Kann jemand mir ueber die Etymologie des Wortes `gesotten` (wie in `hartgesotten`) erleuchtern ?

gesotten ist das starke Partizip Präteritum des heute (meist) schwach konjugierten Verbs "sieden".

"sieden" ist ursprünglich ein starkes Verb gewesen, die Formen laut(et)en
sieden - sott - gesotten.


Viele Verben gehen mit der Zeit in die schwache Konjugation über, so auch sieden (siedete - gesiedet), dabei geschieht das bei der Präteritumform oft ein wenig schneller als beim Partizip.
Warum?!
Weil das Partizip2 neben seiner Aufgabe als Verbform auch als Adjektivform herhalten muß - und dort oft in einer mehr oder weniger übertragenen Bedeutung.
Dazu kommt: Je häufiger eine Form genutzt wird, desto schwieriger ist es, sie zu "verregelmäßigen", also desto länger kann sich diese Form halten; deshalb gibt's auch heute noch
"hartgesottene" (statt: hartgesiedete) Kerle,
"verschrobene" (statt: verschraubte) Leute und
"verhohlene" (statt: verhehlte) Stimmen oder Waren.

Während diese Verben alle vollständig schwach konjugiert werden (außer eben bei einigen wenigen Verwendungen, s.o.), zeigen einige wenige noch ein starkes Partizip2 neben einer schwachen Präteritumform:

salzen - salzte - gesalzen (neben seltenerem: gesalzt)
backen - backte (neben seltenerem: buk) - gebacken (neben seltenerem: gebackt)
mahlen - mahlte - gemahlen ("gemahlt" tritt (noch) nicht auf).


Der Konsonantenwechsel sieden - sott - gesotten
ist ein sogenannter "Grammatischer Wechsel" (davon gibt's insgesamt vier).
Er stammt aus uralter Zeit und hat mit wechselnder Betonung innerhalb Wörter gleichen Stammes zu tun, dies jetzt auszuführen könnte ich zwar, wäre aber ein wenig langwierig - also laß ich's mal lieber...;-)

Den gleichen Wechsel haben wir heute noch in
leiden - litt - gelitten und
schneiden - schnitt - geschnitten.


Ich hoffe das war einigermaßen anschaulich - falls nicht, einfach hinterherhaken...;)

Viele Grüße
-MrMagoo



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 10.12.05 21:55.

Danke für die Aufklärung, das Thema ist echt sehr interessant!