Ostsee-Zeitung vom 15.09.2015: Flüchtlinge: Land sucht 100 neue Lehrer für Deutschunterricht:

Der Artikel krankt journalistisch zwar an gleich mehreren Rechenfehlern, jedoch plus/minus zweistellige Lehrestellenzahl, was macht das schon ... LOL

Das Interessante ist noch nicht mal, dass noch mehr Deutschlehrer gesucht werden, sondern dass das Land an der Küste anscheinend die Zeichen der Zeit erkannt hat oder die FaDaF-Pressemitteilung gelesen hat oder einen Bildungsminister mit guten Beratern hat oder wie auch immer.

Bemerkenswert finde ich dies:

Ostseezeitung: "Das Problem sei, dass derzeit in allen Bundesländern Deutschlehrer gesucht werden, sagte Brodkorb [Bildungsminister]. „Wie hoch die Chancen stehen, diese Stellen tatsächlich auch zu besetzen, ist schwer abzuschätzen.“ Das Ministerium will daher auch pensionierte Lehrer um Hilfe bitten. „Wir brauchen jeden, der bereit ist, sich zu engagieren, wenn auch nur für einige Stunden pro Woche“, sagte Brodkorb."
Das hört sich erst mal nach dem Muster Honorarstündchen an, aber seht mal auf die letzten Stellenanzeigen und vergleicht den wundersamen Wandel von Rostock zu Wittenburg:

Link: Beispiel Rostock
Qualifikation: Lehramt, Lehramt, Lehramt ...
Erwartungen und Wünsche: Voraussetzung ist die Qualifikation für das Fach Deutsch als Zweitsprache oder Deutsch als Fremdsprache [...] Notwendig ist eine Lehrbefähigung ...

Link: Beispiel Wittenburg
Qualifikation: beliebig ...
Erwartungen und Wünsche: Voraussetzung ist die Qualifikation für das Fach Deutsch als Zweitsprache oder Deutsch als Fremdsprache [...] Wünschenswert, aber nicht Bedingung, ist eine Lehrbefähigung ...

Ist das nicht mal 'ne super Einladung?
Jetzt bin ich glatt gespannt, ob die 100-23=77 neuen Stellen wieder wie Wittenburg lauten oder ob das nur für Orte gemacht wird, bei denen es, ganz höflich formuliert, mehr Wegzug als Zuzug gibt.

Der Schlüssel scheint allemal besser zu sein als es mir in/von BW erzählt wird:

Ostseezeitung lt. Bildungsminister: "Die 100 Stellen sollen ausreichen, um 750 bis 1000 Kinder zu unterrichten."

Das wäre ein Schlüssel von 7,5 bis 10 Schüler auf einen Lehrer; hm ja, auf den Dörfern vielleicht eher 8 und in den Städten 12. Das wäre jedoch selbst in letzteren gar nicht so verkehrt. Allerdings scheint mir die angesetzte Zahl von 1000 Kindern recht niedrig *grübli*

Also Leute, das nenne ich mal "Gute Nachrichten!" Denke, zumindest einige, die noch immer mit unterirdischer Entlohnung in den IntV-Kursen rumkrebsen, werden da eine Alternative finden.

Ab in den Schuldienst!

Soll doch Herr de Maizière selbst in seinen IK unterrichten ...

... natürlich zum entsprechenden Honorar :D :D :D

Bei den Lehrerstellen in der Schule wird immer noch 2. Staatsexamen vorausgesetzt, aber es kommt noch viel besser: Die Ankündigung von Ministerin Wanka 2.400 neue Studienkollegsplätze einzurichten.

[www.spiegel.de]

Ein Kollege aus den Studienkollegs schätzt, dass dann ca. 75 reine DaF-Lehrerstellen geschaffen werden müssen, um die 2.500 Kollegiaten zu unterrichten. Dies Stellen sind nicht an das Referendariat gebunden!

Hallo Matthias, vielen Dank für diesen Hinweis!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.09.15 17:29.

Meine Erfahrung mit dem Thema Studienkolleg:

Befristete Anstellung, E13, Vertretungsstelle. Keine Aussicht auf weitere Anstellung, da Staatsexamen und Referendariat in diesem Bundesland für eine unbefristete bzw. dauerhafte Anstellung ZWINGEND vorausgesetzt werden.

Leute ohne Staatsexamen dürfen grundsätzlich nur Vertretungsstellen bekommen. Ist man einmal MIT Befristungsgrund da, wird ein anschließender befristeter Vertrag OHNE Befristungsgrund unmöglich. Und unbefristet geht es ohne Staatsexamen sowieso nicht.

Fazit: Das Studienkolleg hätte jedes Mal einen neuen Befristungs- = Vertretungsgrund finden müssen (Krankheit, Elternzeit, Auslandsaufenthalt eines anderen Lehrers), um jedes Mal einen neuen befristeten Vertrag zu machen. Für wen ist das denn bitte eine Perspektive?

Wer nicht die Voraussetzung hat, dass sein Magister, Diplom o.ä. als 1. Staatsexamen anerkannt wird (d.h. Fächerkombination Germanistik an einer deutschen Uni + 2. Fach, das ein Unterrichtsfach sein kann, also Anglistik o.ä.), wird da keine Perspektive finden.