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"Eigeninitiative" und "Selbsttätigkeit"
geschrieben von: Pleister ()
Datum: 08. August 2018 22:17

„Eigeninitiative“ und „Selbsttätigkeit“: zwei Prinzipien eines liberalen Bildungssystems. Eine voraussetzungslose Selbstverständlichkeit für alle?

- Kurze Verlautbarung im Kontext „Integrationskurse/Deutsch als Fremdsprache“ -

Aufgrund der autoritär-illiberalen, teilweise diktatorischen Strukturen in vielen Herkunftsländern der Migranten und infolge einer inhaltlich überaus dürftig ausgestatteten, größtenteils auch gar nicht vorhandenen politisch-sozialen Aufklärung kann das Bewusstsein des in Deutschland eingewanderten Individuums für das Erfordernis, die mit der Inanspruchnahme von zumeist staatlicherseits zur Verfügung gestellten Bildungsmöglichkeiten sich bietende Weiterentwicklung der Ich-Identität, der Persönlichkeit und ihrer Lebensperspektiven in den eigenen Verantwortungsbereich zu integrieren, sozusagen in eigene Regie zu nehmen, als Einzelperson, um es konkret zu formulieren, sich nicht etwa nur instruieren zu lassen, sondern sich auf die eigenverantwortliche Verwirklichung von Bildungsabsichten nach Möglichkeit mit entsprechender Ausdauer zu konzentrieren, kurzum: Aufgrund unzureichender Voraussetzungen kann das Bewusstsein eines „ehemaligen Untertanen“ für das Erfordernis selbstmotivierter Tätigkeit gerade auch als Impuls für liberale gesellschaftsrelevante Entwicklungsprozesse verständlicherweise in der Regel nicht sonderlich ausgeprägt sein. Natürlich sind auch hier schichten- und bildungsspezifische wie individuell bedingte Ausnahmen und Unterschiede zu konstatieren, ebenso zeichnen sich – darauf sei anlässlich der momentan im Januar 2021 erfolgenden Durchsicht des hier vorliegenden kurzen Textes von 2015 ergänzend hingewiesen - seit einiger Zeit mit Bezug auf die in Rede stehende Thematik durchaus positive Entwicklungen ab, wenngleich gelegentliche Rückschläge wiederum natürlich nicht zu leugnen sind.

Insgesamt bleibt festzuhalten:
Die Erbarmungslosigkeit diktatorischer Obrigkeiten in der Welt sowie die Infamie autoritärer, auf Disziplinierung, Unterdrückung und Ausbeutung von Menschen setzender Strukturen und Mechanismen hinterlassen in ihrer Inhumanität und Nichtswürdigkeit gerade auch in dem recht sensiblen Bereich von Kultur, Bildung sowie Persönlichkeitsentwicklung ihre sichtbaren Spuren.

Die Aufgaben unseres Bildungssystems treten desto deutlicher hervor ...

Michael Pleister, d. 03.07.2015, vereinzelte Anpassungen v. 22.01.2021



11-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.05.21 04:37.

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Re: "Eigeninitiative" und "Selbsttätigkeit"
geschrieben von: bobaka ()
Datum: 08. August 2018 22:55

Haben Sie jemals im Ausland an nicht-westlichen Universitäten unterrichtet?
Dort habe ich die unterschiedlichsten individuellen Charaktere angetroffen; einige zeigten dort trotz des "autoritären" Bildungssystems die notwendige Eigeninitiative, um ihre Master- oder Dr.-Arbeiten bei mir erfolgreich abzuschließen.

Aber vielleicht gehen Sie von solchen Erfahrungen aus, die Sie in Deutschland mit Klienten aus bildungsfernen Schichten in diesen Ländern gemacht haben? Die gibt es allerdings auch.

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Re: "Eigeninitiative" und "Selbsttätigkeit"
geschrieben von: Pleister ()
Datum: 09. August 2018 01:13

Ich habe nicht nur autoritäre Bildungssysteme, sondern die Disziplinierung und Unterdrückung durch entsprechende Imperative gesamtgesellschaftlicher Systeme autokratischen bis diktatorischen Zuschnitts im Blick. Sie dürften Auswirkungen im Sinne von Macht- und Herrschaftsausübung auf die jeweilige Bevölkerung in ihrer Struktur und Verhaltensdisposition insgesamt haben und ebenso die Einzelperson in ihrer Einstellung, in ihrer psychischen Konstellation, in ihren Gewohnheiten und Gepflogenheiten über brutale Bevormundung auf den Weg von Konformität und Unterwerfung zwingen.

Wenngleich ich zeitweilig auch an der Hochschule unterrichte, so beziehe ich meine Erfahrungen derzeit hauptsächlich aus Integrationskursen in Deutschland. Aber auch hier gibt es "Ausnahmen und Abweichungen", manchmal erfreulicherweise sogar eine ganze Reihe!

Gleichwohl: Ich bin dankbar, dass Sie mir geantwortet haben. Es gibt auf dem Forum nicht so viele interessante Gesprächspartner ...

Mit besten Grüßen!

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Re: "Eigeninitiative" und "Selbsttätigkeit"
geschrieben von: bobaka ()
Datum: 09. August 2018 15:54

Ja, der von Ihnen skizzierte Zusammenhang ist mir schon klar. Gut ausgebildete DaFler und solche mit interkulturellem Bewusstsein werden das auch immer im Hinterkopf haben.

Die Frage ist allerdings, wie man so etwas in die Praxis eines DaF-Unterrichts z. B. in Integrationskursen umsetzt, wo eher bildungsferne TN und solche,die es nichr sind, bunt zusammengewürfelt sind, umsetzt.

Man wird dann sicher mit kulturell bedingten andersartigen Lernstilen der TN konfrontiert, die dann vielleicht eher weniger mit der kommunikativen Methode in einem nach konstruktuvistischen Prinzipien angelegten DaF-Kurs anfangen können.

Bei ostasiatischen Studenten ist z. B. der traditionelle Paukstil mit einer Konzentrierung auf auswendig gelerntes Wissen ein immer wiederkehrendes Problem; weniger "autoritäre" Lehr- und Lernstile sind außérdem westliche Produkte, die in Gesellschaften, die weniger Wert auf das Individuum legen und dafür die soziale Gruppe besonders betonen, als eher "unangemessen" gelten.

Über Letzteres habe ich mal ein ganzes Buch und vor 2 Jahren einen längeren Artikel geschrieben.



Zitat

Ich habe nicht nur autoritäre Bildungssysteme, sondern die Disziplinierung und Unterdrückung durch entsprechende Imperative gesamtgesellschaftlicher Systeme autokratischen bis diktatorischen Zuschnitts im Blick. Sie dürften Auswirkungen im Sinne von Macht- und Herrschaftsausübung auf die jeweilige Bevölkerung in ihrer Struktur und Verhaltensdisposition insgesamt haben und ebenso die Einzelperson in ihrer Einstellung, in ihrer psychischen Konstellation, in ihren Gewohnheiten und Gepflogenheiten über brutale Bevormundung auf den Weg von Konformität und Unterwerfung zwingen.

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Literaturhinweis
geschrieben von: Pleister ()
Datum: 02. September 2018 21:42

Zu den von mir im "Forum DaF" aufgeführten Beiträgen siehe auch:

Pleister, Michael (2018): Die Flüchtlingsfrage - eine humanitäre Aufgabe ohne zeitliche Begrenzung! Digitalisierung - ein Kataklysmus der Zukunft? "Theorie und Praxis" auch in Integrationskursen: ein Zugang zu System- und Lebenskomplexität! Diverse Verlautbarungen zu Politik, Gesellschaft und Bildung 2017/2018. Göttingen: Cuvillier Verlag.



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 18.12.18 01:38.

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