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Wort-Reihenfolge
geschrieben von: Matti ()
Datum: 21. November 2006 18:30

Hallo zusammen!

Trotzdessen, dass ich der deutschen Sprache sehr gut mächtig bin, fällt es mir schwer, Grammatik zu erklären. Eine ausländische Freundin stellte mir gestern in Bezug auf die nachfolgenden Sätze eine Frage:

<<..., aber das glaube ich dir nicht!>>

und

<<..., dann bin ich vor Ort!>>

Und nun die Frage, auf die ich keine Antwort weiß: Warum ist in beiden Sätze Verb und Subjekt vertauscht? Warum heißt es nicht "..., aber das ich glaube dir nicht!" wie man es bspw. von der Wort-Stellung her nahezu 1:1 ins Englische übersetzen könnte?

Kann mir jemand verständlich erklären, warum wir Deutschen die Reihenfolge vertauschen?

Hoffend auf eine nette Antwort & viele Grüße
Matthias

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Re: Wort-Reihenfolge
geschrieben von: jero ()
Datum: 21. November 2006 21:22

Guten Abend,

das ist - glaube ich - nicht sooo schwer.

-aber- als Konjunktion zählt nicht mit bei der Wortstellung, hat also die Position 0. Nach der Konjunktion -aber- folgt ein Hauptsatz, in dem das konjugierte Verb auf dem zweiten Platz stehen muss.

-dann- zählt, hat also in deinem Beispiel die Position 1. Danach folgt der Regel entsprechend das Verb auf dem zweiten Platz.

Hoffe geholfen haben zu können. *schmunzel*

jero
www.cafe-deutsch.de


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Re: Wort-Reihenfolge
geschrieben von: Matti ()
Datum: 21. November 2006 21:50

Danke schon einmal für die Hilfe, Jero! Doch so ganz verstanden habe ich es noch nicht und ich könnt's auch nicht jmd. anderem erklären.

Wie ich dich verstanden habe, gibt es "Positionen". Wenn ich diese auszähle, steht das Verb tatsächlich an zweiter Stelle! Nummeriert sieht das also so aus:

"aber (0) das (1) glaube (2) ich (3) dir (4) nicht (5)"

Ist das richtig so? Doch warum rutscht das "ich" hinter das Verb? Liegt an dem: "das" ist Subjekt, "ich" ist Objekt -> wonach S-P-O ja passen würde? Und weswegen ist das gerade bei diesem Hauptsatz so?

Bei dem "dann" erwähnst du, dass es sich einer Regel entsprechend verhält. Ist es diese Regel: Link zur Regel?

Dort komme ich aber mit dem "aber" nicht zurecht! Natürlich könnte ich meinen Satz auch zu "aber ich glaube dir das nicht" umformulieren, aber der Satz oben ist doch genauso korrekt. Nur warum? Liegt es schlichtweg daran liegt, was ich betonen möchte?

Lauter Fragen und trotzdem viele Grüße *grins*
Matthias

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Re: Wort-Reihenfolge
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 21. November 2006 22:48

Hallo Matthias! Leider kann ich dir auch nicht sagen, warum wir im Deutschen diese Inversion, also diesen Wechsel der Reihenfolge von Verb und Subjekt manchmal haben, genauso wenig wie den Grund, warum ein Partizip (gemacht) oder nach dem Modalverb der Infinitiv (muss ... sagen) am Ende steht. Es sind aber Regeln, die wir beobachten können, und die auch bei deinem Link schön festgehalten sind.
Im Satz "Aber das glaube ich dir nicht" ist es tatsächlich so, dass du "das" betonen willst und deshalb an die erste Stelle setzt. Das kannst du auch mit den anderen Wörtern machen, wie du ja weißt, "ich" bleibt aber trotzdem das Subjekt.
Also auch: Aber dir glaube ich das nicht.
Oder als Frage: Aber glaube ich dir das?
Da wir die oft erkennbaren Formen von Akkusativ, Dativ und Nominativ haben, sind wir ja relativ flexibel in der Wortstellung. Nur das Verb in Position 2, wenn es nicht gerade eine Frage ist, wird als Regel noch beibehalten.
Ich schenke ihm morgen die Schokolade.
Ihm schenke ich die Schoki morgen.
Die Schoki schenke ich ihm morgen.
Morgen schenke ich ihm ...

Franziska

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Re: Wort-Reihenfolge
geschrieben von: jero ()
Datum: 22. November 2006 08:36

Hallo,

ganz kurz: Wenn ich es nicht vergesse, antworte ich später noch. Muss jetzt fix zum Unterricht.

*grinsschmunzellach*

jero
www.cafe-deutsch.de

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Re: Wort-Reihenfolge
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 22. November 2006 08:43

Man darf gespannt sein!

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Re: Wort-Reihenfolge
geschrieben von: martin3885 ()
Datum: 22. November 2006 10:02

Hallo Mati,
grosse Hilfe wird das wohl nicht sein, aber vielleicht hilft dir es trotzdem:-)

Die Wort-Reihenfolge wo und warum im Satz steht is in einem Buch relativ gut erklaert. Das Buch heisst "Nowe repetytorium z gramatyki jezyka niemieckiego" S.Beza. Da gibt es noch ein anderes Buch, aber leider hab ich vergessen wie es heisst, ist ganz gelb und wenn du in einer Buchhandlung guckst findest du es bestimmt.

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Re: Wort-Reihenfolge
geschrieben von: jero ()
Datum: 22. November 2006 10:19

Franziska schrieb:
-------------------------------------------------------
> Man darf gespannt sein!



*lach*

Na, wie ich sehe, hat "Kollegin Franzi" ja das Wichtigste schon gesagt. Ich sage es einfach nur noch mal mit meinen Worten.

1. Es gibt in deutschen Sätzen eine gewisse Ordnung. Das Verb hat einen festen Platz (nicht variabel), alle anderen Satzglieder sind relativ variabel (umstellbar).

2. Im deutschen Hauptsatz steht das konjugierte Verb prinzipiell auf dem zweiten Platz; im deutschen Nebensatz steht das konjugierte Verb prinzipiell auf dem letzten Platz.

3. Das Subjekt steht oft auf dem ersten Platz. Der erste Platz ist der wichtigste Platz. Was am Anfang steht, wird als Erstes und am deutlichsten wahrgenommen (bei normaler Betonung). Wenn mir wichtig ist, wer etwas tut, stelle ich das Subjekt auf den ersten Platz. ("ICH habe dir das doch schon gestern gesagt."). Wenn mir eine andere Information wichtiger ist, stelle ich diese auf den ersten Platz ("DAS habe ich dir doch schon gestern gesagt." - "GESTERN habe ich dir das doch schon gesagt." - möglich wäre sogar: "GESAGT habe ich dir das doch schon gestern."). Wenn der erste Platz belegt ist, "rutscht" das Subjekt (ich) auf den nächstmöglichen Platz; das ist normalerweise der dritte Platz, weil ja der zweite Platz für das konjugierte Verb reserviert ist.

4. Das ist nicht nur in deinem Beispiel, sondern prinzipiell bei allen Sätzen so.

Soweit bei aller Vereinfachung.

jero
www.cafe-deutsch.de

PS: -dann- verhält sich entsprechend der Regel, dass es bei der Satzstellung als Satzglied mitgezählt werden muss. So meinte ich das.




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.11.06 16:22.

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Re: Wort-Reihenfolge
geschrieben von: Stefan ()
Datum: 22. November 2006 14:00

Zwei, drei Anmerkungen meinerseits.

Das Verlassen der 'normalen' Wortstellung Subjekt - Verb - Objekt kann, wie Jero bereits ausgeführt hat, dazu dienen, ein Wort zu betonen: Gestern hat sich in Hamburg ein Zugunglück ereignet (nicht vorgestern), oder etwa um einen Gegensatz zu betonen:
Ulrike: Mein Freund hat mir gestern Rosen geschenkt.
Claudia: Mir hat noch nie jemand Rosen geschenkt.
(Claudia kontrastiert sich zu Ulrike, indem sie mir betont.

Es gibt einen zweiten Erklärungsansatz, der die Stellung von Wörtern im Satz mit deren Informationsgehalt begründet, d.h. ob etwas aus dem vorhergehenden Satz fortgeführt wird (das sog. Thema) oder ob eine neue Information zugefügt wird (das sog. Rhema). In der Thema-Rhema-Gliederung steht das, was schon bekannt, ist am Satzanfang, das Neue folgt am Satzende.

Dazu Beispiele:

(1) Hamburg ist eine Stadt, in der immer was los ist. Dort hat sich z.B. gestern ein Zugunglück ereignet.
Dort führt das Thema Hamburg aus dem ersten Satz fort und steht daher am Satzanfang. Die neue Information (Rhema) Zugunglück folgt später im Satz.

(2) Die Geschichte des Verkehrs kennt viele Unfälle. Ein Zugunglück hat sich z.B. gestern in Hamburg ereignet.
Zugunglück steht am Anfang, weil es Unfälle aus dem ersten Satz aufnimmt.

(3) Was war nicht gestern alles in den Nachrichten? Z.B. hat sich in Hamburg ein Zugunglück ereignet.
Z.B. führt die Ereignisse in den Nachrichten fort.

Ich hoffe, es ist etwas klar geworden, warum Worte so gesetzt werden, wie sie gesetzt werden. Ein Text (sowohl ein gesprochener als auch ein geschriebener) klingt übrigens fließender, wenn die Thema-Rhema-Gliederung beachtet wird, und die meisten Menschen folgen ihr, auch wenn es ihnen nicht bewusst ist. Andererseits kann ein Text auch dann 'rund' klingen, wenn das Thema nicht durchgängig am Satzanfang steht. Wohl auch aus diesem Grund ist - wie alles im Leben - das Thema-Rhema-Konzept in der Linguistik nicht unumstritten.

S.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.11.06 14:16.

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Re: Wort-Reihenfolge
geschrieben von: Matti ()
Datum: 23. November 2006 15:37

Tausen Dank an euch alle! Das Forum hatte ich ja eher durch Zufall (und dank Google) entdeckt und ich muss wirklich sagen, dass einem hier prompt und informativ geholfen wird! Einfach schön! Und es ist doch irgendwie lustig, dass man als Deutscher noch etwas von seiner eigenen Sprache lernen kann! *grins*

Ich werde mich nun bemühen, die obigen Erklärungen so gut wie möglich meiner Freundin weiter zu geben! Schauen wir mal...und wenn's mir nicht gelingt, weiß ich ja jetzt wo ich Rat finde!

Danke und viele Grüße
Matthias




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Re: Wort-Reihenfolge
geschrieben von: jero ()
Datum: 23. November 2006 21:22

Schön.

Freue mich, auch ein wenig geholfen haben zu können. :-)

jero
www.cafe-deutsch.de

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Re: Wort-Reihenfolge
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 23. November 2006 22:22

(Aber über den Ausdruck "Kollegin Franzi" müssen wir noch reden, Kollege jero, ha, so gehts ja nun nicht!;-)

Ansonsten, Matti: Nur zu, wir warten gespannt auf weitere Fragen! Übrigens habe ich noch nie "trotzdessen" gesehen, wie von dir am Anfang verwendet. Interessant!

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Re: Wort-Reihenfolge
geschrieben von: jero ()
Datum: 23. November 2006 23:00

*grinsschmunzellach*

jero
www.cafe-deutsch.de
(jetzt mit Projekt-Idee für Deutschlernkurse!)

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Re: Wort-Reihenfolge
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 24. November 2006 04:58


Diminutive auf -i verniedlichen und verkleinern. Jetzt also im Badeanzug.

Michael Redeker

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Re: Wort-Reihenfolge
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 24. November 2006 14:15

Ha, Badeanzug!! Das habe ich gelesen! Und das im November ...
Heute übrigens sonnig und warm in Berlin. Vielleicht also doch?


;-))

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