IDIAL4P - Fremdsprachen für den Beruf Werbung

Foren für E-Mail-Partnersuche, DaF-Diskussionen und -Jobsuche

Sprachberatung

Bitte in den Foren nur auf Deutsch schreiben!
Auch fremdsprachliche Beiträge (d. h. Beiträge über andere Sprachen) müssen wir leider löschen.

Seiten: 12nächste Seite
Aktuelle Seite: 1 von 2
vermutlich eine(r)
geschrieben von: Vivi ()
Datum: 05. November 2004 11:02

Hallo,
Die Lehrerin musste wegen einer Erkrankung, vermutlich eine(r) Lungenentzündung, ins Krankenhaus.
Soll im obigen Satz einer ode eine stehen?
Viele Grüße
Vivi

Optionen: AntwortenZitieren
Re: vermutlich eine(r)
geschrieben von: Stefan ()
Datum: 05. November 2004 12:38

Vivi,

"einer" muss stehen: Die Lehrerin musste vermutlich wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus.

Alles klar?

Gruß Stefan

Optionen: AntwortenZitieren
Re: vermutlich eine(r)
geschrieben von: Jürgen ()
Datum: 05. November 2004 13:06

Hmmmm.... also *ich* würde da "eine" schreiben:

"Die Lehrerin musste wegen einer Erkrankung, vermutlich eine Lungenentzündung, ins Krankenhaus."

Den Nebensatz hier kann man sich als einen verkürzten Relativsatz denken, bei dem das Relativpronomen (und das Verb) weggefallen ist:
"Die Lehrerin musste wegen einer Erkrankung, die vermutlich eine Lungenentzündung ist, ins Krankenhaus."

Wenn man es ohne Nebensatz schreibt, so wie Stefan, dann muss da natürlich "einer" stehen.

Allerdings passt der Satz von Stefan nicht genau, weil das "vermutlich" sich da auch darauf beziehen könnte, dass der Sprecher gar nicht genau weiß, ob die Lehrerin tatsächlich überhaupt ins Krankenhaus musste...

Dann vielleicht so:
"Die Lehrerin musste wegen einer vermuteten Lungenentzündung ins Krankenhaus."
Das passt aber auch wieder nicht so richtig, da hier der Satz bedeuten würde, dass der einweisende Arzt eine Lungenentzündung vermutet hat, während im ursprünglichen Beispiel es zwei Möglichkeiten gibt:
1) der Sprecher weiß nicht genau, ob es sich bei dem Einweisungsgrund ins Krankenhaus um eine Lungenetzündung handelt, oder
2) der einweisende Arzt ist sich nicht sicher, ob es sich um eine Lungenentzündung handelt.

Tja, gar nicht so einfach, so ein einfacher Satz.

Optionen: AntwortenZitieren
Re: vermutlich eine(r)
geschrieben von: Vivi ()
Datum: 05. November 2004 13:14

Hallo Stefan,
vielen Dank für die Antwort. Ich habe die Frage gestellt, weil ich gelesen habe, dass wenn eine Adverbialbestimmung die Apposition vorgeht wird die Apposition im Nominativ geschrieben z.B. Wir lebten in Berlin, damals eine idyllische Stadt. Hier bewirkt die Adverbialbestimmung damals, dass eine idyllische Stadt im Nominativ steht.
Vermutlich im obigen Beispielssatz ist wohl eine Art Adverbialbestimmung, verändert aber offenbar nicht den Kasus der Apposition?
Gruss
Vivi

Optionen: AntwortenZitieren
Re: vermutlich eine(r)
geschrieben von: Stefan ()
Datum: 05. November 2004 15:33

Hallo Jürgen,

Du hast dort einige sehr aufmerksame Beobachtungen gemacht, die mich veranlasst haben noch einmal auf den Satz einzugehen.

Zunächst zum Ausgangssatz: "Die Lehrerin musste wegen einer Erkrankung, vermutlich eine(r) Lungenentzündung, ins Krankenhaus." Ich verstehe den Satz so, dass die Lehrerin eindeutig ins Krankenhaus musste, nur die Diagnose ist nicht klar.

Meine Antwort: "Die Lehrerin musste vermutlich wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus." ist in der Tat zweideutig, wobei ich ihn eher so verstehen würde, dass die Diagnose unklar ist und nicht die Tatsache, ob sie nun ins Krankenhaus gegangen ist oder nicht. Das wäre eindeutiger in diesen Sätzen:
1. "Die Lehrerin musste wegen einer Lungenentzündung vermutlich ins Krankenhaus" (die Diagnose ist klar, aber nicht, ob sie im Krankenhaus ist)
2. "Die Lehrerin musste wegen einer vermuteten Lungenentzündung ist Krankenhaus." (Sie ist im Krankenhaus aber mit unklarer Diagnose).

Ist nun der Satz: "Die Lehrerin musste wegen einer Erkrankung, vermutlich einer Lungenentzündung, ins Krankenhaus." zweideutig? Ich meine, nein: Die Frau ist zweifelsfrei im Krankenhaus, aber die Diagnose ist unklar.

Und wie steht es mit Jürgens Satz: "Die Lehrerin musste wegen einer Erkrankung, vermutlich eine Lungenentzündung, ins Krankenhaus." Auch dieser Satz ist eindeutig, genau wie mein Satz. Ich persönlich würde den Satz in gesprochenem Deutsch durchgehen lassen, wenn ich ihn jetzt schwarz auf weiß sehe, finde ich die Version "..., vermutlich einer Lungenentzündung,..." besser, wahrscheinlich weil sich die Apposition exakter im Kasus dem Bezugswort anpasst.

Du hast aber völlig recht, Jürgen, meine Erklärung ("Die Lehrerin musste vermutlich wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus.") ist zweideutig und steht daher auf glattem Eis. Wie Du schon sagtest, gar nicht so einfach, so ein einfacher Satz.


Gruß Stefan

Optionen: AntwortenZitieren
Re: vermutlich eine(r)
geschrieben von: Vivi ()
Datum: 05. November 2004 16:37

Ja, ich finde die Erklärung mit dem verkürzten Relativsatz als grammatisch richtig d.h. vermutlich eine Lungenentzündung = die vermutlich eine Lungenentzündung ist.
Stefan findet aber -vermutlich einer Lungenentzündung -als besser. Dann wäre die Frage, können beide Versionen benutzt werden, also ist die Version mit - einer- grammatisch richtig??
Gruss
Vivi

Optionen: AntwortenZitieren
Re: vermutlich eine(r)
geschrieben von: Stefan ()
Datum: 05. November 2004 20:02

Vivi,

falls Du meine unmaßgebliche Meinung hören möchtest, beide Versionen sind grammatisch richtig; das sage ich, auch wenn ich nicht der Meinung bin, dass alles, was im Sprachgebrauch ist, grammatisch korrekt ist. Falls ich mich irre (in der Frage "vermutlich eine(r)"), lasse ich mich gerne eines besseren belehren.

Schönes Wochenende
Stefan

Optionen: AntwortenZitieren
Re: vermutlich eine(r)
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 05. November 2004 22:18

Ich finde auch, dass beide Versionen möglich sind, mir gefällt aber die "eine"-Version besser!
Franziska

Optionen: AntwortenZitieren
Re: vermutlich eine(r)
geschrieben von: Josefine Bookworm ()
Datum: 05. November 2004 23:17

Hallo, liebe Deutschfreunde!

Für mich hört sich der Satz von Stefan besser an. Das Wort ›vermutlich‹ ist in diesem Satz keine Adverbialbestimmung, sondern ein Modalwort, auch Satzadverb genannt. Mit Hilfe von Modalwörtern (z.B. wahrscheinlich, hoffentlich, möglicherweise) drückt der Sprecher seine subjektive Einschätzung eines Sachverhaltes.

Im Unterschied zu den Adverbien und Adjektiven lassen sich die Modalwörter in einen übergeordneten Teilsatz umwandeln.

Z.B. Er kommt vermutlich.
_Ich vermute, daß er kommt.

Er kommt wahrscheinlich.
_Es ist wahrscheinlich, daß er kommt.

Er kommt pünktlich.
_*Es ist pünktlich, daß er kommt.
(Beispiele von Helbig und Buscha, 1988, S. 501)

›Einer Lungenentzündung‹ ist für mich eine nachgestellte Apposition und stimmt in Kasus mit dem Wort ›Erkrankung‹ überein.

_Es wird vermutet, daß es eine Lungenentzündung ist.

Liebe Grüße
JOSEFINE

Optionen: AntwortenZitieren
Re: vermutlich eine(r)
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 08. November 2004 12:30

Guten Abend,
Josefine und Stefan haben m.E. Recht. Es handelt sich um eine nachgestellte Apposition (und nicht einen verkürzten Relativsatz). Deshalb muss es "einer" heißen.

"Die Lehrerin musste wegen einer Erkrankung, vermutlich (wegen) einer Lungenentzündung, ins Krankenhaus."

Ich hätte "eine" angestrichen.

Mit freundlichen Grüßen aus Thailand
Michael

Optionen: AntwortenZitieren
Re: vermutlich eine(r)
geschrieben von: Vivi ()
Datum: 08. November 2004 15:16

Hallo Michael,
so, wie Du es geschrieben hast, scheint es am besten mit "einer" - also einer nachgestellten Apposition. "Vermutlich" ändert den Kasus also nicht hier, aber wohl "damals" im Satz: Wir lebten in Berlin, damals eine idyllische Stadt?
Viele Grüße
Vivi

Optionen: AntwortenZitieren
Re: vermutlich eine(r)
geschrieben von: Stefan ()
Datum: 08. November 2004 18:27

Wir lebten in Berlin, einer damals idyllischen Stadt.

Gruss Stefan (Keine Zeit für weitere Erklärungen).

Optionen: AntwortenZitieren
Re: vermutlich eine(r)
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 09. November 2004 06:15

Guten Morgen,
ja:
Wir lebten in Berlin, einer damals idyllischen Stadt.
= Die Apposition ist dem vorangehendem Substantiv angepasst.

Wir lebten in Berlin, damals eine idyllische Stadt.
= "Hier bewirkt das vorangestellte Adverb 'damals', dass "eine idyllische Stadt" im Nominativ steht."

Mit freundlichen Grüßen aus Thailand, dem Land des Lächelns,
Michael

Optionen: AntwortenZitieren
Re: vermutlich eine(r)
geschrieben von: Vivi ()
Datum: 09. November 2004 16:16

Hallo,
vielen Dank an alle für die erklärenden Beiträge. Ich denke, man könnte hier über "echte oder unechte Appositionen" reden.
Viele Grüsse
Vivi

Optionen: AntwortenZitieren
Re: vermutlich eine(r)
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 09. November 2004 22:48

Noch ein kleiner Nachtrag aus Berlin, einer nicht mehr sehr idyllischen Stadt:
Wie wir am Berlin-Beispiel sehen, sind beide Versionen möglich, zum Teil mit veränderter Satzstellung. Dasselbe gilt meiner Meinung nach auch für deine erste Frage. Und wenn wir die "einer"-Version wählen, müssten wir lästigerweise noch ein "wegen" einbauen, sonst klingt es so holprig.
Also doch lieber ein Einschub, der ganz unabhängig dasteht:

Vermutlich eine Lungenentzündung! Ha!

Franziska

Optionen: AntwortenZitieren
Re: vermutlich eine(r)
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 10. November 2004 09:51

Guten Tag,
es freut mich zu lesen, dass wir über Grammatikfragen auch unaufgeregt streiten können.
Ich widerspreche Franziska entschieden. Bei einer Apposition können wir nicht wählen, "die Apposition stimmt mit ihrem Bezugswort im Kasus überein" (Duden Grammatik 1124).
"Die Lehrerin musste wegen einer Erkrankung, vermutlich einer Lungenentzündung, ins Krankenhaus." Genitiv / Genitiv
Stünde hier "eine", also Nominativ, wäre das ein Fehler.

Mit freundlichen Grüßen
Michael

Optionen: AntwortenZitieren
Re: vermutlich einer
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 10. November 2004 11:59

Und! um auch die in der deutschen Grammatik unvermeidlichen Ausnahmen anzuzeigen: Kasusabweichungen bei der Apposition werden in der Duden Grammatik (4. Aufl. 1984) 1180 beschrieben:
"Die Apposition steht häufig im Nominativ, wenn sie ohne Artikel nach einem attributiven Genitiv steht [...] Steht die Apposition in diesen Fällen mit Artikel [...], dann steht sie im gleichen Kasus wie das Bezugssubstantiv".
"Ha!"

Michael

Optionen: AntwortenZitieren
Re: vermutlich einer
geschrieben von: Stefan ()
Datum: 10. November 2004 13:39

Lieber Michael,

aus tiefstem Herzen sage ich Dankeschön.

Herzliche Grüße aus der Türkei

Stefan

Optionen: AntwortenZitieren
Re: vermutlich einer
geschrieben von: Vivi ()
Datum: 11. November 2004 09:43

Guten Morgen,
um die Diskussion noch weiter anzutreiben, gebe ich ein weiteres Beispiel: "Ich liebe dieses Bild, wahrscheinlich einer von seinen ersten Versuchen." Das Beispiel ist parallel zu dem obigen Beispiel und hier steht die "unechte" Apposition im Nominativ aber "dieses Bild" im Akkusativ!?
Viele Grüße
Vivi

Optionen: AntwortenZitieren
Re: vermutlich einer
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 11. November 2004 22:41

Ha, das gefällt mir! Genau wie die Lungenentzündung!
Ich gestehe aber, dass mir jetzt die Argumente ausgehen...
Dum einfach zwei grinsende Grüße in die Türkei und nach Thailand!
Franziska

Optionen: AntwortenZitieren
Seiten: 12nächste Seite
Aktuelle Seite: 1 von 2


Ihr vollständiger Name: 
Ihre Emailadresse: 
Thema: 
Schutz gegen unerwünschte Werbebeiträge (SPAM):
Bitte geben Sie den Code aus dem unten stehenden Bild ein. Damit werden Programme geblockt, die versuchen dieses Formular automatisch auszufüllen. Wenn der Code schwer zu lesen ist, versuchen Sie ihn einfach zu raten. Wenn Sie einen falschen Code eingeben, wird ein neues Bild erzeugt und Sie bekommen eine weitere Chance.

Bitte in den Foren nur auf Deutsch schreiben!
Auch fremdsprachliche Beiträge (d. h. Beiträge über andere Sprachen) müssen wir leider löschen.


This forum powered by Phorum.