Das "Deutsche Youth For Understanding Komitee e.V." in Hamburg versucht seit ein paar Tagen, adäquate Lehrkräfte für 725,00 bis 825,00 € für drei Wochen (bei 20 UE/Woche) zu rekrutieren. Im Wortlaut gemäß Inserat auf hueber.de v. 25.04.2013:

"Engagierte DAF-Lehrer/innen für interkulturelle Vorbereitung gesucht
Zielsprache(n): Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Chinesisch, Thai, Japanisch
Arbeitsort: Deutschland
Das Deutsche Youth For Understanding Komitee e.V. sucht ca. 40 Deutschlehrer/Innen, die im August 2013 in Zusammenarbeit mit einem Orientierungslehrenden für drei Wochen Austauschschüler/innen an verschiedenen Orten in Deutschland unterrichten. An den Kursen nehmen ca. 10 Schüler/innen aus einer Ländergruppe teil.

Gesucht werden DaF-Lehrer für vier Stunden Unterricht täglich. Die Schüler werden während des Kurses in Gastfamilien am Kursort untergebracht sein und reisen nach den drei Wochen zu ihren Jahresgastfamilien, wo sie das restliche Jahr verbringen und zur Schule gehen.
Die Lehrer bleiben für die drei Wochen am jeweiligen Kursort, einmalige An- und Abreise zum Kursort, sowie ggf. Unterbringung vor Ort werden von der Organisation bezahlt, das Mittagessen mit den Schülern während der Woche wird ebenfalls gestellt. Konzepte für den Unterricht sind vorhanden. Die Sprachlehrer erhalten für die drei Wochen ein Honorar von € 725,- (Japan, China, Thailand € 825,-).

Die Kursorte stehen erst Mitte Mai fest, daher wird von den Bewerbern eine hohe örtliche Flexibilität erwartet.

Allgemeine Anforderungen:

- gute Kenntnisse in der jeweiligen Landessprache (Englisch, Chinesisch, Japanisch, Thailändisch, Spanisch, Portugiesisch);
- Hohes Engagement und Spaß am Umgang mit Jugendlichen
- Sensibilität für Probleme des interkulturellen Zusammenlebens
- Erfahrung im Gruppenunterricht
- Teilnahme an einem von zwei Auswahl- und Vorbereitungswochenenden (07.-09. Juni 2013 in Weimar oder 14.-16. Juni 2013 in Kassel, Kosten übernimmt die Organisation)
- Erfahrung und theoretisches Wissen im Bereich DaF


Termine:
05- 23. August 2013 Kurse für Schüler/Innen aus Europa, Japan und den USA
12- 30. August 2013 Kurse für Schüler/innen aus Lateinamerika, Brasilien, China und Thailand

Kontakt:
Deutsches Youth for Understanding Komitee e.V.
Frau Silke Rauscher
Oberaltenallee 6
22081 Hamburg
E-Mail: rauscher@yfu.de"

Offenbar sind der Honorarspirale nach unten nun auch in DE keine Grenzen mehr gesetzt. Zumindest scheinen manche hiesige Institute immer dreister zu werden - wohl auch, weil sie noch nicht vom Phänomen des so genannten Shitstorms betroffen sind.

Dann wird es doch Zeit, mal einen Shitstorm loszutreten, außer mir, dir uns ein paar wenigen macht da eh wieder niemand mit ...

Das beste ist der Satz: "Konzepte für den Unterricht sind vorhanden."

Aha, es gibt sogar ein Konzept. Toll. Liebes "Deutsches Youth for Understanding Komitee e.V." (toller Name übrigens, inklusive Steuersparmodell e.V., das gibt es echt nur in Deutschland), falls ihr mitlest, ein erfahrener DaF-Lehrer weiss, wie man DaF-Unterricht macht.
Ein Elektriker oder Rechtsanwalt braucht auch kein Vorbereitungswochenende für einen Auftrag.

Ach ja, Zitat: "Die Kursorte stehen erst Mitte Mai fest, daher wird von den Bewerbern eine hohe örtliche Flexibilität erwartet." Natürlich, die Republik besteht aus Däumchendrehern, die wirklich 24/365 verfügbar sind. Sie benötigen dies? Dann bezahlen Sie dafür!

Ach ja, derartige Fremdsprachenkompetenz gehört extra vergütet. Und an die Bewerber: Verschenkt eure Kompetenzen nicht!!!

Wehret dem Ende (für die Anfänge ist es ja schon zu spät...)

Ich hatte bei denen mal angefragt, ob es sich um ein Wochen- oder Monatshonorar handelt, da ich meinen Augen nicht ganz getraut habe.
Manno, was für eine Enttäuschung!

Selbst wenn es das Honorar für eine Woche wäre könnte man nicht von einer guten Bezahlung sprechen.
[gelöscht, bitte bleiben Sie sachlich; d. Red.]

So was sollte man sich aber nicht gefallen lassen. Die müssen wir richtig einheizen! Das mit dem Shitstorm ist ja auch eine gute Idee! Auf geht's Leute!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.04.13 04:53.

Immerhin verlangt der Verein "Erfahrung und theoretisches Wissen im Bereich DaF". Erfahrung im Pizza-Backen wird zum Glück nicht gefordert.

€ 825,- ist mit Sicherheit der Tagessatz. Wenn es um interkulturelle Geschichten geht, ist das auch als Tagessatz schon eher so die Untergrenze.

Zitat

So was sollte man sich aber nicht gefallen lassen. Die müssen wir richtig einheizen! Das mit dem Shitstorm ist ja auch eine gute Idee! Auf geht's Leute!

Ich frage mich, ob es sich bei diesem e.V. eher um ein gemeinnütziges Non-Profit-Projekt handelt oder um eine kommerzielle Geschichte. Weiß da jemand etwas Genaueres?

Im letzteren Fall wäre ich allerdings auch für einen Shitstorm.

Youth for Understanding gibt es jedenfalls schon lange, ich selbst war mit denen als Austauschschülerin in den USA, vor 25 Jahren. Ich weiß jedenfalls, dass dort auch viel ehrenamtlich gearbeitet wird, und dass die eine der besseren, seriöseren und weniger kommerziellen Austauschorganisationen sind.

Auch gemeinnützig arbeitende Organisationen sollten sich nicht auf unseren Qualifikationen ausruhen.

Erstaunlich bei Youth for Understanding ist, dass die für die Unterkunft lediglich einen Betrag von ca 200 euro zur Verfügung stellen.

Man bedenke mal den Verschleiß vieler Lehrer und Lehrkräfte -

Zitat

Auch gemeinnützig arbeitende Organisationen sollten sich nicht auf unseren Qualifikationen ausruhen.

Ist doch ganz einfach: Man muss ja nicht für diese arbeiten.

"Gemeinnützig" heißt übrigens noch lange nichts. Bei manchen "Schulen" ist die Gemeinnützigkeit ein reines Steuersparmodell.

Den Eindruck, dass es oft ein Steuersparmodell ist habe ich auch.

Davon abgesehen ist die Gemeinnützigkeit kein Grund für Ausbeutung von Mitarbeitern und Honorarkräften. Leider sieht z.B. die Caritas das ein bisschen anders...

Zitat

Leider sieht z.B. die Caritas das ein bisschen anders...

Ist ja auch die Caritas, die damir ein wenig "barmherziger" mit sich selbst als Arbeitgeber ist....Genau der gleiche Missstand auf evangelischer Seite in der Diakonie...

Moin Leute,
ich kann verstehen, wenn es erst einmal erschreckend klingt.
Ich selbst arbeite ehrenamtlich für YFU, betreue Austauschschüler während ihres Jahres etc und bekomme da keinen Cent für.
Gemeinnützig bedeutet im Falle YFU wirklich das, was drauf steht. Ich selbst habe vor sechs Jahren mit der Organisation ein Austauschjahr gemacht.
Es geht um den Spaß an der Sache- und den hat man mit YFU wirklich. Man wird nicht das große Geld machen, nicht einmal besonders großartig über die Runden kommen, aber in diesem Fall geht es um Jugendliche aus anderen Ländern, die teils über Stipendien, teils über selbst erbrachte Leistungen in Deutschland ein Jahr verbringen möchten. Ich selbst kann bestätigen, dass die Orientierungswoche- bzw, in diesem Falle der Orientierungsmonat den Schülern sehr viel bringt. Auch als Teamer oder Sprachlehrer, Küchenhilfe... hat man so viel Spaß mit diesen motivierten Schülern. Überlegt es euch mit dem Shitstorm wirklich, momentan ist die Internetseite nicht so leicht abrufbar (ich weiß nicht genau, woran es liegt), aber wer sich über den Verein beschweren will, sollte sich bitte vorher sehr gut informieren. Mir persönlich liegt an der internationalen Jugendverständigung viel am Herzen.

Wenn man für einen professionellen DaF-lehrer und dessen Arbeit nichts zahlen kann/will, dann soll man es einfach deutlich sagen. Und dann soll man auch nicht erwarten, dass gerade die Besten ubnd Erfahrensten massenweise als Bewerber Schlange stehen. Denn in erster Linie verdienen alle diese Leute ihren Lebensunterhalt und haben keine Zeit (und vielleicht auch keine Lust) auf/für Jobs, die nichts einbringen!

Also, bitte die Kirche im Dorf lassen!

Zitat

Überlegt es euch mit dem Shitstorm wirklich, momentan ist die Internetseite nicht so leicht abrufbar (ich weiß nicht genau, woran es liegt), aber wer sich über den Verein beschweren will, sollte sich bitte vorher sehr gut informieren. Mir persönlich liegt an der internationalen Jugendverständigung viel am Herzen.

1-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.09.13 23:46.

Das Angebot ist also eine Art freiwilliges Engagement mit Taschengeld. Nicht geeignet und nicht gedacht für Arbeitnehmer / Selbstständige oder solche, die eigennützig von ihrer Arbeit leben müssen. Sondern für gemeinnützig und ehrenamtlich arbeitende Idealisten, denen die Arbeit mit ausländischen Jugendlichen am Herzen liegt.


Das geht doch schon aus dem Angebot hervor.

Nein, so direkt kann man nicht sehen, dass es "nur" ehrenamtlich ist - immerhin werden in der Anzeige 13 E/UE geboten.

Grundsätzlich habe ich meine Bedenken gegen ein Konzept, das nur mit Ehrenamtlichen arbeiten will. Ehrenamtliche sind nette Menschen, die sich um das Allgemeinwohl durch ihren unbezahlten Einsatz verdient machen. Es sind aber nicht immer die professionell Qualifizierten, die man nun einmal in Bereichen wie DaF braucht. Hier sollte man sich dann auch nicht scheuen, die nötigen Mittel locker zu machen, um für eine professionelle Dienstleistzung auch angemessen zu bezahlen. Wenn das eine Frage der vorhandebnen Mittel ist - warum muss dann alles für die Nutznießer und deren familien alles kostenlos sein? Einen gewissen Eigebnanteil an den Kosten darf man sicher schon einfordfern.

Selbst ein gemeinnütziger Verein kamnn sich m.E. nicht mit fehlenden oder knappen Mitteln entschuldigen und muss sich in ein seiner Wirtschaftsführung irgendwann einmal daran gewöhnen, für eine professionelle Dienstleistung auch angemessen zu bezahlen. Zum Vergleich; wenn der Verein deutsche Austauschschüler in die USA schickt, kann er den Flugpreis für das Ticket gegenüber der Airline auch nicht kürzen mit dem Verweis auf seine ehrenamtliche Arbeit kürzen. Dann soll er es bitte schön bei den DaF-Lehrtkräften auch so halten. Alles Andere wäre eher eine Missachtung dessen, der die Dienstleistung erbringen soll.

So einfach ist das!

Zitat

Sondern für gemeinnützig und ehrenamtlich arbeitende Idealisten, denen die Arbeit mit ausländischen Jugendlichen am Herzen liegt.
Das geht doch schon aus dem Angebot hervor.

Hm, ich kann irgendwie beide Seiten verstehen.

Aus Sicht eines professionellen DaF-Lehrers, der mit dem Unterrichten der deutschen Sprache seinen Lebensunterhalt bestreitet, ist ein solches Angebot natürlich völlig inakzeptabel.

Aus Sicht eines jungen, an interkultureller Arbeit interessierten, Studenten dagegen klingt das Angebot wirklich nicht schlecht.

Vielleicht hätte in der Anzeige stärker hervorgehoben werden sollen, dass man keine diplomierten DaF-ler mit jahrelanger Unterrichtserfahrung sucht, sondern eher junge Leute, Studenten, mit theoretischem Grundwissen, ein wenig praktischer Erfahrung in Gruppen- und Jugendarbeit und ganz viel Motivation und Begeisterung.

Als junge Studentin, ja selbst noch vor ein paar Jahren zu Beginn meiner Unterrichtslaufbahn, hätte ich mich über ein solches Angebot gefreut und mich bestimmt gemeldet.

Heute natürlich, Ende 30, habe ich andere berufliche Vorstellungen und Erwartungen.

Es kommt eben ganz auf die Perspektive an!

Ist nichrt persönlich gemeint, aber früher gab es mal den Slogan:

Traue keinem über 30!....LOL

Zitat

Heute natürlich, Ende 30, habe ich andere berufliche Vorstellungen und Erwartungen.

:-)