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gewöhnt oder gewohnt
geschrieben von: Sveta ()
Datum: 19. Februar 2006 12:04

Wenn man über seine Gewohnheit spricht, muss man "gewöhnt" oder "gewohnt" sagen? "Gewöhnt" kommt von "gewöhnen", aber was ist mit "gewohnt".

Ich bin gewöhnt das zu machen.
Ich bin gewohnt das zu machen.

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Re: gewöhnt oder gewohnt
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 20. Februar 2006 07:51

Guten Morgen Sveta,

wenn man über seine Gewohnheit spricht, muss man "gewohnt" sagen.

"Ich bin gewohnt das zu machen." bedeutet, ich mache das "gewöhnlich, regelmäßig, als Routine".

"Ich bin gewöhnt das zu machen." bedeutet, ich bin dazu erzogen worden, trainiert, angepasst, etwas zu tun (das ich vielleicht nicht tun will).

Im gewöhnlichen Alltag ist man gewohnt, die beiden Formen zu verwechseln.

Mit freundlichen Grüßen

Michael

Michael Redeker

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Re: gewöhnt oder gewohnt
geschrieben von: Sveta ()
Datum: 20. Februar 2006 10:29

Danke schön, aber ich weiß nicht, ob ich das richtig verstanden habe: Heißt das "Ich bin gewohnt" eher bewusst etwas machen, eine Norm, ich kann es, z.B.:
"Ich bin gewohnt, jeden Tag zu joggen"
"Ich bin gewohnt, fettarm zu essen."

und "ich bin gewöhnt" eher etwas Unbewusstes, auch negativ gemeint:
"Ich bin gewöhnt viel zu rauchen".
"Ich bin gewöhnt Nachtschicht zu machen".

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Re: gewöhnt oder gewohnt
geschrieben von: Kajjo ()
Datum: 20. Februar 2006 11:53

Hallo Sveta,
nein, das kann man so leider nicht zusammenfassen. Ich glaube, es wird einfacher, wenn man die beiden Wörter nur folgendermaßen verwendet:

1) "sich gewöhnen", das Adjektiv "gewöhnt" gar nicht verwenden, sondern nur als Partizip zusammen mit dem Hilfsverb haben.

"Ich habe mich an die neue Arbeitszeit gewöhnt."
"Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen!"
"Ich will mich gar nicht daran gewöhnen!"
"Hast Du Dich schon daran gewöhnt?"

2) "gewohnt" nur als Adjektiv verwenden, meist in der Konstruktion "es gewohnt sein".

"Ich bin es gewohnt, früh aufzustehen."
"Ich bin es nicht gewohnt, daß man mich anschreit."
"Ich bin es gewohnt, fettarm zu essen."
"Früher war ich es gewohnt, früh aufzustehen, aber jetzt..."

Viele Grüße,
Kajjo



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Re: gewöhnt oder gewohnt
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 20. Februar 2006 23:05

Du kannst das Partizip "gewöhnt" natürlich auch mit der entsprechenden Präposition verwenden, Sveta: Das Verb "sich gewöhnen an" ist nicht unbedingt negativ, es bedeutet einfach, dass man mit jemandem oder etwas vertraut wird, dass man sich darauf einstellt. Ich habe mich an diesen Kollegen und seine laute Stimme gewöhnt. Sie ist an harte Arbeit/den deutschen Winter gewöhnt. Meine Augen sind noch nicht an dieses Licht gewöhnt, aber in wenigen Minuten haben sie sich daran gewöhnt.
Für die Gewohnheit nimmst du, wie oben ja schon steht, "gewohnt", oft mit "es".

Tschüs!

Franziska

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Re: gewöhnt oder gewohnt
geschrieben von: Edwing ()
Datum: 21. Februar 2006 01:29

Hallo!

Möchte die Beiträge der anderen inhaltlich nicht in Frage stellen, aber zu deiner Beruhigung: Ich denke, du brauchst dir über den Unterschied keine großen Gedanken zu machen. Wie "nativ" du klingst wird sich kaum an dieser Sache entscheiden, und die meisten Muttersprachler dürften den Unterschied auch nicht klar definieren können. Ist eher eine stilistische Frage. Praktische Bedeutung auf Skala von 0-5: 0.

Wie eine holländische Professorin von mir immer sagte: Don't make your life too difficult! (Ein Ratschlag, den sich auch viele Deutsche mal zu Herzen nehmen sollten... Obwohl, die nehmen sich ja schon viel zu viel zu Herzen ;ö)

Grüße,
Jörg :ö)


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Re: gewöhnt oder gewohnt
geschrieben von: Kajjo ()
Datum: 21. Februar 2006 08:57

Hallo Jörg,
wenn auch Dein Tip, nicht alles allzu ernst zu nehmen, im allgemeinen sinnvoll ist, so halte ich den Hinweis ausgerechnet hier nicht für hilfreich. Es mag Dialekte geben, die den Unterschied verwischen, aber standardsprachlich und norddeutsch ist der Unterschied signifikant.

Folgende Sätze klingen schon unglaublich falsch, oder?
"Ich habe mich nicht an die neue Arbeitszeiz gewohnt."
"Ich bin es gewöhnt, früh aufzustehen."

Nein, ich bleibe dabei, "sich gewöhnen / sich gewöhnt haben" und "es gewohnt sein" sind zwei vollkommen verschiedene Konstruktionen. Ich finde es sehr gut, daß Sveta sich mit den Feinheiten der deutschen Sprache beschäftigt!

Grüße,
Kajjo


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Re: gewöhnt oder gewohnt
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 21. Februar 2006 09:49

Im Übrigen ist es doch auch interessant, die Bedeutungsunterschiede ähnlicher Wörter zu beobachten und mal nach ihrer Herkunft zu sehen. Klar, dass sich das im grauen Alltag irgendwo an einer Bushaltestelle verwischt und die Leute eben irgendwas vor sich hinmurmeln!

F.

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Re: gewöhnt oder gewohnt
geschrieben von: Max Mustermann ()
Datum: 07. Juni 2016 18:42

danke für diesen post

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Re: gewöhnt oder gewohnt?
geschrieben von: Milorad Gavrilovic ()
Datum: 07. Juni 2016 19:24

an etwas gewöhnt sein - immer mit der Präposition "an": Ich bin an geregelte Arbeit gewöhnt. (Ich habe mich an geregelte Arbeit gewöhnt.)
etwas (Akk) gewohnt sein – ohne die Präposition "an": Ich bin es, den Lärm gewohnt.


Ich bin an schwere Arbeit gewöhnt. (Ich musste oft schwer arbeiten. Mir ist schwere Arbeit nicht fremd.)

Ich bin schwere Arbeit gewohnt. (Es ist für mich nichts Ungewöhnliches, schwer arbeiten zu müssen.

gewohnt - herkömmlicherweise, durch (zufällige) Gewohnheit mit etwas vertraut: ein gewohnter Weg, die gewohnte Arbeit, mit gewohnter Gründlichkeit

gewöhnt - grundsätzlich durch Überlegung, durch (bewusste) Gewöhnung mit etwas vertraut

Zitat

DUDEN

etwas gewohnt sein (etwas als Selbstverständlichkeit empfinden; an etwas gewöhnt, mit etwas vertraut sein: schwere Arbeit gewohnt sein; er war [es] gewohnt, früh aufzustehen)



5-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.06.16 06:35.

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Re: gewöhnt oder gewohnt?
geschrieben von: Milorad Gavrilovic ()
Datum: 07. Juni 2016 19:59

Jung gewohnt, alt getan. (Sprichwort)

Sprichwörter

Zitat


Luther: Jung gewon alt gethan
'Jung gewöhnt, alt getan'
Sprichwörter 65

Jung gewohnt ist alt getan.

Sache: Was man in der Jugend lernt, beherrscht man im Alter.



5-mal bearbeitet. Zuletzt am 10.06.16 07:27.

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Re: gewöhnt oder gewohnt
geschrieben von: Milorad Gavrilovic ()
Datum: 07. Juni 2016 20:12

Zitat

Sveta schrieb am 19. Februar 2006:
-------------------------------------------------------
> Wenn man über seine Gewohnheit spricht, muss man
> "gewöhnt" oder "gewohnt" sagen? "Gewöhnt" kommt
> von "gewöhnen", aber was ist mit "gewohnt".

>
> Ich bin gewöhnt das zu machen.
> Ich bin gewohnt das zu machen.



Zitat

"gewohnt" nur als Adjektiv verwenden, meist in der Konstruktion "es gewohnt sein". (Kajjo)


"Gewöhnt" kommt vom Verb "gewöhnen".
"Gewohnt" kommt vom Verb "gewohnen".
einer Sache (Genitiv) gewohnen, etwas (Akkusativ) gewohnen

Grammatisch - orthographisches Wörterbuch der Homonyme der Deutschen Sprache (1803):

"Ich will dich zur Ordnung gewöhnen, und du musst es gewohnen, deine Sachen ordentlich zu halten."

Das Modalverb "müssen" wird im angeführten Beispiel mit dem Infinitiv "gewohnen" verbunden. Das Verb "gewohnen" steht im Infinitiv am Satzende.



7-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.06.16 18:36.

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Re: gewöhnen vs. gewohnen
geschrieben von: Milorad Gavrilovic ()
Datum: 09. Juni 2016 16:07

- Du bist unordentlich. Du musst dich an Ordnung gewöhnen.

Ich will dich zur Ordnung gewöhnen, und du musst es gewohnen, deine Sachen ordentlich zu halten.

Man kann den Satz variieren:

- Du kommst immer zu spät. Du musst dich an Pünktlichkeit gewöhnen.

Ich will dich zur Pünktlichkeit gewöhnen, und du musst es gewohnen, immer pünktlich zu sein.

- Du schreibst unsauber. Du musst dich an Sauberkeit gewöhnen.

Ich will dich zur Sauberkeit der Schrift gewöhnen, und du musst es gewohnen, sauber zu schreiben.



10-mal bearbeitet. Zuletzt am 10.06.16 08:07.

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Re: gewöhnen vs. gewohnen
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 09. Juni 2016 16:58

Guten Abend,

die ohne Quellenangabe aus dem Internet herbeizitierten, uralten Belege täuschen einen modernen Gebrauch nur vor.

Das Verb "gewohnen" wird im Grimm'schen Wörterbuch ausführlich besprochen, kann aber meines Erachtens zu den untergegangenen Wörtern geschlagen werden. Übrig geblieben ist davon nur das Part. Perf. "gewohnt", an dessen von "gewöhnt" unterschiedene Bedeutung wir nun gewo/öhnt sind.



Mit wie gewöhnlich und gewohnt freundlichen Grüßen

Michael Redeker

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Re: wie gewohnt
geschrieben von: Milorad Gavrilovic ()
Datum: 10. Juni 2016 08:40

@Michael:

Du hast wieder wie gewohnt einen sehr guten Beitrag geschrieben.

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Re: gewöhnt oder gewohnt
geschrieben von: Sabine Jüschak ()
Datum: 19. Juni 2016 00:21

'gewohnt' ist Passiv Perfekt von 'wohnen'.
Bedeutet: gewohnt steht zu wohnen, wie das Quantum Infinitiv von Wohnung zu Wohnenden.
'gewöhnen' jedoch ist das Konjunktiv Passiv Perfekt von gewohnt.
Bedeutet: Gewohnt ist nur im 3. Falle möglich, wenn man das Quantum Infinitiv zu Wohnung setzt, während gewöhnen im Üblichen zu seinem dem Wort zu Grunde liegenden Eigenschaften steht.

Lg,
Sabine



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.06.16 12:45.

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Re: Analogie
geschrieben von: Milorad Gavrilovic ()
Datum: 19. Juni 2016 06:55

"gewohnt" ist das Partizip II von "wohnen" und "gewohnen".
"gefallen" ist das Partizip II von "fallen" und "gefallen".
"gestanden" ist das Partizip II von "stehen" und "gestehen".


Wir müssen uns also nur noch mit der Analogie behelfen.



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.08.17 18:39.

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Re: Analogie
geschrieben von: Sabine Jüschak ()
Datum: 19. Juni 2016 16:11

> "gewohnt" ist das Partizip II von "wohnen" und
> "gewohnen".

Lieber Milorad,

"gewohnen"? Das ist nicht ganz richtig.

Lg,

Sabine

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Re: Uralte Belege
geschrieben von: Milorad Gavrilovic ()
Datum: 19. Juni 2016 16:45

@Sabine:

Das Verb "gewohnen" klingt mehr als veraltet.

Er hat das Soldatenleben schon gewohnt.


Quelle: Grammatisch - orthographisches Wörterbuch der Homonyme der Deutschen Sprache (1803)

Ich werde das Verb "gewohnen" bestimmt nie benutzen.


Zitat

Das Verb "gewohnen" wird im Grimm'schen Wörterbuch ausführlich besprochen, kann aber meines Erachtens zu den untergegangenen Wörtern geschlagen werden. Übrig geblieben ist davon nur das Part. Perf. "gewohnt", an dessen von "gewöhnt" unterschiedene Bedeutung wir nun gewo/öhnt sind. (Michael)

Das sehe ich auch so.


Ein ähnliches Beispiel:

Zitat

DUDEN

belesen (Adjektiv)

Herkunft

eigentlich 2. Partizip von veraltet belesen = durchlesen

Herkunft: vom Partizip Perfekt des veralteten Verbs belesen = „durchlesen“.

Quelle: Vollständiges Deutsch-Englisches Wörterbuch, Leipzig, 1796

Belesen, verb. irreg. alt. den Salat belesen, to pick Sallet. - Reis, Kräuter 2c belesen, to pick or cleanse Rice, Pot Herbs &c. . einen Acker von Steinen belesen, ...



13-mal bearbeitet. Zuletzt am 21.06.16 11:45.

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Re: gewöhnt oder gewohnt
geschrieben von: Mario Hansen ()
Datum: 08. September 2016 09:51

Hallo Leute,

na das doch mal 'n richtig guter Beitrag zum Thema.

Mir ist dazu aber noch eingefallen, dass man "Gewöhnung" und "Gewohnheit" ganz gut trennen kann, in dem man es aus räumlicher Sicht beleuchtet.

Bsp.:
Ich habe mich durch Gewöhnung daran gewöhnt (Prozess - transitiv) und bin es durch Gewohnheit (Status - intransitiv) gewohnt.

VG. M.

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