Hallo Leute,

ich frage mich gerade, wenn ihr einen Zauberstab hättet und alles, aber wirklich alles, in eurer Tätigkeit als DaF-Lehrer ändern könnt, was würdet ihr ändern? Es ist egal, ob die Änderung zu viel Zeit oder Geld kosten würde. Es geht gerade nicht darum.

Vielleicht wollt ihr mehr Geld? nettere Kollegen? bessere Arbeitgeber? mehr Freiheit beim Unterrichten?

Ich würde mir mehr Respekt für Honorarlehrkräfte wünschen - eine Festanstellung. Die Coronakrise zeigt deutlich, dass wir Lehrkräfte zweiter Klasse sind.

Gab es Entlassungen aufgrund der Coronakrise?
Wie sieht es in den Schulen aus? Planen sie wieder aufzumachen oder werden sie zu bleiben, weil niemand die Kurse bucht?

Also bei uns stehen 70% der Honorarlehrkräfte nun ohne Arbeit da. Honorarlehrkräfte werden natürlich nicht entlassen, es gibt einfach keine neuen Kurse/Verträge mehr.
Da bedauerlicherweise auch viele Kursteilnehmer mit den Folgen der Corona-Krise zu kämpfen haben, melden sie sich nicht mehr für weitere Kurse an.

Ich verstehe.
Du hast oben geschrieben, dass du dir mehr Respekt für die Honorarlehrkräfte wünscht und zwar eine Festanstellung. Ich gehe davon aus, dass du das sagst, weil Festangestelle an einer Schule mehr verdienen und dazu Urlaubs- sowie Krankheitstage haben dürfen, was natürlich auf Honorarbasis nicht möglich ist. Glaubst du, dass die meisten Honorarlehrkräfte auch eine Festanstellung sich wünschen bzw. eine Festanstellung annehmen würden, wenn sie ihnen anbieten würde?
Welcher ist der Stundenlohn von Honorarlehrkräften (oder von dir)? wie viel prozent müssen sie dann davon an Steuer zahlen?

Ich denke, die Antwort auf diese Frage findest du im Forum. Die meisten wünschen sich eine Festanstellung, denn alles andere ist der sichere Weg in die Altersarmut.
In den Schulen in denen ich arbeite, gibt es eine Handvoll festangestellte LK und viele Honorarlehrkräfte. Wir arbeiten mindestens genauso viel, für Honorare von 25-32Eur/45 Minuten, je nach Schule.
Davon bleiben am Ende, nach Sozialabgaben und Steuern, knapp 50% übrig.

Und man bekommt auch wenig Respekt seitens der Kursteilnehmer. Z. B. annulieren manche kurzfristig einen Kurs oder wollen ihn weniger als 24 Stunden vorher verschieben. In dieser Zeit verdient man dann kein Geld, findet aber auch nicht so schnell Ersatz.

Wie du geschrieben hast, online ist viel Konkurrenz und die Preise (= Gehalt) sinken. Aber das ist besser als nichts gerade.
Was hälst du davon, kleine Klassen online zu haben und die Schüler*innen so online zu unterrichten?
Oder glaubst du nicht an das Online?

Stell dir vor, gäbe es kein Corona und wäre die Technologie dafür zur Verfügung, sodass du Schüler*innen finden würdest, würdest du kleine Klassen (bis 5 Schüler*innen) bei dir zu Hause organisieren, sodass du zu Hause unterrichten kannst und selbstädig bleibst?

Rosario - ich habe irgendwie das Gefühl, dass Sie die Situation nicht begreifen.
In meinem Land wollen viele der bisherigen Präsenzkursteilnehmer nicht weitermachen, weil sie es sich selbst entweder nicht mehr leisten können oder den ganzen Tag im Home Office arbeiten müssen.
Dadurch alleine bricht die Nachfrage nach Kursen ein. Wenn große Schulen wie das Goethe-Institut und Berlitz ihre Kurse schlecht verkaufen, braucht man es mit eigenen Kursen gar nicht erst zu versuchen (es ist im Moment auch nicht erlaubt, Menschen nach Hause einzuladen).

Ich selbst halte mich mit diversen anderen Jobs über Wasser. Für noch weniger Honorar als bisher zu unterrichten lohnt sich leider nicht. Genau das meinte ich damit, mir mehr Respekt zu wünschen. Es ist respektlos wie mit DaF-Lehrern umgegangen wird.

Die Kurse an die Kultusministerien delegieren, die TN arbeiten lassen, die Stundenzahl drastisch reduzieren, als Abendkurse in vernünftigen Räumen führen und die TN mind. die Hälfte der Kosten tragen lassen. Nur bis A1 unterrichten und laufen lassen. Den derzeitigen inkompetenten Trägern ausnahmslos die erschlichenen Lizenzen entziehen und die Lehrer mindestens befristet beim Staat anstellen, zu einem adäquaten Gehalt. Boykottiert Ausbeutung.

Liebe Kollegin Riedl,

also mit anderen Worten: Den Neoliberalismus aus dem Bildungssektor vertreiben. Schön wäre es.

Allerdings wären die Kurse dann kostenfrei und gingen, falls gewünscht, bis C1.

Kollegialer Gruß
tm

p.s. Übrigens: Auch die Träger werden ausgebeutet, und zwar konsequent vom BAMF.

Klar, die ganze Chose ist unterfinanziert. früher ging das an den Lehrern ab, jetzt tragen die Veranstalter das Minus und daraus resultieren diese Zustände. Kostenfrei nicht, denn wie ich sagte, ließe ich die TN arbeiten und mitzahlen. Das ist aber auch, was viele wollen, Geld verdienen und nicht jahrelang jeden Tag in der Schule sitzen. oft ist Weiterbildung auch verschleierte Arbeitslosigkeit.