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Kennt jemand die Hartnackschule als Arbeitgeber?
geschrieben von: FransDaF ()
Datum: 14. Mai 2015 02:02

Hier steht ja immer wieder mal etwas über diverse Sprachschulen und solche, die so tun als ob sie welche sind. Ich habe aber nirgends etwas zur Hartnackschule Berlin gefunden, obwohl die laut Internetseite schon uralt und sehr groß ist. Ich habe auch sonst jenseits ihrer Webseite und fremdsprachige "ist toll" von (vielleicht sogar echten) Lernern in ausländischen Foren überhaupt nichts über die im Netz gefunden.

Hat jemand Erfahrung mit der Schule als Arbeitgeber? Seriös und anständig bezahlend? Sind die Festanstellungen auf die tatsächliche Arbeitszeit bezogen oder ist das so etwas wie 40 Arbeitsstunden = 40 Unterrichtsstunden? Betriebstarif habe ich bei einer Sprachschule noch nie gehabt. Aber einen Tarif kann man sich ja so oder so hinbiegen.

Grund meiner Frage ist, dass ich dieses Stellenangebot gefunden habe:

[www.uni-muenster.de]

Ich überlege, mich zu bewerben, aber vor so etwas schaue ich mich immer erst im Netz um - aus Gründen, die Ihr kennt ;-) Ich finde absolut nichts :-( Das ist schon komisch.

Dank für Eure Antworten, wenn Ihr Erfahrungen mit der Schule habt.

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Re: Kennt jemand die Hartnackschule als Arbeitgeber?
geschrieben von: DaF2000 ()
Datum: 14. Mai 2015 13:26

Auf Portalen wie Kununu lässt sich nichts finden. Persönlich habe ich da auch keine Erfahrungen.

Was aber immer hilft: Schülermeinungen nach Anhaltspunkten durchsuchen.

Bei den 23 Google-Bewertungen gibt es da nicht wenig:

1. Überarbeitete, schlechtgelaunte, aggressive Lehrkräfte

2. Vollgestopfte Gruppen mit großen Niveauunterschieden, bis zu 30 Lerner in kleinen und stinkenden Räumen

3. Heruntergekommene Gegend

4. Hohe Fluktuation von Lehrkräften

5. Lehrkräfte entmutigen die Lerner, schriftliche Hausaufgaben abzugeben, damit sie diese nicht korrigieren müssen

Das sind nur ein paar der Kritikpunkte von Seiten der Schüler. Doch diese 5 Punkte geben einem DaFler schon einen gewissen Einblick.

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Re: Kennt jemand die Hartnackschule als Arbeitgeber?
geschrieben von: FransDaF ()
Datum: 18. Mai 2015 21:06

@DaF2000 - Hast Recht - aus Lerner/Schülermeinungen lässt sich als DaFler eine Menge ablesen. Danke dir für den Hinweis! (Hätt' ja auch drauf kommen können, aber manchmal steht man sich halt selbst ... du weißt schon ...)

Nun noch mal gezielt pro und contra, Happiness und Enttäuschung der Lerner abgeleuchtet und komme zu diesem Bild:

- Administration der Schule kam kein einziges Mal gut weg; in mehr als einem Forum (unterschiedlicher Sprachen) ging es auch um große Probleme bei der Rückerstattung von Geldern. Ein Achtungszeichen bleibt bei mir hängen, wenn sich letztendlich herausstellt, die Gelder wurden zurecht zurückverlangt und trotzdem hat es Monate und viele Anfragen gekostet. Na ja ...

- Dozenten sind beschrieben von Frau Y ist, Herr Z ist beste Lehrer ever bis katastrophal herrschend. Nachdenklich stimmt mich dabei, dass sich das quantitativ so die Waage hält und auch quer durch die vier Sprachen, die ich lesen kann, und quer durch die verschiedenen Kursangebote.- Ausreißer hat man immer mal bei Forumschreibern, kann auch mal der momentane nichtlehrerursächliche Frust über etwas sein, aber ziemlich fifty-fifty stimmt mich echt nachdenklich.

- Das Schulgebäude, das Platzangebot in den Räumen und die Ausstattung kommen überwiegend schlecht weg.

Nun, ich überschlafe es noch mal. Schade, dass es hier anscheinend keine Kollegen gibt, die aus der eigenen Arbeitserfahrung heraus die Zusammenarbeit mit der Schule schildern können.

An sich ist es ja auch kein Hit, so eine Bewerbung einfach mal zu probieren, aber Berlin ist nicht bei mir um die Ecke und ich gebe nicht gern Geld, Zeit und Energie für "von vornherein keine Chance auf ein vernünftiges Abkommen" hin ...

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Re: Kennt jemand die Hartnackschule als Arbeitgeber?
geschrieben von: deutsch-via-skype ()
Datum: 30. Juni 2015 17:24

Vor ca 2 Jahren hat man als Festangestellter in Teilzeit (20 Unterrichtseinheiten pro Woche) bei der Hartnackschule 800 Euro rausbekommen (brutto). Als Vergleich: An einer anderen Schule in Berlin verdiente man zu diesem Zeitpunkt für den gleichen Stundenumfang etwas mehr als 1.000 Euro brutto. Ein besseres Gehalt ist mir in dieser Branche noch nicht untergekommen, zumindest in Berlin nicht. Ich bin der Überzeugung, dass eine Festanstellung in unserer Branche ein Glücksgriff ist, auch wenn es nur 800 Euro im Monat sind. Oft gibt es auch die Möglichkeit, Vertretungsstunden als Überstunden geltend zu machen und so das Gehalt etwas aufzustocken. Also ich würde mich dort bewerben.

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Re: Kennt jemand die Hartnackschule als Arbeitgeber?
geschrieben von: FransDaF ()
Datum: 04. Juli 2015 18:53

20 Unterrichtseinheiten sind nicht weit weg von Vollzeit. Nehmen wir mal einen sehr erfahrenen DaFZler und deshalb einen niedrigen Satz an Vorbereitungs- und Nachbereitungsstunden von 10h dafür (eigentlich müsste man 13 ansetzen) und tun so, als ob es bei dieser Schule weder Verwaltungsaufgaben noch Prüfungen etc. gibt, die nicht extra vergütet werden.


Wir kommen auf eine 30-Stunden-Woche mit 800 Euro brutto.

800 € durch buchhalterische Wochen von 4,33 = 184,76 € Wochenlohn

184,76 € durch 30 Stunden Arbeitszeit = 6,16 €.

Da war 2013 der Stundenlohn für einen erfahrenen und sehr effizienzbewussten DaFZler an der Hartnackschule: 6,16 €




Nehmen wir die andere Schule mit den etwas mehr als 1000 Euro, sagen wir 1040.

1040 € durch buchhalterische Wochen von 4,33 = 204,18 € Wochenlohn

204,18 € durch 30 Stunden Arbeitszeit = 6,80 €

Da war 2013 der Stundenlohn für einen erfahrenen und sehr effizienzbewussten DaFZler: 6,80 €


Beispielrechnung 1:

Unser DaFZler hatte sich statt für die Hartnackschule für die andere entschieden, die mit den 1040 € brutto. Er lebte allein und hatte Steuerklasse 1. Aber er hatte noch ein bisschen steurliches Glück: Er muss keine Kirchensteuer berappen und hatte ein erwachsenes Kind, für das er nicht mehr sorgen musste, aber das zählt.

Soli muss nicht bezahlt werden, da zu geringes Einkommen
Lohnsteuerabzug 15,08 €
Rentenversicherungabzug 98,28 €
AL-Versicherung 15,60 €
Pflegeversicherung 10,66 €
KV-Abzug (durchschnittliches Beispiel) 85,28 €

Das machte für eine 30-Stundenwoche ein Nettogehalt von 815,10 €. Würde sagen, der erfahrene und effizienzbewusste DaFZler ist mit seinem Bruttolohn mehr als bescheiden gewesen, aber er hatte natürlich noch zehn Stunden, mit denen er anderweitig Geld verdienen konnte, übrig. Hoffentlich hat er sie für eine Arbeit mit anderem Stundensatz genutzt.


Beispielrechnung 2:

Unser DaFZler hatte sich für die Hartnackschule entschieden und arbeitete in Vollzeit. Unterstellen wir einmal, dass Vollzeit bei der Hartnackschule normale 26 UE, also 40 Arbeitsstunden bedeutet. Und unterstellen wir wieder, dass es keine Verwaltungs- und Prüfungsaufgaben gibt, die nicht bezahlt werden.

Stundenlohn war 2013 6,16 €. Für Vollzeit hieße das demnach 1067 €

Soli musste nicht bezahlt werden, da zu geringes Einkommen
Lohnsteuerabzug 18,83 €
Rentenversicherungabzug 100,84 €
AL-Versicherung 16,01 €
Pflegeversicherung 10,94 €
KV-Abzug (durchschnittliches Beispiel) 87,51 €

Das machte demnach 2013 netto 832,87 € für eine 40-Stunden-Woche!

Ich könnte mir glatt vorstellen, dass das offizielle Vollzeitgehalt höher lag als das aus dem Stundensatz von "deutsch-via-skype" errechnete, aber dass dafür 50 oder 60 Stunden gearbeitet werden mussten. Aber es ist nur so ein Gedanke, den die vielen, die schon über 30-40UE-Deputate schrieben, auslösen.

Interessant zu wissen wäre, ob die Schule heute über den Mindestlohn von 8,50 hinausgeht und auch was sie unter Vollzeit versteht (26 UE = 40 Stunden Arbeitszeit oder 30 UE, was eine fast 50-Stunden-Arbeitswoche bedeuten würde oder gar 40 UE, die eher einer 66-Stunden-Arbeitswoche entsprechen? - freilich immer vorausgesetzt, man investiert nicht zu viel Energie in die Lerner).

Ich habe mich um solche Stellen anders als "deutsch-via-skype" empfiehlt nie beworben bzw. nach Vorstellungsgesprächen, die das erst eröffneten grundsätzlich abgesagt und bin stattdessen viele Jahre ins Ausland gegangen. Ich hatte immer gehofft, irgendwann merken mehr Kollegen, dass wir uns selbst die Preise kaputt machen, wenn wir uns auf Dumping einlassen und dass ich dann nicht mehr ins Ausland muss, um meinen Lieblingsberuf auszuüben. Ich habe das Gefühl, es tut sich gerade etwas. Aus meinen laufenden Bewerbungen habe ich zwei nachdenkenswerte Angebote: 2800 für 28 Unterrichtsstunden Medizinerschulungen und Firmenkurse und 2900 an einem privaten Studienkolleg. Das hört sich angesichts der jahrelang vernommenen Dumpinglöhne wunderbar viel an, aber ich bin damit nicht wirklich zufrieden. Es entspricht nicht meiner Qualifizierung, Erfahrung und der Leistung, die zu erbringen ist und das ist mir den Umzug weg aus der Heimat dann doch nicht wert. Vielleicht mache ich noch ein Freisemester zu Hause und gehe dann nochmal ne Runde ins Ausland. 2018 ist auch noch ein Jahr ...

Übrigens haben mir Berliner Bekannte erzählt, dass es wohl nicht mehr so viele muttersprachliche bzw. fließend Deutsch sprechende vollstudierte/zusatzqualifizierte DaFZler in Berlin gibt wie der Markt gerade braucht. Das ist doch mal ein Lichtblick. Kollegen, macht den Versuch und bewerbt Euch woanders. Übt Gehaltsverhandlungen mit Stellen, die Ihr gar nicht haben wollt und dann ran an den Berliner Markt! Unsere Arbeit ist es mehr wert als Appel un Ei!

Liebe/r "deutsch-via-skype", vielen Dank für deine Information. Auch wenn ich mich längst gegen eine Bewerbung bei der Hartnackschule entschieden hatte, anderen helfen solche Angaben zur Orientierung. Kannst du dich noch erinnern, was ein Vollzeitdeputat war?

Und abschließend: Bitte denke einmal darüber nach, was unsere Arbeit wert ist. Wirklich Mindestlohnniveau und noch weniger wie in den IntKV-Kursen? Ist es wirklich menschenwürdig, mit unserer Arbeitsleistung Wohngeldbezieher oder falls man Kinder hat, sogar Hartz-IV-Aufstocker sein zu müssen? Sich von den Eltern, Verwandten oder Lebensgefährten die Arbeit finanzieren lassen zu müssen? Oder dass man sich alternativ mit medial eingeredetem Stolz, nur um Nichtleistungsempfänger zu sein, sogar über 70-Stunden-Wochen kaputtschuftet?

Der Frans, der gerade ein bisschen Hoffnung gefasst hat, dass sich sein Lieblingsarbeitsmarkt normalisieren könnte - und noch bevor er in Rente geht

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Re: Kennt jemand die Hartnackschule als Arbeitgeber?
geschrieben von: DaF2000 ()
Datum: 07. Juli 2015 13:37

Den ausführlichen und perfekt aufgeschlüsselten Beitrag von FransDaF kann ich hundertprozentig unterschreiben.

Hilft vielleicht auch, dem einen oder anderen Kollegen hinsichtlich des Selbstbetrugs die Augen zu öffnen.

Ich will nicht ausschließen, dass ich irgendwann nach Deutschland zurückkehre, um dort DaF zu unterrichten. Aber in diesem Fall stelle ich mir für eine Vollzeitstelle mindestens 5.000 € brutto vor. Das ist die Preisklasse, in die ich im Ausland gestoßen bin. Der durchschnittliche Bruttoverdienst in DE für einen Arbeitnehmer Vollzeit beträgt übrigens zurzeit 4.198 €.

Zur Scheinselbständigkeit in einer anderen Branche: [taz.de]

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