Darf man in einem lockeren Erzähltext, in separaten Sätzen, hin und wieder mal das Plusquamperfekt verwenden, einfach um klarzustellen, dass der eine Satz schon vor dem anderen passiert ist,

oder ist die Verwendung des Plusquamperfekts streng an rigoros grammatikalische Formen der temporal-logischen Satzverknüpfung zum Beispiel durch Konjunktionen wie "nachdem" und "bevor" geknüpft?

Hallo Tomas,
wenn beispielsweise in einer Diskussion Ihr Gegenüber endlich begreift, worauf Sie am Anfang hinaus wollten, können Sie umgangssprachlich durchaus sagen: "Das hatte ich gemeint." Der eigentlich folgende temporale Nebensatz "bevor wir stundenlang aneinander vorbei geredet haben" ist hier durch den Plusquamperfekt "unausgesprochen" gesagt.
Im Unterschied zu "Das habe ich gemeint" betonen Sie damit die lange Zeitspanne.
Als Kämpfer für den bedrohten Imperfekt bin ich jedoch für "Das meinte ich." Kaum jemand sagt heutzutage noch "Ich sah einen Film, ich las ein Buch." Statt dessen macht sich vielmehr eine Unart breit, die ich den Superplusquamperfekt nenne: "Das hab (oder sogar "hatte") ich doch gesagt gehabt!" Ganz fürchterlich! Sagte ich das schon, hab ich das schon gesagt? Ich hatte es...
Gruß, Kai

Hallo Kai,

Was man sagt und schreibt ist aber zweierlei,

prinzipiell finde ich das Präteritum, also die Verbzeit, die Du in Deinem Versuche einer Antwort fälschlicherweise als Imperfekt bezeichnetest, auch ein bisschen schöner als das Perfekt.

Und in sehr elegant geschriebenen Texten kann man sogar zwischen Perfekt und Präteritum sinnvoll hin- und herschwenken. Aber wichtig erscheint mir doch, nochmals hervorzuheben, dass die Bezeichnung "Imperfekt" FALSCH ist, weil es im Deutschen so eine Verbzeit mit genau diesem Namen meines Erachtens gar nicht gibt.

In meiner Frage ging es jedoch um die schriftliche Verwendung des PLUSQUAMPERFEKTS.

Du hast Recht, "Präteritum" ist korrekt, Imperfekt ist nur ein umgangssprachliches Synonym.
Also zurück zur ursprünglich gefragten Schriftform. Hier ist es meines Erachtens von der Zeitstufe abhängig, in welcher der Text erzählt wird. Wurde die Vergangenheitsform gewählt, sind Sätze im Plusquamperfekt ohne temporalen Nebensatz vollkommen berechtigt:
"Es hatte geregnet. Der Romanheld hasste Regen. Er hatte ihn noch nie gemocht."
Gruß, Kai

Hallo Tomas!

Aber sicher kannst du das Plusquamperfekt im geschriebenen Text auch ohne die entsprechenden Nebensätze verwenden - wenn der Kontext klar ist, wie auch Kai sagt.
"Sie zog die Waffe. Das hatte er vorausgeahnt!"
Das Plusquamperfekt ist eine Zeitform, die deutlich machen will, dass eine Handlung vor einer andern stattgefunden hat, eben die "Vorvergangenheit".
"Als sie den Tresor öffnete, erstarrte sie. Warum nur hatte sie ihm damals das Passwort gesagt?"
Im Übrigen ist der Begriff "Imperfekt" nicht radikal falsch, sondern einfach veraltet. Es ist noch nicht so lange her, dass Kinder das in der Schule gelernt haben - statt Präteritum!

Inzwischen ist die Wissenschaft eben einfach einen Schritt weiter ...

Danke, Franziska und Kai,

Jetzt habt Ihr mir Mut gemacht! Ich werde von nun an häufiger das Plusquamperfekt verwenden, und nicht nur wenn es von bestimmten Satzverknüpfungen zwingend logisch gefordert wird.

Mir gefällt das Wort "Imperfekt" überhaupt nicht, weil es zur Verwirrung besonders für Muttersprachler einiger romanischer Sprachen führen kann.

Das Imperfekt im Französischen, Portugiesischen und Italienischen entspricht nämlich nicht dem deutschen Präteritum.

Nochmals Danke,

... und wer noch mehr über den Unterschied Präteritum/Imperfekt oder imparfait/Imperfekt lesen will, kann ja mal klicken!