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Ich bin Russisch
geschrieben von: Olesja 2000 ()
Datum: 07. Dezember 2010 17:21

Liebe Deutschlehrer,

könnten Sie mir bitte sagen, ob das richtig ist:

Ich bin Russisch

sagt man so, wenn man über Nazionalität redet?

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Re: Ich bin Russisch
geschrieben von: suzana guoth ()
Datum: 07. Dezember 2010 18:15

Hallo Olesja!
Man sagt: Ich bin Russin.
Ein Mann würde sagen: Ich bin Russe.
Er ist Russe, sie ist Russin.
Mit freundlichen Grüßen
Charlotte

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Re: Ich bin Russisch
geschrieben von: huangdi ()
Datum: 07. Dezember 2010 18:43

Olesja,

wenn man die Nationalität einer Person im Deutschen bezeichnen will, muss man eigentlich immer folgendes Satzmuster verwenden:

Subjekt-Nomen + SEIN + Prädiktsnomen
(A) (B) (C)

Also z.B. :
A = Er /Sie
B = ist
C = Russe (wenn es ein Mann ist), Russin (wenn es eine Frau ist).

Im Plural wird das Geschlecht dagegen manchmal unterschieden, manchmal nicht:

Sie sind Russen, seid ihr Russen?

(wenn es eine Gruppe von Frauen und Männern aus Russland ist oder nurn eine männliche Gruppe aus Russland).

Handelt es sich hingegen um eine Gruppe von Frauen aus Russland, kann man auch sagen:

Ihr seid Russinnen, sie sind Russinnen.

Das Satzmuster

Subjekt-Nomen + SEIN + Adjektivprädikat

wie in dem Satz

Ich bin russisch

kann man hingegen nicht verwenden; das wäre grammatisch falsch.

Hoffentlich hilft das etwas weiter.

Es gibt Nichts, das wirklich Nichts ist, denn selbst das Nichts ist auch ein Etwas - nämlich "Nichts".

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Re: Ich bin Russisch
geschrieben von: jero ()
Datum: 07. Dezember 2010 19:39

... was mir dabei einfällt:

In behördlichen Dokumenten trägt doch fast jeder bei Nationalität "deutsch" ein. Müsste man dort nicht auch besser eintragen: Deutscher/Deutsche?

jero
[katzensprung.blog.de]

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Re: Ich bin Russisch
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 07. Dezember 2010 19:55

Nein: In den Dokumenten wird nach der Nationalität gefragt, und zwar nach dem Adjektiv. Da wäre also auch "russisch" richtig. Nicht die Person ist russisch oder deutsch, sondern ihre Nationalität.

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Re: Ich bin Russisch
geschrieben von: Olesja 2000 ()
Datum: 07. Dezember 2010 22:48

Genau, grammatisch ist es falsch, das weiß ich auch. Ich habe aber von Mutersprachler( auch von den Meschen mit dem Hochschulabschluss) schon so was gehört:

BIst du Russisch?

deshalb frage ich ja Euch, ob so was auch verwenden wird?

Ansonst danke für Eure Antworten

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Re: Ich bin Russisch
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 07. Dezember 2010 23:10

Weißt du, Olesja, wir verwenden das Adjektiv "russisch" oder "deutsch" eigentlich nicht so - normalerweise. Ich glaube dir aber gern, dass das manche Leute sagen! Manchmal entfernt sich der Sprecher dann von der eigentlichen Bedeutung. Wenn jemand sagt: "Er ist sehr deutsch", dann hat das
zum Beispiel die Bedeutung, dass er viele "typisch deutsche" Eigenschaften hat, was immer das sei.
Ich empfehle dir, die Nomenform "Russin" zu verwenden!
Es kommt übrigens auch vor, dass Deutsche, wenn sie mit Ausländern sprechen, plötzlich schlechter sprechen als sonst. Vielleicht fragen sie darum: Bist du russisch? Deine Antwort lautet dann am besten:
Ja, ich bin Russin. Oder: Nein, ich bin Ukrainerin, Deutsche, Spanierin, Japanerin ...



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.12.10 23:14.

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Re: Ich bin Russisch
geschrieben von: huangdi ()
Datum: 08. Dezember 2010 00:09

Zitat

"Er ist sehr deutsch",

Das bezieht sich dann auf bestimmte Charaktereigenschaften einer Person, die man für typisch deutsch hält (nicht die Person, sondern die besagten Eigenschaften).

Man kann auch sagen: "Das ist typisch deutsch"....- und das ist nicht immer schmeichelhaft gemeint!

Es gibt Nichts, das wirklich Nichts ist, denn selbst das Nichts ist auch ein Etwas - nämlich "Nichts".

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Re: Ich bin Russisch
geschrieben von: jero ()
Datum: 08. Dezember 2010 08:16

Zitat
Franziska
Es kommt übrigens auch vor, dass Deutsche, wenn sie mit Ausländern sprechen, plötzlich schlechter sprechen als sonst. Vielleicht fragen sie darum: Bist du russisch?

Ja, das ist tatsächlich so. Ich würde es nur nicht als "schlechtes Deutsch" bezeichnen. Es ist eigentlich ein (falsches) "Entgegenkommen". Man passt sich dem vermeintlichen Sprachniveau des anderen an und glaubt, dadurch besser verstanden zu werden.

Etwas Ähnliches passiert "uns" ja auch mit Kleinkindern und Säuglingen. Wir ahmen fast automatisch (nicht jeder natürlich) die "Babysprache" nach. Ich habe Freunde, die das von mir ganz schrecklich und "unerwachsen" fanden; nun erzählten sie mir, dass irgendeine Erzieherin oder so (?) ihnen gesagt hätte, es wäre das unbewusste Bemühen, dem Kleinkind entgegenzukommen, um mit ihm "in seiner Sprache" besser kommunizieren zu können.

jero
[katzensprung.blog.de]

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Re: Ich bin Russisch
geschrieben von: jero ()
Datum: 08. Dezember 2010 08:25

Zitat
Franziska
Nein: In den Dokumenten wird nach der Nationalität gefragt, und zwar nach dem Adjektiv. Da wäre also auch "russisch" richtig. Nicht die Person ist russisch oder deutsch, sondern ihre Nationalität.

Du könntest Recht haben. Es scheint mir aber auch die Frage zu sein, wie ich diese "Stichpunkte" verstehe/deute. Da ja kein Muttersprachler spricht nach dem Motto "Ich - Nationalität - deutsch", formuliert man wohl in Gedanken einen vollständigen Satz: "Meine Nationalität ist deutsch" (obwohl das komisch für mich klingt) oder "Ich bin deutscher Nationalität" (geht, aber wirkt sehr förmlich, oder?).

Wenn dort z.B. steht "Ehestand", dann schreibe ich auch "verheiratet", weil ich als Antwort in Gedanken formuliere "Ich bin verheiratet" und nicht "Mein Ehestand ist verheiratet" oder "Ich habe einen verheirateten Ehestand" *schmunzel*. Ich kann also vielleicht doch hinter dem Stichpunkt "Nationalität" denken: "Ich bin ..." und dann müsste man eigentlich "Deutscher/Deutsche" schreiben, was für mich auch "natürlicher" klingt.

(Siehe auch die Antwort auf Fragen nach Größe, Alter etc., die Antworten sind eigentlich keine Attribute zu dem jeweiligen Substantiv, sondern eigenständige Sätze, meist "Ich bin ...".)

Oder?

jero
[katzensprung.blog.de]

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Re: Ich bin Russisch
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 08. Dezember 2010 15:18

Klar: Es wird keinem angekreidet, wenn man bei der Nationalität "Deutscher" schreibt.

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Re: Ich bin Russisch
geschrieben von: cxyrz ()
Datum: 08. Dezember 2010 18:39

Da es sich um eine mündliche Aussage (eines Muttersprachlers) handelt, verbunden mit der Frage an das Forum nach der Richtigkeit derselben, könnte man das Vorgesagte vielleicht noch um eine Betrachtung logischer Natur ergänzen.
Eine Interpretation dieser Aussage in bewertender Absicht anhand der Kategorien richtig/falsch führt insofern an der Irritation des Fragestellers vorbei, als dass die einzige Aussage, die sich machen lässt über etwas, das ist, ist, dass es ist. Eine Aussage darüber, wie etwas ist, ob z.B. richtig oder falsch, ergibt sich erst aus der Perspektive des Betrachters.
Interessant finde ich, dass man bei dieser Art von Fragen auf ein typisches Beantwortungsmuster stößt. Es werden zunächst zur Bewertung von Konventionen mündlicher Äußerungen die Konventionen schriftlicher Äußerungen herangezogen - und damit formale Kategorien auf handlungsorientierte Kategorien bezogen. Die formalen Kategorien dienen sodann als Referenz für die Unterscheidung in richtig oder falsch, wobei gilt: wenn a = richtig, dann A = falsch. Dass also "Bist du russisch?" im Hinblick auf jedes andere Unterscheidungsmerkmal gerade nicht falsch ist, zeigt ja Olesjas Beitrag - sie hat die Frage verstanden.

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Re: Ich bin Russisch
geschrieben von: jero ()
Datum: 08. Dezember 2010 19:37

Zitat

Da es sich um eine mündliche Aussage (eines Muttersprachlers) handelt, verbunden mit der Frage an das Forum nach der Richtigkeit derselben, könnte man das Vorgesagte vielleicht noch um eine Betrachtung logischer Natur ergänzen.
Eine Interpretation dieser Aussage in bewertender Absicht anhand der Kategorien richtig/falsch führt insofern an der Irritation des Fragestellers vorbei, als dass die einzige Aussage, die sich machen lässt über etwas, das ist, ist, dass es ist. Eine Aussage darüber, wie etwas ist, ob z.B. richtig oder falsch, ergibt sich erst aus der Perspektive des Betrachters.
Interessant finde ich, dass man bei dieser Art von Fragen auf ein typisches Beantwortungsmuster stößt. Es werden zunächst zur Bewertung von Konventionen mündlicher Äußerungen die Konventionen schriftlicher Äußerungen herangezogen - und damit formale Kategorien auf handlungsorientierte Kategorien bezogen. Die formalen Kategorien dienen sodann als Referenz für die Unterscheidung in richtig oder falsch, wobei gilt: wenn a = richtig, dann A = falsch. Dass also "Bist du russisch?" im Hinblick auf jedes andere Unterscheidungsmerkmal gerade nicht falsch ist, zeigt ja Olesjas Beitrag - sie hat die Frage verstanden
.

Hallo,

kannst du das bitte irgendwie ein bisschen verständlicher ausdrücken? Ich weiß jetzt nicht wirklich, was das zum Beispiel in Bezug auf meine Äußerungen besagen soll. Fürsprache, Widerspruch oder bezieht es sich überhaupt nicht darauf?

jero
[katzensprung.blog.de]

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Re: Ich bin Russisch
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 08. Dezember 2010 22:49

Übrigens, cxyrz: Die Tatsache, dass Olesja die Frage verstanden hat, ist noch kein Beweis dafür, dass sie "richtig" ist, ob nun konventionell oder umgangssprachlich. Auch die Tatsache, dass Muttersprachler sie gestellt haben, wertet eine Formulierung nicht automatisch auf. Wenn die Fragestellung so lautet wie in unserem Fall (Ist das richtig?), dann sollten wir uns damit auseinandersetzen - und durchaus das Gesprochene mit dem in Regelwerken Festgelegten vergleichen. Wenn die Frage allerdings lautet:
Kann man das auch sagen? So ist die Antwort eine andere! Denn sagen kann man wirklich viel.
Olesja wollte doch eigentlich nur wissen, wie man über Nationalitäten spricht - und diese Frage hatte Charlotte ganz zu Anfang hinreichend beantwortet.

(Ich höre in der U-Bahn tagtäglich seltsame Formulierungen, die ich meinen Lernern nicht zumuten möchte - aber gesprochen wird so, keine Frage.)

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Re: Ich bin Russisch
geschrieben von: suzana guoth ()
Datum: 09. Dezember 2010 00:17

Danke Franziska für Deine Meinung.
Liebe Grüße
Charlotte

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Re: Ich bin Russisch
geschrieben von: jero ()
Datum: 09. Dezember 2010 08:53

Guten Morgen,

bei der Gelegenheit erinnere ich uns alle an die Prager Schule und die Theorie vom Zentrum und der Peripherie (die fand ich damals im Studium zwar sehr simpel, aber dennoch auch sehr zutreffend) und auch daran, dass Sprache keine Mathematik ist. Gott sei es gedankt! ;-)

Zitat
Genaueres leider auf die Schnelle nicht gefunden
Peripherie – Wiktionary
25. Sept. 2010 ... Für solche Fällen hat die Linguistik die Theorie von Zentrum und Peripherie entwickelt. (Diese Theorie stammt aus der Prager Schule.) ...
de.wiktionary.org/wiki/Peripherie - Im Cache - Ähnliche Seiten

jero
[katzensprung.blog.de]



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 09.12.10 09:01.

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Re: Ich bin Russisch
geschrieben von: cxyrz ()
Datum: 09. Dezember 2010 16:16

Ich hatte weniger eine Erörterung der besseren Variante im Blick - das ist schnell geklärt. Ich habe mich auch nicht auf einen einzelnen Kommentar bezogen, sondern wollte zum einen darauf aufmerksam machen, dass in der von Olesja geschilderten Situation eigentlich ein Paradoxon aufgedeckt wird. Wie kann etwas "falsch" sein und trotzdem richtig verstanden werden? Und zum anderen auf den Umgang damit und zwar nicht seitens der Kommentatoren (wenngleich gelegentlich auch dieser), sondern bei der Fragestellerin selbst. Der einfachste Weg, dieses Paradoxon wieder zuzudecken, ist, es als unzulässig bzw. falsch zu markieren. Damit setzt sich der Beobachter zwar in ein bestimmtes Verhältnis zu dieser Aussage, nur wird er nichts an der Funktionsfähigkeit derselben ändern.

... und was wäre hiermit jetzt gewonnen? Eben ergänzend zu der Möglichkeit eine Frage im Hinblick auf ihre sprachliche Korrektheit zu beantworten, sie ebenso im Hinblick auf unsere Annahmen über sprachliche Korrektheit zu untersuchen - um so vielleicht etwas zu entdecken, was sonst verborgen bliebe.

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Re: Ich bin Russisch
geschrieben von: jero ()
Datum: 09. Dezember 2010 19:04

Zitat
cxyrz
Wie kann etwas "falsch" sein und trotzdem richtig verstanden werden?

Das ist relativ leicht zu erklären. Hier sagte mal jemand so schön: Wir ergänzen, korrigieren, interpretieren das Gesagte zum Gemeinten. Das trifft es eigentlich auch schon sehr gut.

Unser Gehirn hat auch in anderen Bereichen aufgrund hundert- und tausendfacher Erfahrung diese Fähigkeit, Unklares "klar" zu machen (Missverständnisse eingeschlossen). Im Studium hatten wir da so ein schönes Beispiel, wo wir eigentlich nur Striche sahen, aber unser Gehirn formte aus der Erfahrung heraus eine Vase. Wer nie eine Vase gesehen hat, wäre dazu nicht in der Lage gewesen.

Sowas gibt es auch als "neckische Spaßbilder", wo je nach Blickwinkel eine alte oder eine junge Frau zu sehen ist usw.-usf.

So können wir auch jemanden richtig verstehen, der Deutsch gar nicht richtig spricht/schreibt. Dem sind natürlich auch Grenzen gesetzt. Hätte jemand auf die Frage "Welcher Nationalität bist du?" geantwortet: "Mein wird grün" oder "Regen kocht nass" oder "Ich ist sauer", hätten wir damit nichts anfangen können. Dann wäre Falsches auch nicht richtig verstanden worden.

jero
[katzensprung.blog.de]



5-mal bearbeitet. Zuletzt am 09.12.10 20:54.

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Re: Ich bin Russisch
geschrieben von: Janek ()
Datum: 11. Dezember 2010 12:43

-



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 23.01.11 15:19.

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