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Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: Maja ()
Datum: 11. Mai 2005 10:29

Hallo!

Ich hätte eine Frage bezüglich der Terminologie von Konjunktiv.
Normal unterscheidet man beim Konjunktiv alle Tempus genauso wie beim Indikativ. Aber in der letzten Zeit bin ich oft auf Bezeichnung Konjunktiv I, Konjunktiv II gestoßen (einfach gesagt, verwendet man Konjunktiv I bei indirekter Rede, Konjunktiv II in der Kondicionalbedeutung).
Welche Bezeichnungen sind richtig?
Konjunktiv Präsens, Konjunktiv Präteritum u.s.w.
ODER Konjunktiv I, Konjunktiv II

Danke

Viele Grüße!

Maja

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: Hajnal ()
Datum: 11. Mai 2005 13:54

Hallo Maja,

wenn ich mich daran gut erinnere, zum Konjunktiv II. gehören: Konjunktiv Präteritum, und Konjunktiv Plusquamperfekt.

Zum Konjunktiv I. gehören: Konj. Präsens, Konj. Perfekt, und auch das Konjunktiv Futur.

Gruß von Hajnal

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: Irene Riedl ()
Datum: 11. Mai 2005 14:32

Das Problem ist, dass es mehr Konjunktivformen gibt als Indikative.


Konjunktiv Präsens: er fahre
KOnjunktiv Präteritum: er führe
Konjunktiv Perfekt: er sei gefahren
Konjunktiv Plusquamperfekt: er wäre gefahren
Konjunktiv 1 Futur: er werde fahren
Konjunktiv 2 Futur: er würde fahren
Konjunktiv 1 Futur 2: er werde gefahren sein
Konjunktiv 2 Futur 2: er würde gefahren sein

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: MrMagoo ()
Datum: 11. Mai 2005 17:58

Hallo nochmal, Maja!

Wieder eine Benennung, die Kopfzerbrechen bereitet...

Zunächstmal: Jedes Tempus bildet sowohl einen Indikativ als auch einen Konjunktiv:

Präsens Indikativ: Er fährt
Präsens Konjunktiv: Er fahre

Perfekt Indikativ: Er ist gefahren
Perfekt Konjunktiv: Er sei gefahren

Präteritum Indikativ: Er fuhr
Präteritum Konjunktiv: Er führe

Plusquamperfekt Indikativ: Er war gefahren
Plusquamperfekt Konjunktiv: Er wäre gefahren

--> Soweit erstmal.
Als Konjunktiv I werden, so wie Hajal es sagte, die Formen des Konjunktiv Präsens und Perfekt zusammengefaßt, als Konjunktiv II werden die Formen des Konjunktiv Präteritum und Plusaquamperfekt zusammengefaßt.


Auch die Futurformen I und II haben einen Konjunktiv - dieser wird bei beiden Zeiten mit der 1. Konjunktivform von werden gebildet:

Futur I, Indikativ: Er wird fahren
Futur I, Konjunktiv: Er werde fahren

Futur II, Indikativ: Er wird gefahren sein
Futur II, Konjunktiv: Er werde gefahren sein.


Daneben gibt es die Formen
"Er würde fahren" und "Er würde gefahren sein" - die oft als "Konjunktivumschreibungen" bezeichnet werden.
Im Grunde ist das falsch, denn diese Formen entstammen einem weiteren Modus:
Neben dem Indikativ und dem Konjunktiv gibt es nämlich noch das Konditional, welches sich auf (von bestimmten Ereignissen) abhängige Handlungen in der Zukunft bezieht. Meist erscheint das Konditional, wenn vorher ein Konjunktiv mit "wenn" oder "falls" eingeschränkt wurde:
"Wenn es heute regnete, würde ich zu Hause bleiben".

Da der Konjunktiv aber, v.a. bei den schwachen Verben oft mit dem Indikativ gleichlautet, "schwappt" die Konditionalform auch auf diese über, es vermischen sich also manchmal einige Formen.

Deutschlehrer, die immer wieder sagen "Deutsch ist eine "würde"-lose Sprache, liegen oft falsch, denn in abhängigen Konditionalsätzen, die durch "wenn, falls" eingeschränkt werden, ist "würde" absolut korrekt.

Viele Grüße
-MrMagoo

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: Karsten Fink ()
Datum: 11. Mai 2005 21:18

Hallo Maja,

man braucht sicherlich eine Terminologie, sonst kann man sich gar nicht
über eine Sache unterhalten. DAs mag banal klingen, ist es aber gar nicht.

Das Problem an Terminologien (diesen Plural gäbe es im Optimalfall nicht) ist, dass manche sinnvoll sind und manche nicht, d.h. es gibt unteschiedliche Terminologien, leider sogar richtige und falsche, manchmal nur verwirrende und weniger verwirrende, wenn man Glück hat.

Es gibt die Einteilung (soweit es mir begegnet ist)
konjunktiv Präsens ODER Konjuktiv I der Gegenwart
Konjunktiv Perfekt ODER Konjunktiv I der VErgangenheit
Konjunktiv Präteritum ODER Konjunktiv II der Gegenwart
Konjunktiv Plusquamperfekt ODER Konjunktiv II der Vergangenheit
(Der Futur ist nur ein Modalverb im Präsens + Infinitiv.)
Der Clou an der Sache ist, dass der "Konjunktiv Präteritum" im Normalfall gar kein Präteritum ist, was bedeutet, sich auf die Vergangenheit bezieht. (!!) Dieser Terminus muss also aus der Grammatik verbannt werden. Ich habe damit angefangen, ob andere das tun, sei ihnen überlassen, ich möchte hier erklären, warum.

Beispielsatz:
"Wenn ich dir den Finger gäbe, würdest du die ganze Hand nehmen."

Dieser Satz ist aufs Tempus bezogen zweideutig.
(Interessant, was mir gerade einfällt, Engel sagt, es gäbe eigenlich keine konsequenten Tempora, abgesehen vom Präteritum, in der deutschen Sprache.)
Er bedeutet, wenn ich dir jetzt den Finger gebe, nimmst du die ganze Hand.
Er bedeutet auch, wenn ich dir in Zukunft den Finger gebe (hier wie geben werde, ich benutze das Präsens als Futur, der Name Präsens ist auch etwas irrig), wirst du die ganze Hand nehmen.

Ich möchte hier nicht alles über Bord werfen, nur die Problematik aufzeigen, verstehe es nicht falsch, bitte.

Ich habe also den Konjunktiv "Präteritum" und mache eine Aussage
über die Gegenwart oder wahlweise über die Zukunft.
Da stimmt also irgendetwas nicht an der Begrifflichkeit.
Wenn ich nun sage das ist der Konjunktiv II der Gegenwart, der anhand des Präteritums gebildet (!) wird, ist die Sache doch viel klarer, oder nicht?
Ich kann doch nicht den Terminus von der Bildung her aufbauen. Da denkt doch jeder Lerner, dass die Bedeutung gemeint ist.

Denkste!

Steht "Präteritum" drauf, ist aber leider keiner drin.
Das sollte man Lernern wirklich nicht zumuten und von ihnen verlangen,
dass sie mit diesem Label lernen.

Der Konjunktiv I ist also für die indirekte REde.
Der Konjunktiv II ist also für die Konditionalsätze.

Der Konjunktiv II kann aber auch den Konjunktiv I ersetzen,...
aber den Rest erspar ich euch.

Gute Nacht! (Nicht im negativen Sinne)
Karsten Fink




















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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: Maja ()
Datum: 12. Mai 2005 15:05

Vielen Dank für alle Antworten!
Besonders Dank an Karsten, erst jetzt verstehe ich, warum diese neue Teilung (I, II) vorhanden ist.

Maja

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: Hajnal ()
Datum: 12. Mai 2005 19:40

Eine Frage an MrMagoo!


Bis jetzt habe ich so gewusst, und so gelernt, dass es in dem Deutschen drei Modi gibt: Indikativ, Konjunktiv und Imperativ.

Du schreibst "Neben dem Indikativ und dem Konjunktiv gibt es nämlich noch das Konditional".

Ich habe von diesem Konditional als Modus noch nie gehört (über die Konditionalsätze schon!) Meine Frage wäre, in welcher Grammatik kann ich das finden? Ich würde gern nachgucken, und nachlesen!

Gruß von Hajnal

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: MrMagoo ()
Datum: 13. Mai 2005 13:59

Die meisten Grammatiken fassen die Konditionalformen mit dem Konjunktiv zusammen und teilen diesen dann nur ein in die Konjunktivsätze und Konditionalsätze.
(Wahrscheinlich findest Du eine genauere Beschreibung von Konjunktiv/Konditional in Hadumod Bußmanns "Lexikon der Sprachwissenschaft", dort hat sie sicher weitere Literatur angeführt).

Das Konditional als "eigenen" Modus gibt's im Deutschen so eigentlich nicht, da dessen Funktionen vom Konjunktiv übernommen werden.

Sprachgeschichtlich gesehen ist das Konditional in etwa der Konjunktiv II des Futur bzw. Futur II - denn es bezieht sich auf Handlungen in der Zukunft die durch bestimmte Faktoren oder Ereignisse eingeschränkt werden. Diese bestimmten Ereignisse liegen meist in der unmittelbaren Gegenwart und stehen deshalb normalerweise im Konjunktiv ("Wenn ich Geld hätte, würde ich ein Haus kaufen" - unmittelbare Gegenwart: Ich habe kein Geld -> gleichzeitig einschränkender Faktor für die Handlung in der Zukunft, die von diesem Status "Geld haben" abhängig ist).

Grammatiken sind oft gut genug damit bedient, das Konditional auszuschließen, da es im Deutschen a) an sich nur in 'Konditionalsätzen' vorkommen sollte und sich b) kaum wirklich Abgrenzungen zwischen Konjunktiv und Konditional ziehen lassen. Einerseits semantisch, andererseits auch formal, da die würde-Konstruktion immer weiter gegen den Konjunktiv vorgeht.

Eine Unterscheidung in Indikativ, Konjunktiv und Imperativ (den ich anfangs nicht nannte) reicht daher normalerweise aus.
Woran ich mich nur immer wieder stoße ist, wenn Deutschlehrer diese "würde-Konstruktion" als falsch abstrafen... :)


Viele Grüße
-MrMagoo

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: Karsten Fink ()
Datum: 13. Mai 2005 18:52

MrMagoo,

jetzt verstehe ich aber wirklich nur Bahnhof.

Du sagst das Konditional ist mit dem Konjunktiv (welcher?) gleichzusetzen, andererseits scheinst du da aber auch eine Linie zu ziehen.

Gibt es einen Unterschied zwischen "würde" und "Konjunktiv", wie du andeutest?

---", da die würde-Konstruktion immer weiter gegen den Konjunktiv vorgeht."

Doch "würde" ist doch Konjunktiv II der Gegenwart von werden.
Wenn werden + Infinitiv ein Futur ist, dann ist "würde"+ Infinitiv nicht nur ein Futur, sondern auch ein Konjunktiv vom Futur. Da das Futur aber auch die Funktion einer modalen Vermutung einnehmen kann, ist die Würde-Form deshalb mit dem einfachen Konjunktiv gleichzusetzen, das hat aber nichts mehr mit Sprachgeschichte zu tun, oder doch?


Ich denke, es gibt keinen Unterschied zwischen Konjunktiv II (man sollte hier schon trennen und sagen, welcher Konjunktiv) und Konditional.
Enthält der Konjunktiv II nicht per se (auch wenn sie nicht genannt ist) immer eine Bedingung, es sei denn, er springt für den Konjunktiv I ein (er ist Ersatz für den Konjunktiv I)?

Eine andere Sache, die mir noch im Gehirn hängengeblieben ist, ist, dass du gesagt hast, das deutsche Perfekt sei vom Lateinischen abgeleitet.
Könntest du dazu noch was sagen?
Karsten Fink













1-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.05.05 18:56.

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: MrMagoo ()
Datum: 13. Mai 2005 20:51

Hallo Karsten,


ach herrje, tut mir leid, wenn ich Verwirrung stifte...
Wie soll ich das nun aufdröseln - nochmal langsam ;-) :
Die Konjunktive des Präsens und des Perfekts werden gemeinhin als "Konjunktiv I" bezeichnet, die Konjunktive des Präteritum und des Plusquamperfekt als "Konjunktiv II".
Die Bezeichnungen Konjunktiv I und Konjunktiv II lasse ich jetzt mal beiseite, denn sie verwirren nur!

Formal gesehen kann man jede Zeitform sowohl in den Indikativ als auch in den Konjunktiv setzen, Beispiele von oben:

Präsens Indikativ: Er fährt
Präsens Konjunktiv: Er fahre

Perfekt Indikativ: Er ist gefahren
Perfekt Konjunktiv: Er sei gefahren

Präteritum Indikativ: Er fuhr
Präteritum Konjunktiv: Er führe

Plusquamperfekt Indikativ: Er war gefahren
Plusquamperfekt Konjunktiv: Er wäre gefahren


Der Konjunktiv Präsens und der Konjunktiv Perfekt werden für die Wiedergabe der indirekten Rede gebraucht.


Nun kommt's auf die Konjunktive Präteritum und Plusquamperfekt an:

---> Da sich diese Zeiten im Indikativ auf "reale" (schwammiger Begriff, aber mir fällt jetzt nichts besseres ein) Geschehnisse beziehen, stellt der Konjunktiv als Gegenüberstellung die "nicht-realen" (und zwar die "nicht eingetretenen", NICHT die "nicht möglichen") Geschehnisse dar und zwar abhängig von der "realen" Situation in der Gegenwart oder der Vergangenheit, häufig daher in Wunschsätzen:
"Ich wünschte, ich wäre reich" (ich bin's aber nicht)
"Ich wünschte, ich wäre reich gewesen" (ich war's aber nicht).





Ein Konjunktiv im Futur bezieht sich auf Geschehnisse, die noch überhaupt gar nicht stattgefunden haben, daher ist hier nicht die "reale" Schiene der Gegenwart oder der Vergangenheit die Ausgangssituation sondern eine Handlung in der Zukunft:

Daher kann es den Konjunktiv Futur und Konjunktiv Futur II nur in der indirekten Rede geben:
Futur I, Konjunktiv: Er werde fahren
Futur II, Konjunktiv: Er werde gefahren sein.


Soweit zum Konjunktiv.
Zusätzlich dazu kommt jetzt das Konditional:
Eine Zukunftshandlung kann man nicht als real oder irreal voraussetzen - es ist ja noch nichts passiert - ein 'Konjunktiv' ist also nur hypothetisch möglich, und zwar dann, wenn eine erdachte 'reale' Handlung als 'nicht-real' herausgestellt wird --> und das ist wiederum nur möglich, wenn an das Eintreten oder Nichteintreten dieser "erdachten, realen" Handlung Bedingungen geknüpft werden, daher die Sonderform "Konditional".

Im Deutschen ist der Gebrauch von Konjunktiv und Konditional normalerweise nicht streng geregelt, da besonders die Konjunktivformen der schwachen Verben mit dem Indikativ zusammenfallen, benutzt man zur Verdeutlichung das Konditional, das eben, dadurch daß es eine sehr ähnliche Funktion wie der konjunktiv hat, diese Stelle gut vertreten kann; daher auch der Begriff "würde-Umschreibung".
Das Konditional kann die Funktion des Konjunktivs deshalb übernehmen, weil's für die Zeiten Präsens, Perfekt, Präteritum und Plusquamperfekt kein Konditional gibt, es kommt sich also nicht selbst ins Gehege.


Ich hoffe ich konnte es ein bißchen klarer machen - wenn nicht, ist's auch nicht weiter tragisch, denn das was wir hier grad machen grenzt schon fast an Paragraphenreiterei... *gg*

Viele Grüße
-MrMagoo

(Zum Perfekt später, muß noch weg.)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.05.05 21:09.

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: Maja ()
Datum: 17. Mai 2005 14:28

Danke fuer alle Antworten!
Noch eine Frage an Mr.Magoo: das mit dem Konjunktiv II und Konditional verstehe ich auch nicht so rochtig.
In meiner Muttersprache gibt es Modus Konditional, der ganz grob gesagt unreale Handlungen bezeichnet, Bedingungen, u.s.w.
In der Grammatik steht eine ähnliche Beschreibung von Konjunktiv. Dabei verwendet man Konjunktiv aber auch zur Wiedergabe der direkter Rede, weil indirekte Rede schon etwas "aus der zweiten Hand" ist, als ist nicht mehr sicher (obwohl, dass verstehe ich auch nicht so richtig, wenn ein Journalist zum Beispiel schreibt: "Der Politiker XY sagt, er fühle sich in seiner Arbeit behindert" und der Journalist ist dabei, wie es der Poliliter sagte, warum sollte man na seine Woerte zweifeln?)
WIE ist also Unterschied zwischen Konjunktiv und Konditional?
Zweitens, wie Karsten richtig bemerkte, ist das deutsche Konditional eingetlich Konjunktiv II von werden plus Infinitiv. Wieso ist diese Konstruktion ein einmal Konditional, wenn sie aus Konjunktiv II besteht?

Danke
Maja

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: MrMagoo ()
Datum: 18. Mai 2005 00:04

Hallo nochmals, Maja ;)

mensch, ein verzwicktes Thema...

>>> Noch eine Frage an Mr.Magoo: das mit dem Konjunktiv II und Konditional verstehe ich auch nicht so rochtig.
In meiner Muttersprache gibt es Modus Konditional, der ganz grob gesagt unreale Handlungen bezeichnet, Bedingungen, u.s.w.

---> s.u.



>>> In der Grammatik steht eine ähnliche Beschreibung von Konjunktiv. Dabei verwendet man Konjunktiv aber auch zur Wiedergabe der direkter Rede, weil indirekte Rede schon etwas "aus der zweiten Hand" ist, als ist nicht mehr sicher (obwohl, dass verstehe ich auch nicht so richtig, wenn ein Journalist zum Beispiel schreibt: "Der Politiker XY sagt, er fühle sich in seiner Arbeit behindert" und der Journalist ist dabei, wie es der Poliliter sagte, warum sollte man na seine Woerte zweifeln?)

---> Der Konjunktiv gibt direkte Rede indirekt wieder - es geht auch nicht anders, denn NUR der Sprecher selbst spricht direkt.
Derjenige, der die Aussage eines zweiten "indirekt" wiedergibt, benutzt den Konjunktiv unabhängig davon, ob er beim "direkten Wortlaut" anwesend war, oder nicht.
Der Konjunktiv ist nämlich vor allem auch eine Art Absicherung vor eventuellen Unterstellungen, man hätte gelogen - der Sprecher, der eine Aussage 'direkt' geäußert hat, muß ja nicht unbedingt die Wahrheit gesagt haben:

"Der Politiker sagte, er fühle sich nicht wohl"
--> Absicherung hier: Der Autor muß nicht notwendigerweise beweisen, daß der Politiker dies gesagt hat - außerdem kann es ja auch sein, daß der Politiker zwar sagte, es ginge ihm nicht gut, in Wirklichkeit aber geht es ihm blendend.
Es geht hier also nicht ums Anzweifeln der Worte sondern eher um eine Absicherung seinerseits.




>>> WIE ist also Unterschied zwischen Konjunktiv und Konditional?
Zweitens, wie Karsten richtig bemerkte, ist das deutsche Konditional eingetlich Konjunktiv II von werden plus Infinitiv. Wieso ist diese Konstruktion ein einmal Konditional, wenn sie aus Konjunktiv II besteht?

---> Weil es keinen Konjunktiv II gibt!
Konjunktiv II ist "nur" ein Sammelbegriff füe den Konjunktiv des Präteritum und des Plusquamperfekt, kein Modus!!

Es gibt von jeder Zeitform je EINEN Indikativ und EINEN Konjunktiv

Präsens Ind + Konj,
Perfekt Ind + Konj,
Präteritum Ind + Konj,
Plusquamperfekt Ind + Konj,
FuturI Ind + Konj,
Futur II Ind * Konj

ZUSÄTZLICH zu diesen Modi gibt's für die Zukunft noch einen weiteren Modus: das "Konditional" - dies wird gebildet aus 'würde+Infinitiv'.
Demnach fiele es formal gesehen unter den Sammlungsbegriff Konjunktiv II, den es eigentlich nicht gibt...

Also:

KONJUNKTIV I (normalerweise für indirekte Rede) ist Sammelbegriff füe
Konjunktiv Präsens (Er fahre)
Konjunktiv Perfekt (Er sei gefahren)
Konjunktiv Futur I (Er werde fahren)
Konjunktiv Futur II (Er werde gefahren sein)


KONJUNKTIV II (normalerweise für Wunschsätze, etc.) ist Sammelbegriff für
Konjunktiv Präteritum (Er führe)
Konjunktiv Plusquamperfekt (Er wäre gefahren)

hierunter könnte man auch fassen:
Konditional Futur I (Er würde fahren)
Konditional Futur II (Er würde gefahren sein)


Das Konditional an sich gehört aber nur formal unter den Sammlungsnamen "Konjunktiv II" denn wie oben beschrieben, stützt sich der Konjunktiv auf irreale Geschehnisse die von den realen Geschehnissen in der Gegenwart oder der Vergangenheit abhängig sind.

Das Konditional bezieht sich hingegen auf unwahrscheinliche Ereignisse in der Zukunft, die abhängig sind wiederum von Ereignissen, die AUCH in der Zukunft stattfinden.

Ist's jetzt klarer geworden?! :)

Gruß
-MrMagoo

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: Maja ()
Datum: 20. Mai 2005 09:54

Vielen Dank Mr.Magoo!
Ich glaube, jetzt verstehe ich es schon besser. Nur dann ist vielleicht der Begriff KONDINTIONAL ein wenig verwirrend - vielleicht sollte man NUR über Konjunktiv reden.
Herzlichen Gruß
Maja


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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: ireen ()
Datum: 21. Mai 2005 15:22

Der Begriff Konditional Futur befriedigt nicht. Eine eigene morphosyntaktische Form für das Konditional haben z.B. die romanischen Sprachen. Im Deutschen gibt es eigentlich kein Konditional, aber die Übersetzungspraxis, einen Konjunktiv an dessen Stelle zu verwenden. Aber es ist nicht völlig äquivalent.

Mit dem Konjunktiv Futur bezeichnet man auch Ereignisse, dei aus dem Blickwinkel der Vergangenheit im Futur stattfinden. Beispiel:

Joschka lebte damals in Frankfurt. Er wusste noch nicht, dass er eines Tages als Abgeordneter in den Bundestag einziehen würde.

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: Karsten Fink ()
Datum: 22. Mai 2005 22:02


Hallo zusammen,

außerdem ist doch der sogenannte Konditional Futur
auch eine Ersatzform für den Konjunktiv II:

Wenn du zu viel arbeiten würdest, würdest du krank werden.

Hier klingt der Konj. II (der sogenannte Konj. Präteritum) sogar falsch.

Wenn du zu viel arbeitetest (tetetetete), würdest du krank werden.

Wie kann ich das konditional nennen, wenn diese Würde-Form (so nenne ich sie) eine derart komplexe Form ist, wie schon Ireen angedeutet hat.
Und wie kann ich den Konditional vom Konj.II trennen,
da es doch seine Funktion ist, das Konditional auszudrücken.
Außerdem finde ich es ein bischen schwammig von dir, MrMagoo,
nicht zu sagen, welchen Konjunktiv du denn meinst.

Diese komische Definition von "Konditional" finde ich unnötig.
Wir haben schon genug Begriffsverwirrung.
Warum sieht man nicht einfach ein Konditional als das, was es
ist, eine Form eine Bedingung für ein Geschehen anzugeben.
Das kann ich auch ohne Konjunktiv II mit dem Wort "wenn".
Warum soll Konditional auf einmal nur
auf die Zukunft bezogen sein?
Gibt es demnach kein Konditional der Gegenwart?
Wie z.B.:
Wenn du weiter unnötige Komplexität aufbaust, werden viele Menschen leiden.


Und den Konjunktiv II soll es nicht geben?
Dann nehmen wir weiter das Wort Konjunktiv Präteritum, obwohl
kein Präteritum drin ist.
Gruß
Karsten Fink



















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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: Emmanuella ()
Datum: 25. August 2005 15:00

hallo!Heute bereite ich eine Magiesterarbeit im Konjunktiv vor,also brauchte ich mehr Informationene über den ,denn bei uns in Madagascar gibt es zu wenig Dokumenten,Wenn Sie mir können helfen können Sie Sie mir eine Mail mit meiner Adresse senden.
Dank voraus für Ihre Hilfe
Tschüss

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: Anna Reimann ()
Datum: 18. November 2006 23:32

Indikativ und Konjunktiv

Syntaktische Einheitskategorien


Indikativ: unmarkierte Rolle

Bedeutung des Konjunktivs
Unterschiedliche Bedeutungsmerkmale I und K?
Wie ist der k. organisiert?

Ob Verb i. oder k. (oder beides) ist, Erkennung am finiten Bestandteil.
Bei zusammengesetzter Form, alles gleich, bis auf finiten Teil.
Diese sind die Zeites des präsens und Präteritums.
Man braucht nur diese zu kennen.

Konditionalsatz
Zutreffen eines Sachverhaltes wird nicht behauptet oder präsupponiert.

Kunjunktivus potentialis und Irrealis
Ind. Präses Wenn du kommst, fahren wir.
Konj. Präses (Wenn du kommest, fahren wir.)
Ind. Präteritum Wenn du kamst, fuhren wir.
Konj. Präteritum Wenn du kämst, führen wir. (Potentialis)
Ind. Perfekt Wenn du gekommen bist, sind wir gefahren.
Konj. Perfekt (Wenn du gekommen seist, waren wir gefahren.)
Ind. Plusquamperfekt Wenn du gekommen warst, sind wir gefahren.
Konj. Plusquamperfekt Wenn du gekommen wärest, wären wir gefahren. (Irrealis)

Konditionalsatz kann nur im Präteritum oder Plusquamperfekt Konjunktiv stehen.
Konjunktiv 2: Präteritum oder Plusquamperfekt;
Gemeinsamkeiten im Tempussystem.
(Konjunktiv 1: Präsens, Perfekt, Futur 1 und Futur 2; ;
Gemeinsamkeiten im Tempussystem.)
Potentialer Konditionalsatz: Konj. Präteritum Möglichkeit besteht
Irrealer Konditionalsatz: Konj. Plusquamperfekt Möglichkeit besteht nicht,
weil in Vergangenheit.
Realis: (Potentieller Konditionalsatz bei Buscha)
Konditionalsätze im Indikativ:
(sagt nichts über Zutreffen der Sachverhalte aus.)
Wenn Karl kommt, gehe ich. (Präsens)
Wenn Karl gekommen war, bin ich gegangen. (Pqpf)
Irrealis: (Irrealer Konditionalsatz bei Buscha)
Antezedens trifft nicht zu. Konsequenz trifft nicht zu.
Weil Vergangenheit. Ist theoretisch aber noch möglich.
Potentialis: (hypothetischer Konditionalsatz bei Buscha)
Antezedens trifft nicht zu. Konsequenz trifft nicht zu. Kann aber in Zukunft noch.
Wenn Antezedens unerfüllbar, dann Konsequenz auch.
Kontingente Irrealität:
Da schon p nicht stimmt, tut es auch q nicht.
Wenn Paris am Rhein läge, wäre es dir Hauptstadt von Rheinland-Pfalz.

Konj. 2 meist in wenn-dann-Sätzen. Auch anders möglich:
An deiner Stelle täte ich das auch.
(Wenn ich an deiner Stelle wäre, dann täte ich das auch.)
Unter der Voraussetzung hätte ich zugesagt.
(Wenn es unter dieser Voraussetzung wäre, dann hätte ich zugesagt.)
Antezedens noch zu erahnen.

Der Lothar ginge niemals nach Dortmund.
Du kämst mit Brille besser zur Geltung.
Waltraud hatte diese Aufgabe gelöst.
Paul hätte den Pullover nicht gekauft.
Potentialer / irrealer Charakter wegen Konjunktiv, bedingt durch sprachliche Modalität.

Konjunktiv 1 und 2 sind keine grammatischen Kategorien.

Die würde Konstruktion:
Potentialis mit Würde im Präsens:
Wenn du bleiben würdest, würde er dich abholen.
(Otto erzählt, Paula würde morgen abreisen.)
Irrealis mit Würde im Perfekt:
Wenn du geblieben wärest, hätte er dich abgeholt.
(Otto erzählt, Paula wäre gestern abgereist.)

Verwendung des Konj 1 und 2
(Konj.1: öffentlich
Konj. 2: nicht öffentlich)

Ersatzfunktion:
Man nehme des Konj. 1,
hat er die selbe Form wie der Indikativ, nimmt man den Konj. 2,
notfalls die Umschreibung mit würde.

Konj. 2 lässt Skepsis erkennen, Konj. 1 nicht, vergleiche:
Peter sagte, Lisa sei nicht zu Hause. (Konj. 1)
Peter sagte, Lisa wäre nicht zu Hause. (Konj. 2)
Unterschied zu Buscha:
Konj. 1 und 2 sind selbstständige Modi, keine Zeitunterschiede im Konjunktiv.

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 19. November 2006 03:07

Guten Morgen Frau Reimann,

dieser Meinungsaustausch ist schon im Mai 2005 aufgeflammt. Arbeiten Sie gerade zum Thema Konjunktiv?

Dann dürfte der Link zur Canoo.Net Online Grammatik nützlich sein.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: jero ()
Datum: 19. November 2006 10:50

Guten Morgen, Frau Reimann,

da haben Sie sich aber viel Arbeit gemacht!

jero
www.cafe-deutsch.de

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 19. November 2006 11:33

Uff, ja!

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Seiten: 12nächste Seite
Aktuelle Seite: 1 von 2


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Thema: 
Schutz gegen unerwünschte Werbebeiträge (SPAM):
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