sind dann irgendwann schnell vergangen, und dann wird dieses Visum immer wieder gegen recht hohe Gebühren verlängert. Auf einem Touristenvisum kann man in keinem Land der Welt legal arbeiten, und wenn man dann man nachfragt, bekommt man Ausflüchte und sonstige nichtssagende „Antworten“ zu hören. Das Ganze ist irgendwie sehr undurchschaubar, und wegen der fehlenden Transparenz kann man dann schon mal misstrauisch werden. Ich werde nun selber bei den lokalen Behörden hier vorsprechen und mich erkundigen, ob das rechtens ist, was die Firma in diesem Punkt denn so treibt.

Als Fazit bleibt dann am Ende festzuhalten: Die Punkte 8 und 9 halte ich für am Relevantesten für die Frage, ob man sich auf so eine weite Reise und sich mit einem solchen Unternehmen zu den unter 1-7 dargelegten Punkten einlassen soll. Die Antwort ist Nein, wenn sich an der geschilderten Ausgangslage für die Lehrkräfte zwischenzeitlich nichts Wesentliches geändert hat. Ich bin vorzeitig ausgestiegen und habe das Weite gesucht, da ich doch ernsthafte Zweifel daran haben muss, dass die Aufnahme einer regulären Arbeit in einem fremden Land allein mit einem monatlich befristeten Touristenvisum legal sein kann.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 28.08.16 16:34.

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Re: Erfahrung mit Intermed German Language Institute, Iloilo, Philippinen
geschrieben von: DaF2000 ()
Datum: 29. August 2016 13:27

Sollte man dann diese "Stellenanzeige" nicht fairerweise löschen?

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Re: Erfahrung mit Intermed German Language Institute, Iloilo, Philippinen
geschrieben von: Peter Zeh ()
Datum: 26. September 2016 08:00

DaF2000 schrieb:
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> Sollte man dann diese "Stellenanzeige" nicht
> fairerweise löschen?

Oder vielleicht könnte man zumindest diesen OP unter der entsprechenden Stellenanzeige posten, damit Leute wissen, worauf sie sich einlassen.

Ich hatte vor zwei Jahren mal ein Vorstellungsgespräch mit dem Chef dieser Sprachschule. War nett und freundlich; soweit ich das aufgrund eines Vorstellungsgesprächs beurteilen kann, stimmt alles, was OP sagt (v.a. Punkte 1. und 2.).

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