hallo Leute,

ich habe damals in meinem Studium gelernt:
Mir ist kalt = Es ist mir kalt

Aber heute hat mir ein deutscher Muttersprachler erklärt, dass niemand "es ist mir kalt" sagen würde.

jetzt bin ich verwirrt

1.Sagt man wirklich nicht "Es ist mir kalt", klingt es gestelzt?
2. Für mich ist "es ist mir kalt" grammatikalisch korrekt, warum nutzt man es nicht?

3. und wenn "mir ist kalt" (sowohl schriftlich als auch umgangssprachlich)viel häufiger vorkommt, gilt es auch für andere Adjektive wie z.B. langweilig, übel usw.?
Mir ist langweilig > Es ist mir langweilig
Mir ist übel > Es ist mir übel

danke sehr

Warum stellst du deine Frage nicht in der Sprachberatung, wo sie hingehört?

Aber um deine Frage dennoch zu beantworten:

Wir Muttersprachler sind uns einig, dass niemand "Es ist mir kalt" sagen würde!

Die einzige Funktion eines Platzhalter-Es' könnte sein, die interessante neue Information nicht vorschnell zu verraten. Das ist z.B. bei "Es war einmal ein König, der hatte drei Töchter" der Fall. Bei "Mir ist kalt" im Vergleich zu "Es ist mir kalt" kann ich hingegen keine Verbesserung des Spannungsbogens erkennen. Das wäre einfach nur weitschweifig (wordy)!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 27.04.20 22:28.

Guten Abend YanZ,

es ist mir kalt in diesen Tagen der sozialen Distanz. Ja, es klingt gestelzt.

Mir ist langweilig, mir ist übel wird in gleicher Weise gebraucht.


Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

Guten Abend,

ich stimme zu.

Aber ich frage mich, warum sagt man: "Mir geht es gut?"

Viele Grüße
Ann

Guten Abend Ann,

wir fragen: "Wie geht es dir?" und antworten: "Mir geht es gut!" oder "Es geht mir gut!"


Wir fragen dabei nicht nach einer Eigenschaft des anderen, wir fragen nicht: "Wie bist du?" Das unpersönliche Subjekt "es" bleibt dabei unbestimmt, "es" ist vielleicht das Schicksal, vielleicht die allgemeine Lage, etwas, das wir erleiden, erdulden, erfahren. Mit dem Dativ "dir, mir" wird dabei der Empfänger, der Erdulder, der Erlebende dieses "es" bezeichnet. Wenn Ihnen das zu kompliziert erscheint, antworten Sie einfach: Ich bin o.k., den Umständen entsprechend. Das bleibt nett ambivalent zwischen Eigenschaft und Leiden.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

Ann Ba schrieb:
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> Aber ich frage mich, warum sagt man: "Mir geht es gut?"

Da fragst du was!

Darauf habe ich bisher auch noch keine vernünftige Antwort gefunden. Von avalenten (etwa meteorologischen) Verben ist ja bekannt, dass sie alle ausnahmslos dieses 'expletive' Es auch dann benötigen, wenn es nicht im Vorfeld des Satzes steht.

   Morgen soll es regnen.
   Gestern hat es gehagelt.
   Im Winter, da schneit es, im Winter ist es kalt!

Aber auch eine nicht-meteorologische Spontanbildung wie:

   Bald hat sich's ausgemerkelt.

Das sind aber alles avalente Verben.

   Jemandem geht es irgendwie.

... scheint hingegen das einzige monovalente Verb zu sein, bei dem ein quasi-expletives Es unentbehrlich ist.

Siehe auch folgenden Wikipedia-Abschnitt: Das Subjekt in der Struktur des Satzes