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bewahren, aufbewahren, behalten...
geschrieben von: benoît ()
Datum: 28. März 2004 00:59

Guten Tag !
Ich bin Deutschlehrer und höre sehr gerne deutsche Lieder. In vielen Liedern (von Schumann oder Schubert z.B.) habe ich bemerkt, dass Verben wie "vergessen" oder "denken" mit Genitivobjekten verwendet sind, und nicht wie im heutigen Deutsch gebraucht sind (etwas (Akk.) vergessen ; an + Akk. denken). Könnten mir vielleicht jemand erklären, warum so viele übliche Verben zu dieser Zeit, vor zwei Jahrhunderten, solch eine Genitivergänzung verlangten und warum es heute nicht mehr der Fall ist : in anderen Worten : warum hat das Genitivobjekt im Laufe der Zeit anscheinend immer mehr an Boden verloren ?
Ich habe noch eine Frage, die den genauen Sinn und Gebrauch von Verben betrifft, die ich nur mit Schwierigkeit unterscheiden kann und sicher oft verwechlse : es handelt sich um "wahren", "bewahren", aufbewahren", "halten", "behalten" und "beibehalten", die auf Französisch durch 'garder' übersetzt werden können. Wann und in welchen Zusammenhängen sollen diese verschiedenen Verben benutzt werden ?
Danke im Voraus für Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüssen.
Benoît

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Re: bewahren, aufbewahren, behalten...
geschrieben von: Gunnar ()
Datum: 28. März 2004 13:58

Zur ersten Frage: Vielleicht, weil es zu "kompliziert" war. Auch heute ist der Wandel von "wegen DES" zu "wegen DEM" (Dativ) immer stärker zu spüren, man selbst sagt das, ohne sich des Fehlers bewusst zu sein. Das ist die alltägliche Umgangssprache, die dann allmählich zur Regel wird, so ist es wahrlscheinlich auch früher gelaufen. Vor etwa zweihundert Jahren war die Sprache auch noch viel blumiger, viele Begriffe sind längst ausgestorben, bzw. ersetzt durch Anglizismen. Ich habe dazu eine schöne Internetseite gefunden, mal sehen, ob sie noch irgendwo in meiner ewig langen Liste von Favoriten (wieder so ein verdammtes englisches Wort) zu finden ist ;-)

Zur zweiten Frage: "bewahren" und "aufbewahren" haben so ziemlich die gleiche Bedeutung, wobei in der Umgangssprache "bewahren" nicht mehr allzu häufig benutzt wird. "Halten" hat in aller Regel die Bedeutung von "tenir", der Unterschied zu "behalten" ist in dem Sinne von "garder" auch nicht allzu bedeutend. Vielleicht nur, dass "behalten" häufiger benutzt wird. Man kann allerdings nur einen GEGENSTAND "(be-)halten". "Beibehalten" kann man nur eine HANDLUNG, ganz grob gesagt ...

Ich hoffe, ich habe die Fragen geklärt, wenn noch was zu ergänzen ist: immer zu, schließlich ist ja niemand perfekt ... ;-)
Grüße Gunnar

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Re: bewahren, aufbewahren, behalten...
geschrieben von: Gunnar ()
Datum: 28. März 2004 18:54

Ich hab die Seite gefunden: [www.oberlehrer.org]
:-)

Grüße Gunnar

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Re: bewahren, aufbewahren, behalten...
geschrieben von: z.a.gadka ()
Datum: 29. März 2004 09:54

bewahren und aufbewahren unterscheiden sich durchaus: bewahren kann man Abstrakta, v.a Traditionen o.ä., aufbewahren kann man Dinge, z.b. in einem Schrank oder in einem Lager. genauso verhalten sich "behalten" und "beibehalten". Behalten kann man Dinge, beibehalten kann man Traditionen, Handlungen, Zustände. "Halten" hat mit diesen Wörtern eigentlich nichts zu tun; es bedeutet entweder "etwas in der Hand haben" (dann mit direktem Akkusativ) oder es wird mit an + Akk. verwendet, z.B. sich an eine Regel, Bitte o.ä. oder an einen Plan halten.
Schwieriger ist zu entscheiden, wie sich "aufbewahren" und "behalten" unterscheiden. Beides bedeutet "nicht wegschmeißen". "Behalten" scheint mit etwas häufiger und umgangssprachlicher zu sein. außerdem hat es die zusätzliche Bedeutungskomponente " nicht zurückgeben".
Zur ersten Frage: Sprachwandeltheorien sind ein spannendes Thema und es lohnt sich, sich damit zu beschäftigen. am Ende hat man aber doch meistens den Eindruck, dass sich Sprache einfach chaotisch und unlogisch entwickelt. Sprachwandel mit Sprachverfall gleichzusetzen, ist aber zu einfach. Warum sollte ein Genitiv besser oder schlechter sein als Präposition plus Akkusativ?

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Re: bewahren, aufbewahren, behalten...
geschrieben von: Istvan Hazay ()
Datum: 30. März 2004 11:57

vergessen stand bis zum ausgehenden 19. Jh. in literarischen texten mit

Genitiv, soetwas war auch umgangsprachlich bei den verben essen / trinken.

Da hatte man die Extra-Bedeutun: man hat die Speise nicht aufgegessen -

nur einen Teil davon ass man bzw. trank man. Ja, Gunar hat recht die

deutschen sind faul immer wieder die komplizierten Genitivformen zu

bilden statt dessen sagt man heute immer oefter Dativformen. Es gibt

aber auch eine Gegentendenz: wenn man juristische Texte nimmt, oder

Beamtendeusch: da findet man immer mehr Praepositionen mit Genitiv.

Jedes Ding hat also auch seine Kehrseite.

MbG

Istvan

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Re: bewahren, aufbewahren, behalten...
geschrieben von: Harald ()
Datum: 06. Mai 2004 19:58


1) Zum Genitiv kann ich selbst nicht viel Erhellendes beitragen, außer dass er offensichtlich immer weniger Verwendung findet. Warum? Der Genetiv ist eigentlich nicht schwieriger als jede andere Kasus. Dass er fremd klingt, liegt wohl daran, dass er bereits selten ist. Und wenn das faule Volk weniger lernen will, lässt es den seltensten Kasus einfach weg. Ähnlich wie der Konjunktiv verschwindet (zugunsten von "würde" plus Indikativ).

Wissenschaftlich gesehen gibt es eine Seminararbeit unter:
[www.reidan.ch]
Ist aber sehr sprachwissenschaftlich gefasst.



2) Bei den Verben muss man noch weitere Unterscheidungen treffen. Das geht aber wohl nur über Fallbeispiele:

- "wahren" kann man zum Beispiel auch sein Recht auf etwas (nicht aber "bewahren", aufbewahren"),

- "sein Gesicht wahren" kann dagegen auch "sein Gesicht bewahren" lauten

- "bewahren" kann man auch jemanden vor etwas, vor Unheil bewahren (nicht aber "wahren" oder "aufbewahren")

- "aufbewahren" kann man nur Dinge (allerdings auch abstrakte wie Ausreden, Witze und ähnliches); "aufheben" wird auch in diesem Sinn verwendet; "behalten" kann man aber auch Eigenschaften: "Ich hoffe, Du behältst Deine jugendliche Neugier bis ins hohe Alter."

- im Gegensatz zu "behalten" drückt "aufbewahren" stärker die Handlung aus; es ist daher qualifizierbar; was man daran sieht, dass man etwas Wertvolles "gut aufbewahren" muss (nicht aber "gut behalten" kann)

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