Hallo,

sollte man das Wort lemmisch im Sinne des englischen Wort
lemmic nicht erdenken? Ich habe bisher kein deutsches Woerterbuch
gefunden, das so ein Wort erklaerte.

Hallo,

Vermutlich wäre das in der Lexikographie bestens eingeführte Wort "lemmatisch" mit der Bedeutung 'bezogen auf Einträge in einem Lexikon oder in einer Datenbank und auf deren spezifische Eigenschaften' für Ihre Zwecke geeigneter; dessen englische Entsprechung "lemmatic" scheint mir auch geläufiger als "lemmic". Gerade in der Linguistik ist es sinnvoll, vor der Prägung eines Neuworts den Bestand an gebräuchlichen Begriffen zu durchforschen. Viele Hochschullinguisten fühlen leider einen geradezu babylonischen Drang, sich Privatsprachen auszudenken.

Gruß,

Klaus

Hallo Klaus,

vielen Dank fuer die Warnung.
Ich haette noch genauer schreiben sollen.
Mit dem Wort lemmisch will ich jetzt den
Tatbestand ueber Logos, der sich auf Tetralemma-Denkweise
bezieht, ausdruecken. Also nicht im mathematischen oder
logischen Sinne, der wohl in Europa bisher ueblich war.
Ich fand einige Beispiele vom englischen Ausdruck
tetralemmic, aber keinen Beispiel vom tetralemmatic,
auf dem Internetz. Gibt es also vielleicht eine
Moeglichkeit, dass man das Wort lemmatisch nur dann
gebrauchen sollte, wenn man damit etwas Mathematisches
ausdruecken will?

Gruesse

Ukjohnoske

Nein, der Begriff "Lemma" ist in der Philosophie, der Linguistik, der Mathematik und der Informatik eingeführt. Meinen Sie mit "Tetralemma" eine Denkform der altindischen Logik (affirmativ, negativ, affirmativ und negativ, nicht-affirmativ und nicht-negativ), die ein gewisser Mushakoji aufgegriffen hat und die neuerdings offenbar in der systemischen Beratung als Tetralemma-Aufstellung eine gewisse Rolle spielt? "A ist richtig, A ist nicht richtig, weder A noch B sind korrekt, A und B treffen zu"? Wenn das der Fall ist, dann würde ich mich an ein Fachforum wenden - mit ihrem Begriff wollen Sie ja offenbar von einem Fachpublikum verstanden werden, das mit dem Konzept des tetralemmatischen Denkens vertraut ist. Ich fürchte fast, ich bin nicht der einzige Teilnehmer, der darüber nur das weiß, was online zu finden ist... :-) Aber nur zu! Vielleicht gibt es hier ja doch einen Tetralemma-Experten...

Klaus

Lieber Ukjohn oske und Interessierte,
wir sind, wie ich finde, tatsächlich in der epistemologischen Diskussion so weit fortgeschritten, dass wir sie ständig mitführen und uns fragen müssen, inwieweit eine These als Hilfssatz zu behandeln ist, dessen nicht betreffende Eigenschaften aus dem Fokus der Betrachtung herauszuhalten sind und inwieweit die Beschaffenheit These Aufschluss geben könnte über den Gegenstand der Untersuchung und ihm also angehört. Auf Schritt und Tritt kann einem der Begriff des Lemmas Umstände ersparen. Ich finde ihn dermaßen zentral, dass mich seine Seltenheit wundert. Umso wichtiger ist es aber, dass sich nicht schon wieder schiefsinnige Ausdrücke einbürgern. Zum Beispiel müsste, wer "lemmisch" einführen will, schon genau wissen, warum er von der üblichen Adjektivierung "lemmatisch" abweicht. "Entsprechend der Weise, mit Lemmata zu arbeiten" ist etwas anderes als "einem Lemma gleichend". Leider benutzen die Lexikografen "lemmatisch" schon in schwachsinnigster Weise.
Thomas