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Eine Frage zu einem Satz (Genitiv und Nominativ)
geschrieben von: Tomas ()
Datum: 25. Mai 2008 19:24

Ich schnappte in der Presse folgenden Satz auf:


"Links von der SPD braucht es gerade keine eigene Partei, sowie es rechts von der CDU keine eigene Partei bedarf."

Darf man diesen Satz so stehenlassen?

Meinem eigenen Gefühl nach stehen die Verbausdrücke "es braucht" und "es bedarf" mit Genitiv. Also ich würde so schreiben:

"Links von der SPD braucht es gerade keiner eigenen Partei, sowie es rechts von der CDU keiner eigenen Partei bedarf."

Ist das richtig?

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Re: Eine Frage zu einem Satz (Genitiv und Nominativ)
geschrieben von: Anna2 ()
Datum: 25. Mai 2008 20:10

Bei "es bedarf" stimme ich zu. Das ist mit Genitiv. "Es braucht" finde ich erst einmal grundsätzlich als Formulierung merkwürdig und nicht besonders schön, aber natürlich nicht falsch. Das ist aber sicher rein subjektiv...
Mein Gefühl und ein kurzes Googeln der Verbindung bestätigen allerdings die Verwendung des Akkusativs:

"Links von der SPD braucht es gerade keine eigene Partei,..."

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Re: Eine Frage zu einem Satz (Genitiv und Nominativ)
geschrieben von: Tomas ()
Datum: 26. Mai 2008 20:25

Ja,

"brauchen" scheint mit dem zweiten Fall, also mit dem direkten Objekt, d.h. mit dem Akkusativ, zu stehen, wohingegen "bedürfen" mit dem vierten Fall, also mit dem Genitiv, steht.

"es braucht" fand ich bis jetzt in noch keinem irgendwie verbindlichen Satz,

"bedürfen" mit Genitiv fand ich aber in der Canoo-Grammatik:

[www.canoonet.eu]

So würde ich nun nach dem neuesten Stand unseres Wissens sagen:

"Links von der SPD braucht es gerade keine eigene Partei [Akkusativ], sowie es rechts von der CDU keiner eigenen Partei bedarf[Genitiv]."

???

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Re: Eine Frage zu einem Satz (Genitiv und Nominativ)
geschrieben von: Tomas ()
Datum: 27. Mai 2008 17:47

Um jetzt nochmals ein PS zu meiner eigenen Meldung von gestern zu schreiben:

Ich schrieb da so lapidar bürokratisch und mit einer gewissen Tabellenvision der deutschen Sprache, dass "bedürfen" den vierten Fall, also den Genitiv, nach sich zieht.

Näher betrachtet ist das doch sehr AUßERGEWÖHNLICH:

Ich meine, ein Verb ist intransitiv und ohne Objekt, es ist transitiv mit direktem Objekt (Akkusativ) oder transitiv mit direktem und indirektem Objekt (Dativ).

ABER: ich kenne bis jetzt noch kein Objekt, das im Genitiv stehen würde, und doch scheint das bei "bedürfen" ein bisschen der Fall zu sein.

Es bedarf hier einer besseren Erklärung für mein Verständnis.

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Re: Eine Frage zu einem Satz (Genitiv und Nominativ)
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 27. Mai 2008 22:20

Dein letzter Satz bedarf keines Kommentars mehr! Aber wenn du des Trostes bedarfst, dann melde dich nochmal ... im Übrigen darf man manchmal auch den Akkusativ nach "bedarf" verwenden: Dazu bedarf es viel Geld.

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Re: Eine Frage zu einem Satz (Genitiv und Nominativ)
geschrieben von: Anna2 ()
Datum: 28. Mai 2008 16:01

Auch wenn die Frage jetzt in eine andere Richtung geht, aber ist der Akkusativ nicht immer noch der 4. und der Genitiv der 2. Fall? Tomas verwendet das oben andersherum...und ich bin mir natürlich auch dessen bewusst, dass Lehrbücher und auch Grammmatiken in den Tabellen den Akkusativ inzwischen an 2. Stelle setzen. Trotzdem gehe ich eigentlich immer noch davon aus, dass jemand, wenn er vom 4. Fall spricht, den Akkusativ meint.

Wie sehen das Andere?

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Re: Eine Frage zu einem Satz (Genitiv und Nominativ)
geschrieben von: Tomas ()
Datum: 28. Mai 2008 18:24

Ich sehe das als "gehupft wie gesprungen" an und habe daher absichtlich in betont ironischer Weise meine Tabellenvision der deutschen Sprache den neuesten Modetrends angepasst.

Ich finde es daher traurig, dass die Frage nun in eine andere Richtung gehen soll. Für den DaF-Unterricht ist das - meine ich - nämlich egal.

Ich erfuhr heute, dass es ungefähr 11 oder 12 Verben gibt, bei denen das "Objekt" im "vierten Fall" steht, und deshalb verstehe ich nicht wieso Franziska schreibt

"Dein letzter Satz bedarf keines Kommentars mehr!"

Ich frage mich wirklich, woher die Genitiv-Ergänzung bei "bedürfen" kommt. Das ist meine Frage.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 28.05.08 21:36.

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Re: Eine Frage zu einem Satz (Genitiv und Nominativ)
geschrieben von: Kai Götz ()
Datum: 28. Mai 2008 20:52

Hallo Thomas,
ich glaube, es liegt an der entsprechenden Frage, die hinter dem Unterschied von "brauchen" und "bedürfen" ursprünglich liegt:
WAS brauche ich, um etwas zu tun bzw. WESSEN (Hilfe) bedarf es, um etwas zu tun. Bedürfen hat eine "größere Notwendigkeit" einer Unterstützung (Genetiv) von außen. Brauchen ist mehr "von innen". Es braucht einen gewissen eigenen Mut, keiner Hilfe von außen zu bedürfen.
Gruß, Kai

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Re: Eine Frage zu einem Satz (Genitiv und Nominativ)
geschrieben von: Kai Götz ()
Datum: 28. Mai 2008 21:08

Nachtrag:
Das erklärt im übrigen auch, warum man sagen kann: Es bedarf viel Geld. Dies kann man (theoretisch) selbst bewerkstelligen. Bei "bedürfen" ist das anders, da geht es definitiv nicht mehr ohne das Einschreiten Dritter, daher der Genetiv...
Gruß Kai

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Re: Eine Frage zu einem Satz (Genitiv und Nominativ)
geschrieben von: Kai Götz ()
Datum: 28. Mai 2008 21:14

Herrje,
ich meinte natürlich "Bedürftigkeit" (nicht "bedürfen")

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Re: Eine Frage zu einem Satz (Genitiv und Nominativ)
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 29. Mai 2008 03:31

Guten Morgen zusammen,

Kai Götzes Erklärung für den Genitiv zu "bedürfen" finde ich sehr einleuchtend.

Tomas schreibt es gebe 11 oder 12 Verben, die ein Genitivobjekt verlangen. Es gibt wohl mindestens 11 + 12 = 23, die man in diesem Zwiebelfisch aufgelistet finden kann.

__________________________________

Es bedarf klar definierter Begriffe, wenn wir öffentlich über Grammatik sprechen.

Deshalb finde ich Anna2s Einwand berechtigt. In vielen Lehrwerken - nicht nur im Ausland - ist "der 2. Fall" ein Synonym für den Wes-Fall oder Genitiv. Dass neuere DaF-Lehrwerke Tabellen umgestalten, ist - wie Tomas sagt - ein Modetrend.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

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Re: Eine Frage zu einem Satz (Genitiv und Nominativ)
geschrieben von: Tomas ()
Datum: 29. Mai 2008 14:40

Hallo Michael,

Vielen Dank für den schönen Hinweis auf den Zwiebelfisch. Das ist ja echt super!

Was die Beugungen, also die Deklinationen, anbetrifft, so habe ich mir das lange durch den Kopf gehen lassen und bleibe bei meiner Vorstellung, dass es weiterhin wichtig ist, den Genitiv als Genitiv zu bezeichnen, auf die Klassifizierung als zweiten Fall hingegen würde ich keinesfalls bestehen.

Denn in der Bezeichnung "zweiter Fall", wo ich übrigens die Ordinalzahl "zweiter" ausschreibe, da sie kleiner als "zwölfter" ist, steckt eine ungute Tabellenvision der deutschen Sprache.

Der Deutschlernende sollte ja lernen, sich auf Deutsch zu unterhalten; er sollte nicht nach buchhalterischer Manier in irgendwelchen Tabellen nach dem soundsovielten Fall suchen.

Jede Tabelle sollte klar und deutlich die Fälle durch ihre richtigen Namen kennzeichnen.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.05.08 14:42.

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Re: Eine Frage zu einem Satz (Genitiv und Nominativ)
geschrieben von: Anna2 ()
Datum: 29. Mai 2008 15:37

Hallo Tomas,

stimme dir absolut zu. Ich verwende bei Lernern auch die Begriffe Genitiv, Akkusativ etc. und spreche nicht vom 2. oder 4. Fall (ich schreibe die Ordinalzahlen hier übrigens nicht aus, weil es Zeit spart - ich bin ein Zwei-Finger-Suchsystem-Tipper). Wenn man allerdings, wie du in deinem früheren Beitrag, vom 2. oder 4. Fall redet, sollte man sich, meiner Meinung nach, doch an die üblichen Bezeichnungen, also 2. Fall = Genitiv usw. halten - auch wenns Krümelkackerei ist. Hier lesen schließlich auch Lerner mit und die sollten nicht noch zusätzlich unnötig verwirrt werden. Das schafft die deutsche Grammatik auch ohne unsere "Hilfe" ;)

Ansonsten gebe ich dir, wie gesagt, absolut Recht. Am eindeutigsten verwendet man einfach die Wortbezeichnung, dann kommt auch keiner bei den moderneren Tabellen durcheinander.

Liebe Grüße

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Re: Eine Frage zu einem Satz (Genitiv und Nominativ)
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 30. Mai 2008 08:08

Unsere schon ältere Diskussion über die Reihenfolge der Fälle findet ihr hier!
(Denn so ganz eindeutig und selbstverständlich ist das alles nicht)

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Re: Eine Frage zu einem Satz (Genitiv und Nominativ)
geschrieben von: Dirk Maier ()
Datum: 22. Oktober 2008 10:32

"Mir ist kalt" - Wo ist hier der Nominativ?

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Re: Eine Frage zu einem Satz (Genitiv und Nominativ)
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 22. Oktober 2008 19:06

Da ist kein Nominativ! Eigentlich ist das eine Kurzform von "Es ist mir kalt",
darum ist das Verb auch im Singular, so auch wenn wir sagen:
"Den Kindern ist kalt" oder "Uns ist zu warm".

(Ah, jetzt habe ich erst bemerkt, dass die Frage zweimal auftaucht!)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.10.08 19:10.

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