Liebe Administrierende und Teilnehmende am Sprachforum,

als ich heute die Nachrichten hörte und las, u.a. über die Eröffnung des Holocaust-Mahnmals in Berlin, dachte ich, dass ich gerne hören würde, wie es im Ausland aufgenommen wird und dass es doch sicher auch nicht nur für mich interessant wäre, über solche Dinge, also über das, was in Deutschland passiert, diskutieren und sich austauschen zu können, halt so, wie man in den Unterricht auch immer Landeskunde integriert und nicht den ganzen Tag über Grammatikfragen redet.

Was meinen die anderen dazu? Ich stelle mir so ein Forum sehr spannend vor. Mögliche Themen liegen ja geradezu auf der Straße:

Das Bild Deutschlands im Ausland, das Bild anderer Länder in Deutschland

Deutsche Kultur, Ausstellungen, Kunst, Musik...

Politik, aktuelle Skandale, Wahlen, Parteien, Politiker

Wirtschaft, Kapitalismusdebatte, Arbeitslosigkeit


und so weiter und so fort. Ich glaube, viele ausländische Lerner und Lehrer des Deutschen würden sich über eine solche Möglichkeit freuen. Oder gibt es das schon? Ich würde mich jedenfalls über eure Meinungen freuen. Wenn die Beteiligung nur halb so lebhaft wäre wie im Sprachforum, wäre es super.

Viele Grüße

J.

Also ich finde die Idee prima und würde da gerne reinsehen/mitmachen! Ja ja, liebe Meister des Forums!!

Franziska

Ich würde nur Themen, wie Politik, Politiker auslassen, es sein denn, es betrifft deutsch Sprache.
Aus meinem Heimatland habe ich ganz schlechte Erfahrungen mit solchen Debatten.

Maja

Spontan halte ich das auch für eine gute Idee. Aber ich sehe auch das von Maja angesprochene Problem, dass sich sowas auswachsen kann... immer zu entscheiden, was gelöscht (zensiert!?) werden soll, ist auch sehr anstrengend, zumal die Leute dann natürlich auch eine gute Begründung erwarten, warum ihr Beitrag gelöscht worden ist. Klar formulierte Nutzungsbedingungen sind da unerlässlich.

Hm, wir könnten natürlich auch "verdienten alten Recken" von Forumsteilnehmern Moderationsrechte für dieses Landeskunde-Forum erteilen. Was haltet ihr davon? Würde sich jemand von euch dazu bereit erklären?

Ich werde das auf jeden Fall in der Redaktion mal vorschlagen.

Jürgen Kleff

Online-Redaktion deutsch-als-fremdsprache.de
[www.iik-duesseldorf.de]

Hallo Maja,

was für schlechte Erfahrungen meinst du?

Und Jürgen, wie könnte so eine Moderation aussehen?

Leider ein bisschen in Eile - viele Grüße!

J.

Moderation bedeutet nur, dass man per Mail benachrichtigt wird, wenn eine neue Nachricht im Forum ist. Diese sollte man sich dann anschauen und entscheiden, ob man sie stehen läßt oder editiert (problematische Teile löscht) oder ganz löscht. Das ist eigentlich alles... ;-)

Jürgen Kleff

Online-Redaktion deutsch-als-fremdsprache.de
[www.iik-duesseldorf.de]

Sehr geehrter Herr Kleff,
Heißt das, wenn ich (beispielsweise) so eine Moderation übernehmen würde, könnte ich dann schreiben, was ich will? Na, ja, ich meine, hätte ich dann mehr Rechte? Da fängt das Problem an, glaube ich.Es würde aber bestimmt spannend werden, mit euch über anderes zu reden außer Grammatik.
Maja, laß' dich doch nicht von deinen schlechten Erfahrungen leiten, dann kannst du doch bald gar nichts mehr machen. (Hallo, ich fange schon einmal an, über etwas anderes zu reden als Grammatik.)
Gruß
Karsten Fink



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 11.05.05 23:08.

Also bevor jetzt die ersten Bewerbungsschreiben eingehen von potentiellen Moderatoren des neuen Forums, sollten wir uns vielleicht einmal einigen, ob und in welcher Form es sinnvoll sein könnte.
Was das moderieren angeht, so meine ich mich zu erinnern, dass das Wort aus dem Lateinischen stammt und so viel wie mäßigen bedeutet. Das sollte dann auch ein Moderator können.

Ich halte ein solches Forum für sehr reizvoll. Für viele andere Sprachen existiert so etwas bereits, mit sehr reger Beteiligung. Spielregeln muss es natürlich geben, und vielleicht könnte man sich zu Beginn auf weniger polarisierende Themen einigen. Eine Ausweitung kommt dann bei Bedarf von selbst, man sieht es ja an anderen Foren.

Grüße

J.

In meinem Heimatsland, Kroatien, herrscht ein allgemeines Respekt für Deutschland. Die ständige und großzügige humanitäre Hilfe, die uns Deutschland während des Krieges in unserem Land leistete, wird wohl lange nicht vergessen werden. Deutschland war auch das erste europäische Land, das meine Heimat Anfang der 90-er Jahre als selbstständiges Land annerkannte. Was diese Annerkennung für so ein kleines Land bedeutete, das können wahrscheinlich nur wenige in diesem Forum nachvollziehen. Ohne falsche Pathetik, ich kenne kein anderes Land, das so viel Sympathie für Deutschland empfindet.
Also, wir gehören sicherlich nicht zu den Ländern, die Schadensfreude über die aktuelle Wirtschaftskriese hierzulande empfinden. Schließlich weiß doch jeder dass, wenn Deutschland Grippe hat, dann hat Europa Fieber.
Was die Kultur betrifft, werden in unseren Schulen, wie wahrscheinlich überall auf der Welt, Schiller, Goethe,Heine usw. gelesen.
Deutsche gelten aber auch als ein Volk, das eher nicht singen kann, was sie beim Grand Prix immer wieder beweisen, und dessen Frauen von stillvollem Anziehen nicht gerade viel Ahnung haben. Dies ist aber nicht böse gemeint.
Ganz im Gegenteil, werde ich in meiner konservativen deutschen Familie (ich bin mit einem Deutschen verheiratet) als zu sensibel und zu temperamentvoll für ihr Geschmack, empfunden.
Wie auch immer, ich persönlich versuche immer, Vorurteile über irgendwelches Volk oder irgendwelche andere sozialee Gruppe zu vermeiden.

Hallo Jülirö!

Wenn es um Politik geht, gibt es immer verschiedenste Meinungen, oft ganz gegensäztlich. Und "die Gegner" in der Debatte bleiben nicht immer ganz freundlich, sehr umhüllend gesagt. Vielleicht haben hier die Leute im Forum mehr Kultur ... Auf jedenfall, in solchen Debatten täglich gehen oft die sächlichen Argumente beiseite und stattdessen kommen Beleidungen ...

Maja

Ich möchte auch mich ein wenig dazu äußern, was Frieda schrieb.
Bitte, möge niemand meine folgende Worte so verstehen, dass ich Deutschland hasse, ich mag sehr deutsche Sprache und auch Deutschen, in diesen Erfahrungen resoniert vielleicht ein wenig Enttäuschung aus einem Land, das ich überall mag ...

Ich komme aus einem Land, das neu zu EU gekommen ist, es ist ein sogenannter ehemaliger Ostblockstaat. Natürlich nach dem Fall vom Komunismus ist vieles wirtschaftlich schief gegangen und viele Betriebe sind im Besitz von Ausländern gekommen ... In diesem Hinsicht war gerade Deutschland sehr geschickt ... und nicht nur Deutschland. Daran wäre aber natürlich nichts schlechtes, es sind einfach Marktgesetze.
Was mich sehr enttäuscht hat, war das Benehmen der deutschen Firmen bei uns. Verhalten zu den Arbeitern, Auspressung, unmenschliche Arbeitsbedingungen, unfair-Handlung ...
Ausserdem eine bestimmte Firma, die mit allen Kräften ih Monopol behalten möchte, um ihre hohe Preise (höchste in EU wahrscheinlich) nicht zu verlieren. Obwohl in allen EU-Ländern und auch in Deutschland im diesem Bereich schon lange kein Monopol ist.
Wie ist es möglich, dass in Deutschland die Arbeiter sowiel Schutz und so gute Bedingungen haben, aber im Heimatsland verhalten sich die Deutschen wie Frühkapitalisten?

Ein anderes mal schreibe ich vielleicht auch über meine gute Eindrucke aus Deutschland ...

Maja

Hallo Maja,

klar, so was kann passieren, und es wäre schade, wenn Beiträge gelöscht werden müssen, aber es kann vorkommen. Es geht oft weniger um Inhalte als um die Art und Weise, WIE man sich auseinandersetzt, und da kann es auch bei Grammatikfragen unsachlich werden. Ich glaube aber, dass die meisten Interesse an einem Austausch hätten, z.B. denke ich an solche Fragen (wie sie auch schon im Sprach-Forum aufgetaucht sind) nach deutscher Popmusik usw. Aber eben nicht nur - wenn jemand im Ausland etwas liest über Deutschland, z.B. über einen tollen neuen Film, dann könnte er im Forum Leute, die den Film gesehen haben, nach ihrer Meinung fragen und man kann sich darüber austauschen. Literatur kann ein Thema sein, Lehrer und Deutsch-Schüler könnten sich austauschen, oder auch Beziehungen zu anderen Ländern.
Der Beitrag von Frida war auch sehr interessant, weil sie schreibt, dass es in Kroatien ein ganz bestimmtes Deutschlandbild gibt - in diesem Fall ein positives. Nun gibt es auch Länder, in denen bestimmte Klischees vom Deutschen noch lebhaft umgehen, und auch so was ist ein spannendes Thema.

Also keine Angst davor, dass so ein Forum ausarten könnte! Wir sollten es einfach mal laufen lassen und sehen, wie es sich entwickelt. Vom Sprachforum profitieren jedenfalls viele, und es macht Spaß, warum sollte es nicht auch beim großen Feld "Landeskunde" gehen? (Ich habe diesen Begriff gewählt, weil LK in vielen Ländern unterrichtet wird, weil es Bücher dazu gibt und weil man eine ungefähre Vorstellung davon hat. Ich meine damit nicht, dass das Forum sich am Landeskunde-Kanon orientieren sollte, der ohnehin stark umstritten ist. LK ist offen und umfasst Kultur im weitesten Sinne)

Gruß

J.


PS: diese Antwort bezieht sich auf den Beitrag von Maja um 15:09 Uhr, nicht auf den späteren.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 12.05.05 16:26.

Hallo Jüliro!

Sicher ist Idee mit der Landeskunde sehr gut!
Ich hatte nur Zweifel eben bei Thema Politik und ähnlichen Themen ... Aber vielleicht sind meine Zweifel übertrieben ...
Außer Bild vom Deutschland in anderen Ländern würde mich persönlich sehr interessieren, wie Deutschen selber ihr Land sehen (jetzt meine ich nicht politisch), wie sie sich selber als Menschen sehen, u.s.w.
Bei uns herrscht zum Beispiel allgemeines Bild, Deutschen sind sehr kalt (aber nur im Gegenteil zum unseren Leuten, die mehr herzlich und temperament sind). Ich habe aber verstanden, dass Deutschen in der Wirklichkeit nicht so kalt sind, nur ihre Gefühle nicht so zeigen, nicht so spontan sind, und viel mehr mit dem Intelekt an die Sache rangehen ...
Genau so denkt jeder bei uns, allen Deutschen geht es sehr gut, jeder hat ein Auto, nach drei Jahren schmeißt es weg und kauft sich ein neues ... Es sind alle ganz falsche Bilder, meine Meinung nach. Deswegen wäre zum Beispiel auch sehr interessant, wie sich die Deutschen in dieser Hinsicht sehen.

Gruß

Maja

Nochmal: Hallo Maja!

Im Grunde hast du das neue Forum schon eröffnet mit deinen Bemerkungen über Deutschland und die Deutschen. In einem solchen Forum könnte man solche Beobachtungen mit denen von Leuten aus anderen Ländern konfrontieren, und natürlich mit denen der Deutschen. Dann besteht auch nicht die Gefahr, dass man bei Klischees und Stereotypen hängenbleibt. Wer Deutsch lernt, hat daran bestimmt ein Interesse, wer Deutsch als Fremdsprache unterrichtet, ganz sicher auch.

In diesem Sinne viele Grüße - und darf ich fragen, aus welchem Land du kommst?

J.

Tja, der Moderator (oder die Moderatorin) ist dann verantwortlich für das, was im betreffenden Forum steht. Insofern hat der Moderator natürlich auch mehr Rechte.
Die Redaktion wird aber auch so weiterhin das ein oder andere Auge auf das Forum haben (es wird sicher interessant sein) und ggf. einem Moderator seine Rechte wieder entziehen (obwohl ich denke, dass das bei den Anwesenden hier nicht nötig sein wird :-))

Jürgen Kleff

Online-Redaktion deutsch-als-fremdsprache.de
[www.iik-duesseldorf.de]

Hallo Jülirö!

Slowakei

Maja

Hallo,

also, ich finde, hier geht gerade etwas Tolles ab.

(Entschuldigt diese platte Sprache, ich hab zwar studiert,
bin aber nicht in den besten Kreisen groß geworden.)

Ich muss dazu sagen, ich finde nicht nur Beiträge toll, die
was Positives sagen, ich mag eher Beiträge, die die Tatsachen
beleuchten, die nicht immer, in keinem Land, rosig aussehen.

Was Maja sagt, finde ich richtig, ich finde es intelligent von
ihr, dass sie keine Namen nennt, würde ich auch nicht, viel zu heiß.
Die Kapitalismusdebatte ist aber eröffnet, und zwar nicht nur in diesem Forum. Der Kommunismus mag ja gescheitert sein, aber grundauf falsch ist er nicht (ich bin kein Sozi). Maja, wenn du genau hinschaust, wirst du sehen, dass der Frühkapitalismus nicht nur in anderen Ländern blüht, auch in dieser Hinsicht gibt es viel zu monieren. Die Arbeitsbedingungen, die Bezahlung (man denke vielleicht mal an
Sprachlehrer) sind in so manchem Bereich katastrophal, gelinde gesagt.

So manch anderer weiß aber mit seinem Geld nicht wohin und benutzt es
als Klopapier.

Ich denke, wenn Julirö da die Lust hat, den Moderator zu geben, warum
nicht, schließlich war es ja seine Idee.
Ich denke aber, dass ein polemischer Moderator keiner ist.
Positives ist nicht immer positiv. Manchmal kommt man auch
über das Negative zum Positiven. Aber das ist Philosophie,
und ich höre schon welche schreien.

Viele Grüße

Karsten Fink



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 18.05.05 16:40.

Da wir auch gerade sehen, wie schnell man vom Hundertsten ins Tausendste kommen kann, ist das ein klares Plädoyer dafür, ein neues Forum zu beginnen und nicht landeskundliche Themen als ein Thema im allgemeinen Sprachforum unterzubringen.

Gute Nacht und viele Grüße, heute vor allem in die Slowakei (ich bin noch neugieriger: eher Bratislava oder eher Kosice? Tatra oder Tiefebene? Ich weiß, ich bin penetrant, aber so sind die Berliner eben, manchmal.)

J.

entschuldige meine Unwissenheit,
was ist das "vom Hundertsten ins Tausendste"?

Vom Hundersten ins Tausendste kommen: soviel wie "vom Hölzchen aufs Klötzchen kommen".
D.h. von einem Thema schnell zum nächsten kommen, zwischen den Themen wechseln, im Gespräch (hier: im Forum) viele Dinge ansprechen, ohne dass eines ausdiskutiert wird. Durchaus positiv gemeint, daran sieht man, wie lebhaft die Diskussion ist.

J.