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Re: Integrationskurse: Honorare, Sozialversicherungspflichten etc.
geschrieben von: Marla Nobel ()
Datum: 01. April 2015 02:03

Hallo,

ich habe ein wenig online recherchiert und kam auf dieses Forum.

Nun habe ich gestern ein Angebot von einer VHS in der Stadt bekommen und zwar als Lehrkraft für ein Modul, 3 Tg./Wo. a 4 UE pro Tag = 12 UE = 48 UE/Monat,
wobei eine UE(45 Min.) = 23,-€ honoriert wird.
Die restlichen 2 Tg./Wo. a 4 UE macht schon eine andere Lehrkraft.

Es sollen auch die Folgemodule danach übernommen werden.

Ich muss bis morgen antworten und hier meine aktuelle Situation:
Bekomme Leistungen SGB II / Hartz 4 und habe ab 1.4.2015 eine Stelle auf 450,-€, wobei mir dann nur noch 111 € (aus den 399€) zustehen und die Wohnung weiterhin bezahlt wird.

Wie wäre alles unter einem Hut zu kriegen, falls ich dem Jobangebot der VHS zusage, der vorerst nur für 1 Modul ist?

Vorab schon mal danke für eure Antworten!

Re: Integrationskurse: Honorare, Sozialversicherungspflichten etc.
geschrieben von: Benjamin Kühn ()
Datum: 01. April 2015 12:18

Hallo Marla,

ist eigentlich nur eine Zeitfrage. Allerdings wirst du deine Krankenkasse selber zahlen müssen, wenn du das für die VHR machst, ebenso greift die RV-Pflicht, jedenfalls für die Zeit deiner Tätigkeit bei der VH.

LG!

Benjamin Kühn

Re: Integrationskurse: Honorare, Sozialversicherungspflichten etc.
geschrieben von: Georg321 ()
Datum: 01. April 2015 12:59

Hallo Marla,

wenn du 48 UE im Monat zu 23 € machst, dann sind das 1104 €. Davon zahlst du als "Selbstständige" 20% alleine in die Rentenkasse ein, bleiben noch 883 € übrig.
Davon nochmal 200 (oder noch mehr) in die Krankenkasse bleiben 683. Und dann kannst du wieder zum Job-Center gehen und bis zum Existenzminimum aufstocken.

Für 450 € zu arbeiten und nur 111 € behalten zu dürfen ist auch nicht wirklich lukrativ.

Kurzum: arbeiten lohnt sich für dich nicht. Jedenfalls nicht an einer VHS.

An einer Schule würdest du für 48 UE im Monat ca. 1.200 € netto verdienen, könntest nebenbei noch den 450 € Job machen und wärst dann bei 1.600 €.

Was ist mit Nachhilfe? Selbst bei 10 € fährst du damit besser als wenn du an der VHS arbeitest.

LG Georg

Re: Integrationskurse: Honorare, Sozialversicherungspflichten etc.
geschrieben von: Lala Daf ()
Datum: 01. April 2015 18:02

das verstehe ich nicht. Ich bin seit Jahren auf der Suche nach Stellen wie oben beschrieben (48h/Mo, 1200€), sie sind extrem rar. Wieso lohnt sich die Nachhilfe zu 10€/Std mehr als 23€/Std?

Re: Integrationskurse: Honorare, Sozialversicherungspflichten etc.
geschrieben von: Mike ()
Datum: 04. April 2015 19:32

Hallo Leute,
wer kann mir ´nen Tipp geben?
Ich unterrichte in Integrationskursen. Seit dem Dezember 2014 zahlt unser Bildungsträger kein Geld mehr!!! Die Kurse laufen, neue Lehrkräfte werden fieberhaft gesucht,aber es wird kein Lohn gezahlt! Auf Nachfrage ,warum? bekommen wir nur gesagt :"Wir haben kein Geld, BAMF hat noch nichts überwiesen." Ist so was überhaupt möglich? Bei wem soll ich mich beschweren?
Ich werde sehr dankbar, wenn mir jemand, ´nen Tipp geben kann.
Mike

Re: Integrationskurse: Honorare, Sozialversicherungspflichten etc.
geschrieben von: DaF2000 ()
Datum: 07. April 2015 16:20

Zitat
Mike
Hallo Leute,
wer kann mir ´nen Tipp geben? [...]

Was steht im Vertrag bzgl. Zahlungsfrist?

Wenn dagegen verstoßen worden ist, mahnen, einen Anwalt nehmen und verklagen. Und anschließend eine richtige Arbeit suchen oder die eigene Selbständigkeit konsequent betreiben.

Klingt vlt. hart, ist aber mein Tipp. Warum?

Ich bin selbständig und leite Aufträge über meine Firma weiter, betätige mich also als Vermittler. Von mir bekommt jeder sein Geld pünktlich und nicht dann, wenn mein Auftraggeber mich bezahlt. Was soll das miteinander zu tun haben?

Re: Integrationskurse: Honorare, Sozialversicherungspflichten etc.
geschrieben von: Lala Daf ()
Datum: 08. April 2015 13:06

So eine Situation hatte ich auch vor 2 Jahren. Nov. nichts bekommen, Dez. auch nichts, Mitte Dezember schrieb ich den Leiter an: wenn das Geld bis Januar nicht überwiesen wird, komme ich nicht mehr. Er fand das unverschämt (!!!), zahlte aber Ende Dezember. Andere Kolleginnen haben sich nicht beschwert und mussten auf ihr Geld viel länger warten.

Re: Integrationskurse: Honorare, Sozialversicherungspflichten etc.
geschrieben von: Mike ()
Datum: 08. April 2015 20:33

Hallo Leute,
so was wie ´nen Vertrag haben die Lehrkräfte bei uns nicht. Alle arbeiten ohne Verträge,ein Kollege hat sich gewehrt,er hat ständig gesagt, dass er das BAMF über diese Zustände informiert und wurde einfach rausgeschmissen. Außerdem hat unsere Leitung gedroht, dass sie ihn beim BAMF als schlechten Lehrer charakterisiert und dass er seine Zulassung los wird. Er hat zwar sein Geld bekommen, aber keine Gruppe mehr und musste gehen.

Re: Integrationskurse: Honorare, Sozialversicherungspflichten etc.
geschrieben von: Benjamin Kühn ()
Datum: 08. April 2015 21:09

Mal so in die Runde gefragt: Warum finden die "Träger" eigentlich immer wieder Dozenten, die den Job machen?

Re: Integrationskurse: Honorare, Sozialversicherungspflichten etc.
geschrieben von: Georg321 ()
Datum: 09. April 2015 14:01

Hallo Benjamin,

die Träger finden kaum noch Dozenten, die den Job machen wollen. Habe heute eine Mail bekommen in der eine Kollegin schreibt, dass in Hamburg "händeringend" gesucht wird.

Woanders war kürzlich die RV Bund beim Träger und hat der Leitung gesagt, dass sie möglichst innerhalb von einer Stunde statt des Honorarvertrages einen richtigen Vertrag als abhängig Beschäftigte aufsetzen soll.

Es gibt doch keine Zahlen darüber, wie viele "Stellen" unbesetzt sind, selbst das BAMF weiß nicht, wer überhaupt in den Kursen arbeitet. Deshalb haben sie ja per Mail die Umfrage gestartet, dass man sich mal beim BAMF melden soll, wenn man noch in I-Kursen arbeitet.

Warum machen die Leute das? Es fehlen die Alternativen. Der gesamte Bildungsbereich (außer Lehrer) ist mittlerweile prekär, auch der offene Ganztag. Die finden auch keine Leute, die für 6 € netto (als Honorarkraft) die Schüler bespaßen wollen. Man verdient mehr, wenn man über die Zeitarbeit im Call-Center arbeitet. Viele trauen sich auch nicht zu, Deutschkurse wirklich selbst anzubieten. Gibt es dafür einen Markt, wenn die TN selbst zahlen sollen?

Was können Leute, die Geisteswissenschaften oder Philologie studiert haben in so einem Land wie Deutschland schon arbeiten?

LG Georg

Re: Integrationskurse: Honorare, Sozialversicherungspflichten etc.
geschrieben von: Benjamin Kühn ()
Datum: 10. April 2015 09:48

Hier die von den Administratoren genehmigte Version des Beitrags:

Hallo Georg,

das zeigt doch, dass sich etwas bewegt:

1. Die Träger suchen "händeringend", diese Phrase kommt immer genau dann, wenn sich bei miserablen Arbeitsbedingungen niemand findet.

2. Die RV-Bund macht mehr und mehr Druck, d.h., dass die Scheinselbständigkeit auf Dauer kein Geschäftsmodell mehr für die Träger ist.

Ich bin der Ansicht, dass Deutsch keine Sprache ist, die man "verramschen" muss. Es gibt Leute, die bereit sind, für gute bis sehr gute (!) Sprachkurse zu bezahlen, genauso, wie es Leute gibt, die in teure Restaurants gehen, obwohl in jeder Stadt billige Dönerbuden stehen.

Viele TN (oder deren Arbeitgeber) zahlen den Sprachkurs selbst, vor allem immigrierte Fachkräfte in den Bereichen Medizin, MINT,etc., also eben nicht die klassische IK-Klientel. Und diese Klientel muss man eben gewinnen, wenn man Kurse selbst vermarkten will. Berlitz, Inlingua etc. umwerben genau diese zahlungskräftige und -willige Zielgruppe - und das offensichtlich mit Erfolg, sonst stünden deren Filialen nicht bald in jeder Kleinstadt. Mir gelingt das Selbstvermarkten zunehmend, stetig und mit wachsender positiver Resonanz. Der Schlüssel zum Erfolg war dabei eine Spezialisierung und eine professionelle Darstellung und Vermarktung. Es dauert halt ein bisschen, bis der ausgesäte Samen Früchte trägt.

Man muss als Philologe also keinesfalls den Kopf unter dem Arm tragen, nur weil einem die Massenmedien suggerieren wollen, die erworbene Kompetenz sei wertlos.

In diesem Sinne:

Schönen Freitag!

B. K.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 10.04.15 18:41.

Liebe Redaktion (Administratoren des Forums) ....
geschrieben von: Benjamin Kühn ()
Datum: 10. April 2015 12:22

Mal eine Frage:

Laut Forenrichtlinien darf hier ja nichts Beleidigendes und Diffamierendes geäußert werden. Kann ich gut nachvollziehen.

Nur:

Fast alle hier eingestellten Forumsbeiträge bei den sog. Stellenangeboten stellen eine Beleidigung der DaF-Lehrenden dar - aufgrund unverschämter Arbeitsbedingungen.

hier zum Beispiel

oder hier

Wie kann das sein, wo diverse Beiträge von mir, in denen ich Dinge hart aber m .E. sachlich benenne, von Ihnen quasi wegzensiert wegredigiert werden? Die unverschämten Postings bei den Stellenangeboten dürfen stehen bleiben. Ist mir absolut unverständlich.

Schönes Rest-Wochenende!

Benjamin Kühn



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 11.04.15 13:19.

Re: Liebe Redaktion (Administratoren des Forums) ....
geschrieben von: Roswitha Haala ()
Datum: 11. April 2015 13:42

Benjamin:"2. Die RV-Bund macht mehr und mehr Druck, d.h., dass die Scheinselbständigkeit auf Dauer kein Geschäftsmodell mehr für die Träger ist."

Nicht bei den öffentlich finanzierten VHSen, die ca. 50 % der IntV-Integrationskurse durchführen, sondern nur bei privaten Trägern! Warum wohl?

Und in meinem Klagefall lässt sich die beklagte DRV Bund durch umfangreiche (mit Phantasie gespickten) Stellungnahmen des DVV-Anwalts vertreten.

Re: Integrationskurse: Honorare, Sozialversicherungspflichten etc.
geschrieben von: Baris ()
Datum: 17. Juni 2015 22:27

Honorarkraft oder Festangestellter??
Was nun?
Nachdem ich jahrelang als Honorarkraft arbeiten durfte,kam mir das Angebot als Festangestellter.War am Anfang natürlich sehr glücklich.
Aber spätestens nach meinem ersten Gehaltmusste ich feststellen, dass inder Woche 857 € netto.
Danach bat ich um Überstunden.
Das Resultat : 857€ +20 weitere Stunden
also 80 + 20 überstunden= 100 stunden
So kam ich auf 1006 € netto im Monat.
PS: Zahle 860 € Miete +80 Strom+ 50 euro Strassenbahnkarte +50 € kabelbw das macht zusammen
1040 €.
Und dies für 5 jahre Germanistik studium.Danke Deutschland ,danke Intergration....

Re: Integrationskurse: Honorare, Sozialversicherungspflichten etc.
geschrieben von: Baris ()
Datum: 28. Juni 2015 14:09

Dieser Beitrag von Michael Stemmer erinnert mich an die Märchen von Andersen!!!
1.Es gibt keine Intergrationskurse am Samstag.
2.Die Kurse sind hauptsächlich am Vormittag.
3.d.h auch wenn ich Nachmittags arbeiten würde bekäme ich kein Angebot.
Das würde bedeuten 25 UE pro Woche.
120x20€=2.400€
Im Monat,wie kommt man auf die 6.000€
Es sei denn man würde sich in zwei Teile teilen und gleichzeitig Vormittags an zwei Schulen unterrichten.
Ach ja Abendkurse hat man drei Tage unter der Woche.Also der in einer Großstadt lebt und alle diese Kurse bekommen würde hätte max.2900€
- 678€ KV 400RV 900Steuer
macht ca. 900€netto Gehalt
-Miete -Strom -Fahrtkosten -GEZ- ah und noch Essen zum leben...

Re: Integrationskurse: Honorare, Sozialversicherungspflichten etc.
geschrieben von: Baris ()
Datum: 28. Juni 2015 17:36

4Kurse zu leiten ist eine Lüge!!!
Mo-Mi Vormittag 1.Kurs
Do-Fr Vormittag 2.Kurs
Mo-Mi Nachmittag 3.Kurs
Do-Fr Nachmittag 4.Kurs
Generell hat nur die VHS 1 oder 2 Nachmittagkurse wenn überhaupt.
Die Kurse sind hauptsächlich Vormittags so dass man Nachmittags keine Kurse anbieten Kann.

Re: Integrationskurse: Honorare, Sozialversicherungspflichten etc.
geschrieben von: ainja ()
Datum: 29. Juni 2015 10:02

Ähm, nur weil jemand anders plant - durchaus sinnvoll bei Freiberuflichen/Selbstständigen - ist es nicht zu vertreten, jemanden der Lüge zu bezichtigen. Denn GsD gibt es in diesem Land nicht nur die VHS als Monopol, sondern durchaus noch andere Auftraggeber. Und es gibt in unserer Branche GsD nicht nur Integrationskurse, sondern gleichermaßen DaF-Kurse verschiedener Ausführung, verschiedener Niveaustufen. Bei dtz ist ja nicht alles zu Ende. Auch wenn das manche gerne so hätten.

Ich habe wöchentl. streckenweise bis zu acht Kursen und arbeite in Stoßzeiten fast jedes Wochenende. Und manchmal nehme ich mir sogar in Eigenverantwortung mehrere Wochen am Stück frei. Darüber hinaus gibt es Blockunterricht, und sogar die VHS bietet Abend- und Wochenendkurse an. Und da ich freiberuflich arbeite, lege ich auch Wert darauf, meine Kurse ebenfalls am WE abzuhalten - regulär oder als Nachholtermin. Mein Bruttoeeinkommen bewegt sich durchaus im genannten Rahmen.
Es muss halt jede/r selbst gucken, wie er das Beste aus seiner Qualifikation herausholt. Ich habe mich zur Zeit darin eingerichtet. Was nicht heißt, dass ich nicht immer nach Alternativen Ausschau halte.
Denn dass das alles nicht einfach ist und wirklich schwer erarbeitetes Einkommen, steht auf einem anderen Blatt.

Re: Integrationskurse: Honorare, Sozialversicherungspflichten etc.
geschrieben von: DaF2000 ()
Datum: 29. Juni 2015 17:42

Zitat
ainja
Es muss halt jede/r selbst gucken, wie er das Beste aus seiner Qualifikation herausholt. Ich habe mich zur Zeit darin eingerichtet.

Sie schränken es ja später noch ein. Aber trotzdem möchte ich betonen, dass man sicher nicht das Beste aus seiner Qualifikation herausholt, wenn man sich totschuftet. Es schadet der eigenen Gesundheit und auch der Qualität des Unterrichts. Auch ich habe Monate oder Jahre gehabt, bei denen ich weit mehr gearbeitet habe, als es sinnvoll und gesund war.

Heute kann ich sagen: Nur eine konsequente Ablehnung aller unterbezahlten Beschäftigungsverhältnisse hat dazu geführt, dass ich endlich das Beste aus meiner Qualifikation herausholen kann. Keine IK, kein GI, keine VHS, keine Klitschen, keine Vermittler. Nur direkt angebotene Kurse und Schulungen als wirklich Selbständiger.

Lieber 20 Wochenstunden Unterricht bei einem durchschnittlichen Stundensatz von 60 € als 60 Wochenstunden Unterricht bei einem durchschnittlichen Stundensatz von 20 €.

Re: Integrationskurse: Honorare, Sozialversicherungspflichten etc.
geschrieben von: ainja ()
Datum: 03. Juli 2015 23:39

Liebe/r daf2000,
ich stimme Dir völlig zu. Ich bin dabei ... Schritt für Schritt.
Die Alternative ist sicherlich nicht, sich totzuschuften - als Gegensatz zu einigen wenigen Wochenstunden in einer Klitsche/VHS, weil man glaubt, es gäbe sonst nichts auf dem Markt.
Ich bin noch längst nicht so weit, alles (eigentlich Unzumutbare) abzulehnen, was mir begegnet/angeboten wird. Aber schon einiges mehr, als ich noch vor Jahren für möglich gehalten hätte. Und ich setze mich immer wieder damit auseinander.
Mein Beitrag bezog sich eher auf das vorherige posting: Dass es eben ein bisschen mehr in der Branche gibt als I-Kurse und man sich nicht abhängig von deren Zeiten und Vorgaben machen sollte.
Es geht sicherlich auch um Nischen, die zu finden sind.

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