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Den Goldenen Schuh kannst du dir hinter die Ohren schmieren!
geschrieben von: Kostas ()
Datum: 16. Juli 2014 12:42

Hallo, zusammen und natürlich Gratulation an die Weltmeister!

Als Thomas Müller von einer kolumbianischen Reporterin gefragt wurde, wie es sich anfühle, den Goldenen Schuh knapp verpasst zu haben, gab er ihr folgende Antwort (aus dem Bayerischen ins Hochdeutsche transkribiert):

„Das interessiert mich alles nicht, der Sch***dreck! Weltmeister sind wir, den Pott haben wir - den Sch***-Goldenen Schuh kannst du dir hinter die Ohren schmieren.“

Mich beschäftigt nun die Frage, was Müller eurem Sprachempfinden nach genau meinte, als er die Reporterin aufforderte, sich den Goldenen Schuh hinter die Ohren zu schmieren. Kann es sein, dass er da zwei verschiedene Redewendungen durcheinander gebracht hat? Dinge, auf die man verzichten kann und die man für unwichtig hält, gehören doch nicht hinter die Ohren, sondern in die Haare geschmiert, oder? Hinter die Ohren kann man sich ja etwas schreiben (meinetwegen eventuell auch schmieren im Sinne von „flüchtig und nachlässig schreiben“), was aber eine ganz andere Bedeutung hat, die hier kontextuell ohnehin schlecht passt.

Was meint ihr also? Ich freue mich schon auf eure Antworten!

Re: Den Goldenen Schuh kannst du dir hinter die Ohren schmieren!
geschrieben von: Milorad Gavrilovic ()
Datum: 16. Juli 2014 13:03


Re: Den Goldenen Schuh kannst du dir hinter die Ohren schmieren!
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 17. Juli 2014 06:01

Guten Morgen zusammen,

derb-bayrische Spaßvögel.

Eine der Bedeutungen von "schmieren" ist "besonders publizistische Erzeugnisse leichtfertig, verantwortungslos schreiben, verfassen".

Diese eine Journalistin bekam das Fett weg, weil vielleicht andere Journalisten Kritik zusammengeschmiert haben.

Müller ist nicht dumm und Schweinsteiger ist charmant.



Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

Re: Den Goldenen Schuh kannst du dir hinter die Ohren schmieren!
geschrieben von: Kostas ()
Datum: 17. Juli 2014 09:47

Guten Morgen, Herr Redeker, und herzlichen Dank für Ihre Meinungsbekundung!

Auf die Möglichkeit, dass „schmieren“ hierbei schreiben bedeuten könnte, habe ich ja schon im Ausgangsbeitrag hingewiesen, aber wie gesagt, kontextuell passt diese Bedeutung m.E. nicht. Müller ging es doch darum, unmissverständlich klar zu machen, dass der Goldene Schuh ihm sch***egal war. Selbst wenn mit „schmieren“ schreiben gemeint gewesen sein sollte, hätten wir es hier also mit einer anderen Redewendung zu tun, die etwas ganz anderes bedeutet. Müller hat ja nicht gesagt: „Das (= dass wir Weltmeister sind) kannst du dir hinter die Ohren schmieren (= schreiben)!“, sondern: „Den Sch***-Goldenen Schuh kannst du dir hinter die Ohren schmieren (= schreiben)!“. So eine Aufforderung klänge aber kaum nachvollziehbar, ja absurd! Oder weshalb sollte sich die Reporterin den Goldenen Schuh gut merken? Das ergibt doch keinen Sinn, oder?

Übrigens, beim Surfen im Internet bin ich interessanterweise auf eine Diskussion gestoßen, wo eine Beiträgerin, von ihrer verwunderten Gesprächspartnerin daraufhin angesprochen, zugibt, die zwei verschiedenen Redewendungen durcheinander gebracht zu haben (siehe zu einem ähnlichen Fall auch hier)!

Re: Den Goldenen Schuh kannst du dir hinter die Ohren schmieren!
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 17. Juli 2014 11:04

Guten Tag zusammen,

wenn es denn gewählte Absicht war, sollte es das Stilmittel der "Verballhornung" sein.


Im Rau(s)ch der Gefühle vielleicht einfach der Versuch, noch einen draufzusetzten.



Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

Re: Den Goldenen Schuh kannst du dir hinter die Ohren schmieren!
geschrieben von: Kostas ()
Datum: 17. Juli 2014 12:42

Hallo, Herr Redeker, und vielen Dank für die prompte Rückmeldung!

Bei einer Hyperbel wird über das Glaubwürdige hinaus übertrieben, was aber auf Müllers Aufforderung eindeutig nicht zutrifft (verglichen mit der Phrase in die Haare stellt hinter die Ohren ja keine Übersteigerung ins Unwahrscheinliche dar). Dass es sich um eine Verballhornung gehandelt haben könnte, ist m.E. auch schlecht möglich - oder was soll da wohl der vermeintliche Fehler gewesen sein, den Müller hätte korrigieren wollen?

Re: Den Goldenen Schuh kannst du dir hinter die Ohren schmieren!
geschrieben von: Kostas ()
Datum: 18. Juli 2014 08:44

Ich fasse noch mal zusammen und bitte auch um andere Meinungsbekundungen:

Wenn Müllers Sprechintention war zu zeigen, dass ihm der Goldene Schuh egal war, (was aufgrund der kontextuellen Situation offenkundig bzw. am nächstliegenden ist und auch so rüberkam) hätte er sagen müssen: „Den Goldenen Schuh kannst du dir in die Haare schmieren! “. (Na ja, es gibt zwar auch die bekannten Varianten mit dem Verb stecken, aber darauf muss man jetzt wohl nicht näher eingehen, oder?)

Falls wiederum Müllers Sprechintention war, die Reporterin aufzufordern, sich etwas gut zu merken und nie zu vergessen, das hätte ja der Pokal sein müssen und nicht der „Sch***-Goldene Schuh“, oder?



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 18.07.14 08:45.

Re: Das kann sie sich in die Haare schmieren
geschrieben von: Milorad Gavrilovic ()
Datum: 19. Juli 2014 07:03

Die umgangssprachliche Wendung "sich etwas in die Haare schmieren können" wird im Sinne von »das kannst du behalten, darauf lege ich überhaupt keinen Wert« verwendet, zum Beispiel:

Sag ihm, er kann sich sein Geld in die Haare schmieren, wir sind nicht käuflich!

Die Redensart "Das kannst du dir in den A**** stecken / schieben!" bedeutet
"Das ist wertlos! Das möchte ich nicht haben! Darauf verzichte ich!"

Eins ist klar:

Thomas Müller veräppelt TV-Reporterin: "Den Sch***- Goldenen Schuh kannst du dir hinter die Ohren schmieren".



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.07.14 07:08.

Re: Den Goldenen Schuh kannst du dir hinter die Ohren schmieren!
geschrieben von: Kostas ()
Datum: 19. Juli 2014 08:03

Hallo, Milorad!

Stimmt, überall hieß es „Müller veräppelt/ veralbert/ verarscht u.ä. TV-Reporterin“. Mir geht es aber ganz konkret um die (in den einschlägigen Nachschlagewerken sonst nicht belegte) Redewendung, die er gebraucht hat.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.07.14 09:15.

Re: Den Goldenen Schuh kannst du dir hinter die Ohren schmieren!
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 19. Juli 2014 09:40

Guten Morgen zusammen,



Aus den Berichten geht auch hervor, dass Müller für seine freche Retourkutsche mit Absicht das der Reporterin unverständliche Kraftbayrisch gebraucht. Er wird sich also nicht lange mit der rhetorischen Tradition der verwursteten Wendungen bedacht haben.

Vielleicht hat der Müller vorher einen Korn getrunken?


Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

Re: verdrehte Redewendungen und Sprichwörter
geschrieben von: Milorad Gavrilovic ()
Datum: 19. Juli 2014 11:37

Es gibt verdrehte Redewendungen und Sprichwörter:

“Man soll keine schlafenden Hühner wecken!”, “Lieber reich und gesund als arm und krank!”etc.


Wenn jemand (un)wissentlich eine Redewendung oder ein Sprichwort verdreht, was im Eifer des Gefechts schon mal passiert, führt das oft zu lustigen Variationen. Meist gucken sich dann die Beteiligten an und nach einem kurzen Moment des Schweigens und Überlegens prustet dann einer los oder schmunzelt zumindest.



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.07.14 11:50.

Re: Den Goldenen Schuh kannst du dir hinter die Ohren schmieren!
geschrieben von: Kostas ()
Datum: 19. Juli 2014 12:21

Also doch eine Verwechslung! Na also! (Siehe auch hier, hier und hier.)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.07.14 12:24.

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