Hallo,

ich habe mal wieder eine Frage, diesmal zum Passiv.

In Deutschland trinkt man viel Apfelsaft und Karottensaft.

Ins Passiv gesetzt müsste er doch lauten:

In Deutschland wird viel Apfelsaft und Karottensaft getrunken.

"viel Apfelsaft und Karottensaft" ist im Aktivsatz das Akkusativobjekt, im Passivsatz also das Subjekt. Die Frage ist nun, ist es Plural oder Singular oder warum steht "werden" im Singular? Wird "viel Apfelsaft und Karottensaft" als Singular betrachtet, obwohl es eine Aufzählung ist?

Wahrscheinlich ja, oder?

bluemoon schrieb:
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> In Deutschland wird viel Apfelsaft und
> Karottensaft getrunken.
> (…)
> Die Frage ist nun, ist es Plural oder Singular
> oder warum steht "werden" im Singular?
> Wird "viel Apfelsaft und Karottensaft" als
> Singular betrachtet (…)?

Da sich der Apfelsaft und der Karottensaft ein gemeinsames Artikelwort bzw. Attribut (wie immer man es betrachten will), nämlich »viel« teilen, kann (ich meine sogar auch sollte) der Singular stehen.

Zitat
dict.leo.org/grammatik/
Der Singular kann stehen, wenn die Subjektteile durch ein gemeinsames Artikelwort und/oder Attribut eng miteinander verbunden sind.

[dict.leo.org]

Hallo,

ich glaube, dass es sich in diesen Sätzen um Stoffnamen handelt, die keinen Plural bilden, weil man sie normalerweise nicht zählen kann.
Wenn das Subjekt Apfelsäfte wäre, also nicht eine bestimmte Art im Mehrzahl, sondern viele verschiedene Arten davon, sollte man "viele" gebrauchen. "Verschiedene Apfel- und Karottenäfte werden..."

suzana guoth schrieb:
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> ich glaube, dass es sich in diesen Sätzen um
> Stoffnamen handelt, die keinen Plural bilden, weil
> man sie normalerweise nicht zählen kann.

Das ist unbestritten. Für sich genommen sind Apfelsaft und Karottensaft jeweils Singular, unabhängig von der Menge an Flaschen oder Gläsern, die man jeweils davon konsumiert. Die Frage war aber, warum Apfelsaft und Karottensaft, obwohl es sich um ein mit »und« verbundenes mehrteiliges Subjekt handelt, trotzdem ein finites Verb m Singular nach sich ziehen

> Wenn das Subjekt Apfelsäfte wäre, also nicht eine
> bestimmte Art im Mehrzahl, sondern viele
> verschiedene Arten davon, sollte man "viele"
> gebrauchen. "Verschiedene Apfel- und Karottenäfte
> werden..."

Apfelsaft und Karottensaft sind ja in jedem Fall zwei verschiedene Arten Saft (von mehreren Arten Karotten- oder Apfelsaft [z. B. mit Honig gesüßtem gegenüber ungesüßtem bzw. naturtrübem gegenüber klarem] reden wir da gar nicht.)

Dennoch ist es legitim, beim finiten Verb den Singular zu benutzen, da sich beide Säfte als Subjekt des Satzes ein gemeinsames Artikelwort bzw. Attribut »viel« teilen.

Dann habe ich (auch) ein anderes Argument.

„In Deutschland wird viel Apfelsaft und Karottensaft getrunken.”
„viel Apfelsaft und Karottensaft" ist im Aktivsatz das Akkusativobjekt, im Passivsatz also das Subjekt.” Ich würde das nicht so automatisch betrachten, dass das Akkusativobjekt, im Passivsatz zum Subjekt wird. Zum Subjekt wird es jedenfalls, wenn die Betonung darauf stehen würde. Aber hier geht es nicht darum, was mit Apfelsaft, bzw. Karottensaft geschieht, sondern „was wird getrunken”, also fällt die Betonung nicht bloß auf das Akkusativ, sondern auf Prädikat.
Aktiv: In D. trinkt man viel A. und K.
Passiv: In D. wird viel A. und K. getrunken.
Mit einer anderen Wortstellung sieht man es eindeutig:
Aktiv: Man trinkt in D. viel A. und K.
Passiv: Es wird in D. viel A. und K. getrunken.
Also kongruiert „wird” mit „es”. Derselbe Inhalt wird einfach in einer anderen Form gesagt.

suzana guoth schrieb:
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> Mit einer anderen Wortstellung sieht man es
> eindeutig:
> Aktiv: Man trinkt in D. viel A. und K.
> Passiv: Es wird in D. viel A. und K. getrunken.
> Also kongruiert „wird” mit „es”. Derselbe Inhalt
> wird einfach in einer anderen Form gesagt.

Nein, da kongruiert gar nichts mit »es«, da es sich bei diesem nur um ein Platzhalter-»es« handelt, dessen einzige Funktion es ist, das Vorfeld (Position 1) des Satzes zu besetzen, um mit der interessanten Information, dem Subjekt des Satzes »Apfel- und Karottensaft«, zuletzt herauszurücken. (Sichwort: Topikalisierung und Thema-Rhema-Gliederung)

Der Normalfall bei mehreren mit »und« verbundenen Subjektteilen ist, dass das Prädikat im Plural steht, auch wenn der Satz mit expletivem »Es« eingeleitet wird:

   Es wurden ein Wohngebäude und ein Getreidelager getroffen.
   Es wurden ein neuer Schlepper und ein Schwenklader angeschafft.
   Es wurden ein Polizeiposten und ein Gefängnis gestürmt und 300 Gefangene befreit. 

Ich weiß, dass "es" ein Platzhalter ist, aber wessen Platzhalter? Der Platzhalter des Subjekts.

suzana guoth schrieb:
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> Ich weiß, dass "es" ein Platzhalter ist, aber
> wessen Platzhalter? Der Platzhalter des Subjekts.

Ja, und mit dem im Satz ebenfalls vorhandenen, aber nicht in seinem Vorfeld stehenden Subjekt (und nicht mit diesem Platzhalter) kongruiert das finite Verb des Satzes, egal ob das Subjekt im Plural oder im Singular steht. In unserem Originalsatz steht das Subjekt im Singular, weil dessen Teile (»Apfelsaft« und »Karottensaft«) ein gemeinsames Artikelwort bzw. Attribut »viel« im Singular haben.