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Welche Lerntheorie?
geschrieben von: seb2005 ()
Datum: 02. Dezember 2006 23:39

Hallo liebe User!

Ich schreibe im Moment eine Hausaufgabe für mein DaF-Studium und bin gerade ein bißchen fest gefahren.
Wenn mir hier jemand helfen könnte, wäre das echt klasse. Meine Frage lautet:
Auf welcher Lerntheorie basieren Lehrwerke, welche ihre Lernziele zusammen mit der Aufgabenstellung formulieren.
Ich denke dabei an Instruktionsverfahren, bin aber nicht wirklich sicher.
Auf jedenfall vielen Dank im Voraus!

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Re: Welche Lerntheorie?
geschrieben von: jero ()
Datum: 04. Dezember 2006 09:43

Guten Morgen,

tut mir Leid, aber ich kann dir in dieser Frage nicht weiterhelfen.

(Ich betrachte viele neuere Deutschlehrwerke ziemlich kritisch. Meine Mentorin sagte mal: "Typischer West-Unterricht: Von allem ein bisschen und nichts richtig.") *frechgrins*

jero
www.cafe-deutsch.de
(jetzt mit einer Projekt-Idee für Deutschlernkurse)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.12.06 18:23.

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Re: Welche Lerntheorie?
geschrieben von: Stefan ()
Datum: 04. Dezember 2006 13:29

Hallo seb2005,

ich weiß nicht wirklich, was Du unter 'Lerntheorien' verstehst, jedenfalls ist ein Unterricht, in dem den Studenten die Lernziele bekannt sind, lernzielorientiert (wobei anzumerken wäre, dass Unterricht auch lernzielorientiert sein kann, ohne dass den Schülern die Lernziele genannt werden). Die Nennung der Lernziele ist Teil einer Methode, die sich "Informierender Unterrichtseinstieg" nennt, den Vorteil hat, dass die Schüler wissen, wo es in den nächsten 45 Minuten oder der folgenden Unterrichtsreihe lang geht, und in dem lesenswerten Buch Jochen und Monika Grell: Unterrichts Rezepte, München 1979 beschrieben worden ist. Weitere Informationen, allerdings ohne Bezug zu DaF findest Du hier unter 7.1.1.

Gruß

Stefan

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Re: Welche Lerntheorie?
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 05. Dezember 2006 01:18

Guten Morgen,

der auf Lerner zentrierte Unterricht sieht den Menschen nicht als ein leeres Gefäß, das mit Wissen gefüllt werden muss, sondern beteiligt die Fremdsprachenlerner aktiv am Lernprozess. Dieser methodische Ansatz geht auf kognitive Lerntheorien (TOLMAN,CHOMSKY et al) zurück.

(Viele Mentoren der alten Schule scheinen durch die moderne Methodenvielfalt verwirrt und dem Angebot an Materialien überfordert zu sein und wünschen eine Rückkehr zur einen, richtigen Lehre.)

Mit freundlichen Grüßen


Michael Redeker

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Re: Welche Lerntheorie?
geschrieben von: jero ()
Datum: 05. Dezember 2006 08:22

jero



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.12.06 17:20.

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Re: Welche Lerntheorie?
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 05. Dezember 2006 12:24



Ach, was.

Da muss ich die Ironiesignale wohl noch dicker setzen.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

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Re: Welche Lerntheorie?
geschrieben von: jero ()
Datum: 08. Dezember 2006 08:28

jero



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.12.06 17:21.

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Re: Welche Lerntheorie?
geschrieben von: Stefan ()
Datum: 08. Dezember 2006 09:57

Die Didaktik der letzten Jahre hat Grammatik nicht vernachlässigt, sondern den Fremdsprachenunterricht vom Kopf auf die Füße gestellt. Sie nimmt nicht nur zur Kenntnis, wie Menschen lernen (vgl. den Beitrag von Herrn Redeker oben), sondern fragt sich, warum Menschen Fremdsprachen lernen. Wir lernen eine Fremdsprache um zu kommunizieren. Um in einer Sprache effektiv kommunizieren zu können, muss man natürlich ihre Grammatik kennen; die Grammatik bekommt in einer solchen Didaktik eine dienende Funktion und ist nicht Selbstzweck, wie sie es in der elenden Grammatik-Übersetzungsmethode war, über die einmal richtigerweise festgestellt wurde, dass sie eine Methode ohne theoretische Basis ist.

Das Schöne am kommunikativen Fremdsprachenunterricht ist, dass er im Grunde die Vorteile verschiedener Methoden benutzt, d.h. eklektizistisch und daher recht pragmatisch ist. Es ist übrigens auch im kommunikativen Fremdsprachenunterricht erlaubt, Grammatik explizit zum Thema einer Stunde zu machen.

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Re: Welche Lerntheorie?
geschrieben von: jero ()
Datum: 08. Dezember 2006 19:19

jero



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.12.06 17:21.

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Re: Welche Lerntheorie?
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 09. Dezember 2006 02:56

Guten Morgen Jens-Robert,

Sie fragen (rhetorisch?) "Warum können wir nicht einfach beides miteinander verbinden: die traditionelle Systematik und neue Übungsformen?"

Aber genau das machen wir doch.

Wie Stefan oben schreibt: "Das Schöne am kommunikativen Fremdsprachenunterricht ist, dass er im Grunde die Vorteile verschiedener Methoden benutzt, d.h. eklektizistisch und daher recht pragmatisch ist. Es ist übrigens auch im kommunikativen Fremdsprachenunterricht erlaubt, Grammatik explizit zum Thema einer Stunde zu machen." Ja, und auch Rechtschreibung, den Gebrauch von Wörterbüchern, das Internet und sogar "Stil": ich scheue mich nicht, auch "richtiges und gutes Deutsch" zum Thema zu machen. Je nachdem, was meine Lerner brauchen.

Um es mit Goethe zu sagen: "Ein jeder lehrt nur, was er lehren kann; // Doch der den Augenblick ergreift..." - nach Faust I, Vers 2017 f.

Mit freundlichen Grüßen






Michael Redeker

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Re: Welche Lerntheorie?
geschrieben von: jero ()
Datum: 09. Dezember 2006 09:46

jero



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.12.06 17:21.

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Re: Welche Lerntheorie?
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 09. Dezember 2006 15:39

Nee Jero, das klingt mir ja nun wirklich nach sturer Paukerei! Das Gute ist doch, dass man sich immer mehr an der wirklich gesprochenen Sprache orientiert: Das Perfekt und einige wenige Verben im Präteritum (sein, haben, Modalverben) sind doch schon in der Alltagssprache präsent und die Lerner hören es ständig. Die Formen sind besser zu lernen. Außerdem gebe ich nie Listen aus, die auch die Präteritumformen enthalten, wenn nur das Perfekt eingeführt ist. Das wäre wirklich nicht der Hit.

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Re: Welche Lerntheorie?
geschrieben von: jero ()
Datum: 09. Dezember 2006 18:02

jero




3-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.12.06 17:21.

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Re: Welche Lerntheorie?
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 10. Dezember 2006 03:54

Guten Morgen,

man hat so seine Steckenpferde, nicht?
Es ist Sonntagmorgen, ich habe den Computerraum ganz für mich. Die Bibliothek ist noch geschlossen.

"Wieviel Grammatik braucht der Mensch?"

Über Methoden des fremdsprachlichen Deutschunterrichts lässt sich lang und trefflich lamentieren. Es gibt einfach nicht die "eine und richtige Lehre", die für alle Lernergruppen, für jeden Lehrer und für jeden Unterricht taugt.

Kein Lehrwerk kann/sollte Ihnen die Verantwortung für die Unterrichtsplanung und -gestaltung aus der Hand nehmen.

Wenn Ihnen die Grammatikprogression in dem Lehrbuch, das Sie an Ihrem Institut benutzen, für Ihre Lerner nicht geeignet scheint, nehmen Sie ein anderes.


Sie müssen das Rad nicht neu erfinden, auch zur Frage der grammatischen Besonderheiten gesprochener Sprache und didaktischer Konsequenzen für den DaF-Unterricht gibt es Literatur und Webseiten.

Moment mal!,
ist das noch
Deutsch konkret?
Geht das nicht am
THEMA vorbei?

Schauen Sie sich
wahrhaftig viele Lehrwerke kritisch an. Und wählen Sie dann für Ihre Lerner geeignete Materialien für den Deutschunterricht aus.

Die Verwirrung über die moderne Methodenvielfalt sollte uns nicht gleich in die sechziger Jahre zurückwerfen, wo es noch die eine

Sprachlehre für Ausländer gab.



Mit freundlichen Grüßen




Michael Redeker



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 23.12.06 10:37.

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Re: Welche Lerntheorie?
geschrieben von: jero ()
Datum: 10. Dezember 2006 11:06

jero



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.12.06 17:22.

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Re: Welche Lerntheorie?
geschrieben von: jero ()
Datum: 11. Dezember 2006 08:18

jero



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.12.06 17:22.

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Re: Welche Lerntheorie?
geschrieben von: Stefan ()
Datum: 11. Dezember 2006 13:22

Ein paar Anmerkungen:

Moderner Fremdsprachenunterricht sollte sich immer fragen, wozu die Lernenden Sprache brauchen. Es gibt vier Felder, auf denen wir mit Sprache umgehen: Lesen, Schreiben, Sprechen und Hören. Ein Lehrer, der einen DaF-Kurs für ausländische Hausfrauen, die in Deutschland leben, aber kaum Deutsch sprechen, gibt, wird vermutlich Hörverständnis und Fähigkeiten des mündlichen Ausdrucks (funktionale Sprache, die notwendig ist z.B. beim Einkaufen oder bei Behördengängen, oder zur Durchführung eines simplen Gesprächs mit der Nachbarin) in den Vordergrund seines Unterrichts stellen. Ein Kurs für Studenten, die sich im akademischen Bereich mit Deutsch auseinander gesetzt sehen, wird andere Prioritäten setzen: das Verstehen von wissenschaftlichen Texten, das Halten von Referaten, das Schreiben von Notizen während einer Vorlesung.

Es ist also weitaus klüger, seinen Unterricht von den Zielen (die eng verknüpft sind mit den Erwartungen und Bedürfnissen der Lernenden) ausgehend zu planen, und nicht von der Grammatik her. Im "richtigen" Leben, also außerhalb des Klassenzimmers, wird uns niemand eine grammatikalische Frage zur Fremdsprache stellen, aber wir werden aufgefordert werden, ein Telefongespräch in der Fremdsprache zu führen, im Restaurant ein Menu zu bestellen, herauszufinden, ob ein Aufsatz für unser Forschungshaben wichtig ist oder nicht. Ich lebe seit ca. sieben Jahre in der Türkei (und konnte die Sprache vorher praktisch nicht), und in diesen sieben Jahre ist mir noch nie eine Frage zur Grammatik gestellt worden.

Was mir häufig passiert ist, und noch manchmal vorkommt, ist, dass ich etwas höre oder lese, dessen grammatische Struktur ich nicht entschlüsseln kann, dessen Botschaft ich aber insoweit verarbeiten kann, dass ich Kommunikation aufrechterhalten , d.h. darauf reagieren kann. Nichts anderes betreiben moderne Unterrichtswerke: sie benutzen punktuell Sprache ("Grammatik"), die eigentlich über dem Lernstand der Lernenden ist, in der Annahme, dass die Lernenden dennoch die Botschaft verstehen. Diese Grammatik wird vielleicht 15 Lektionen später dann explizit thematisiert. Bei diesem Vorgehen wird also wirklicher Spracherwerb in die nicht wirklich reale Welt des Klassenzimmers transportiert, es findet natürliches Lernen statt. Das klappt aber nur, wenn der Unterricht auf einem Inhalt, einem Thema (z.B. Arbeit, Wohnen, Freizeit, Technologie) basiert und nicht auf Grammatik (der Trick ist dabei, dass man die eigentlich zu schwere Grammatik ignorieren kann). Sprache wird in einem solchen Unterricht in einem sinnvollen Kontext gelehrt, was im Übrigen dazu führt dass Sprache leichter behalten wird.

Stichwort natürliches Lernen: Menschen lernen nicht das Kapitel 'Adjektive' komplett, um danach das Kapitel Konjunktiv Präsens Passiv und im Anschluss daran alle Präpositionen zu lernen. Was als 'strukturelles Chaos' erscheinen mag, ist die Einsicht von Schulbuchautoren in Erkenntnisse über das Lernen. Lernen ist ein Prozess, der nicht linear vonstatten geht, sondern von Vergessen, Wiederholen und dem Abweichen von Kategorien in Grammatikbüchern geprägt ist.

Jero, Sie haben richtigerweise von den Erwartungen der Schüler gesprochen, die meinen, dass z.B. einen Text zu verstehen alles zu verstehen bedeutet, und daher alles erklärt haben möchten. Wenn Sie die Möglichkeit haben, fragen Sie Ihre Studenten, wie realistisch und wünschenswert eine solche Erwartungshaltung ist; ist es nicht besser, Strategien zu entwickeln, mit einem Text umgehen zu können, auch ohne jedes Detail verstehen zu müssen; ist es überhaupt möglich, die 'gesamte' Grammatik einer Sprache zu 'können'? Ein Unterricht, der das 'Überleben' der Studenten in der Fremdsprache beabsichtigt (d.h. die Bewältigung von Situationen im wirklichen Leben, in denen die Sprache zu Kommunikatioszwecken gebraucht wird), wird sicherlich nicht solche Ziele haben.

Noch einmal: Es ist nicht verboten, Grammatik zu thematisieren, nicht einmal ist Formendrill im kommunikativen Unterricht verboten. Und: Benutzen Sie Ihr Buch - auch wenn Sie es lieber wechseln würden aber nicht können - als eine Ressource. Einer meiner Lehrerausbilder sagte einmal: "Seien Sie nicht der Sklave Ihres Buches." Er hatte sicherlich recht.

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Re: Welche Lerntheorie?
geschrieben von: jero ()
Datum: 11. Dezember 2006 17:03

jero



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.12.06 17:22.

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Re: Welche Lerntheorie?
geschrieben von: jero ()
Datum: 12. Dezember 2006 08:20

jero



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.12.06 17:23.

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Re: Welche Lerntheorie?
geschrieben von: jero ()
Datum: 13. Dezember 2006 08:36

jero



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.12.06 17:23.

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