Liebes Forum,

ich habe eine kurze Frage zur Nominalisierung von Verben.
Wie erkläre ich den Teilnehmern, welche Verben man mit dem Suffix -ung nominalisieren kann und welche nicht. Gibt es Regeln? Ich habe bei meiner Recherche bisher keine gefunden.
Vielleicht kann mir jemand helfen.

Grundsätzlich kann man jedes Verb nominalisieren, indem man seinen Infinitiv einfach großschreibt. Nominalisierungen auf „-ung“ sind auch oft möglich, haben dann aber oft eine andere Bedeutung, z. B. „das Wohnen“ (Abstraktum) vs. „die Wohnung“ (Konkretum).

Ja, das ist mir schon klar, aber geht in der Aufgabe konkret darum, dass die Teilnehmer zu vorgegebenen Verben das Nomen bilden sollen.
Woher sollen sie wissen, dass man aus "wahrnehmen" und "bedeuten" " Wahrnehmung" und "Bedeutung" machen kann, aus "beweisen" oder "absagen" aber nicht "Beweisung" oder " Absagung". Gibt es da eine Regel oder muss man immer im Wörterbuch nachschauen?

Guten Tag,

meines Wissens gibt es da keine Regel, die Sprachlernenden wirklich hilft, die möglichen Formen zu bilden.

In der DUDEN-Grammatik gibt es einen Artikel zu "Wortbildungsbeschränkungen", daraus lässt sich aber keine leicht zu lernende Regel ableiten.

Wo haben Sie diese Aufgabe gefunden?


Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

Vielen Dank für die Rückmeldung.
Die Aufgabe befindet sich in dem Lehrbuch "Aspekte neu B2".
Es gibt dort vier Blöcke mit jeweils drei Verben und oben drüber einen Kasten mit vier möglichen Endungen (bzw. einer Nullendung), mit denen man die Verben nominalisieren kann. Hat man die richtigen Endungen mithilfe des Wörterbuchs oder wie auch immer zugeordnet, lässt sich zumindest für eine der Verbgruppen eine Regel ableiten, nämlich die Endung -(t)ion für alle Verben auf -ieren (konzentrieren, definieren, produzieren ...), wobei natürlich "studieren" z.B. auch schon wieder eine Ausnahme ist.
Für die anderen Verbgruppen in der Aufgabe kann ich keine Regelmäßigkeit erkennen, warum sie mit -e, -ung oder ohne Endung nominalisiert werden.
Ich weiß aber, dass es z.B. für Adjektive durchaus Regeln gibt, wann man sie mit -heit, -keit oder - ung nominalisiert.
Aber für Verben scheint es so etwas nicht zu geben.
Den Duden-Artikel werde ich mir noch einmal anschauen.
Vielen Dank und viele Grüße!

bluemoon schrieb:
-------------------------------------------------------
> Woher sollen sie wissen, dass man aus "wahrnehmen"
> und "bedeuten" " Wahrnehmung" und "Bedeutung"
> machen kann, aus "beweisen" oder "absagen" aber
> nicht "Beweisung" oder " Absagung". Gibt es da
> eine Regel oder muss man immer im Wörterbuch
> nachschauen?

Ich denke, die Wahrscheinlichkeit, dass ein Verb (nur oder auch) auf „-ung“ nominalisiert werden kann, ist bei regelmäßigen Verben höher als bei Verben mit Vokalwechsel. Der Nominalisierungs-Stammvokal ist bei starken Verben überdies auch oft noch einmal ein anderer als bei den Zeitformen des Verbs. Außerdem scheinen präfigierte Verben häufiger neben substantiviertem Infinitiv mit möglicherweise anderer Bedeutung nur auf „-ung“ nominalisierbar zu sein:

ziehen - zog - gezogen -> der Zug
                          das Ziehen 
                          die Ziehung

schieben - schob - geschoben -> der Schub
                                das Schieben
                                die Schiebung

(sich ver)schwören - (ver)schwor (… sich) - [ ver | ge ]schworen -> der Schwur
                                                                    die Verschwörung
                         

abtreiben - trieb … ab - abgetrieben -> der (Alm-)Abtrieb
                                        das Abtreiben
                                        die Abtreibung


(über)schreiten - (über)schritt - [ über | ge ]schritten -> der Schritt
                                                            das (Über)Schreiten
                                                            die Überschreitung

Es gibt aber auch einige schwache Verben, die in der Nominalisierung dennoch einen Vokalwechsel aufweisen:

mähen -> die Maht, säen -> die Saat, setzen -> der Satz

Danke für die Rückmeldung.
Ich habe mir noch mal die Liste der regelmäßigen Verben angeschaut. Tatsächlich werden sehr, sehr viele mit -ung nominalisiert, aber eben auch nicht alle. Und bei den unregelmäßigen Verben mit Vokalwechsel in den Zeitformen ergeben sich oft Nomen, auf die die Teilnehmer ohne Wörterbuch ja gar nicht kommen würden. Die Aufgabe in "Aspekte neu" ist in dieser Hinsicht vielleicht auch nicht so gut aufgebaut, denn dort sind bis auf eines alle Verben unregelmäßig, auch die, die mit - ung nominalisiert werden. Auch die Verben auf -ieren scheinen längst nicht alle das Nomen auf -(t)ion zu bilden, wie ich im Nachhinein feststellen konnte.
Es bleibt den Teilnehmern daher wohl nichts anderes übrig, als das Wörterbuch zu benutzen. :-)