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Eröffnung Sprach-/Integrationsschule: erste Schritte?
geschrieben von: Hans Tordsen ()
Datum: 13. September 2015 21:02

Hallo,

ich bin Linguist M.A. und seit vielen Jahren als Texter tätig. Jetzt spiele ich mit dem Gedanken, in Hamburg eine eigene Sprach-/Integrationsschule zu eröffnen.

Da ich noch keine Erfahrungen bezüglich "Selbstständigkeit" gemacht habe, wäre ich für jeden Hinweis dankbar, wie die ersten Schritte bei diesem Vorhaben aussehen sollten.

An wen/welche Institution wende ich mich zuerst (auch bezüglich eventueller Fördermittel)?

Woran muss muss bei all dem besonders denken/was berücksichtigen?

Wie seht ihr die Chancen, mit einer kleinen Schule zu "überleben" (auch hinsichtlich der Flüchtlingsflut)?

Vielen Dank für jede Antwort.

LG,
Hans

Re: Eröffnung Sprach-/Integrationsschule: erste Schritte?
geschrieben von: Benjamin Kühn ()
Datum: 14. September 2015 10:50

Hallo Hans,

Zwischenfrage: Bist du als Texter nicht auch Freelancer? Dann hast du ja schon Basiswissen zum Thema Selbständigkeit drauf (hoffentlich).

Eine gute Anlaufstelle ist - zu dem ganzen formellen Kram - die lokale IHK, in vielen Großstädten gibt es auch andere Existenzgründerinitiativen, die dir helfen können. Z. B. hier.

Das A und O wird in jedem Fall ein zielgerichtetes Marketing sein: Wer sind die Kunden deiner Sprachschule? Warum sollten diese genau bei dir Kurse buchen? Welche Konkurrenzinstitute gibt es in der Umgebung?

Ich kann mir bei der momentanen Lage nicht vorstellen, dass BAMF-Kurse (aka Integrationskurse) ein tragfähiges Geschäftsmodell sind. Ich würde mich auf bestimmte Fachkräfte spezialisieren, ich tue dies seit einiger Zeit mit langsam wachsenden Erfolg - reich werde ich so schnell nicht damit, aber die Anfragen steigen....

Eine kleine Schule ist m. E. nur dann überlebensfähig, wenn sie eine klare Ausrichtung hat und der Zielgruppe etwas Besseres bietet als die Wettbewerber. I. d. R. hast du mit eienr kleinen Schule kein großes Werbebudget, um die ganze Stadt zu plakatieren.

Wichtig ist, dass du deine Kurse nicht über den Preis verkaufst, sondern über Qualität. Und diese Qualität musst du kommunizieren, von Beginn an. Es gibt sicher auch unter den anreisenden Flüchtlingen hochqualifizierte Leute, die schnell und zügig fachbezogenes Deutsch lernen wollen und auch bereit sind, dafür ein Paar Euro mehr zu investieren - an diese Zielgruppe musst du m. E. "ran".

Als Anregung einige Beispiele von KollegInnen, die mit eigener Schule auf dem Markt sind:

www.smartergerman.com
www.iseu.de
www.deutsch-fuer-aerzte.de (Ich weiß, Eigenlob stinkt, sorry!)

Ich hoffe, du "wurdest geholfen", weiterhin viel Erfolg bei der Umsetzung!


Benjamin Kühn

Re: Eröffnung Sprach-/Integrationsschule: erste Schritte?
geschrieben von: DaF2000 ()
Datum: 14. September 2015 13:00

Lass es und bleib Texter. Ist nicht böse gemeint, sondern als ernstgemeinter, freundschaftlicher Rat.

Re: Eröffnung Sprach-/Integrationsschule: erste Schritte?
geschrieben von: FransDaF ()
Datum: 14. September 2015 22:57

Wie wäre es, sich mit zwei anderen zusammenzutun?

Die Frage ist ja, was man will. Profit so viel wie möglich für sich selbst herausschlagen und dafür jeden, mit dem man das machen kann, aufzehren und mehr ... oder will man einfach so viel verdienen, dass man ganz gut leben kann und die anderen, mit denen man zusammenarbeitet, sollen dies auch können. Ich unterstell dir mal das zweite. Vielleicht kannst du ja dann mit diesen Tipps etwas anfangen:

1. nicht den Gründer ausnutzende Beratung z. B.
Arbeitskreis Lokale Ökonomie Hamburg
Denkansätze für faires Wirtschaften

2. Denk doch mal darüber nach, ob du dich mit anderen DaFZlern in Hamburg zusammentust und ihr als Unternehmensform eine Genossenschaft mit solidarischem Grundprinzip wählt. In den Genossenschaftsgesetzen hat sich einiges geändert. Z. B. braucht man für die Gründung nur noch drei Leute.
gute Zusammenfassung der alten und neuen Rechtsgrundlagen für Genossenschaften
Wo ihr Beratung dafür bekommen könntet, kannst du hier erfragen:
Bundesverein zur Förderung des Genossenschaftsgedankens e. V.
innova eG - Engagement für genossenschaftliche Neugründungen

Kommt nicht von mir, der Tipp. Bin aber "berechtigt" ihn weiterzugeben, "damit sich die Branche endlich mal auf sich selbst besinnt!"
Eine ehemalige Kommilitonin macht gerade eine Sprachschulgründung als Genossenschaft mit zwei anderen DaFZlern in BW. Sie war eigentlich schon nicht allzu lang nach unserem Studium aus altbekannten Gründen ausgestiegen und hatte in "Elektronikdienstleistungen" gearbeitet, die anderen beiden Gründer haben sich mehr oder weniger wie so viele mal so mal so mit DaFZ durchgeschlagen. Kurios finde ich ja a bissl, dass sie eigentlich erst nur mit dem einen gründen wollte, sie zu zweit alle möglichen Schulungen zu Unternehmensformen etc. mitgemacht haben, und dann haben sie den dritten bei einer Veranstaltung zu Genossenschaftsrecht und anderen solidarischen Unternehmensformen (oder so ähnlich) kennen gelernt und dann haben sie gezielt da weitergemacht ... und mehr darf ich nicht erzählen ... habe geschworen ;D




Gebe ansonsten Benjamin bei diesen beiden Sachen absolut Recht:
"Eine kleine Schule ist m. E. nur dann überlebensfähig, wenn sie eine klare Ausrichtung hat und der Zielgruppe etwas Besseres bietet als die Wettbewerber. I. d. R. hast du mit eienr kleinen Schule kein großes Werbebudget, um die ganze Stadt zu plakatieren."

und

"Wichtig ist, dass du deine Kurse nicht über den Preis verkaufst, sondern über Qualität. Und diese Qualität musst du kommunizieren, von Beginn an. Es gibt sicher auch unter den anreisenden Flüchtlingen hochqualifizierte Leute, die schnell und zügig fachbezogenes Deutsch lernen wollen und auch bereit sind, dafür ein Paar Euro mehr zu investieren - an diese Zielgruppe musst du m. E. "ran"."





In diesem Zusammenhang müsste man mal anhand vom lokalen Umfeld schauen, wen man als recht beständige zweite Zielgruppe ins Visier nehmen kann. Selbst wenn man mit den Mittelstandsflüchtlingen, die (noch) nicht alles an finanziellen Möglichkeiten aufgebraucht haben, etwas aufbauen kann ... das wird schwankend sein ... Du wirst ja weiter denken als nur drei Jahre.

Vielleicht sich mal mit dem Coachen von ausländischen Studenten beschäftigen. Als Paket Lektorat der Masterarbeit und Vorbereitung auf die Verteidigung. Vor allem die Chinesen würde ich ins Visier nehmen. Selbst, wenn es viele von denen durch Preparatory course und Pre-Study Program geschafft haben, sind da massenhaft Defizite übrig und viele Studenten haben das "Für Geld kann ich alles an Bildungsergebnissen und Zensuren kaufen" noch im Kopf bis sie nach den ersten Durchfallern langsam checken, dass es hier in Deutschland a bissl anders läuft. Aber dann hilft ja auch wieder Geld, nun, um sich ein Coachen an eurer Schule zu leisten ... Ich glaube, so schnell wird das zahlenmäßige Anwachsen der chinesischen Studenten nicht nachlassen. Im chinesischen Fernsehen gibt es ja nur tolle Berichte über unser Deutschland. (Echt, ist manchmal schon so übertrieben, dass man ... ich sag's lieber nicht.)

Wenn du dich, wenn ihr euch nicht in die Reihe der Absahnerklitschen einreihen wollt, dann sage ich toi-toi-toi!

Der Frans

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