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Aus DaF aussteigen
geschrieben von: Susanne M. ()
Datum: 17. Juni 2019 15:03

Da die Arbeitsbedingungen im DaF-Bereich hier im Forum (zurecht!) oft kritisiert werden und in vielen Beiträgen angesprochen wird, sich etwas anderes zu suchen - wer von euch hat es gemacht und kann davon berichten?
Ich hab es einfach so satt. Auftraggeber, die zwei Wochen vor Kursbeginn absagen mit der Begründung, es gibt nun doch nicht genügend Teilnehmer, Angebote zu lächerlichen Stundensätzen, Angebote, zwei Stunden pro Woche arbeiten zu können und so weiter und so fort.
Ich unterrichte gerne, bekomme tolles Feedback von meinen Lernern und wenn die Bedingungen besser wären, würde ich diesen Job liebend gerne die nächsten Jahre weiterhin machen.
Mit meinem geisteswissenschaftlichen Studium sehe ich allerdings nicht allzu viele Alternativen.
War jemand von euch an einem ähnlichen Punkt? Was habt ihr gemacht? Einen kompletten Neustart in einer anderen Branche? Noch einmal studiert? Eine Festanstellung gefunden, die mehr oder weniger in eurem Tätigkeitsbereich liegt?
Über Antworten würde ich mich freuen :)

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Re: Aus DaF aussteigen
geschrieben von: bobaka ()
Datum: 17. Juni 2019 18:06

Ich habe in vielen Beiträgen hier den Ausstieg aus DaF aus den genannten Gründen immer wieder empfohlen. Und ich kann dazu nur weiterhin ermutigen.

Vom Studium her habe ich mich zuletzt im Bereich DaF habilitiert, bin aber dann in die Auslandgermanistik gegangen, wo ich die Habil. als Qualifikation nie gebraucht habe und trotzdem Prof. geworden bin. Die meiste Zeit meines Lebens habe ich also lehrend und forschend an verschiedenen Unis verbracht.

Wegen der Wahl meiner Studienfächer - über Germanistik/DaF hinaus - habe ich mich u.a. mit Anglistík und Chinesisch befasst und konnte später im Berufsleben immer auf diese Qualifikationen zurükgreifen, wenn sich zeitweise für DaF nichts fand. Zuletzt habe ich Colleges geleitet und war auch im akademischen Management von tertiären Einrichtungen tätig.

Nach meinem Ausstieg aus dem aktiven Berufsleben habe ich u.a. mehrere Bücher, darunter u.a. auch Lehrwerke für Chinesisch, sowie in der akademischen Welt ein komplettes Studienprogramm für die Englisch-Lehrer-Ausbildung meinen Nachfolgern hinterlassen, das auch heute noch erfolgreich umgesetzt wird.

Der Ausstieg us DaF und den miesen Areitsbedingungen und Löhnen ist sicher ein längerer Prozess, weil eine alternative berufliche Perspektive gut überlegt und auch gefunden sein will. Viel Glück dabei!

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Re: Aus DaF aussteigen
geschrieben von: Erwin Denzler ()
Datum: 18. Juni 2019 09:46

Die Möglichkeiten werden v.a. davon abhängen, welche Fächer man neben DaF noch abgeschlossen hat. Im Bereich der Weiterbildung sind allerdings die Arbeitsmöglichkeiten sehr oft ähnlich schlecht, auch in der politischen Bildung, der beruflichen Weiterbildung usw. wenn man eine Qualifikation im Bereich Fremdsprachen oder Geisteswissenschaften hat. Besser ist es manchmal z.B. wenn man Wirtschaftswissenschaften, Rechtskunde oder technische Fächer unterrichten kann.

Wenn die eigene Fächerkombination aus dem Magisterstudium einem Lehramtsstudium ähnlich ist (je nach Land und Schulart sehr verschieden), könnte man daran denken dieses nachzuholen, die fachwissenschaftlichen Leistungen hat man vielleicht weitgehend schon. Aber vorher erkundigen was sinnvoll ist, in Bayern z.B. sind die Chancen für Gymnasiallehrer eher schlecht, für Grund- und Förderschulen sehr gut (aber weiter weg vom üblichen M.A.), für Berufsschulen je nach Fächern. Wenn man dazu das Erweiterungsfach DaZ hat, verbessert es die Chancen natürlich deutlich. Aber ein paar Semester Uni plus das Referendariat und beide Prüfungen wird man noch machen müssen, wenn man eine feste Stelle bekommen will.

E.D.

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Re: Aus DaF aussteigen
geschrieben von: bobaka ()
Datum: 20. Juni 2019 02:58

Dieser Einschätzung würde ich voll zustimmen. Allerdings sollte man sich bei der Suche nach beruflichen Alternativen nicht allein auf Lehrtätigkeiten beschränken. Es gibt noch viele andere Optionen. Welche es von denen für einen selber ist, wird sich erst im Laufe eines längreren Reflektionsprozesses zeigen, in den die eigene Persönlichkeit und Berufswünche, aber auch eigene vorhandene Qualifkationen und der Bedarf auf dem Arbeitsmarkt als Teilaspekte mit einbezogen sind.

Ich z.B. wollte immer ins Ausland, weil mir das bürgerliche Deutschland der 1970er und 1980er Jahre einfach zu eng geworden war. Das hat mich zunächst in die Auslandsgermanistik (eine Art spezielle Variante von DaF) und später in andere Auslandsjobs im tertiären Ausbildungbereich - wieder im Ausland - gebracht. Trotz mancher Widrigkeiten bereue ich diesen Weg rückschauend nicht. Im Gegenteil!



Zitat

Die Möglichkeiten werden v.a. davon abhängen, welche Fächer man neben DaF noch abgeschlossen hat. Im Bereich der Weiterbildung sind allerdings die Arbeitsmöglichkeiten sehr oft ähnlich schlecht, auch in der politischen Bildung, der beruflichen Weiterbildung usw. wenn man eine Qualifikation im Bereich Fremdsprachen oder Geisteswissenschaften hat. Besser ist es manchmal z.B. wenn man Wirtschaftswissenschaften, Rechtskunde oder technische Fächer unterrichten kann.

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Re: Aus DaF aussteigen
geschrieben von: Georg321 ()
Datum: 30. Juni 2019 04:43

"Wenn die eigene Fächerkombination aus dem Magisterstudium einem Lehramtsstudium ähnlich ist (je nach Land und Schulart sehr verschieden), könnte man daran denken dieses nachzuholen, die fachwissenschaftlichen Leistungen hat man vielleicht weitgehend schon. Aber vorher erkundigen was sinnvoll ist, in Bayern z.B. sind die Chancen für Gymnasiallehrer eher schlecht, für Grund- und Förderschulen sehr gut (aber weiter weg vom üblichen M.A.), für Berufsschulen je nach Fächern. Wenn man dazu das Erweiterungsfach DaZ hat, verbessert es die Chancen natürlich deutlich. Aber ein paar Semester Uni plus das Referendariat und beide Prüfungen wird man noch machen müssen, wenn man eine feste Stelle bekommen will."

Hallo Erwin,
Ich wette, dass die meisten DaZ-Dozenten auch in der Lage wären, an einer Hauptschule oder Gesamtschule zu unterrichten, ohne dass sie vorher nochmal zur Uni müssen und ohne dass sie ein Referendariat nachgeholt haben. Man sollte ihnen einen Probevertrag über 6 Monate geben, und wenn sie danach immer noch an einer Hauptschule arbeiten wollen, dann sollte man ihnen einen unbefristeten Vertrag geben. Und dann können sie, so wie die meisten Lehrer an einer Hauptschule, alle Fächer (außer Sport und Religion) fachfremd unterrichten.

Man muss nicht Anglistik studiert haben, um an einer Hauptschule Englisch zu unterrichten. Die Ausbildungsvorschriften stehen in keinem Zusammenhang mit den Anforderungen, die der Job stellt. Sozialarbeiterische Kenntnisse sind an einer Hauptschule viel wichtiger als Shakespeare. Man sollte nicht nur DaZ-Lehrern und Sozialarbeitern, sondern auch Naturwissenschaftlern, die an der Uni prekär arbeiten, die Möglichkeit einer Festanstellung an einer Schule geben, dann hätte man auch wieder Mathe- und Chemielehrer.

Unsere Schule hatte zwei Stellen ausgeschrieben, aber es gab keinen Bewerber. Keiner von denen, die überhaupt zugelassen wurden, wollte den Job haben. Wenn man den Kreis der Zugelassenen erweitern würde, dann hätte man genügend Lehrer an den Schulen. Der Lehrermangel ist einfach nur eine Folge davon, dass die Zulassungskriterien zu eng sind.

Und diese Zulassungskriterien begründet man mit der angeblichen Lehrqualität. Englisch muss von einem studierten Anglisten (aber nicht Magister!) unterrichtet werden, damit ... die Schüler viel lernen! Da die studierten Anglisten lieber zum Gymnasium gehen, bekommen die Hauptschulen keinen Englischlehrer ab, so fällt der Englischunterricht eben aus. Bevor man einen DaZ-Lehrer mit Anglistik Magister holt, lässt man lieber den Erdkundelehrer ran, der besser Englisch unterrichten kann, weil er ja mal ein Lehramtsstudium in Erdkunde mit Staatsexamen usw. gemacht hat.

Unter dem Vorwand der "Qualität" werden also viele Leute aus der Schule herausgehalten, die man da dringend gebrauchen könnte. Und das müssen die anderen Lehrer dann ausbaden, weil sie ständig vertreten müssen. Deshalb sollte sich die Gewerkschaft dafür einsetzen, dass DaZ-Dozenten auch ohne erneuten Unibesuch und ohne Referendariat ganz pragmatisch und unkompliziert eine feste Stelle in Aussicht gestellt wird. Richard David Precht fordert sogar, dass man 50% Externe an der Schule haben sollte, also Leute, die gerade nicht die staatliche Lehrerausbildung durchlaufen haben.

Beste Grüße
Georg

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Re: Aus DaF aussteigen
geschrieben von: Brenda ()
Datum: 17. Juli 2019 10:06

Obwohl ich eine Festanstellung als DaF-Lehrkraft habe, plane ich schon meinen Ausstieg in einigen Jahren, indem ich berufsbegleitend ein Zweitstudium absolvieren werde.

An einer „normalen“ Schule zu unterrichten wäre für mich ein Traum. Ich könnte mir bspw. sehr gut vorstellen an einer Grundschule DaZ und Fremdsprachen zu unterrichten.

Zu meiner Grundschulzeit gab es einen Wahlkurs „Französisch“, der von einer Französin unterrichtet wurde. Dies war ihre einzige Qualifikation - so weit ich weiß.

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Re: Aus DaF aussteigen
geschrieben von: Coco Lores ()
Datum: 12. September 2019 10:54

Wenn du an eine Grundschule möchtest, warum nicht gleich? Wegen der schlechteren Bezahlung, großen Klassen und zusätzlichen Belastung durch Inklusions-Schüler/innen will ja kaum jemand noch dort arbeiten, insofern sind die Chancen da besonders groß.

Je nach Bundesland gibt es da allerdings keinen DaZ Unterricht.

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Re: Aus DaF aussteigen
geschrieben von: Brenda ()
Datum: 17. September 2019 16:58

Hallo Coco Lores,

in dem Bundesland, in dem ich lebe, wird der DaZ-Unterricht an den Grundschulen von den normalen Lehrern übernommen. Ich gucke dennoch regelmäßig, ob irgendwo nach einer Drittkraft für DaZ gesucht wird (für alle Schulformen). In 1,5 Jahren ist mir aber erst eine einzige Stelle untergekommen... und das war glaube ich nichtmal für GS.

Wenn ich es mir erlauben könnte, würde ich ein Zweitstudium Lehramt beginnen. Allerdings bin ich auf mein aktuelles Gehalt angewiesen und kann mir daher nur ein Fernstudium in TZ leisten. Für Lehramt gibt es das leider nicht.

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Re: Aus DaF aussteigen
geschrieben von: Ex-DaFlerin ()
Datum: 18. Januar 2020 00:32

Hallo zusammen,

ich habe den Weg ins reguläre Lehramt gewählt und eine pädagogische Zusatzqualifizierung gemacht (quasi das Quereinsteiger-Referendariat 18 Monate lang am Studienseminar). Für eine Verbeamtung war ich zu alt, aber mein Studium und meine Lehrerfahrung wurden soweit möglich angerechnet und ich startete mit einer höheren Erfahrungsstufe. Ich bin jetzt den grundständig ausgebildeten Lehrern gleichgestellt und kann am Gym oder an der Berufsschule unterrichten. Ich habe eine tolle Berufsschule gefunden und bin wirklich glücklich dort. Deutsch ist so ziemlich das härteste Fach, wenn man auch Oberstufe unterrichtet (berufliches Gym), aber ich bereue den Wechsel nicht eine Sekunde.
Der Bedarf an Berufsschulen im Fach Deutsch ist sehr groß, natürlich kommt es auch auf ein passendes Zweitfach an, im Zweifel kann man hier nachstudieren (viele Kollegen nehmen da Politik).

Ich kann nur jedem zum Ausstieg raten. Ich habe lange an meinen Honorarforderungen festgehalten, aber die "Billigkollegen" haben mich immer mehr unterboten. Alte Kunden sind geblieben, aber neue zu finden, war enorm schwer (unter 40 Euro/45 Min habe ich nachher nicht mehr gearbeitet). Unsere Kollegen machen den Markt kaputt, aber ich kann auch verstehen, dass wenig Einkommen besser ist als gar keines. Zudem arbeiten viele nur stundenweise und das Honorar ist ihnen mehr oder weniger gleichgültig (viele Kolleginnen waren "nebenberuflich tätige Hausfrauen".

Wenn ihr Germanistik studiert habt (und vielleicht sogar ein günstiges Zweitfach), versucht euer Glück im Quereinstieg, die Chancen stehen derzeit gut und gerade Berufsschule kann ich nur empfehlen.

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