Hallo,
ich habe ein kurze Frage zu den beiden Formen
Die Bäckerei hat geschlossen. (Ist das wirklich Perfekt???)
Die Bäckerei ist geschlossen. (Das scheint jedenfalls Zustandspassiv zu sein)

Aber meine Frage bezieht sich auf die Verwendung von "hat geschlossen" in folgendem Kontext:
"Einmal war der Bäcker sehr krank und hat seinen Sohn gebeten, in die Bäckerei zu gehen und Brötchen zu backen. Aber der Sohn ist zu spät aus dem Bett gekommen. Niemand hat Brötchen gebacken. Die Bäckerei hatte den ganzen Tag geschlossen. Der Bäcker war sehr wütend usw. ..."

Wenn "hat geschlossen" wirklich Perfekt ist, warum muss dann hier das Plusquamperfekt stehen, denn es handelt sich hier ja nicht um Vorzeitigkeit. Oder habe ich irgendetwas übersehen? "Die Bäckerei hat den ganzen Tag geschlossen" würde sich auch eher anhören wie Präsens, oder?

Und offensichtlich könnte man hier synonym auch das Zustandspassiv "Die Bäckerei war den ganzen Tag geschlossen" verwenden.

Mir ist leider nicht ganz klar, um was für eine Form es sich bei "hat oder hatte geschlossen" wirklich handelt?

Vielleicht hat jemand eine Idee dazu ...

bluemoon schrieb:
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> Die Bäckerei hat geschlossen. (Ist das wirklich
> Perfekt???)

Nein, es beschreibt ebenso wie das Zustandspassiv einen Zustand und keine Handlung der Bäckerei. Das Gegenteil wäre:

   Die Bäckerei hat auf.

> Die Bäckerei ist geschlossen. (Das scheint
> jedenfalls Zustandspassiv zu sein)

Das ist es auch, und zwar im Präsens, auch wenn das entsprechende Handlungspassiv, aus dem sich dieses Zustandspassiv ableitet, im Perfekt steht:

   Die Bäckerei ist geschlossen worden.

> Aber meine Frage bezieht sich auf die Verwendung
> von "hat geschlossen" in folgendem Kontext:
> "Einmal war der Bäcker sehr krank und hat seinen
> Sohn gebeten, in die Bäckerei zu gehen und
> Brötchen zu backen. Aber der Sohn ist zu spät aus
> dem Bett gekommen. Niemand hat Brötchen gebacken.
> Die Bäckerei hatte den ganzen Tag
> geschlossen.

In diesem Satz wird der Zustand der Bäckerei im Präteritum ausgedrückt, auch wenn die Satzklammer »hatte … geschlossen« formal wie eine vorzeitige Handlung im Plusquamperfekt aussieht.

Letztere Interpretation verbietet sich aber allein schon durch den Zusatz »die ganze Zeit«:
Wollte jemand einen Raum die ganze Zeit schließen (i. S. v absperren), so könnte er das nur, indem er oder ein anderer ihn auch permanent immer wieder öffnet.

»Haben« ist hier auch definitiv kein Hilfsverb, sondern tatsächlich eher ein Kopulaverb, das genauso wie das Verb »sein« mit einem adjektivisch (prädikativ) gebrauchten Partizip (Partizipialadjektiv) verknüpft wird.

> Mir ist leider nicht ganz klar, um was für eine
> Form es sich bei "hat oder hatte geschlossen"
> wirklich handelt?
>
> Vielleicht hat jemand eine Idee dazu ...

Ich weiß auch nicht, ob diese Form schon einmal sprachwissenschaftlich untersucht und mit welchem Terminus sie ggf. bereits benannt wurde. Vielleicht könnte man sie in Analogie zum »Sein-Passiv« oder »Zustandspassiv« als »Haben-Passiv« bzw. »Zustandsaktiv« bezeichnen.

Laut Google ist da tatsächlich schon mal jemand auf genau diesen Begriff gekommen: [kobra.uni-kassel.de]

Aber mal ganz abgesehen davon: Auch die Zeitform des Perfekts soll aus einem ursprünglich objektsprädikativen Gebrauch des Partizips 2 entstanden sein.

»Jetzt hast du mich verwirrt« hätte demnach ursprünglich bedeutet: »Jetzt hast du mich, und zwar als Verwirrten«, »Jetzt hast du mich da, wo du mich haben wolltest: im Zustand der Verwirrtheit.«

So eine Konstruktion gibt es ja auch im Englischen: [ell.stackexchange.com] [www.deepl.com]

Danke für die Ausführungen!
Das gleiche Phänomen tritt auf bei "hat geöffnet/ist geöffnet".
Dazu gibt es hier im Forum auch schon einen Post, den ich im Zusammenhang mit meiner ursprünglichen Frage gefunden habe: [www.deutsch-als-fremdsprache.de]

Aber mir kam das komisch vor, dass "hat geöffnet" Perfekt sein soll. Daher hatte ich hier noch mal in Runde gefragt ...