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Passiv mit "sein" + zu + Infinitiv
geschrieben von: giovanna ()
Datum: 30. Dezember 2006 13:20

Hallo! Ich habe eine Frage zum Passiv.
Es gibt eine Form vom Passiv, die mit dem konjugierten Verb „sein“ + zu + Infinitiv gebildet wird. Beispiel:

Dieses Land ist zu besichtigen (oder „besuchen“?) = dieses Land muss / kann besichtigt werden

Auf Italienisch könnte man noch etwas hinzufügen, wie z. B.:
Bayern ist ein schönes Land zu besichtigen

Ich bin mir fast sicher, dass diese Form auf Deutsch nicht möglich ist, wobei ich nicht sagen kann, warum. Kann mir jemand eine grammatische Erklärung dafür geben?

Ich danke im Voraus!!
Herzliche Grüße
giovanna

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Re: Passiv mit "sein" + zu + Infinitiv
geschrieben von: Anna2 ()
Datum: 30. Dezember 2006 17:37

Hallo,

bin mir nicht wirklich sicher, warum es grammatisch nicht geht, aber von der Semantik her hätte ich eine Erklärung anzubieten:

Zuerst einmal eine kleine Korrektur zu Satzbeispiel Nr.1: die Form sein+zu+Infinitiv entspricht, wie du richtig bemerkt hast, einem müssen, allerdings nicht einem können. Hier liegst du falsch. Vielleicht verwechseltst du das mit einem einfachen Infinitiv mit zu: Es ist schön, Bayern zu besuchen. (nicht besichtigen

Nun zu der Unmöglichkeit von Satzbeisspiel 2: Der Satz drückt eben keine Notwendigkeit oder Verpflichtung (also ein müssen aus, deswegen ist hier die Form sein+zu+Infinitiv nicht möglich bzw. nötig. Der normale Infiniv mit zu geht aber wieder: Bayern ist ein schönes Land, das sich lohnt zu besichtigen.

Liebe Grüße

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Re: Passiv mit "sein" + zu + Infinitiv
geschrieben von: jero ()
Datum: 30. Dezember 2006 20:04

Hallo,

also ich habe mich eben gerade noch mal vergewissert, aber "sein + Infinitiv mit zu" drückt eine Notwendigkeit, eine Forderung, eine Empfehlung, ein Verbot, eine eingeschränkte Erlaubnis oder eine Möglichkeit aus.

Obwohl ich selbst diese Konstruktion selten verwende (ich finde, sie klingt recht bürokratisch), scheint auch der Gedanke "kann besichtigt werden" richtig zu sein. Spontan fällt mir da der Ausruf ein: "Das ist doch nicht zu fassen!" oder "Das ist doch nicht zu glauben!" oder "Das ist nicht hinzunehmen!"

Also hier böte sich ja auch eher die "Herleitung" aus Sätzen mit -können- an. (z.B. "Das kann (von uns) nicht hingenommen werden!")

jero
www.cafe-deutsch.de



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 30.12.06 20:09.

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Re: Passiv mit "sein" + zu + Infinitiv
geschrieben von: giovanna ()
Datum: 06. Januar 2007 16:35

Hallo Anna,
Hallo Jero,
ich danke euch beiden ganz herzlich für eure Hilfe.
Allerdings glaube ich, meine Frage wurde schlecht formuliert, denn der gemeinte Sinn des Satzes „Bayern ist ein schönes Land zu besuchen“ ist:

„Bayern ist schön und ist deshalb eines Besuches wert“ oder „man sollte einmal Bayern besuchen, weil es schön ist“.

Erst jetzt fällt mir ein weiteres, von der Struktur her ähnliches Beispiel ein:

„Das ist ein Wein zu verkosten / genießen“

im Sinne von: der Wein ist so gut, dass man ihn einmal probieren sollte
Ich glaube in Deutsch ist der Satzbau:

prädikatives Substantiv (wie: der Wein) + zu + Infinitiv


nicht möglich.
Stimmt meine Vermutung?
Herzlichen Dank im Voraus,
giovanna

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Re: Passiv mit "sein" + zu + Infinitiv
geschrieben von: Anna2 ()
Datum: 06. Januar 2007 17:09

Alle, inklusive deinem ersten unrsprünglichen, Beispiele klingen für mich nicht gut (vielleicht antiquiert? - Jero, was meinst du?). Mir war schon klar, was du meinst, aber ich würde das doch eher anders ausdrücken (wie oben geschehen z.B.). Ich muss auch Jero zustimmen, der sagt, dass er diese Form nur sehr selten benutzt. Deswegen meine Vermutung, dass die Formulierung vielleicht etwas antiquiert sein könnte. Und wenn du dir Jeros Beispiele genau ansiehst, wirst du feststellen, dass diese zwar alle korrekt sind, allerdings allesamt feststehende Formulierungen darstellen.

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Re: Passiv mit "sein" + zu + Infinitiv
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 06. Januar 2007 18:59

Liebe Giovanna,

wenn bei uns die Kinder Englisch lernen, dann stoßen sie auf seltsame Sätze:
"Italy is a wonderful country to be visited" oder sowas! Wir haben diese Möglichkeit nicht
(nur in der von dir schon erwähnten Muss-Bedeutung), sodass die Schüler dann immer brav einen Nebensatz zum Übersetzen verwenden:
Italien ist ein wunderbares Land, das man besuchen kann.
Oder
Italien ist toll, wenn man es besucht.
100%-ig trifft es das nicht. Aber was soll man machen?

Franziska

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Re: Passiv mit "sein" + zu + Infinitiv
geschrieben von: jero ()
Datum: 07. Januar 2007 19:38

Guten Abend, Anna,

ich stimme dir zu, dass meine eigenen Beispiele wohl eher "feststehende Redewendungen/Formeln/Phrasen" sind. Die fielen mir nur so spontan ein. ;-)

Die ersten Alternativen von "giovanna" (gestern 16.35 Uhr) finde ich eigentlich nicht antiquiert oder meintest du andere Sätze? Theoretisch möglich wäre wohl noch (und der italienischen Konstruktion vielleicht am nächsten???): "Das ist ein zu verkostender Wein" im Sinne von "Das ist ein sehr zu empfehlender Wein". Letzteres ist ja eigentlich gar nicht so ungewöhnlich.

Diese Konstruktion nennt sich "Gerundivum".

jero
www.cafe-deutsch.de



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.01.07 19:44.

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Re: Passiv mit "sein" + zu + Infinitiv
geschrieben von: Anna2 ()
Datum: 07. Januar 2007 22:04

Ich meinte die Sätze:
Bayern ist ein schönes Land zu besichtigen.
Das ist ein Wein zu verkosten / genießen
Also für mich geht das gar nicht. Das Gerundium ist natürlich eine ganz andere grammatische Form. Vielleicht ist es das worauf du eigentlich hinauswolltest, Giovanna? Die Form ist ja schon sehr ähnlich...

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Re: Passiv mit "sein" + zu + Infinitiv
geschrieben von: giovanna ()
Datum: 08. Januar 2007 00:14

Hallo alle zusammen!
Zuerst wollte ich mich für eure wertvolle Hilfe und die Mühe bedanken!
Genau Franziskas Beispiel mit dem englischen Satzbau und der entsprechenden Übersetzung ins Deutsche hat meinen Zweifel definitiv gelöst. Die von Jero vorgeschlagene Form „Das ist ein zu verkostender Wein” - nun erstmal ganz abgesehen vom Kontext – ist die korrekte Alternative, die ich schon kannte aber nicht unbedingt in der gesprochenen Sprache verwenden würde.
Deshalb habe ich danach gefragt, ob die Struktur – die sonst im Italienischen und Englischem (hier mit dem Unterschied der Passivform: to be visited) sehr geläufig ist – auch im Deutschen möglich wäre. Zwar hatte ich sie nie gehört, aber man weiß nie...
Also, nochmals viele Dank an alle!
Gute nacht
giovanna

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Re: Passiv mit "sein" + zu + Infinitiv
geschrieben von: Zara ()
Datum: 25. Juni 2019 20:58

Hallo guten Tag, ich habe diese Gramatik "sein +zu+Infinitiv gelesen und verstanden.Aber in der Zeitung habe ich diese Sätze gelesen: "das im Kopf zu haben und sich vorab zu übetlegen, ob es einem während des Urlaubs vielleicht gelingt, in Konfliktsituationen anders zu reagieren als sonst, kann die Lage schonmal entspannen."
kann jemand mir erklärt,was ist "zu" in diesem Satz? Wir haben kein sein+zu+Infinitiv 🤔
Vielen Dank im voraus für die Hilfe

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Re: Passiv mit "sein" + zu + Infinitiv
geschrieben von: Gernot Back ()
Datum: 25. Juni 2019 21:26

Hallo Zara,

Ihr Satz ...

Zitat
Zara
das im Kopf zu haben und sich vorab zu überlegen, ob es einem während des Urlaubs vielleicht gelingt, in Konfliktsituationen anders zu reagieren als sonst, kann die Lage schonmal entspannen

... hat mit der Konstruktion sein + zu als Ersatz für Modalverben mit Infinitiv Passiv absolut nichts zu tun. Sie hätten also besser ein neues Thema hierzu eröffnet, anstatt diesen alten Thread von vor zwölf Jahren wiederzubeleben!

Außerdem ist es immer hilfreich bei Anfragen in diesem Forum, die Quelle zu verlinken. Dann können wir nämlich auch den Kontext sehen. [www.presseportal.de]

In dieser Quelle steht im Satz vorher:

Zitat
Presseportal
Und da Familien mehr Zeit als sonst miteinander verbringen, kommt es meist auch zu mehr Streit.

Wenn man sich also bewusst macht, dass es im Urlaub zu mehr Streit in der Familie kommen kann, einfach deshalb, weil die Familienmitglieder dann mehr Zeit miteinander verbringen, dann kann man sich vorab darauf einstellen und die Situation erleichtern, wenn man sich vornimmt, im Urlaub mit Konflikten anders umzugehen als im Alltag.

Ich halte das aber für Ratgeber-Blabla mit wenig Inhalt.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 25.06.19 21:39.

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