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Totenblumen?
geschrieben von: Andy89 ()
Datum: 12. Februar 2008 11:39

Hi,

kann mir jemand sagen, was das heißt bzw. woher kommt der komische Spruch und ob der eigentlich eine deutsche Redewendung ist:

Es handelt sich um eine Person, die die Verwandte von einem sterbenden Menschen sei, und spricht zu einer anderen Person über den Sterbenden: Er pflückt Totenblumen.

Ich möchte nichts vorsagen, weil ich einiges im Internet gefunden habe, doch scheint mir das immer noch komisch zu sein. Danke für irgendwelche Hilfe.

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Re: Totenblumen?
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 13. Februar 2008 06:05

Guten Morgen Andy89,

lassen Sie mich erst einmal um den Brei herum reden.

Das Wort "komisch" hat u.a. die Bedeutung "lustig", aber auch "seltsam" und "ungewöhnlich". Ein "Spruch" ist eine eher kurze Redensart, die aus gegebenem Anlass geäußert wird.

Kommt Zeit, kommt Rat.


Er pflückt Totenblumen. ist kein Spruch, sondern eher eine Metapher, eine bildliche Redewendung.

Da Sie also schon im Internet nach "Totenblumen" gesucht haben, brauche ich nicht auf Pflanzen als Symbol für Tod und Trauer verweisen.

Also: Er pflückt Totenblumen. ist eine eher seltene, aber deutliche und deutsche Metapher, um über einen Sterbenden zu sprechen.


Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

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Re: Totenblumen?
geschrieben von: Andy89 ()
Datum: 13. Februar 2008 10:49

Ok, aber geht es hier um eine konkrete Blume, ist das Calendula officinalis oder Tagetes? (Beide werden als Totenblumen bezeichnet). Könntest du die Redewendung beschreiben oder durch eine andere versetzen? Wozu tut das der Sterbende? Ist das ein Brauch? Danke.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.02.08 10:52.

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Re: Totenblumen?
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 13. Februar 2008 11:10

Guten Tag Andy,

es ist ein poetisches Bild, keine wirkliche Handlung, kein Brauch.

Der siechende Sterbende pflückt keine Blumen.

Jemand der bald stirbt [Wirklichkeit], der bald ins Gras beißt [Metapher], der bald das Gras von unten wachsen sieht [Metapher], der den Löffel abgibt [Metapher], der bald über den Jordan geht [Metapher] usw. liegt im Sterben. Er wird bald tot sein.


Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

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Re: Totenblumen?
geschrieben von: Andy89 ()
Datum: 13. Februar 2008 13:22

Super, du hast mir sehr geholfen, Gruss.

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Re: Totenblumen?
geschrieben von: jero ()
Datum: 16. Februar 2008 10:48

... ja, das war interessant. Ich kannte den Spruch mit den Totenblumen noch nicht.

jero
www.cafe-deutsch.de

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Re: Totenblumen?
geschrieben von: Martin Roth ()
Datum: 04. Februar 2019 22:13

Der Tod ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig, trotzdem haben nur wenige einen Sterbenden genauer beobachtet.
"Totenblumen pflücken" beschreibt sehr zutreffend die körperliche Unruhe eines geschwächten, sterbenden Menschen. Häufig sieht man hier zupfende Bewegungen, die diese Bezeichnung aus dem Volksmund erklären.
Mir hat eine alte Krankenschwester vor 45 Jahren das Phänomen gezeigt und erklärt.
Das alte Bild "Totenblumen pflücken" findet man auch in der Literatur, zB. in Leonie Ossowskis Roman Weichselkirschen.

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Re: Totenblumen?
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 05. Februar 2019 04:56

Guten Morgen Herr Roth,

vielen Dank für Ihren aufmerksamen Beitrag.

Es kommen also Beobachtungen, Literatur, botanische Hinweise und sogar Aberglauben zusammen.

"Als T(otenblume) gilt der Frühlingsenzian, besonders aber die Ringelblume. Verschenkt man eine T., so wird der Beschenkte bald sterben." aus: Handbuch des Aberglaubens (Tosa Vlg., 1996)

Dazu auch [quote="Grimm Deutsches Wörterbuch":]

todtenblume, f. calendula officinalis Pritzel-Jessen 73b, lychnis alba 223b, tagetes patula Oken 3, 746, schweiz. todtenblümli, vinca minor 439b; wer an todtenblumen (kirchhofsblumen) riecht, verliert den geruch. Rochholz deutscher glaube und brauch 202.
[/quote]



Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 05.02.19 04:57.

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Re: Totenblumen
geschrieben von: Milorad Gavrilovic ()
Datum: 05. Februar 2019 05:43

Hermann Löns (1866-1914)

Totenblumen

Es blühten Tulpen und Narzissen,
sie blühten dir, sie blühten mir,
sie sind verwelkt, sie sind verdorret,
denn heute muss ich fort von dir.

Der blaue und der weiße Flieder,
der hat verloren seine Zier;
er wird uns niemals wieder blühen,
denn heute muss ich fort von dir.

Die roten und die weißen Rosen,
die blühen weder dir noch mir;
sie müssen ungepflückt verwelken,
denn heute muss ich fort von dir.

Die Astern und Reseden blühen,
was hilft es dir, was hilft es mir;
ein andrer wird sie beide brechen,
denn heute muss ich fort von dir.

Die allerletzten gelben Blumen,
die Ringelblumen, pflück ich mir;
sie blühen auf dem Grab der Liebe,
denn heute muss ich fort von dir.

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