Hallo zusammen,

ich hätte eine Frage zur modalen Bedeutung des Futur I. Es geht um folgende Vermutung:

"Er wird wohl krank sein."

Der Satz kann sowohl Zukünftiges als auch Gegenwärtiges ausdrücken, also in beiden Fällen eine Vermutung. Wie kann man eigentlich unterscheiden, ob es um eine Vermutung für die Zukunft oder für die Gegenwart geht? Eigentlich nur durch den Kontext, oder?

Wenn ich dem Satz nämlich "Er war heute nicht bei der Arbeit" hinzufüge, dann ist es eben klar, dass es sich um eine Vermutung über die Gegenwart handelt.

Und hier noch eine Frage: Wenn das eine Vermutung über die Gegenwart ist, kann da ein anderes Modalwort als "wohl" stehen z.B. "vermutlich" oder "wahrscheinlich"? Oder ist das nur mit "wohl" eine Vermutung über die Gegenwart? Vielleicht ist das eine dumme Frage, sorry!

Danke im Voraus für Eure Mühe!

Guten Morgen, malder22,

es bleibt wohl eine Vermutung, auch wenn dort kein Modalwort eingefügt wird.

"Er wird wohl krank sein."

"Er wird krank sein."

"Er wird doch wohl nicht krank sein."

"Er wird, denke ich, krank sein."

"Er wird ja wohl krank sein."

Und so weiter.

Vielleicht sollte ihn mal jemand anrufen, dann werden wir wissen, ob er krank ist oder nicht.


Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

malder22 schrieb:
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> "Er wird wohl krank sein."
>
> Der Satz kann sowohl Zukünftiges als auch
> Gegenwärtiges ausdrücken,

Nein. Es handelt sich um eine Vermutung/Hypothese über die Gegenwart. Ich sehe da in Verbindung mit der Partikel wohl keinen Interpretationsspielraum.

> Und hier noch eine Frage: Wenn das eine Vermutung
> über die Gegenwart ist, kann da ein anderes
> Modalwort als "wohl" stehen z.B. "vermutlich" oder
> "wahrscheinlich"?

Ja natürlich, und auch dabei handelt es eindeutig um eine Vermutung/Hypothese über die Gegenwart.

Wenn wir über die Zukunft sprechen, machen wir das mit Zeitadverb(ial) + Präsens oder ohne Temporaladverb(ial) und im Futur, dann aber auch ohne Modalpartikel, außer wenn es sich um eine Vermutung über die Zukunft handelt; dann sowohl mit Zeit- als auch Modaladverbial im Futur.

Zukünftiges Geschehen ist, wie bekannt, oft UNGEWISS. Aus diesem Grunde kann man mit dem Futur I auch eine Vermutung in Bezug auf gegenwärtiges Geschehen ausdrücken. In der heutigen Sprache ist dieser Gebrauch viel häufiger als der zum Ausdruck rein zukünftigen Geschehens. So erhält die Zeitform einen modalen Charakter, der oft durch Adverbien (Modalwörter), z.B. wohl, vielleicht, wahrscheinlich, sicher noch unterstrichen wird.

Milorad Gavrilovic (Novi Sad, Serbien)



8-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.10.20 17:51.

Vielen Dank! Das ist sehr hilfreich!

Hallo Malder,

wo unterrichtest du eigentlich?