IDIAL4P - Fremdsprachen für den Beruf Werbung

Foren für E-Mail-Partnersuche, DaF-Diskussionen und -Jobsuche

Sprachberatung

Bitte in den Foren nur auf Deutsch schreiben!
Auch fremdsprachliche Beiträge (d. h. Beiträge über andere Sprachen) müssen wir leider löschen.

Das Verb "sein"
geschrieben von: MrMagoo ()
Datum: 01. Juni 2005 18:14

Mir ist vor einiger Zeit etwas aufgefallen, was ich vorher nie wirklich beachtet habe.

Viele Verben fordern eine Ergänzung (außer die intransitiven, aber lassen wir die mal beiseite) - diese Ergänzungen stehen normalerweise im Dativ, Akkusativ oder auch Genitiv.

Bsp: Ich helfe dir/ ich sehe dich/ ich gedenke deiner.

Soweit alles klar, aber wie sieht's mit "sein" aus?

Ist "sein" eine Ausnahme, die eine 'Ergänzung' im Nominativ fordert
---> "Er ist ein Student" (Wer oder was ist er? --> ein Student)?
Oder ist "ein Student" in diesem Falle gar keine Verbergänzung, sondern eine Art rückbezügliches Subjekt-Objekt, sodaß "sein" demnach als eine Art Gleichstellungsverb fungiert?!
("Sein" ist mit Sicherheit auch die einzige Ausnahme, mir fällt kein zweites Verb ein, daß einen weiteren Nominativ nach sich hat, oder kennt ihr eins?)

Wenn also ein Satz aus Subjekt und Prädikat besteht und das Subjekt (das normalerweise als einziger Satzteil im Nominativ steht) einen weiteren Nominativ nach sich zieht, gehört dieser dann auch zum eigentlichen Subjekt?!?

Vielleicht gibt's ja eine ganz einfache Antwort und ich komme nur nicht darauf... Wißt ihr vielleicht etwas mehr?! ;)

Danke euch, Gruß

-MrMagoo

Optionen: AntwortenZitieren
Re: Das Verb "sein"
geschrieben von: Karsten Fink ()
Datum: 01. Juni 2005 20:29


MrMagoo,

Wie fragst du im folgenden Satz nach dem Subjekt?
Hier versagt doch die "altbewährte Methode":

1."Karl der Große ist die beachtlichste Figur der deutschen Geschichte."


Das ist die erste Kategorie: Subjekt-Objekt-Identität.

2."Weizenvollkornmehl ist ein wichtiges Lebensmittel."

Das ist die zweite Kategorie: Subjekt-sein-Kategorie, in die man das Subjekt einordnen kann, eine Übergruppe, also.

In der ersten Gruppe würde ich mal behaupten, dass es zwei Subjekte gibt.

In der zweiten Gruppe würde ich sagen, dass es sich dabei um eine Identifizierung durch Gleichheit handelt. Es ist also ein Vergleich mit
"Lebensmittel", der Aufschluß über "Weizenvollkornmehl" geben will.
Ich ordne "Weizenvollkornmehl" in eine Obergruppe ein, um es zu verstehen, um es zu betrachten, um es auch anderen zu erklären.
Das ist die wissenschaftliche Methode, der wir seit Aristoteles folgen:
Identifizierung durch Kategorisierung.

Weitere Verben, die Identität oder Ähnliches ausdrücken:
1.werden Der Tag wird ein schöner Tag.
2.heißen Ich heiße Karsten Fink.
3.nennen Man nennt mich oft einen Idioten.
4.sehen Man sieht mich oft als einen Idioten.
5.halten Man hält mich oft für einen Idioten.









Optionen: AntwortenZitieren
Re: Das Verb "sein"
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 01. Juni 2005 23:13

Und "bleiben"!

Genau über dieses Problem habe ich mir vorgestern im Unterricht auch Gedanken gemacht, als ich meinen Schülern die Verben "sein", "werden" und "bleiben" + Nominativ an die Tafel schrieb.
Verwirrend ist sicher die Position eines Objekts und die Gleichstellung mit dem Subjekt.
Hm.

Ich lasses mal so im Raum stehn.

Franziska

Optionen: AntwortenZitieren
Re: Das Verb "sein"
geschrieben von: Stefan ()
Datum: 02. Juni 2005 07:47

Das Verb 'sein' hat die Besonderheit, dass es - wie einige andere Verben - einer Ergänzung bedarf, wenn es NICHT in der Bedeutung von 'existieren' verwendet wird. Um dies zu erklären, würde ich immer über ein Beispiel, d.h. über den Inhalt vorgehen, und nicht über grammatische Begriffe. Der Satz "Peter ist." ist unvollständig, weil er in dieser Form keine Bedeutung trägt; m.a.W. er bedarf einer Ergänzung:

Peter ist
=> 24 Jahre alt.
=> schüchtern.
=> Lehrer.
=> ein aufgewecktes Bürschchen.
=> in der Küche.


Dieser notwendigen Ergänzung kann man jetzt noch einen Namen geben: Prädikatsnomen, und dieses kann man noch näher definieren, z.B. als adjektivisches Prädikatsnomen ("schüchtern") oder als substantivisches ("Lehrer); es sind auch andere Ergänzungen möglich, z.B. "in der Küche" in meinem Beispiel. "Ist" bedeutet dann "befindet sich" und wird ergänzt durch einen präpositionellen Ausdruck.

Weil Prädikatsnomen das Verb komplettieren, würde ich sie als einen Bestandteil des Prädikats bezeichnen. Sie stehen (verwendet mit "sein") im gleichen Kasus wie das Subjekt, also im Nominativ. Im Fremdsprachenunterricht ist m.E. das im Prinzip alles, was Lernende wissen sollten, mehr ist nicht nötig. Ich habe meine Zweifel, ob Karsten Finks Kategorisierung aus didaktischer Sicht brauchbar ist, und ich halte seine Bennennung der 1. Kategorie ("Subjekt-Objekt-Identität") für falsch: es gibt kein Objekt in dem Satz "Karl der Große ist die beachtlichste Figur der deutschen Geschichte."

Gruß
Stefan


Optionen: AntwortenZitieren
Re: Das Verb "sein"
geschrieben von: Fink ()
Datum: 02. Juni 2005 16:26

Das wollte ich doch damit gerade sagen. Subjekt-Objekt, egal.
Karsten Fink

Optionen: AntwortenZitieren
Re: Das Verb "sein"
geschrieben von: MrMagoo ()
Datum: 02. Juni 2005 17:34

Hallo Karsten,

>>>> Wie fragst du im folgenden Satz nach dem Subjekt?
>>>> Hier versagt doch die "altbewährte Methode":

----> Das ist es ja gerade - daher scheint mir dies ein Sonderfall zu sein, den ich allerdings nicht so recht einordnen kann.




>>>> 1."Karl der Große ist die beachtlichste Figur der deutschen Geschichte."
>>>>Das ist die erste Kategorie: Subjekt-Objekt-Identität.

>>>>> 2."Weizenvollkornmehl ist ein wichtiges Lebensmittel."
>>>>> Das ist die zweite Kategorie: Subjekt-sein-Kategorie, in die man das Subjekt einordnen kann, eine Übergruppe, also.

>>>>> In der ersten Gruppe würde ich mal behaupten, dass es zwei Subjekte gibt.

>>>>> In der zweiten Gruppe würde ich sagen, dass es sich dabei um eine Identifizierung durch Gleichheit handelt. Es ist also ein Vergleich mit
"Lebensmittel", der Aufschluß über "Weizenvollkornmehl" geben will.
Ich ordne "Weizenvollkornmehl" in eine Obergruppe ein, um es zu verstehen, um es zu betrachten, um es auch anderen zu erklären.



-----> Meiner Meinung nach gibt's aber (grammatisch gesehen) keinen tatsächlichen Unterschied: So wie Karl der Große dadurch identifiziert wird, die beachtlichtse Figur der deutschen Geschichte zu sein, wird doch auch das Weizenmehl dadurch identifiziert, ein Lebensmittel zu sein.








>>>>> Weitere Verben, die Identität oder Ähnliches ausdrücken:
>>> 1.werden Der Tag wird ein schöner Tag.
>>> 2.heißen Ich heiße Karsten Fink.
>>> 3.nennen Man nennt mich oft einen Idioten.
>>> 4.sehen Man sieht mich oft als einen Idioten.
>>> 5.halten Man hält mich oft für einen Idioten.

Bei 1. würde ich Dir zustimmen - hier scheint auch ein weiterer Nominativ vorzuliegen.
In den anderen Fällen würde ich allerdings eher zu einer adverbialen Bestimmung tendieren, in den letzten beiden Fällen haben wir zudem den Fall einer Präpositionalphrase (wie der Fall, den Stefan oben andeutete: Peter ist in der Küche) --> d.h. in diesen Fällen fragen wir eher mit "Wie?" ("Wo?", etc.) nach den zu bestimmenden Satzteilen als mit "Wer/was?".



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.06.05 17:36.

Optionen: AntwortenZitieren


Ihr vollständiger Name: 
Ihre Emailadresse: 
Thema: 
Schutz gegen unerwünschte Werbebeiträge (SPAM):
Bitte geben Sie den Code aus dem unten stehenden Bild ein. Damit werden Programme geblockt, die versuchen dieses Formular automatisch auszufüllen. Wenn der Code schwer zu lesen ist, versuchen Sie ihn einfach zu raten. Wenn Sie einen falschen Code eingeben, wird ein neues Bild erzeugt und Sie bekommen eine weitere Chance.

Bitte in den Foren nur auf Deutsch schreiben!
Auch fremdsprachliche Beiträge (d. h. Beiträge über andere Sprachen) müssen wir leider löschen.


This forum powered by Phorum.