Hallo,

gerade habe ich mein Referendariat (Gymansien) hinter mich gebracht und möchte ab September an einem beruflichen Gymnasium Deutsch als Fremdsprache unterrichten (VAB-O). Aufgrund des Lehrermangels wurde mir als Fremdsprachendidakt vorgeschlagen, junge Migranten in Deutsch zu unterrichten, von denen es in unserem Ort sehr viele gibt. Nun ist es so, dass ich außer meiner Englisch-Fachdidaktik über keine entsprechende Ausbildung verfüge. Kann mir jemand sagen, ob es entsprechende Forbildungsangabote für Lehrer gibt? Da es sich beim VAB-O-Modell um einen Schulversuch handelt, ist noch entsprechend wenig zum Thema zu finden...

Lieben Dank,
Anie

Die meisten Hochschulen, an denen es Lehrer ausgebildet werden, bieten mittlerweile DaF-/DaZ-Module als Option oder Pflicht an, das hängt vom Bundesland ab. Umgekehrt gibt es Hochschulen, die DaF-/DaZ-Studiengänge anbieten.

In beiden Fällen gibt es teilweise "Zusatzqualifikationen", die auch extern und vergleichsweise leichter als ein Master erworben werden können.

Einen ersten Überblick erhalten Sie hier:
[www.fadaf.de]

Letztlich müssen Sie dann bei den Hochschulen in Ihrer Nähe, die Sie so finden, noch mal genau nachfragen bzw. recherchieren.

Auf jeden Fall sollte man auch auf den Anbieter achten. Z.B. führen private Anbieter wie International House in Freiburg Schulungen für angehende DaF-Lehrkräfte für viel Geld durch. Deren Zertifikate dürften aber kaum einen Wert haben, da sie von keiner "amtlichen" Stelle offiziell anerkannt sind - im Gegensatz zu den privaten oder öffentlichen Anbietern, die z.B,. beim BamF gelistet, von anerkannten Unis einmal abgesehen.
Schmeißt Euer sauer verdientes Geld nicht zum falschen Fenster raus!

[www.goethe.de]

Das Goethe-Institut bietet eine schöne Fortbildung an.

"Schöne Ausbilung"?

Veraltete Lehrmaterialien, die bislang nie überarbeitet wurden mit Unterrichtsbeispielen, die z.B. auf die alte DM Bezug nehmen und didaktische Unterrichtskonzepte, die nicht dem neuesten Stand entsprechen. Oder Hausaufgaben, die z.T. sehr willkürlich und nicht nachvollziehbar bewertet werden und wo man oft nicht erfährt, wie man es besser machen kann, weil die sogenannten "Kurzgutachten" dafür keinen Raum hergeben......

Eher zum falschen Fenster rausgeschmnissenes Geld - würde ich sagen.

Hallo Anie,

da VAB-O ein baden-württembergisches Ding ist, bist du anscheinend hier und deshalb würde ich dir raten, dich bezüglich einer Qualifizierung direkt an das Kultusministerium zu wenden. Im Zweifel, wenn du von jemandem mit Unkenntnis abgewimmelt wirst, such dir einen neuen Ansprechpartner von der Seite des Kultusministeriums und ruf neu an. Hartnäckig bleiben! Meine Erfahrung ist, dass nicht alle Mitarbeiter des Hauses wissen, was in ihrem Zuständigkeitsbereich möglich wäre. Im Zweifel und mit dem guten Recht einer Bürgerin und Angestellten des Landes rufst du im Büro von Frau Öney (Integrationsministerin) an. Diese wird nicht müde, in der Presse, auf Tagungen usw. zu erzählen, dass es in den Schulämtern Qualifizierungen für VAB/O & Co für die Lehrer gibt und soweit ich weiß, gibt es einige Qualifizierungen auch seit letztem Herbst an den Regierungspräsidien angesiedelt. Du könntest einfach auch dort anrufen.

Übrigens scheinen die Mitarbeiter, die Dich eingestellt haben, nicht mehr auf der Höhe der Zeit zu sein. Die projektgebundene Modellphase wurde 2014 beendet. Die letzten noch in der Modellprojektphase begonnenen Kurse laufen jetzt aus. VAB/...-Kurse und -Klassen sind jetzt reguläre Bestandteile (wenn auch nur mit befristeten Finanzierungen, aber das muss dich im Schuldienst nicht interessieren). Es gibt auch zahlreiche Dokumente zu den Modellversuchen wie Abschlussberichte. Die solltest du dir meiner Meinung nach als Einsteiger auch senden lassen und über die Ferien lesen. Einige gibt es auch im Internet als pdf. Du erfährst dort einiges über Hürden und Entwicklungen bei der Arbeit in diesen Kursen und kannst schon mal vorbereitend die Erfahrungen der anderen durchdenken.

Mit nicht für das Lehramt ausgewiesenen DaF-Qualifizierungen und Zusatzstudiengängen wäre ich an deiner Stelle generell seeeehr vorsichtig, wenn du in der Lehrerlaufbahn bleiben willst. Sie sind meistens nicht anerkannt für den Schuldienst, v. a. in BW nicht. Wenn es Engpässe gibt wie derzeit, dann weicht das in manchen Ländern ein bisschen ab, aber später wird es wieder Phasen geben, da ist das nichts wert. Mein Tipp ist: Wenn du etwas für dich gefunden hast, wenn du es gar selbst bezahlen willst (was im Schuldienst nicht unbedingt nötig wäre!), dann lass es dir unbedingt!!! schriftlich vom Kultusministerium geben, dass das für den Schuldienst anerkannt wird. Lass dich bloß nicht mit einer mündlichen Zusage oder "selbstverständlich" abspeisen, dass hat schon so manchem nichts genützt. Immer daran denken: In den Behörden zählt das Formale!

Wenn du dir wirklich auf dem freien Markt eine Qualifizierung suchst, dann empfehle ich dir aus langjähriger Erfahrung heraus eine Hochschule. Damit hast du auch für später, wenn du zum Beispiel nicht mehr im Schuldienst bleiben möchtest, etwas grundlegend Wertgeschätztes in der Hand. Ich habe vor Kurzem jemanden getroffen, der den Weiterbildungsmaster DaF-Online in Marburg macht. Er hat Lehramt Deutsch im Gepäck und will raus aus dem Schuldienst in die Erwachsenenbildung, ist sehr zufrieden mit dem Studium und der Betreuung, aber auch sehr froh, dass er die ersten DaF-Stunden schon gegeben hat. Erwachsenenbildung und Unterrichten an beruflichen Schulen haben didaktisch viele Gemeinsamkeiten. Wenn du dich nicht perspektivisch auf jüngere Schüler konzentrieren möchtest, dann wäre das evtl. etwas für dich.

Weiterbildungsmaster "Deutsch als Fremdsprache - online"

Aber Marburg liegt in Hessen. Verlang von deinem Kultusministerium VORHER die Anerkennung, denn es ist kein grundständiges Studium, sondern ein zusätzlich qualifizierendes! Ich sag' nur: Behörden. Ich sag' nur: Föderalismus. Ich sag' nur: Kultushoheit der Länder!

Zum schönen Lehrgang bei Goethe, den mein Vorgänger anpreist, da kann ich dir nur empfehlen, dieses Forum per Suchmaschine gründlich zu durchforsten und die verschiedenen Beiträge zu lesen. Ich selbst habe v.a. an ausländischen Hochschulen Leute als Quereinsteiger getroffen, die das gemacht hatten. Von denen war kein einziger zufrieden und ergänzend zu dem, was Credentia sagt: Vor zwei Jahren habe ich von einem dieser Kollegen ein damals aktuelles Buch mit DM-Rechnung unter die Nase gehalten bekommen. Welches Jahr war es doch gleich, in dem der Euro eingeführt wurde? Ach ja, das war erst voriges oder so ...
Aber überlegen wir mal: Hat das Goetheinstitut Nachwuchssorgen? Nein, leider trotz der Dumpinghonorare und der meist fehlenden sozialen Absicherung nicht. Muss das Goetheinstitut Eigenmittel aufbringen? Ja. Kann das Goetheinstitut mit der Qualifizierung bei geringem Aufwand, unterbezahlten Betreuern und Leben von Anno-Knipps-Materialen gutes Geld einfahren? Ja! Die betriebswirtschaftliche Logik liegt auf der Hand.

Auch wenn du sicherlich einiges zur Deutschspezifik DaF-bezogen noch lernen wirst; nach meiner Meinung brauchst du objektiv gesehen nicht zu unsicher sein. Die Fremdsprachendidaktik ist das Entscheidende, die hast du, und du bist wohl Muttersprachler Deutsch und ganz gewiss habt ihr beim Lehramtstudium Englisch auch Komparation dabeigehabt usw. - Sei froh, dass du Englisch sprichst, wenn du mit den Migranten anfängst. Wenn außer der Muttersprache rudimentäres Sprachwissen oder Sprachkönnen vorhanden ist, dann doch meistens das englische.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Start ins DaZ-Lehrer-Leben.

Der Frans