Hallo, man sagt ja immer, dass die Zeitenfolge im Deutschen nicht so genau und streng wie beispielsweise im Englischen oder Lateinischen ist.

Aber trotzdem gibt es bestimmt ein paar Regeln für bestimmte Situationen.

Und zu so einer Situation frage ich jetzt:

Handlung des Hauptsatzes: Liegt in der Vergangenheit

Handlung der abhängigen Situation: Nachzeitig zum Hauptsatz

Besonderheit: Die nachzeitige Handlung ist in dieser Situation eine möglicherweise eintretende Bedingung. Aber vom Erzählstandpunkt aus in der Vergangenheit weiß man noch nicht, ob diese Bedingung später eintreten würde.

Beispiel:

Das WM-Endspiel war in Wirklichkeit ein abgekartetes Spiel. Ein korrupter Unterhändler versprach demjenigen Spieler, der das entscheidende Tor ([schießen würde, schösse] -> Konjunktiv II, [schoss] -> Präteritum, [schießen sollte] periphrastischer Gebrauch von Hilfsverben) eine Millionensumme.

Man wusste also zum Zeitpunkt des Versprechens noch nicht, wer das Tor schießen würde und ob es überhaupt geschossen werden würde.

Als Tempus-Möglichkeiten fallen mir da ein:

Präteritum
Konjunktiv II
Periphrastische Umschreibung mit "sollte"

Was ist da so am Besten?

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Es handelt sich um "Futur in der Vergangenheit". Das drückt man üblicherweise mit Infinitiv + sollte oder Infinitiv + würde aus. Letzteres hat dann aber nichts mit einer Umschreibung des Konjunktivs 2 zu tun und sollte auch nicht durch diesen ersetzt werden. Ich musste mich diesbezüglich in einem anderen Forum selbst einmal vor einigen Jahren korrigieren lassen.

Periphrastisch würde ich die Bildung mit Infinitiv + sollte auch nicht nennen. Meinst du möglicherweise epistemisch?

Guten Morgen!

Ich würde mich ohne Weiteres für die würde-Form entscheiden (die synthetische Variante schösse passt hier nicht).

Die Variante mit sollte würde meiner Meinung nach eine schicksalhaftige Notwendigkeit ausdrücken; sie würde implizieren, dass das Geld nur einem bestimmten Spieler versprochen wurde und nicht jedem einzelnen potentiellen Torschützen. Die würde-Variante hingegen lässt auch die Lesart zu, dass alle Spieler miteinbezogen wurden.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.07.19 08:24.

Vielen Dank.

Das sind superinteressante Antworten.

Gibt es vielleicht irgendeine gute Quelle, die eventuell auch im Internet verfügbar ist, in der man solche und viele anderen Details zur Consecutio Temporum im Deutschen nachlesen kann?

Ich glaube, solche Fragen spielen vielleicht für die unmittelbare, alltägliche Kommunikationskompetenz keine große Rolle, aber sie werden wichtig, wenn man viel mit Literatur arbeitet. Also nehmen wir als Beispiel mal eine hypothetische DaF-Lernerin, die DaF lernt, um in Deutschland klassische Philologie zu studieren. So eine Situation ist ja vorstellbar...

Guten Morgen Tomas,


eine Reihe von Beispielen zur Zeitenfolge finden Sie in der Canoonet.eu - Grammatik.



Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker