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Re: BAR-FRAGE
geschrieben von: huangdi ()
Datum: 20. November 2010 11:21

Zitat

Fazit: "zuordenbar" wäre dann korrekt, wenn die Sprachgemeinschaft sich an diese Form gewöhnt.

Diesem Teil Deines Fazits kann ich nur zustimmen: "...wenn die Sprachgemeinschaft sich daran gewöhnt", wird sie es auch mehrheitlich verwenden. Empirisch ist das dann die Grundlage, dass es sich um eine von der Sprachgemeinschaft mehrheitlich akzeptierte Form handelt. Ob die Sprachgemeinschaft dies in diesem Falle tut, ist eine andere Sache.
Solange aber eine solche Form von der Sprachgemeinschaft mehrheitlich nicht akzeptiert ist, kann man auch nicht sagen, dass sie "richtig" sei. Bestenfalls wäre dann eine solche unfundierte, weil empirisch nicht belegte Behauptung die Meinung einiger Sorachsektierer, die ein anderer Poster in diesem Forum bereits in einem anderen Zusammenhang erwähnt hat.
Und auf solche "Sonderlehren" soll man dann einfach nichts geben.

Zitat

In der Praxis weicht man aber auf ziemlich behördensprachlich klingende Ersatzkonstruktionen wie "kann nicht zugeordnet werden" oder "ist nicht zuzuordnen" aus.

Dem kann ich auch nur vorbehaltlos zustimmen. Es ist sicher auch richtig, dass sich Wendungen wie "kann nicht zugeordnet werden" ziemlich hölzern anhören; sie sind aber in wissenschaftlichen Textsorten durchaus üblich neben der von Dir erwähnten "Behördensprache", also dem Amtsdeutsch (alternativ auch: "Deutsch des Amtsschimmels"...wieher-wieher_wieher...LOL). In der Umgangssprache kann man daher aber auch weniger hölzern oder lockerer z.B. sagen: "weiß nicht, wo das hingehört", "kann nicht sagen, wo das hingehört". Auch hier ist immer das richtig, was die Mehrheit der Sprecher stattdessen verwenden würde und nach deren Sprachgefühl das Naheliegendste ist.

Ergo: Nicht das ist allein deswegen "richtig", was irgendwo - einschließlich irgendwelcher Google-Resultate - geschrieben steht, sondern immer das, was die Mehrheit einer Sprachgemeinschaft schriftlich und mündlich im Sprachgebrauch tatsächlich verwenden würde.

Es gibt Nichts, das wirklich Nichts ist, denn selbst das Nichts ist auch ein Etwas - nämlich "Nichts".

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Re: BAR-FRAGE
geschrieben von: huangdi ()
Datum: 20. November 2010 11:48

Interessante Punkte, auf die ich wie unten folgend gerne antworte.

Zitat

Das ist wohl dann eine ideologische Frage.

Für manche - Sprachpuristen und sprachnormative Grammatiker sowie die schon erwähnten "Sprachsektierer" - mag das tatsächlich eine ideologische Frage sein. Für mich ist sie das nicht. Für mich als "Voll-Linguisten" (d.h., nicht nur in der sprachspezifischen Germanistischen Linguistik ausgewiesen) ist daher diese Frage allein eine solche der Empirie, was eine Sprachgemeinschaft tatsächlich mehrheitlich verwendet und damit als solche "akzeptiert".

Zitat

Die meisten Sprachwissenschaftler sind doch eher der Ansicht, dass Sprachen nicht normativ vorgegeben sind, sondern dass sie "leben" und sich eben durch den Gebrauch verändern.

Auch vollkommen richtig, und das ist auch eine Prämisse, von der ich immer ausgehen würde. Für die Bewertung muss man allerdings auch die folgende Frage stellen: Wer bewertet wie was warum, wenn in einer Sprachgemeinschaft sich etwas neu entwickelt? Wenn es richtig ist, dass einfach der mehrheitliche Gebrauch einer Form/Wendung/Wortes innerhalb einer Sprachgemeinschaft darüber entscheidet, ob es akzeptabel ist oder nicht, was dann empirisch messbar wäre, ja dann... - dann ist es eben eine zutiefst "demokratische" Entscheidung dieser Sprachgemeinschaft selbst und damit allein "deswegen" richtig. Im Gegensatz dazu ist dann alles, was uns irgendwelche Sprachsektierer verkaufen wollen, wenig oder überhaupt nicht relevant.

Ich glaube, dass dies hier auch nicht die entscheidende Frage in der "Auseinandersetzung" ist, sondern die Frage der Messbarkeit und der Bewertung. In diesem Punkt ist für wie auch immer geartete Sonderlehren irgendwelcher Sprachsektierer kein Raum, sondern allein die methodisch abgesicherte Messbarkeit der Empirie.

Noch einen schönen Tag!

Exkurs:
Noch ein kleiner Nachtrag am Rande: In meiner früheren Magister-Arbeit habe ich mich mit Sprachplanung in Sprachen der damals sogenannten "Dritten Welt" unter dem Einfluss des modernen Technologietransfers befasst (also: z.B. in afrikanischen Kulturen, in denen es ursprünglich z.B. keine Flugzeuge gab - welche sprachlichen Mittel haben die, um etwas Neues zu bezeichnen? Genau das Gleiche kann man auch für frühere "prä-industrielle Hochkulturen" wie z.B. das China fragen). Meine empirischen Daten dazu habe ich aus einigen afrikanischen Sprachen und u.a. dem Chinesischen genommen, die ich vorher im Rahmen einer linguistischen Feldforschungsstudie unter diversen Muttersprachlern und auch in der zeitgenössichen Literatur dazu ermittelt hatte.

Einige für Europäer eher skurrile Beispiele habe ich da gefunden, die ich hier gerne noch ergänzend - zur allegemeinen Erheiterung oder auch nicht - zum Besten geben würde:

- Für "Telefon" im Chinesischen hat sich die Neubildung dianhua ("elektrisch sprechen") durchgesetzt.

- In der in Ostafrika überrregional verbreiteten Bantusprache Swahili (Kiswahili) gab es früher für "Flugzeug" die schöne bezeichnende Wendung Ndege Ulaya, also "europäischer Vogel". Heute gebraucht man stattdessen eher "eropleni" als direkt aus dem Englischen enlehnten und phonologisch angepassten Begriff.

- Für eine Schule im modernen Sinne wird im Swahili "shule" als eins der sehr wenigen direkt aus dem Deutschen unverändert übernommenen Lehnworte gebraucht.

- Für eine Lokomative (früher noch mit Dampfkessel durch Heizer betrieben) sagte man im Swahili "gari la moshi" (also "Wagen des Rauchs").

Wollte nur damit sagen, mit dem Thema des sprachlichen Wandels hatte ich mich schon mal befasst....

Naja, zu Fragen der jeweils sprachplanerischen Politik in diesen Gebieten musste ich in meiner damaligen Mag.-Arbeit auch noch meinen Senf geben, aber das erspare ich mir hier, denn:

mamba yuko menzani (das Krokodil ist auf dem Tisch)...huuuuuch!...LOL

Es gibt Nichts, das wirklich Nichts ist, denn selbst das Nichts ist auch ein Etwas - nämlich "Nichts".



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.11.10 13:03.

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Re: BAR-FRAGE
geschrieben von: fg ()
Datum: 09. April 2012 00:42

Mit Sprachen und Kreativität ist das so ne Sache! "Sprache soll dynamisch sein", ist überall zu hören. Fußball ist auch dynamisch und trotzdem pfeift der Schiedsrichter Foul und lässt nicht alles laufen, da will auch jeder Dynamik im Spiel sehen.
Es fängt bei den Anglizismen an. Man erkennt zusehends, dass sich Artikel in der Umgangssprache rar machen und im nächsten Schritt dann die Personalpronomen, die vereinzelt nur noch im Nominativ bekannt sind und ad libitum so auch anstelle der geforderten Dativ- und Akkusativpronomen verwandt werden. Dies wird der nächste Schritt in der "kreativen", ich sollte sagen "rezessiven" Entwicklung des Deutschen sein, mit unabsehbaren Folgen.

Das Wort "ordnen" ist übrigens von einem ursprünglich dreisilbigen Wort zu einem zweisilbigen Wort vereinfacht worden. Dies ist durch den Wegfall eines "e" zustande gekommen. Erkennbar ist dies eben noch an dem Begriff "zuordenbar". Wer übrigens das Wort "Orden" darin erkennt, liegt goldrichtig! Die obige Regel gilt auch für "berechnen". Ich kann das österreichische Stirnrunzeln entkräften. Das Wort "zuordenbar" ist durchaus auch in Deutschland ein sehr geläufiges und zudem auch schönes Wort.

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Re: BAR-FRAGE
geschrieben von: Martin Fröhlich ()
Datum: 28. Januar 2013 11:13

ich bin Muttersprachler und fühle, die Richtigkeit von "zuordbar". allerdings sieht word das ganz anders^^

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Ironische Rechtschreibung?
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 28. Januar 2013 15:51

Guten Tag Martin Fröhlich,


Zitat
Sie schreiben:

ich bin Muttersprachler und fühle, die Richtigkeit von "zuordbar". allerdings sieht word das ganz anders^^


Was bedeutet in diesem Zusammenhang "Muttersprachler"?

Was bedeutet "und fühle, die Richtigkeit von "zuordbar"."? Warum steht da ein Komma hinter "fühle"?

Ist Ihr Beitrag ironisch gemeint?


Ist alles ganz anders gemeint? Für mich ist das nicht zuordenbar.


Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

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Re: BAR-FRAGE
geschrieben von: L.J. ()
Datum: 28. Januar 2013 19:57

Guten Abend Michael,

kann man hier auch sagen: "zuordnungsbar"? Oder bedeutet es hier was anderes?
In Sachsen wäre es kein Fremdwort...:)

MfG: László

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Re: BAR-FRAGE
geschrieben von: Hilmar ()
Datum: 05. Februar 2015 13:36

Auch noch mein Senf:

"Richtig" allein macht noch keine Sprache. Schön, klangvoll, lebendig muss sie auch sein.

"Zuordenbar" klingt für mich nicht gut, es ist künstlich, zusammengeklebt. Wie viel flüssiger klingt "zuzuordnen"!

Maßstab sind für mich nicht Regeln und Professoren, sondern die besten Dichter.

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Re: BAR-FRAGE
geschrieben von: brynden ()
Datum: 09. Juni 2015 17:31

Hier noch, um diese längste Diskussion aller Zeiten auf keinen Fall auszulassen, der Ngram-Link, um die Entwicklung der diskutierten Varianten zu verfolgen:


Ich finde es so schön, dass es ein Werkzeug für die interessierte Allgemeinheit gibt, das es ermöglicht, die Wechselwirkungen zwischen Sprachempfinden und Sprachgebrauch nicht nur im eigenen Umfeld zu hören, sondern auch mal im größeren Rahmen zu sehen...

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Re: BAR-FRAGE
geschrieben von: brynden ()
Datum: 09. Juni 2015 17:38

Ngram zuordenbar,zuordbar,zuordnbar

Hat nicht gleich geklappt, hätte wohl den Vorschau-Button nutzen sollen... :-(

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