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„Kindergeschäft“
geschrieben von: Kostas ()
Datum: 30. Juli 2020 23:20

Hallo zusammen!

Es folgt ein kleiner Auszug aus Hans-Georg Becks Werk Das byzantinische Jahrtausend (Rede des Michael Psellos auf seinen kleinen Enkelsohn):

[...] Und sehe ich dich verwirrt und verlegen, so räume ich sofort dein „Kindergeschäft“ weg und schwenke dich in der Luft, und du bist wieder bester Laune.

Windeln kannst du überhaupt nicht leiden, und wenn dich die Amne aus dem Badewasser nimmt und dich wickeln will, [...] dann verzierst du sofort dein Gesicht und nichts kann dich ablenken. An dieser Gefangenschaft hast du nicht das geringste Vergnügen.
[...]

Mich würde interessieren, wie das in Anführungzeichen gesetzte Wort „Kindergeschäft“ zu verstehen ist. Für jede Rückmeldung bedanke ich mich im Voraus!

Re: „Kindergeschäft“
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 31. Juli 2020 04:59

Guten Morgen Kostas,

"sein Geschäft machen" ist eine freundliche Umschreibung für "sich entleeren (kacken)". Das Kind ist vier Monate alt und hat keine Kontrolle über seinen Stuhlgang.

(Eine der überraschenden Erfahrungen: Windeln wechseln.)


Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

Re: „Kindergeschäft“
geschrieben von: Gernot Back ()
Datum: 31. Juli 2020 07:55

Zitat

Windeln kannst du überhaupt nicht leiden, und wenn dich die Amnme aus dem Badewasser nimmt und dich wickeln will, [...] dann verzierhst du sofort dein Gesicht und nichts kann dich ablenken. An dieser Gefangenschaft hast du nicht das geringste Vergnügen. [...]
[books.google.de]

Re: „Kindergeschäft“
geschrieben von: Kostas ()
Datum: 31. Juli 2020 09:39

Schönen guten Morgen, lieber Herr Redeker, und vielen Dank für Ihre Rückmeldung!

Ja, dass hierbei wohl die menschliche Notdurft gemeint sein muss, habe ich mir auch gedacht. Ich habe trotzdem hier extra nachgefragt, weil das strittige Wort sowohl in der neugriechischen Übersetzung des mittelgriechischen Originals als auch in der englischen als „Spielzeug“ verstanden wurde, was mir aber in dem Kontext kaum sinnvoll bzw. wenig nachvollziehbar erschien. Bedacht werden muss allerdings, dass der im Originaltext verwendete Ausdruck in den Wörterbüchern weder unter der einen noch unter der anderen Bedeutung aufgeführt wird.

Re: „Kindergeschäft“
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 03. August 2020 18:35

Hallo Kostas, schön, dich mal wieder zu lesen!

Michael hat völlig recht - da hat das Baby keine Lust, sein "Geschäft" in die Windel zu machen ... witzig! Ich glaube übrigens nicht, dass der Winzling deswegen verlegen ist.

Grüße!

Franziska

Re: „Kindergeschäft“
geschrieben von: Kostas ()
Datum: 04. August 2020 19:33

Hallo Franziska,

ja, seit meinem letzten Beitrag ist schon eine ganze Weile vergangen. Aber trotzdem fühlt man sich doch irgendwie zu Hause, nicht wahr?

Ansonsten: Die Bedeutung des strittigen, in der deutschen Übersetzung des mittelgriechischen Originals vom berühmten Byzantinisten Hans-Georg Beck verwendeten Wortes war zunächst mal klar, zumal es ja in Anführungszeichen stand und auch mit dem Kontext harmonierte. Da aber sowohl in der neugriechischen als auch in der englischen Übersetzung von „Spielzeug“ die Rede war, wurde ich stutzig. Als Erstes galt also, die Möglichkeit auszuschließen, dass hierbei doch etwas anderes gemeint sein könnte. Danach habe ich mich direkt an den Urheber der englischen Übersetzung gewandt: Er könne nicht ausschließen, dass Beck doch recht habe. Wie es sich aber nun herausstellte, ist es durchaus möglich, dass die kontroverse Textstelle auch von Beck falsch verstanden wurde! Eine griechische, in Deutschland tätige Byzantinstin, die ich daraufhin angeschrieben habe, hat nämlich eine ganz andere Lesart angeboten, der zufolge der strittige Ausdruck hier wohl weder „Spielzeug“ noch „Kindergeschäft“, sondern „das einem Kind Gebührende“ bedeutet, in welchem Fall das Verb nicht als „wegräumen“ zu verstehen wäre, sondern als „zollen, erweisen“. Die Verlegenheit des Kindes sei also nicht etwa darauf zurückzuführen, dass es die Notdurft verrichtet hätte (Punkt für dich!), sondern wohl auf die Klapse seines Großvaters. Uff! Griechische Sprache, schwere Sprache! :-)

Re: „Kindergeschäft“
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 09. August 2020 09:45

Na das ist doch mal interessant! Danke!

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