Hallo zusammen

Ich habe bereits Flüchtlingskinder unterrichtet, von heute auf morgen wurde ich dabei ins kalte Wasser geworfen.

Nun möchte ich gerne wieder einsteigen, aber professioneller. Wie kann ich mich ohne Studium und ohne Abitur fortbilden?
Es gibt einen Kurs von Tutor Compass - kennt den jemand? Bin sehr skeptisch bei solchen Angeboten, zumal die Kosten mit 279 Euro auch nicht do gering sind

Danke, Sina

Ich habe mir das Programm bei Tutor Compass angeschaut und kann es nicht empfehlen. Dabei ist die Kursgebühr mit etwas über 200 Euro im Vergleich zu anderen Privatanbietern noch vergleichsweise gering; normalerweise liegen die bei 1000 Euro und höher.

Ein wichtiges Kriterium ist, ob solche Kurse der Anbieter vom BamF anerkannt sind. Dazu müssten Sie sich beim BamF kundig machen.

Außerdem sind die Löhne für DaF so gering, dass man nicht davon leben kann. Für einen solchen brotlosen Beruf dann noch eigenes Geld in die Fortbildung zu inverstieren, finde ich wirtschaftlich unvernünftig.

Auf die Kriterien zu den Kursinhalten will ich hier nicht weiter eingehen. Aber es liegt auf der Hand, dass alle diese privaten Anbieter nicht das umfangereiche Wissen für DaF in vier- bis sechswöchigen Kursen vermitteln können, wofür andere ein jahrelanges Studium brauchen.

Hoffe, das hilft Ihnen weiter.

Ein Studium kommt halt nicht in Frage, und selbst wenn ich könnte, wäre es nicht mein Beruf, sondern nur nebenbei und ehrenamtlich.
Mag sein dass die DaF Kurse brotlos sind, aber bestimmt nicht sinnlos ;)

Guten Morgen,

Sie hatten von einem professionellen Anspruch gesprochen. In diesem Sinne muss der Hinweis gegeben werden, dass diese Kurse ´privater Anbieter eben nicht professionell sind. Professionell ist hingegen nur ein einschlägiges Fachstudium.

Noch einen schönen Tag!

279,00 Euro in eine Fortbildung zu stecken ist sicherlich sehr gering, gleich welcher Art man bereit ist, sich weiterzubilden. Wenn ich mir das zudem so ansehe, präsentiert sich der Anbieter ebenfalls billig.
Unter "professionell" verstehe ich allerdings auch etwas anderes: Entweder ein Studium oder eine mehrjährige Weiterbildung.

Aber wie soll sich die Weiterbildungsbranche auch erholen, wenn Gutmenschen das so nebenbei und ehrenamtlich frei nach dem Motto "Deutsch unterrichten kann jeder" machen. Das zerstört nicht nur unsere Preise, sondern auch unseren Leumund. Für diejenigen, die das jahrelang studiert haben und davon hauptberuflich leben.

Schau dir lieber die verfügbare Literatur zu diesem Thema an, ehe du dich für irgendwelche Kurse anmeldest.
Es gibt bei Klett zum Beispiel die DLL-Reihe, die ist gar nicht schlecht für Anfänger. Für den allerersten Einblick ist auch "DaF unterrichten - Basiswissen Didaktik" von Klett geeignet. Bei Hueber gibt es auch noch eine - ich glaube vierbändige - Reihe, die heißt "Fortbildung für Kurseleitende Deutsch als Zweitsprache", auch da findest du einige Informationen. Die Bücher verweisen auch alle auf weiterführende Literatur.
Und ich weiß nicht, ob du eine richtig große Buchhandlung in der Nähe hast? Schau dir dort unbedingt die DaF-Lehrwerke an! Versuch dich an einer Lehrwerkanalyse. Falls nicht, kannst du auch in deiner Stadtbibliothek gucken, die haben vielleicht auch eine Auswahl da.
Versuch außerdem, gelegentlich bei erfahrenen Kolleg*innen zu hospitieren und achte dabei auf die Punkte aus der Theorie.

Ja, so ist es. Auf diese Weise gehen die ohnehin schon nicht ausreichenden Löhne für DaF-Lehrer noch weiter in den Keller. Ich habe überhaupt nichts gegen ehrenamtliche Flüchtlingshelfer. Aber jene, die wie die ursprüngliche Posterin vielleicht kostenlos und wegen mangelnder fachausbildung auch noch unterhalb des professiSonellen Niveaus "unterrichten", sind die Lohndrücker in der DaF-Branche von morgen. Solche ehrenamtlichen Helfer dürfen sich dann nicht wundern, dass die (echten) DaF-Kollegen mit jahrelanger Ausbildung eher sauer reagieren.

Im Grunde ist es hier genau wie im Falle erforderlicher medizinischer Hilfe: Kein Flüchtlinhshelfer wird sich anmaßen, eine medizinische Diagnose zu stellen und zu behandeln, wenn er/sie keine entsprechende medizinische Ausbildung hat. Warum sollte es bei DaF anders sein? Manche Helfer täten hier gut daran, ihre eigenen Möglichkeiten nicht zu überschätzen und stattdessen auf dem Teppich zu bleiben.

Zitat

Aber wie soll sich die Weiterbildungsbranche auch erholen, wenn Gutmenschen das so nebenbei und ehrenamtlich frei nach dem Motto "Deutsch unterrichten kann jeder" machen.

P.S.: Nur zur Info: Ich selber habe nicht nur ein einschlägiges Fachstudium für DaF vorzuweisen, sondern habe mich auch wissenschaftlich dafür qualifiziert (Promotion und Habilitation) und hätte formal die Qualifikation, DaF-Lehrer an Unis auszubilden. Zudem habe ich diesbezügliche jahrelange Lehrerfahrung an Unis im Ausland.Da DaF aber eine brotlose Kunst ist, man auf dem freien Markt auch nicht davon leben kann, bin ich aus DaF ausgestiegen und bilde heute Nachwuchskäfte in chines. Medizin aus, nachdem ich mich durch ein Doppelstudium (neben DaF) dafür qualifiziert hatte. Diese Lehrtätigkeit und meine Bücher zu diesem Fach bringen richtig Geld und sind in eben diesem Sinne dann auch wirtschaftlich. Für Chinesischlernende habe ich außerdem gerade ein umfangreiches Wörterbuchprogramm mit verschiedenen Datenbanken zusammengestellt, die in ihrer Qualität fachlich einen hervorragenden Ruf in der Fachcommunity haben und frei verfügbar sind. Diese Software-Paket geht nun auch in den Vertrieb...

Mein Fazit: DaF-Arbeitsmarkt analysieren, bei Unwirtschadftlichkeit aussteigen und sich schon während des Studiums über die Fächerwahl und -kombination ein zweites Standbein schaffen.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.06.18 09:02.

Es gibt doch zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten fpr Ehrenamtler, die kostenlos sind, z.B. von SAP.

[open.sap.com]

@Spung:

Na toll, dann brauchen DaFler in Zukunft kein Studium mehr und auch keine BamF-zertifizierte DaF-Weiterbildung. Außer dem einschlägigen DaF-Studium ist das sowiesio irgendwioe alles Mist.

Stattdessen können dann alle DafLer die Aus"bildung" für Ehrenamtliche machen und Leerkräfte werden. Die jetztigewn branchenüblichen Hungerlöhne bewegen sich auf genau diesem Niveau...lol

Oft sind gerade Quereinsteiger und Autodidakten die besseren
Lehrer.
Es sollte nicht zählen was für ein Studium man abgeschlossen
hat, sondern wie gut man in der Realität ist. Wirklich
bewerten kann das natürlich nur der Lernende selbst.
Aus jahrelanger Erfahrung im Lehrbereich muss ich leider
sagen, dass eben gerade die Ausbildung bzw. Das Studium
die schlechteren Lehrer produziert.

Würden Sie sich von einem "Arzt" behandeln lassen, der kein Medizin-Studium absolviert und keine Approbation erworben hat?

Nicht angemessen ausgebildete Lee(h)rkräfte im DaF-Bereich drücken die Löhne und ermöglichen erst die gewollte Billig-Schiene, die die diversen "Bildungs"träger im Sinne ihrer eigenen Geschäftemacherei fahren.

Drittens wird durch ein solches Statement wie unten die Tätigkeit eines DaF-Lehrers völlig entwertet.

Viertens ist die Unterstellung unten viel zu pauschal. Sie kann allenfalls dazu dienen, dass sich unzureichend ausgebildete DaF-Leerkräfte ihre eigenen Unzulänglichkeiten schönreden. DaF-Leerkräfte erkennt man u. A. daran, dass sie keine Grammatik im Unterricht erklären können, weil ihnen einfach das Wissen dazu fehlt, die unterrichtspraktische Methodenvielfalt und ihre Hintergründe nicht kennen und manchmal auch kein gutes/korrektes Deutsch in einem Forum wie diesem schreiben.

So sieht das dann aus, wenn DaF zur neoliberalen Billigschiene verkommen ist.

Zitat

Aus jahrelanger Erfahrung im Lehrbereich muss ich leider
sagen, dass eben gerade die Ausbildung bzw. Das Studium
die schlechteren Lehrer produziert.

1-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.10.18 05:32.

Ich kenne ein Fortbildungsprogramm, das m.W. vom Bayerischen und Hessischen Volkshochschulverband angeboten wird. Es nennt sich EUROLTA.

"EUROLTA ... ist eine international anerkannte Weiterbildung für Sprachkursleiter/-innen, die bereits eine Sprache unterrichten oder in naher Zukunft unterrichten möchten.“

Viele Grüße und viel Glück bei der Suche

Liebe Evamarie Julie,

auch wenn Ihr Post nun schon einige Jahr alt ist und Sie sicherlich Ihren Weg gefunden haben, möchte ich gerne auf Ihre Nachricht antworten. Es stimmt, nicht viele Sprachinstitute bieten Unterrichtsmöglichkeiten für Quereinsteiger ohne Unterrichtserfahrung.

Bei uns geben sich erfahrene Lehrkräfte und solche ohne Unterrichtserfahrung die Hand und dieses Prinzip hat sich über die letzten Jahre bewährt. Sie lernen Unterrichten anhand von Hospitationen, direktem Einstieg in einen eigenen Kurs mit Vor- und Nachbesprechung und Weiterbildungen.

Wir und unsere Kursteilnehmer legen Wert darauf, dass unsere Lehrkräfte Leidenschaft am Unterrichten haben und Expertise zeigen. Die Leidenschaft müssen Sie von sich aus mitbringen. Die kann Ihnen niemand beibringen. Die Expertise lernen Sie mit uns. Wichtig ist, dass Sie bereits ein gutes grammatisches Wissen haben, die Orthographie sehr gut beherrschen, Deutsch als Erstsprache sprechen und in Frankfurt Main oder der näheren Umgebung wohnen. Wir bieten Festanstellungen auf Teilzeit, Minijobs und für eine begrenzte Zeit auch auf Honorarbasis - alles für Präsenzunterricht.

Kontakt: fb@sprachpassion.com / www.sprachpassion.de

Mit freundlichen Grüßen
Franziska Becker
Geschäftsführerin