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winken in der Vergangenheit
geschrieben von: jülirö ()
Datum: 26. Juli 2005 12:21

Liebe Forenser (diese Anredeform gefällt mir!),

wenn jemand am Bahnhof steht und im Zug fahren seine Lieben gerade weg, dann winkt er ihnen hinterher. Wenn dies aber gestern war, was tat er dann? Hat er gewinkt oder gewunken? Winkte er oder...?

Ich weiß nicht, was hier richtig ist! Wer weiß Bescheid?

Viele Grüße

J

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Re: winken in der Vergangenheit
geschrieben von: Ingrid ()
Datum: 26. Juli 2005 12:36

Mein Duden sagt dazu folgendes:

winken <sw. V.; hat; 2. Part. gewinkt, standardspr. nicht korrekt: gewunken>

Ingrid

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Re: winken in der Vergangenheit
geschrieben von: Amélie ()
Datum: 26. Juli 2005 12:42

Hallo Jülirö,

bei "Forenser" muss ich irgendwie an Gerichtsmediziner denken, aber egal... ;)

M.E. gehen hier beide Möglichkeiten, also sowohl "er hat gewunken" als auch "er hat gewinkt", wobei sich letzteres tatsächlich etwas schräg anhört, wohl weil es weniger häufig benutzt wird. Er winkte also dem Zug hinterher (wunk wäre ja wohl noch schöner...!). ;))

Er hinkte ja vielleicht auch hinter dem Zug her (nicht hunk) -grins-

Einen schönen Tag wünscht

Amélie

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Re: winken in der Vergangenheit
geschrieben von: Amélie ()
Datum: 26. Juli 2005 12:43

Also wie hinken, sach ich ja...

Dass "gewunken" nicht korrekt ist, wusste ich allerdings auch nicht, man hört es doch recht häufig, oder?

Gruss,

A.

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Re: winken in der Vergangenheit
geschrieben von: Stefan ()
Datum: 26. Juli 2005 13:36

Dazu eine Expertenmeinung (B. Sick, Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod, S. 212f):
"Das Verb 'winken' wird regelmäßig konjugiert: ich winke, ich winkte, ich habe gewinkt. Die Form 'gewunken' ist landschaftlich verbreitet, aber streng genommen ein Irrtum. Zwar heißt es 'sinken, sank, gesunken' und 'trinken, trank, getrunken', doch nicht 'winken, wank, gewunken'. Die Formen von 'winken' werden wie die Formen von blinken, hinken und schminken gebildet."

S.

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Re: winken in der Vergangenheit
geschrieben von: MrMagoo ()
Datum: 27. Juli 2005 20:46

Nun, dann irrt der Experte Sick sich, denn:

hinken und winken sind ursprünglich reine starke Verben, bildeten ihr Präteritum also mit Ablaut - und zwar genauso wie "binden" oder "sinken", denn sie gehörten derselben Ablautreihe an (nach heutiger Ordnung: Reihe III, früher Reihe I.3).

Ablautreihe I.3 (heute: III):


"hinken":


"winken":



(Einträge aus M. Lexer "Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, Nachdruck der 3. Auflage von 1885)


Von diesen alten Formen her rührt das alte Partizip2 "gewunken" von winken, daß sich bis heute hält. Ich persönlich finde, daß sich "gewinkt" überhaupt nicht anhört.


Gruß
-MrMagoo



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 27.07.05 20:52.

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Re: winken in der Vergangenheit
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 27. Juli 2005 21:39

Hach prima, MrMagoo, den Lexer mochte ich schon immer gern! Wir hatten neulich eine wilde Diskussion im Lehrerzimmer über 'gewinkt/gewunken', wobei ich mich auch zu Letzterem mehr hingezogen fühle, aber ich wurde grausam belehrt, und der Sick-Artikel hat mir dann den Rest gegeben, ich wurde ganz still ... stellt euch das mal vor!!

Gut gelaunte Grüße euch allen!

Franziska

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Re: winken in der Vergangenheit
geschrieben von: MrMagoo ()
Datum: 28. Juli 2005 12:07

Nun, dann schlage ich vor, daß Du Deinen Kollegen mal ordentlich den Lexer um die Ohren schlägst und selbigem einen der vordersten Plätze im Bücherregal des Lehrerzimmers zukommen läßt - dort, wo ihn jeder sehen kann! *hehehe*

Bastian Sick hat sicher beim Duden gespickt ;-) - meiner Meinung nach hat dieses 'öde' "Standardwerk" bzw. dessen Redakteure eine außerordentliche Neigung, die deutsche Sprache mal so richtig ordentlich zu verhunzen... leider :(

Naja, auf jeden Fall weißt Du jetzt, daß "gewunken" richtig ist - laß Dich nicht davon abbringen, es auch so zu benutzen! Es sind schon genug starke Verben von der Schwächung gefohrden! *gg*


Lieben Gruß
-MrMagoo

(P.S.: Es verschiebt sich zwar immer weiter nach hinten, aber Berlin rückt näher. Eventuell schaffe ich's im letzten Augustdrittel in unsere Hauptstadt).

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Re: winken in der Vergangenheit
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 28. Juli 2005 15:35

Sehr gut, Lexer wird geschlagen, Berlin wartet - und ich mache mich erstmal auf an die Ostsee!

Adios!

F.

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Re: winken in der Vergangenheit
geschrieben von: Frank ()
Datum: 28. Juli 2005 15:59

Verbkonjugierungsseite:

[konjugator.lingofox.de]

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Re: winken in der Vergangenheit
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 28. Juli 2005 17:11

Ich würde sagen, auch der geheimnisvolle Konjugator muss irgendwoher gespeist werden - zum Beispiel aus dem reichhaltigen Schatz des Duden. Und dann sind wir wieder am Anfang.

F.

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Re: winken in der Vergangenheit
geschrieben von: jülirö ()
Datum: 29. Juli 2005 09:58

Liebe Forenser,

ganz herzlichen Dank für die vielen interessanten Antworten, vor allem an MrMagoo! Dein Beitrag hat mich in meiner Ansicht bestärkt, dass nämlich "gewunken" durchaus korrekt ist (und dass von Herrn Sick in seiner oberflächlichen Belehrungshaltung nichts, aber auch gar nichts zu halten ist!).

Also sollen wir weiterhin dem abfahrenden Zug hinterherwinken bzw. gewunken haben, auch wenn man das aus dem ICE gar nicht sieht!

MrMagoo, noch zwei Fragen: Wie hast du diese schönen eingescannten Beispiele ins Forum gebracht?
Und an welcher Uni bist du?

Viele Grüße


Jürgen

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Re: winken in der Vergangenheit
geschrieben von: Stefan ()
Datum: 29. Juli 2005 11:07

Ja, sehr interesante Beiträge, wobei vielleicht nur anzumerken wäre, dass Mittelhochdeutsch im Jahre 2005 nicht mehr standardsprachlich ist.

Es ist sicherlich nicht meine Aufgabe, Herrn Sick zu verteidigen, aber man sollte doch sehen, dass er die Verwendung von "gewunken" akzeptiert und nicht kategorisch ablehnt ("streng genommen ein Irrtum"), bevor man seine Ausführungen in Bausch und Bogen ("oberflächliche Belehrungshaltung") verdammt.

MfG
S.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.07.05 12:52.

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Re: winken in der Vergangenheit
geschrieben von: MrMagoo ()
Datum: 29. Juli 2005 20:14

jülirö schrieb:
-------------------------------------------------------
> Liebe Forenser,
>
> ganz herzlichen Dank für die vielen interessanten
> Antworten, vor allem an MrMagoo! Dein Beitrag hat
> mich in meiner Ansicht bestärkt, dass nämlich
> "gewunken" durchaus korrekt ist (und dass von
> Herrn Sick in seiner oberflächlichen
> Belehrungshaltung nichts, aber auch gar nichts zu
> halten ist!).


Hallo Jülirö,


soo oberflächlich sind Bastian Sicks Anführungen nun auch wieder nicht - mit dem was er sagt, liegt er meist schon ganz richtig.
Seine Meinung zu "gewunken" allerdings teile ich nicht:

"winken" war nun mal eben ein starkes Verb, ganz egal was uns die Dudenredaktion da weismachen will.

Es zeigt sich natürlich die allgemeine Tendenz, daß starke Verben zunehmend schwach werden, also ihren Ablaut aufgeben und stattdessen die Flexion mit dem Suffix -"te" vorziehen (das geschieht auch bei 'winken'), dennoch repräsentiert der Duden NUR die Standardvariante der deutschen Sprache - er gibt dabei die Richtlinien vor, wie im deutschen Sprachgebiet geschrieben und gesprochen werden soll - das heißt noch lange nicht, daß man tatsächlich auch so spricht und schreibt, wie der Duden das gerne hätte.
Der Duden beansprucht damit ein Recht auf Allgemeingültigkeit, das er eigentlich gar nicht haben kann: Es ist eine Möglichkeit, Sprache zu beschreiben und da der Duden nun eben Standard geworden ist, beschreibt er nicht mehr nur, sondern er schreibt auch vor und behauptet, daß nur das durch Duden Geregelte richtig sei....
Der Duden nimmt allerdings nicht immer Rücksicht auf Mundarten und auf das, was tatsächlich im Sprachgebrauch ist: Er schreibt vor, daß "gewunken" falsch sei - dennoch benutzt es ein Großteil der Deutschsprecher und findet es überhaupt nicht "falsch".
"Falsch" heißt nämlich "auf eine Norm bezogen nicht richtig" - und die Norm, auf die hier Bezug genommen wird ist der Duden! => Teufelskreis.

Mundarten halten ältere grammatische Bildungsweisen viel länger fest als die Standardsprache, denn die Standardsprache ist nichts weiter als ein Konstrukt, daß sozusagen ihre Flügel über die gesamten deutschen Dialekte ausbreitet. Klar, daß da mundartliche Bildungen nicht sehr viel Platz haben, auch wenn sie die älteren und oft auch 'richtigeren' (wenn ich das mal so sagen darf) Bildungen sind.

Bevor es jetzt irgendwas hagelt:
Ich bin schon für den Duden, es ist ganz klar, daß man eine einheitliche Norm in Bezug auf Sprache haben muß - dennoch denke ich, gerade weil viele viele Unstimmigkeiten im Duden gibt, daß man sich wohl mit einigen Recht in einigen Fällen seine eigenen "Regeln" aufstellen kann.
Was wäre z.B., wenn der Brockhaus Standard geworden wäre?! Dann wäre "gewunken" sicher absolut korrekt: Im Sprach-Brockhaus nämlich wird "gewunken" als landschaftlich verbreitete und richtige Form angegeben.



> Also sollen wir weiterhin dem abfahrenden Zug
> hinterherwinken bzw. gewunken haben, auch wenn man
> das aus dem ICE gar nicht sieht!

Auf jeden Fall! Ich laß mir doch nicht von so ein paar Hambummels in Mannheim vorschreiben, wie ich zu reden bzw. zu sprechen habe. Soweit kommt's noch *gg*



> MrMagoo, noch zwei Fragen: Wie hast du diese
> schönen eingescannten Beispiele ins Forum
> gebracht?
> Und an welcher Uni bist du?
>
> Viele Grüße
>
>
> Jürgen


Du mußt die Bilder auf eine Internetseite sozusagen zwischenspeichern und dann kannst Du es ganz normal wie einen Link in den Text bauen.
Eine Internetseite, die Platz für Bilder bietet ist Photobucket.com, versuch's einfach mal! ;)

-MrMagoo

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Re: winken in der Vergangenheit
geschrieben von: MrMagoo ()
Datum: 29. Juli 2005 20:22

Achso: Uni Paderborn.

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Re: winken in der Vergangenheit
geschrieben von: MrMagoo ()
Datum: 29. Juli 2005 20:29

Stefan schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ja, sehr interesante Beiträge, wobei vielleicht
> nur anzumerken wäre, dass Mittelhochdeutsch im
> Jahre 2005 nicht mehr standardsprachlich ist.


Nein, das wollte ich damit auch nicht sagen.
Zur "Standard"-Sprache s.o., zum Mittelhochdeutschen:
Klar, auch 'das' Mittelhochdeutsch, so wie wir es von Lexer kennen ist natürlich vereinheitlicht und standardisiert worden.
Es gab also auch im Mittelhochdeutschen mundartliche Nebenformen - wahrscheinlich tauchte auch die Form "gewinkt" schon auf, doch war "gewunken" die Hauptvariante - im Neuhochdeutschen ist es andersherum., weil "winken" dem Trend der Schwächung nachgibt. Dennoch ist "gewunken" absolut nicht unüblich und damit auch nicht falsch.



> Es ist sicherlich nicht meine Aufgabe, Herrn Sick
> zu verteidigen, aber man sollte doch sehen, dass
> er die Verwendung von "gewunken" akzeptiert und
> nicht kategorisch ablehnt ("streng genommen ein
> Irrtum"), bevor man seine Ausführungen in Bausch
> und Bogen ("oberflächliche Belehrungshaltung")
> verdammt.
>
> MfG
> S.


Das stimmt schon, da mußt Du ihn nicht verteidigen. Worin sich Sick allerdings irrt, ist, daß er sagt, die starke Form "gewunken" sei streng genommen ein Irrtum - viel besser ist es zu sagen, daß "gewinkt" streng genommen ein Irrtum ist.

MfG
-MrMagoo

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Re: winken in der Vergangenheit
geschrieben von: Tom9811 ()
Datum: 19. August 2005 09:12

Zitat

"winken" war nun mal eben ein starkes Verb, ganz egal was uns die Dudenredaktion da weismachen will.
Der Duden will uns nicht weismachen, dass es kein starkes Verb war. Der Duden will uns weismachen, dass es kein starkes Verb ist.

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Re: winken in der Vergangenheit
geschrieben von: Iulius ()
Datum: 19. August 2005 23:34

Zitat

Der Duden will uns weismachen, dass es kein starkes Verb ist.

Winken ist ein starkes Verb, wenn die Sprecher es so wollen. Der Duden kann ja höchstens einen statistisch ermittelten Mehrheitsgebrauch wiedergeben und diesen zur Norm erheben. Die Sprache ist aber keine Demokratie. Ich werde als Bayer immer wieder gewunken (statt gewinkt), geschliffen (statt geschleift) und gelitten (statt geläutet) sagen. Zumindest im Alltagsgespräch.

Iulius

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Re: winken in der Vergangenheit
geschrieben von: Istvan ()
Datum: 20. August 2005 09:43

Das ist ein uralter Streit: soll ein Woerterbuch / eine Grammatik

deskriptiv oder praeskriptiv sein? Eine ganz andere Frage: was

man unterrichten soll. Wollen wir unsere SchuelerInnen (diese Form ist

auch falsch - laut Duden!) verwirren oder ihnen etwas erklaeren?

Und ich glaube, im Lehrerzimmer koennen wir natuerlich auch

weiter diskutieren, wie winken konjugiert wird / werden sollte.

Und die Muttersprachler oder die Lernenden im deutschsprachigen

Raum koennen sich / duerfen sich frei entscheiden, welche Form sie

privat (oder oeffentlich) waehlen.

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