Hallo,

normalerweise muss der Infinitiv bei Sätzen mit Modalverben am Satzende stehen. Ich kann doch aber auch sagen: Helfen musste ich der Nachbarin. Die Satzpositionen sind im Deutschen recht frei. Wie erkläre ich das nun meinen TN? Überall wird immer nur die Satzklammer erklärt. Sieht aus wie in Stein gemeißelt. Geht doch auch anders - oder?
LG und Dank

Hallo Beginner,

hat doch auch was mit Sprachgefühl zu tun. "Helfen musste ich der Nachbarin" ist nun kein Satz, den ich sagen/schreiben würde (außer vielleicht (!), ich wäre ein wenig aufgebracht und bevorzugte deshalb in der mündlichen Rede die Einser-Verbstellung, auch an der Intonation ablesbar). Damit würde ich meine TN aber nicht verunsichern wollen.

Die Satzklammer ist schon wichtig für die unteren Niveaustufen - an irgendwas müssen sich die TN orientieren, weil in aller Regel noch kein Sprachgefühl da ist; das kommt später.
Von daher würde ich da noch nicht so große Ausnahmen von der sicherlich NICHT in Stein gemeißelten Regel besprechen.In B1 kommt ja dann langsam TeKaMoLo, in B2 zu wiederholen - in starken Gruppen auch schon früher.

Aber Zeitangaben, die umstellbar sind, kann man sogar in A1 üben, z.B. "Heute Abend gehe ich tanzen". "Ich gehe heute Abend tanzen". Sicherlich würde man nicht sagen: "Tanzen gehe ich heute Abend." Obwohl grammatikalisch richtig.

Ansonsten peu á peu. Die TN haben schon genug mit trennbaren Verben, Modalverben, Imperativ, Fragen, "aber" und "denn" u.ä. zu tun ...
Schön mit "Farben" o.ä. für die Verben arbeiten, dann bleibt's hängen. Zumindest meiner Erfahrung nach.

Beginner schrieb:
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> normalerweise muss der Infinitiv bei Sätzen mit
> Modalverben am Satzende stehen. Ich kann doch aber
> auch sagen: Helfen musste ich der Nachbarin. Die
> Satzpositionen sind im Deutschen recht frei. Wie
> erkläre ich das nun meinen TN? Überall wird immer
> nur die Satzklammer erklärt. Sieht aus wie in
> Stein gemeißelt. Geht doch auch anders - oder?

Der Normalfall bei nicht-trennbaren Verben (ohne Modalverb) im Indikativ Präsens und Präteritum ist doch der, dass die rechte Satzklammer unbesetzt bleibt. Das ist auch das, was DaF-Lerner als Erstes lernen:

   Ich komme aus Deutschland.
   Woher kommst du?
   Ich wohne in Köln.
   Wo wohnen Sie?
   Kommen Sie bitte pünktlich!

Dort bildet quasi das Satzschlusszeichen die rechte Satzklammer.
[grammis.ids-mannheim.de]
[program.idf.uni-heidelberg.de]

Im Vorfeld eines Aussagesatzes kann alles stehen, was man in seiner Thema-Rhema-Abfolge topikalisieren möchte. Deshalb hört man z. B. in den Nachrichten, wenn über einen Unfall mit reinem Sachschaden die Rede ist, auch standardmäßig den Satz:

   Verletzt wurde niemand.

und selten:

   Niemand wurde verletzt.

Für deinen Satz »Helfen musste ich der Nachbarin« gibt es sicherlich ebenfalls einen vorausgehenden Kotext, der es nahelegt, die infinite Verbform, die man normalerweise als rechte Satzklammer benutzt, ins Vorfeld des Satzes zu verlegen. Nur so ist sichergestellt, dass die interessante, neue Information mit dem höchsten Mitteilungswert am Ende steht. Das ist in deinem Fall die Nachbarin, die du im vorausgehenden Text über ein Extrem-Ereignis, anders als andere vorerwähnte Personen, die möglicherweise danach hilfsbedürftig sind, noch gar nicht auf dem „Schirm“ hattest.