Liebe KollegInnen und Lernende,

meine Kollegin und ich diskutieren in der letzten Zeit intensiv darüber, wie wir in einer Gruppe, die als lernungewohnt bezeichnet wird, die Kategorie "Verb" erklären können, sowie natürlich auch Substantiv, Adjektiv usw.

Es handelt sich un ältere Migrantinnen, die relativ gut sprechen können, aber kaum Erfahrung mit dem Unterricht haben.

Tu-Wort, Tätigkeit-Wort, etwas wird gemacht, etwas passiert...

Dann kommt oft so was wie "Was machen?" - "Pizza machen. Pizza ist ein Verb"
oder "Schlafen ist kein Verb, da macht man nichts" ;)

Wir sind dankbar für alle Anregungen zu dieser Frage

Natalia

Guten Abend Natalia,

welchen Nutzen hätten Ihre Lernerinnen von der Kenntnis grammatischer Fachbegriffe? Oder - einfacher gefragt, warum sollen sie das lernen, wenn sie doch relativ gut sprechen können?

Versuchen Sie doch einmal, alle Verben aus einem Text herauszustreichen. Fragen Sie dann, was in dem Text fehlt. Lassen Sie die Teilnehmerinnen ein bisschen diskutieren und bauen Sie die besten Antworten aus.



Mit neugierigen Grüßen

Michael Redeker



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.09.06 05:46.

Guten Morgen, "redeker",

naja, es ist einerseits sicher nicht so wichtig, grammatische Begriffe zu lernen, andererseits arbeiten wir doch im Sprachunterricht mit diesen Begriffen. Ist das nicht unser Handwerkszeug wie der Hammer beim Tischler, das Stethoskop des Arztes, das Gewehr des Jägers?

Wenn jemand einen Fehler macht und wir ihn korrigieren und er fragt, warum das denn falsch gewesen sei, dann sagen wir u.U.: "..., weil das ein Verb ist." Achso, denkt er vielleicht, aber nur, wenn er weiß, was ein Verb ist.

jero
www.cafe-deutsch.de

PS: Was ich mich bei Ihrem Vorschlag noch frage, ist, wie die Teilnehmer Verben aus einem Text "herausstreichen" sollen, wenn sie doch nicht wissen, was Verben sind???



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.09.06 10:10.

Guten Morgen, Natalja,

da die Sprache natürlich jede Menge Ausnahmen besitzt, würde ich in so einem Falle "vom Normalen" ausgehen. Man könnte von Beispielsätzen ausgehen und das Wort suchen, das bezeichnet, "was geschieht", "was vor sich geht" bzw. "untersuchen", was die einzelnen Wörter ganz allgemein "bezeichnen".

Bsp: Das Kind wirft den Ball in den Korb.

das Kind = Urheber der Handlung (wer etwas tut)
werfen = was geschieht/was getan wird (das eigentliche Geschehen)
den Ball = Ziel des Werfens (mit wem etwas geschieht)
in den Korb = Ortsangabe (wohin)

Nach zwei, drei weiteren einfachen (!) Beispielen (Verben als Tätigkeiten), könnte man etwas weiter gehen und einen Satz präsentieren, wo zwar etwas geschieht, aber niemand etwas tut (Verben als Vorgänge) usw. Dann könnte man ein Schema erarbeiten. 3 "Spalten": Verben bezeichnen Tätigkeiten (werfen ...), Vorgänge (fallen...) und Zustände (schlafen...). Zu den vorgebenen Beispielen könnte man weitere suchen lassen oder Verben vorgeben, die zugeordnet werden müssen (Partnerarbeit?).

Dann - vielleicht auch erst in der nächsten Stunde - könnte man mündlich (vielleicht als Wettbewerb oder als Spiel) beliebige Wörter nennen und die Teilnehmer müssen erkennen, ist das ein Verb oder nicht bzw. ist das ein Verb, ein Substantiv oder ein Adjektiv? (aber nicht: Ist das eine Tätigkeit, ein Vorgang oder ein Zustand? Das wäre zu kompliziert.)

Ich habe das auch mit Erwachsenen schon als "Bankrutschen" gespielt. Klar, einige verziehen dabei das Gesicht; aber andere (die sonst immer schwiegen) blühten dabei richtig auf. Ausprobieren! Jede Gruppe ist anders und auch auf den Lehrer kommt es an. (Wer selber nicht brennt, kann andere nicht zünden!)

jero
www.cafe-deutsch.de

Tipp: Geben Sie einen Preis aus, für den, der beim Bankrutschen "gewinnt". Ein Radiergummi, ein Schokoriegel... Wer die Erklärungen noch nicht so ganz verstanden hat, kann beim Spielen noch aus der Erfahrung "nachlernen".



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.09.06 10:19.

Guten Tag Jero,

mein Vorschlag ist: Geben Sie den Teilnehmern einen einfachen Text, aus dem alle Verben herausgestrichen sind. Da die Teilnehmerinnen von Natalias Kurs schon relativ gute Sprecherinnen sind, sollte es ihnen (den Lernerinnen) möglich sein zu beschreiben, was in diesem Text fehlt. Auf diese Äußerungen könnte Natalia aufbauen und zu einer Definition des Begriffs 'Verb' kommen.

Sieht doch komisch aus:

[Mein Vorschlag ---: ----- Sie den Teilnehmern einen einfachen Text, aus dem alle Verben ---------- ----. Da die Teilnehmerinnen von Natalias Kurs schon relativ gute Sprecherinnen -----, ------ es ihnen (den Lernerinnen) möglich ----- zu ----------, was in diesem Text -------. Auf diese Äußerungen -------- Natalia ------- und zu einer Definition des Begriffs 'Verb' --------.]

Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.09.06 05:47.

Hallo redeker,

naja, das ist wohl einen Versuch wert. Anfänger wären sicher überfordert, aber Fortgeschrittene ... ??? Man muss es probieren.

jero
www.cafe-deutsch.de





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.09.06 13:32.

Guten Abend (Morgen, Tag...)

ich danke für die Antworten!
Wir werden wahrscheinlich beides ausprobieren. Das stimmt auch, dass jede Gruppe anders ist.

Was heißt "Bankrutschen", jero?

By the way, ich heiße Natalia, und nicht Natalie und nicht Natalija ;)

Natalia

Guten Nachmittag, :-)

wie erklärt man "Bankrutschen"? 2 Schüler stehen auf, der Lehrer nennt ein Wort (in unserem Falle z.B. ein Adjektiv, ein Verb oder ein Substantiv); die Schüler müssen erkennen, worum es sich dabei handelt und es laut rufen (also Adjektiv oder Verb oder Substantiv; oder einfacher: "Substantiv" bzw. "kein Substantiv").

Wer es als Erstes wusste und laut ausrief, geht weiter. Es stehen dann die nächsten 2 (!) Schüler auf (insgesamt also 3!). Immer darf der weiter gehen (eine Bank weiterrutschen, wo in traditioneller Sitzordnung ja immer 2 Schüler sitzen), der als Erstes die richtige Antwort wusste. (Bei "Gleichzeitigkeit" gibt es eine Wiederholung, aber nur zwischen den beiden, die gleichzeitig geantwortet hatten.)

So geht es im Raum herum, vielleicht 10 bis 20 Minuten, jenachdem, wie es bei den Teilnehmern ankommt. Man kann auch festlegen, dass es 3 Runden dauert. Wer dann am weistesten herumgekommen ist (am weitesten von seinem Platz weg), hat gewonnen und könnte einen kleinen Preis bekommen.

(Dazu muss man vielleicht auch noch sagen, dass jemand, der bereits ein paar Bänke "weitergerutscht" ist und dann "verliert", sodass ein anderer weiterrutscht, nicht auf seinen Platz zurückgeht, sondern sich auf den Platz des Gewinners setzt. Von dort kann er ja vielleicht in der nächsten Runde wieder "weiterrutschen".)

Naja, für ältere Leute ist das vielleicht nichts, aber wie gesagt, es hängt auch davon ab, wie der Lehrer mitreißen kann und ob er selbst Spaß daran hat.

jero
www.cafe-deutsch.de



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.09.06 15:40.

Hallo Natalia,

ich habe gute Erfahrungen mit dem Buch "Grammatik sehen" und einem "Spiel" namens "Das große Spiel der Verben" gemacht. Dort werden etliche Verben als Bild dargestellt. Vielleicht könntest du es damit versuchen.

Gut üben kann man Verben mit Pantomime. Kärtchen schreiben mit einem Verb, notfalls selbst ein Bild dazu malen, das eindeutig ist und los geht's.

Später in einfachen Texten Verben erkennen und markieren lassen.

Typisch für Verben ist, dass sie meistens klein geschrieben werden und die Endung -en oder -n haben (im Infinitiv). Wichtig ist, dass du alles Schritt für Schritt einführst und nicht gleich mit Verb und Infinitiv und allen Verb-Endungen ankommst.


Viele Grüße

ClaudiaB