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Ohne Weiteres oder ohne weiteres
geschrieben von: Franziska Schroeder ()
Datum: 22. September 2004 11:11

Liebe Kollegen, Kolleginnen,

ich bin echt heilfroh, dass ich nicht Deutsch lernen, sondern "nur" unterrichten muss! Heute Morgen hat mich wieder ein Problem beschäftigt (man hat ja sonst nichts zu tun ...), das ich euch stellen möchte, so als Quiz sozusagen, bevor ich morgen meine Meinung schreibe.
Was meint ihr ist richtig?

1. ohne weiteres - im Weiteren - nichts Weiteres
2. nichts Weiteres - ohne Weiteres - im Weiteren
3. im weiteren - ohne Weiteres - nichts Weiteres
4. ohne weiteres - im weiteren - nichts weiteres

Bitte eins dieser Dreierpakete angeben ;-), gerne mit Begründung.
Ich freue mich schon auf eure Antworten!

Franziska

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Re: Ohne Weiteres oder ohne weiteres
geschrieben von: Stefan ()
Datum: 22. September 2004 12:54

Hallo Franziska,

ich versuche mich mal: Ein Wort nach "nichts" muss groß geschrieben werden, deshalb ist Paket 4 falsch. Und jetzt wird's schwierig. Ich verstehe "ohne weiteres" als einen adverbialen Ausdruck, daher würde ich es klein schreiben; wenn das stimmt, dann ist Paket 1 richtig; es heißt also "im Weiteren". Logisch kann ich das nicht erklären. Nach der Rechtschreibreform, die ja alles vereinheitlichen will, könnte auch Paket 2 richtig sein, also alles groß.
Ich bin sehr gespannt auf die Auflösung.

Gruß
Stefan

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Re: Ohne Weiteres oder ohne weiteres
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 22. September 2004 14:52

Guten Abend Franziska, hallo Stefan,
ich liebe die einschränkenden Erklärungen im Duden:
"Es ergeben sich gelegentlich Schwierigkeiten, die auch durch ausführliche Richtlinien nicht völlig behoben werden können. In Zweifelsfällen schlage man im Wörterverzeichnis nach." (Bd. 1, S. 36, 21. Aufl. 1996).
Gesagt, getan. Und nur danach: Paket 1.
Unlogisch scheint mir, dass nach der neuen Regelung "ohne weiteres" noch klein geschrieben wird.
Freundliche Grüße aus Thailand
Michael

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Re: Ohne Weiteres oder ohne weiteres
geschrieben von: Josefine Bookworm ()
Datum: 22. September 2004 17:24

Hallo Franziska!

Die neue Rechtschreibreform kann man nicht erklären. Auf die Grundregeln »im Zweifelsfall groß und im Zweifelsfall getrennt« kann man sich nicht wirklich hundertprozentig verlassen. Wollen wir also vor der Klasse nicht völlig ahnungslos dastehen, bleibt uns das Durchstöbern von Wörterbüchern nicht erspart.

Laut Duden Universalwörterbuch ist folgendes richtig:

ohne weiteres und bis auf weiteres, aber im Weiteren.

Mit »nichts« habe ich kein Beispiel gefunden. Ich würde hier Stefan und Michael zustimmen. Nichts Weiteres – die alte Schreibweise ist geblieben. Obwohl auch nach der neuen Rechtschreibreform nicht alle Substantivierungen automatisch groß geschrieben werden.

Mit kollegialem Gruß
JOSEFINE

PS Privat schreibe ich nach den alten Regeln – also nicht wundern. J.B.

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Re: Ohne Weiteres oder ohne weiteres
geschrieben von: Jürgen ()
Datum: 22. September 2004 18:22

Na ja, also zumindest kann man bei der *neuen* Rechtschreibung mehr erklären als bei der *alten*.

Und vor allem: Man macht weniger Fehler, weil mehr erlaubt ist :-) Hach, allein schon die Einstampfung der Anzahl der Komma-Regeln ist doch wunderbar (nur noch 9!)

Mir hilft dies hier meist weiter:
[www.ids-mannheim.de]
Ansonsten auch:
[www.rechtschreibkommission.de]

p.s.: Ich schreibe privat so wie vorher - nur dass es jetzt öfter richtig ist :-)

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Re: Ohne Weiteres oder ohne weiteres
geschrieben von: Franziska Schroeder ()
Datum: 22. September 2004 20:46

Echt so wie vorher? Nee, das wäre mir zu umständlich. Ich finde die neue Rechtschreibung gut, greife aber in Zweifelsfällen lieber zum Duden, als mich auf mein Gefühl zu verlassen. Auf das kann ich mich nämlich nicht mehr ohne weiteres verlassen.
Und, noch Vorschläge?? Vielleicht doch Nummer 4?
Bis morgen!

Franziska

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Re: Ohne Weiteres oder ohne weiteres
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 23. September 2004 09:20

Guten Morgen Stefan, Michael, Josefine und Jürgen,

es macht wirklich Spaß von euch zu hören, und eure Überlegungen gefallen mir auch! Ihr habt Recht, Nummer 1 muss es sein. Was mich gestern ins Schleudern gebracht hat, war das Leichteste: nichts Weiteres. Neben den anderen ist das doch echt verwirrend, zumal mir dann gleich die Ausnahme "nichts anderes" in den Kopf kommt. Schwamm drüber, das Problem ist gelöst.

Ich grüße euch alle, vor allem Michael nach Thailand, der immer so schöne Erklärungen findet. Bei dir ist es bestimmt wärmer als hier im sehr herbstlichen Berlin! Fröstel.

Und noch ein ganz kleiner Link zum Thema:
[hor.de]

Tschüss!

Franziska

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Re: Ohne Weiteres oder ohne weiteres
geschrieben von: Josefine Bookworm ()
Datum: 23. September 2004 16:35

Hallo, liebe Deutschfreunde!

Mit »vorher« meint Michael wohl, er hätte hach den neuen Regel geschrieben, als es die noch gar nicht gab bzw. als sie noch irgendwo in einem Archiv aus den 40er Jahren schlummerten. Denn das meiste hat man, ohne viel nachzudenken, von den Braunen übernommen. Sie wollten damals auch alles in dem großen »tausendjährigen Reich« vereinheitlichen. Als Beitrag zur Völkerverständigung sozusagen.

Ich will ja nicht provozieren. »Rad fahren« scheint mir auch logischer als »radfahren«. Aber daß man »im Weiteren« oder »im Allgemeinen« groß schreiben soll … Da sind Psychlogen und Graphologen anderer Meinung. Denn zuviel Großschreibung stört das Schriftbild und erschwert somit das Leseverstehen. Das gleiche gilt für die Kommatasetzung, lieber Michael. Text ohne Kommata ist schwieriger zu verstehen.

Außerdem warum glauben eigentlich viele Lehrer, daß die heutigen Kinder und Ausländer dümmer sind als die frühreren Generationen? Wer die alten Regeln nicht beherrscht, wird auch die neuen Regeln nicht lernen. Und wenn man nach dem Einfachheitsprinzip ginge, würde sich keiner an Goethe oder Kafka wagen.

Wie dem auch sei, die Diskussion ist endlos. Die neue Rechtschreibreform spaltet die Nation. Im Unterricht halte ich mich auch an die neuen Regeln. Aber nach Schulschluß kann mich keiner dazu zwingen, diesen Blödsinn mitzumachen.

Liebe Grüße
JOSEFINE

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Re: Ohne Weiteres oder ohne weiteres
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 23. September 2004 21:34

Liebe Josefine,
da hast du bestimmt Recht, die Diskussion ist endlos, aber es macht doch immer wieder Spaß, sich die Köpfe heiß zu reden!
Ich denke übrigens, du solltest von der neuen Rechtschreibung, nicht von der neuen Rechtschreibreform sprechen. Und dann habe ich das Gefühl, du verwechselst in deiner Kritik Michael mit Jürgen, von denen meines Erachtens nach beide keine großen Fans der jetzigen Schreibung sind. Nur zu, jeder ist als Privatperson frei!
Ich bin glücklich, dass ich jetzt im Allgemeinen und im Übrigen und im Voraus schreiben darf. Die Dinger haben mich meine ganze Kindheit verfolgt! Auch die ss-ß - Regeln kann ich meinen Schülern wunderbar erklären, ohne dass einer ins Schwitzen käme. Einigen Sachen machen mir auch Kummer, das gebe ich zu. Was soll's! Aufregen kann ich mich da nicht.
Tschüss!
Franziska

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Re: Ohne Weiteres oder ohne weiteres
geschrieben von: Jürgen ()
Datum: 24. September 2004 01:04

Ahoi!

Um das noch eben klar zu stellen:
Auch wenn ich mit der ein oder anderen Regel nicht ganz einverstanden bin, so bin ich doch insgesamt mit der Rechtschreibreform zufrieden und halte das allemal für besser als das, was wir vorher hatten.

Die Behauptung, man hätte das meiste ohne Nachzudenken von den Nazis übernommen, halte ich für sachlich falsch. Nachdenken gab es durchaus lange genug davor und nur weil der Spiegel behauptet, das ein oder andere hätten auch die Nazis schon gewollt, bedeutet das nicht, dass das jetzt ein Übernehmen gewesen wäre. Btw, will eigentlich auch wieder jemand zu Sütterlin zurück, das von den Nazis abgeschafft worden ist?

Was die Komma-Regeln angeht (ich gehe jetzt davon aus, dass ich gemeint war und nicht Michael): Weniger (und klarere) Regeln bedeuten ja keinswegs gleichzeitig auch weniger Kommas. Es kann durchaus auch das Gegenteil bedeuten. Allerdings beobachte ich, dass durchaus ne Menge Leute zu viele Kommas setzen, wo sie weder nach der alten noch der neuen Regel hingehört hätten. Tja...

Und von dümmer oder nicht redet ja auch keiner. Aber man kann Dinge zweckfrei erschweren oder eben auch erleichtern. So ziemlich jeder kann diese Beobachtung im Mathe-Unterricht machen. Außerdem: Es gibt ja so ein paar Sprachen, die abschreckende Beispiel sind dafür, was passieren kann, wenn man nicht alle paar 100 Jahre mal ne Rechtschreibreform macht.: zB Englisch, wo es kaum noch Zusammenhänge zwischen Laut und Zeichen gibt (oder noch extremer im Irischen/Gälischen). Darum gibt es in den USA an den Schulen auch so viel mehr Buchstabierwettbewerbe als hierzulande :-)

Und was Goethe angeht: Der hatte ja nu bekanntlich überhaupt keine Rechtschreibregeln, die er konsequent eingesetzt hätte, sondern schrieb, wie ihm der Schnabel gewachsen war :-)
Und da die neuen Regeln ja mehr Formen erlauben als die strikteren alten, nähern wir uns also damit sogar wieder mehr den "alten Meistern" an :-)

Sprache lebt und verändert sich, da ist es nur klug, ab und an auch mal die Rechtschreibung dem Wandel anzupassen. Aber es wird wohl noch mal 100 Jahre brauchen, bis wir es den Schweizern nachmachen und das "ß" abschaffen. Und bis wir es den Holländern nachmachen und die Großschreibung abschaffen, wird es wohl noch länger dauern... :-)

Es bleibt spanne,d
Jürgen

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Re: Ohne Weiteres oder ohne weiteres
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 24. September 2004 15:26

Jau Jürgen, du sprichst mir aus der Seele! Ich habe übrigens gehört, dass so mancher Spiegel-Redakteur gar nicht glücklich darüber ist, wieder zu alten zurückzukehren. Tja.

Übrigens, da fällt mir wieder so eine nette Frage ein:
Wie, denkt ihr, hat man vor hundert Jahren die Balletttänzer geschrieben?
Und vor dreißig Jahren die Balletttruppe?
(Immer die gleichen Beispiele, ich weiß... )

Bis dann!

Franziska

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Re: Ohne Weiteres oder ohne weiteres
geschrieben von: Josefine Bookworm ()
Datum: 24. September 2004 16:37

Hallo, liebe Deutschfreunde!

Aber Jürgen! ß abschaffen, Großschreibung der Substantive abschaffen – was sind denn das für düstere Prognosen. :) Gerade die ss/ß-Regelung ist eine der wenigen Änderungen, die akzeptabel sind. Und Niederländisch ist ein denkbar schlechtes Beispiel, zumindest was die Zeichensetzung und die Frei-nach-Schnauze-Schreibung von Fremdwörtern angeht.

Apropos Niederländisch. Kennt jemand interessante Links? Ich bin für jeden Tip dankbar.

Was die deutsche Rechtschreibreform betrifft, bin ich überzeugt davon, daß sie in zwei-drei Jahren zumindest teilweise zurückgenommen wird. Ich denke dabei auch an Wörter wie Sauerstoffflasche, volllaufen oder Balletttänzer. Dann darf ich wieder ganz offiziell im allgemeinen und im einzelnen klein schreiben. Und bis dahin …Papier ist geduldig. Danke euch! Es hat Spaß gemacht.

Liebe Grüße aus dem kühlen Göttingen
JOSEFINE

PS Sorry, Michael! Im Eifer des Gefechts habe ich tatsächlich die Namen verwechselt. J.B.

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Re: Ohne Weiteres oder ohne weiteres
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 24. September 2004 20:23

Teilweise zurückgenommen? Das kann gut sein, Kleinigkeiten wie die Erdöl exportierenden Länder und so ... aber den Balletttänzer bestimmt nicht! Den hat man vor hundert Jahren übrigens auch so geschrieben, dann kam so eine exotische Reform, igitt Reform, und dann wurde ihm ein T abgeschnitten; der Balletttruppe aber nicht, wie verrückt, nur weil da ein Konsonant folgte!
Die spinnen, die Germanen. Jetzt ist es einheitlicher und verständlicher und lernbarer. Mein Teeei schreibe ich lieber Tee-Ei oder nehme so einen Baumwollbeutel. Und dann lasse ich mich volllaufen, ha!
Franziska

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