Hallo.

Ich brauche eure Hilfe! Ich nehme an einem Deutschsprachkurs bei Uni teil(Mittelstufe). Heute hatten wir einen Test, die Aufgabe war:

Lösen Sie das Partizip-Attribut in einem Relativsatz auf.

- Er kann sich nicht als eingeschriebener Student ausweisen.

Meine Lösung:

Der Student, der nicht eingeschrieben wurde, kann sich nicht ausweisen.

Richtig war:
Der Student, der nicht eingeschrieben ist, kann sich nicht ausweisen.

Meine Frage: In welchen Fällen benutzt man Vorgangs- bzw Zustandspassiv bei einem Relativsatz mit Partizip 2-Attribute?



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 25.11.08 18:09.

Hallo,

eigentlich ist es umgekehrt. Beide Relativsätze sind möglich. Nur:

a) In dem Satz mit dem Vorgangspassiv bezeichnet das Partizip II noch einen Vorgang. Es ist noch ein "richtiges Verb". Es drückt noch eine Handlung aus (der Student wurde nicht eingeschrieben).

b) In dem Satz mit dem Zustandspassiv bezeichnet das Partizip II einen Zustand. Es ist hier schon fast kein "richtiges Verb" mehr. Es drückt keine Handlung mehr aus (der Student ist nicht eingeschrieben, da er ja nicht eingeschrieben wurde).

Deshalb kann man aus dem Partizip II in (b) ein Attribut machen, denn in diesem Satz nähert sich das Partizip II funktional den Adjektiven, in (a) noch nicht.

So würde ich das jetzt auf die Schnelle sehen. Was sagen die Kollegen?

jero
www.cafe-deutsch.de



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 25.11.08 18:15.

Danke für schnelle Antwort.

Wenn ich das richtig verstanden habe, bei "wurde" ist die Handlung noch nicht abgeschlossen bzw es gibt noch eine Handlung?



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 25.11.08 19:36.

Zunächst einmal bin ich nicht ganz glücklich mit der vorgeschriebenen Lösung. Ich hätte gesagt:
Er kann sich nicht als Student ausweisen, der eingeschrieben ist.
Das Zustandspassiv ist hier in der Tat besser, weil wir den abgeschlossenen Zustand brauchen, nicht den Vorgang.

hää, das ist ja mal wieder viel Grammatikverwirrung

Da ist halt einer, der nicht zeigen konnte, dass er eingeschrieben ist.
Wenn man den Sinn kennt, sollte alles klar sein.

Student schrieb:
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> Danke für schnelle Antwort.
>
> Wenn ich das richtig verstanden habe, bei "wurde"
> ist die Handlung noch nicht abgeschlossen bzw es
> gibt noch eine Handlung?

Hm, ich vermute, du denkst richtig, aber ich würde das anders formulieren, denn eine Handlung in der Vergangenheit ist ja aus Sicht der Gegenwart in der Regel abgeschlossen (wenn nicht, benutzt man im Deutschen das Präsens, z.B. "Er wohnt seit 10 Jahren in Hamburg").

Wenn man das Vorgangspassiv benutzt legt man Wert auf den Vorgang (er wurde nicht eingeschrieben); wenn man das Zustandspassiv benutzt, legt man Wert auf den eingetretenen Zustand (dadurch, dass er nicht eingeschrieben wurde, ist er jetzt nicht eingeschrieben). Im Prinzip ist das in unserem Beispiel egal, es gibt aber doch eine kleine Bedeutungsnuance.

Wenn er nicht eingeschrieben wurde, klingen zwei Möglichkeiten an: Er wollte sich nicht einschreiben oder man wollte ihn nicht einschreiben? Eigenes Verschulden oder Fremdverschulden?! Das Zustandspassiv lässt das offen, es konzentriert sich nur auf den Fakt, dass er nicht eingeschrieben ist.

Mit dem Vorgangspassiv legt man Wert darauf zu sagen, was geschah (lässt aber oft offen, wer es getan hat). Mit dem Zustandspassiv legt man Wert auf das, was ist. Im Zustandspassiv gefriert (erstarrt) quasi eine Tätigkeit zu einer Eigenschaft. ;-)

Hat das geholfen?

jero
www.cafe-deutsch.de



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.11.08 12:35.

Das hat mir wirklich geholfen. Danke für eine ausfürliche Antwort.