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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: Stefan ()
Datum: 22. November 2006 14:14

Ja, Frau Reimann,

eine beeindruckende Fleißarbeit, bei der ich mich allerdings frage, wem sie nützen soll. Außerdem benutzt niemand Sätze wie Wenn du gekommen seist, waren wir gefahren außer vielleicht Schreiber geistloser Grammatikbücher.

Gruß
Herr Stefan

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: Ulf ()
Datum: 04. Dezember 2010 23:34

Hallom also ich finde den Konjunktiv eigentlich sehr unnötig, da ihn sowieso fast niemand benutzt im Wirklichen Sprachumgang und man sich dadurch nicht die Mühe geben muss ihn zu Bilden

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: jero ()
Datum: 05. Dezember 2010 15:15

Zitat
Ulf
Hallom also ich finde den Konjunktiv eigentlich sehr unnötig, da ihn sowieso fast niemand benutzt im Wirklichen Sprachumgang und man sich dadurch nicht die Mühe geben muss ihn zu Bilden

Dass man den Konjunktiv in der Sprachwirklichkeit nicht benutzt, möchte ich so nicht stehen lassen. Die alten Konjunktivformen sind zwar am Verschwinden, aber eine neue Form ("würde-Form") breitet sich mehr und mehr aus. Da sie sehr einfach zu bilden ist, ist ihr Siegeszug vermutlich nicht aufzuhalten.

Ansonsten kann man das, was der Konjunktiv grammatisch ausdrückt, natürlich heutzutage auch lexikalisch aussdrücken. Man fügt einfach Wörter wie "eventuell", "angeblich", "sagte XY" in den Indikativ ein und erzielt die gleiche Wirkungsabsicht.

Um diese Wirkungsabsicht geht es, nicht darum, ob eine bestimmte Form erhalten bleiben sollte oder nicht.

jero
[katzensprung.blog.de]

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: huangdi ()
Datum: 05. Dezember 2010 15:49

Zitat

Außerdem benutzt niemand Sätze wie Wenn du gekommen seist, waren wir gefahren außer vielleicht Schreiber geistloser Grammatikbücher.

Geistlos?

Ist es nicht eher so, dass hinter jedem schriftlichen Elaborat irgendein Geist steckt? Fragt sich dann nur, welcher....

Es gibt Nichts, das wirklich Nichts ist, denn selbst das Nichts ist auch ein Etwas - nämlich "Nichts".

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Zu Konjunktiv I, Konjunktiv II - Form und Funktion....
geschrieben von: huangdi ()
Datum: 05. Dezember 2010 15:58

Hierzu noch etwas aus meiner Duden-Bibliothekadzu, hoffentlich hift das etwas weiter!

Zitat
DUDEN
Ko&#803;n|junk|tiv, der; -s, -e (Sprachwiss. Möglichkeitsform; Abk. Konj.) Ko&#803;n|junk|tiv der; -s, -e [...v&#601;] <aus gleichbed. lat. (modus) coniunctivus »der verbindende (Modus)«>: Aussageweise der Vorstellung; Möglichkeitsform (sie sagte, sie sei verreist; Sprachw.); Abk.: Konj.; Ggs. Indikativ (1).
© Duden - Das große Fremdwörterbuch, 4. Aufl. Mannheim 2007 [CD-ROM]

Frage Antwort unter
Wie wird der Konjunktiv gebildet?
dieser Artikel, Punkt (1), indirekte Rede (3)
Wann gebraucht man Konjunktiv I, wann Konjunktiv II?
dieser Artikel, Punkte (2.1), (2.2), indirekte Rede (2)
In welchen Fällen verwendet man die würde-Form?
dieser Artikel, Punkt (2.3), indirekte Rede (3.1)
}
Zu jeder finiten Form im Indikativ kann im Deutschen eine Konjunktivform gebildet werden. Erscheint das Verb im Konjunktiv, dann wird der vom zugehörigen Satz bezeichnete Sachverhalt nicht als tatsächlich gegeben, sondern als unterstellt, als behauptet, als möglich, als irreal oder als nicht entscheidbar hingestellt. So wird mit dem indikativischen Satz Dies ist ein rechtwinkliges Dreieck ein Sachverhalt als gegeben, mit dem konjunktivischen Satz Dies sei ein rechtwinkliges Dreieck als unterstellt gekennzeichnet. Ähnlich bei der indirekten Rede wie im Satz Sie berichtet, dass Paul krank ist. Bei Gebrauch des Konjunktivs (Sie berichtet, dass Paul krank sei) bleibt für den Sprecher unentschieden, ob Paul tatsächlich krank ist. Und gegenüber dem Indikativ Wenn Petra Zeit hat, kommt sie zu uns wird durch den Konjunktiv Wenn Petra Zeit hätte, käme sie zu uns ausgedrückt, dass die im wenn-Satz genannte Bedingung zwar gilt, dass sie aber nicht gegeben ist. Dabei wird nicht ausgeschlossen, dass sie einmal gegeben sein könnte (Potenzialis).
Der Konjunktiv hat vielfältige und sehr unterschiedliche Funktionen. Er wird nur teilweise zu Recht als Möglichkeitsform gegenüber dem Indikativ als Wirklichkeitsform bezeichnet. Zu seiner Formenbildung und seinem Gebrauch vgl. die folgenden Kapitel:

1 Die Formen des Konjunktivs
1.1 ich grüße dich / grüß dich · ich grüßte / grüßt' dich
1.2 du tränkest / tränkst · ihr tränket / tränkt
1.3 ich schwömme / schwämme
1.4 Verweise
2 Der Gebrauch des Konjunktivs
2.1 Konjunktiv I
2.2 Konjunktiv II
2.3 Konjunktiv I &#8210; Konjunktiv II &#8210; würde-Form

1 Die Formen des Konjunktivs
Die zum Präsensstamm des Verbs gebildeten einfachen Formen des Konjunktivs nennen wir Konjunktiv I (Präsens), die zum Stamm des Präteritums gebildeten Konjunktiv II (Präteritum):
Konjunktiv I Konjunktiv II
ich lieb-e / trag-e lieb-te / trüg-e
du lieb-est / trag-est lieb-t-est / trüg-[e]st
er lieb-e / trag-e lieb-t-e / trüg-e
sie
es
wir lieb-en / trag-en lieb-t-en / trüg-en
ihr lieb-et / trag-et lieb-t-et / trüg-[e]t
sie lieb-en / trag-en lieb-t-en / trüg-en

Die mehrteiligen Formen ergeben sich aus den entsprechenden Formen von haben, sein und werden mit den infiniten Verbformen:
Erstens die Bildung mit dem Konjunktiv I von haben oder sein + Partizip II (Konjunktiv Perfekt):
ich habe getragen, du habest getragen usw.;
ich sei gefahren, du seist gefahren usw.
Zweitens die Bildung mit dem Konjunktiv II von haben oder sein + Partizip II (Konjunktiv Plusquamperfekt):
ich hätte geliebt, du hättest geliebt usw.;
ich wäre gefahren, du wärest gefahren usw.
Drittens die Bildung mit dem Konjunktiv I von werden + Infinitiv (Konjunktiv Futur I):
ich werde lieben / fahren, du werdest lieben / fahren usw.
Viertens die Bildung mit dem Konjunktiv II von werden + Infinitiv:
ich würde lieben / fahren, du würdest lieben / fahren usw.
Damit sind die wichtigsten Formen genannt. Die anderen mehrteiligen Formen des Aktivs werden im Deutschen selten gebraucht, die des Passivs sind entsprechend aus den Formen des Aktivs abzuleiten. Im Folgenden werden einige Besonderheiten und Abweichungen behandelt.

1.1 ich grüße / grüß dich · ich grüßte / grüßt' dich
Das Weglassen des e in der 1. und 3. Person Singular des Konjunktivs I ist im Wesentlichen auf dichterischen Gebrauch oder auf Grußformeln beschränkt:
... es klingt, als ström' ein Regen (Wildenbruch).
Gesteh ichs nur! (Goethe). Behüt dich Gott!
Gott grüß dich! Grüß Gott!
Im Konjunktiv II kann das e einerseits aus rhythmischen Gründen in dichterischen Texten, andererseits aber auch in der Umgangssprache (im Gespräch, in informellen Briefen und E-Mails, in SMS usw.) weggelassen werden. Außerhalb der Dichtung betrifft das vor allem häufig gebrauchte starke oder unregelmäßige Verben, deren Konjunktiv II auch ohne das e gut erkennbar ist:
Gern liebt' er sie noch immer, doch niemals kann er diese Tat verzeihn. Ich schnitt' es gern in alle Rinden ein (W. Müller). Wenn ich ein Vöglein wär und auch zwei Flügel hätt, flög ich zu dir (Liedtext). Guten Tag, zwei Brötchen hätt ich gern. Ich wär froh, wenn ich nächste Woche schon Urlaub hätt.
Im Allgemeinen ist das e im geschriebenen Standarddeutsch obligatorisch:
Jeder trage sein Los mit Geduld;
liebte, schnitte, wäre, hätte, flöge.
Eine Ausnahme bilden die Formen des Konjunktivs I von sein, die nur ohne e üblich sind: ich sei, sie sei.
Zum Apostroph Apostroph (2.1).

1.2 du tränkest / tränkst · ihr tränket / tränkt
Im Allgemeinen haben die Formen der 2. Person Singular und Plural des Konjunktivs II ein -e- zwischen Stamm und Personalendung: du liebtest; ihr riefet. Dieses -e- kann bei starken Verben wegfallen, wenn der Konjunktiv II durch ä, ö oder ü vom Indikativ Präteritum deutlich abgehoben ist:
du riefst &#8210; du riefest (nicht: riefst); du trugest &#8210; du trüg[e]st; ihr trugt &#8210; ihr trüg[e]t; du trankst &#8210; du tränk[e]st; ihr trankt &#8210; ihr tränk[e]t.
Ein Apostroph darf hier nicht gesetzt werden (Apostroph [3.4]).
Verben, deren Stamm auf -chs, -s(s), -ß, -(t)z, -d oder -t ausgeht, bilden nur die Form mit -e-: du läsest, ihr bändet, du bötest usw.

1.3 ich schwömme / schwämme
Die Formen des Konjunktivs II der starken Verben mit a, o oder u haben im Unterschied zu den Formen des Indikativs Präteritum einen Umlaut:
ich sang &#8210; ich sänge, ich flog &#8210; ich flöge, ich fuhr &#8210; ich führe.
Bei einigen Verben zeigt sich ein Übergang vom a nicht zum ä, sondern zum ü (ich warb &#8210; ich würbe). Er ist darin begründet, dass im älteren Deutsch der Stammvokal des Indikativs Singular ein anderer war als der des Indikativs Plural. So hieß es ich warf, aber wir wurfen, ich warb, aber wir wurben. Der Stammvokal des Plurals hat sich jedoch im Indikativ dem des Singulars angeglichen (ich warb, wir warben), während im gesamten Konjunktiv II der umgelautete Vokal der alten pluralischen Indikativformen erhalten blieb. So heißt es heute:
ich verdarb &#8210; ich verdürbe; sie starb &#8210; stürbe; ich warf &#8210; ich würfe; er warb &#8210; er würbe.
Diese Formen wurden dadurch gestützt, dass sich die Formen mit -ä- (wärbe) von denen des Präsens (werbe) lautlich nicht unterscheiden.
Bei einigen Verben sind im Konjunktiv heute zwei Formen möglich, etwa wir hülfen (zu veraltet hulfen) und (seltener) wir hälfen (zu der neueren Form halfen). Zwei Formen haben auch die Verben befehlen, gelten, gewinnen, rinnen und spinnen, bei denen die Formen mit -ö- und mit -ä- gebraucht werden können, die Verben beginnen, stehlen und sinnen, bei denen die Form mit -ä- üblicher, die Form mit -ö- seltener (begönne) oder veraltet (sönne, stöhle) ist, die Verben schwören (ich schwüre oder ich schwöre), heben (höbe, veraltet: hübe), dreschen (drösche, veraltet: dräsche) und stehen (stünde, auch: stände) und die Verben schwimmen und empfehlen, von denen die Form mit -ä- etwas seltener ist als die mit -ö-. Allgemein kann man sagen, dass viele dieser möglichen Formen nur selten gebraucht werden, weil sie nur noch wenig bekannt sind und sich etwas altertümlich anhören. Die Verben dieser Gruppe sind im Alphabet einzeln aufgeführt und behandelt worden.

1.4 Verweise
Zu schrei[e]n, schrie[e]n bzw. samm[e]le, änd[e]re Indikativ (3) bzw. (4); zu brauchte / bräuchte brauchen (5).

2 Der Gebrauch des Konjunktivs
Konjunktiv I und II sind nicht in derselben Weise als Zeitformen anzusehen wie die entsprechenden Indikative. Der Gebrauch von Konjunktiv I und Konjunktiv II ist teilweise überlappend und teilweise betrifft er weniger einen Zeitbezug als eine Modalität, d. h. die Art und Weise des Realitätsbezuges.
Der Konjunktiv I wird vornehmlich zur Kennzeichnung der indirekten Rede gebraucht, der Konjunktiv II vor allem als Ausdruck des nur Vorgestellten, des Möglichen und des Irrealen (auf Überschneidungen im Gebrauch wird weiter unten eingegangen). Dabei beträgt das Verhältnis von Konjunktiv II zu Konjunktiv I nach neueren Auszählungen etwa 3 : 2, d. h., der Konjunktiv II ist häufiger als der Konjunktiv I. Besonders in der gesprochenen Sprache wird bei den Hilfsverben haben und sein der Konjunktiv II (und der Indikativ) gegenüber dem Konjunktiv I bevorzugt, der gelegentlich etwas gespreizt wirkt. Dem entspricht das Fehlen des Konjunktivs I in den Dialekten (mit Ausnahme des Alemannischen und des benachbarten Teiles des Bayrisch-Österreichischen). Viele Formen des Konjunktivs I sind darüber hinaus gegenüber dem Indikativ schlecht oder nicht erkennbar. Dies gilt aber auch für zahlreiche Formen des Konjunktivs II, insbesondere die der schwachen Verben (3.2). Das ist einer der Gründe dafür, dass die würde-Konstruktion immer häufiger verwendet wird (2.3).
Aus den angesprochenen Gebrauchsüberlagerungen und der bevorzugten Verwendung von Konjunktiv-II-Formen und würde-Konstruktion in der Alltags- und Umgangssprache und in den Dialekten ergeben sich nicht selten Anwendungsschwierigkeiten für die Sprechenden.

2.1 Konjunktiv I
Der Konjunktiv I kann gebraucht werden
&#8210; als Ausdruck eines Wunsches, einer Aufforderung, einer Annahme o. Ä., die indirekt und mittelbar geäußert werden (Wunschsatz):
Man folge mir bitte unauffällig. In der Zeichnung sei die Strecke a 3 cm. Das sei fern von mir. Sie lebe hoch!
&#8210; als Kennzeichnung der indirekten Rede:
Petra sagte, sie komme morgen und bringe das Buch mit. Er fragte, ob Alexander und Charlotte krank seien. Sie behaupteten, Thilo habe Zeit und werde morgen kommen.
&#8210; als Kennzeichnung von irrealen Vergleichssätzen (weniger häufig als der Konjunktiv II; als [ob] / als wenn / wie wenn):
Sie benahm sich, als ob sie betrunken sei (häufiger: wäre). Er tat, als sei (häufiger: wäre) er krank.
Am weitaus häufigsten wird der Konjunktiv I in der indirekten Rede gebraucht. Der Anteil der Wunschsätze und der irrealen Vergleichssätze ist gering.

2.2 Konjunktiv II
Der Konjunktiv II kann gebraucht werden:
1. als Ausdruck des nur Vorgestellten, des Möglichen oder Irrealen (wenn etwas nicht gegeben, sondern nur gedacht, nur vorgestellt ist), und zwar
&#8210; im Konditionalsatz des Präteritums und in damit verwandten Sätzen als Potenzialis. (Die Bedingung ist nicht gegeben, ihr Eintreten aber nicht ausgeschlossen):
Wenn sie käme, wäre ich froh. Ohne dich wären sie nicht so weit. Wenn er doch hier wäre! Da wären wir endlich! Sie sagte: »Wenn ich Zeit hätte, käme ich!« Sie sagte, wenn sie Zeit hätte, käme sie (indirekte Rede).
&#8210; im Konditionalsatz des Plusquamperfekts und in verwandten Sätzen als Irrealis. (Die Bedingung ist nicht gegeben, ihr Eintreten wird ausdrücklich nicht thematisiert):
Wenn sie gekommen wäre, hätte ich sie abgeholt. Wenn er doch hier gewesen wäre! Er hätte alles für sie getan.
&#8210; in irrealen Vergleichssätzen (2.1 und als [ob] / als wenn / wie wenn):
Sie benahm sich, als ob sie betrunken wäre. Er tat, als wäre er krank.
2. als Ersatz für Formen, die nicht eindeutig Konjunktiv I und deshalb missverständlich sind (indirekte Rede [2]):
Petra sagte, ihre Eltern seien gestern im Kaufhaus gewesen. Sie hätten (für: haben) dort ein Fahrrad für sie gekauft. Sie sagten, sie kämen (für: kommen) morgen.
3. abweichend von der Grundregel anstelle eindeutiger Konjunktiv-I-Formen (indirekte Rede [3]):
Karl erklärte, er hätte alles getan, was in seiner Macht gestanden hätte.
Am häufigsten wird der Konjunktiv II zur Kennzeichnung des nur Vorgestellten, des Möglichen oder Irrealen gebraucht. Die Kennzeichnung der indirekten Rede ist demgegenüber weniger häufig.

2.3 Konjunktiv I &#8210; Konjunktiv II &#8210; würde-Form
An die Stelle einfacher Konjunktivformen wie sie komme oder sie käme kann auch das Gefüge aus würde + Infinitiv treten.
Sie sagte, dass sie in Greifswald wohnen würde (statt: wohne / wohnte).
Solche Formen in der indirekten Rede gelten als typisches Kennzeichen der (gesprochenen) Umgangssprache. Von hier aus dringt die Konstruktion allmählich weiter in die Standardsprache vor. Allerdings wird die Verwendung der Formen des Konjunktivs I bzw. des Konjunktivs II häufig als das bessere Deutsch angesehen, und die würde-Konstruktion kann keineswegs problemlos alle anderen Konjunktivformen ersetzen (beispielsweise nicht Er sagt, sie würde krank sein anstelle von Er sagt, sie sei krank). Unter bestimmten Bedingungen hat sich die Verwendung von würde + Infinitiv aber auch in der geschriebenen Standardsprache durchgesetzt und ist allgemein akzeptiert. Das gilt vornehmlich für folgende Fälle:
&#8210; Zunächst einmal wird würde + Infinitiv zur ausdrücklichen Kennzeichnung des Futurischen, des Noch-nicht-Begonnenen gebraucht:
Wenn ich morgen gehen würde (weniger betont: ginge), dann wäre es noch früh genug (Konditionalsatz [4]). Sie sagten, sie würden (für: werden) morgen kommen (weniger betont: sie kämen [für: kommen] morgen; indirekte Rede [3.1]).
&#8210; Darüber hinaus wird der Konjunktiv II häufig dann durch würde + Infinitiv ersetzt, wenn er mit der Form des Indikativs Präteritum übereinstimmt. So sind alle Formen des Konjunktivs Präteritum der schwachen Verben (ich liebte, er liebte usw.) sowie die mit wir und sie verbundenen Formen des Konjunktivs Präteritum der starken Verben mit i oder ie (wir riefen, sie gingen) identisch mit den Formen des Präteritums. Deshalb ist in folgenden Sätzen die würde-Konstruktion sinnvoll, um die Potenzialität bzw. Irrealität der Aussage deutlich zu machen:
Sonst wohnten wir dort nicht / (deutlicher:) würden wir dort nicht wohnen.
Sonst hielten wir uns dort nicht auf / (deutlicher:) würden wir uns dort nicht aufhalten. Wenn sie mich riefen / (deutlicher:) rufen würden, eilte ich sofort herbei.
(Oder:) Wenn sie mich riefen, würde ich sofort herbeieilen.
&#8210; Daneben kann die würde-Konstruktion auch anstelle altertümlich wirkender Konjunktiv-II-Formen gebraucht werden:
Ich würde helfen (für: hülfe), wenn ich Gelegenheit dazu hätte. Wenn dies doch jetzt noch gelten würde (für: gälte / gölte)! Wenn sie das Buch kennen würden (für: kennten), könnten sie es beurteilen. Er tat so, als ob er mir helfen würde (für: hülfe).
Zu weiteren Einzelheiten Konditionalsatz (4), indirekte Rede (3.1&#8210;3.3).

© Duden - Richtiges und gutes Deutsch, 6. Aufl. Mannheim 2007 [CD-ROM]

Es gibt Nichts, das wirklich Nichts ist, denn selbst das Nichts ist auch ein Etwas - nämlich "Nichts".

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Re: Konjunktiv I, Konjunktiv II
geschrieben von: huangdi ()
Datum: 05. Dezember 2010 16:03

Zitat

Dann dürfte der Link zur Canoo.Net Online Grammatik nützlich sein.

Was dort dazu steht, ist lediglich die Erläuterung eines grammatischen Fachtermimnus...

Es gibt Nichts, das wirklich Nichts ist, denn selbst das Nichts ist auch ein Etwas - nämlich "Nichts".

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Re: Zu Konjunktiv I, Konjunktiv II - Form und Funktion....
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 05. Dezember 2010 16:09

Guten Tag Herr Huangdi,

haben wir denn schon fertig?

Ist "Duden-Bibliothekadzu" eine Neuschöpfung wie "Canoo-Dingsbums"?

Aber,im Ernst. Die Duden-Grammatik ist copyrightgeschützt und kostenpflichtig, die Canoo.Net-Grammatik ausdrücklich nicht.

Und im Kern widersprechen sich diese beiden Grammatiken nicht, weshalb ich bei meinen Auskünften gerne dahin verlinke.

(Manche unserer Leser hier leben weit hinter der Türkei und haben keinen Zugang zu gutsortierten Bibliotheken.)


Mit freundlichen Grüßen nach Kenia

Michael Redeker

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