Mir fällt immer wieder auf, dass hier Antworten gegeben werden, die inhaltlich ganz kompetent sind, aber aus einem seltsamen Gemisch aus neuer und alter Rechtschreibung bestehen. Das finde ich nicht so toll, schon allein für die Fragenden, die das womöglich für richtig halten. Und dabei meine ich keine Tippfehler, die passieren uns allen, und auch andere Fehler mache ich auch immer wieder, klar. Aber sollte man in der Lehrerposition nicht ein bisschen konsequent sein und sich an aktuelle Regeln halten? Wenn jemand rigoros die alte Rechtschreibung verwendet, finde ich das eher okay, weil konsequent. Und dann kann man es auch erkennen. Aber dieses Gemisch finde ich übel! Oder was meint ihr?
Franziska

Das ist wahrscheinlich einerseits dadurch erklärbar, dass die Rechtschreibreform ja auch nicht konsequent in allen Bundesländern Gültigkeit hat, wodurch ein solches "unkonsequentes Gemisch" eigentlich schon vorprogrammiert ist, andererseits findet ja vielleicht auch ein allmählicher Gewöhnungsprozess statt, d.h., dass bestimmte durch die Rechtschreibreform bedingte Änderungen leichter akzeptiert und folglich eher angewendet werden als andere.

Viele Grüsse,

A.

Na ja. Aber wenn die in einem Bundesland nicht gilt (echt? wo?), dann könnte man doch ganz bei der alten Rechtschreibung bleiben, oder? Mit der Gewöhnung hast du schon Recht, aber sollten nicht wenigsten die Lehrer hier sich mal hinsetzen und ein/zwei Blicke auf die Regeln werfen?

Auch viel Grüße!

Franziska

Ich kenne eigentlich niemanden, der die "Neue Orthographie" für sich 100%-ig übernommen hat. Ich unterrichte auch nach ihr und mit entsprechenden Lehrwerken, aber solche Eigentümlichkeiten wie "ein so genanntes Prädikatsnomen" werde ich so schnell nicht akzeptieren, da ich hoffe und auch stark annehme, dass es bis zur endgültigen Umsetzung noch einige Korrekturen gibt, vor allem im Bereich der Getrenntschreibung.
Viele Grüße

Jürgen

Da hast du völlig Recht, Jülirö, aber was denkst du beispielsweise über das kleingeschriebene "du"? Mir fällt das mittlerweile viel leichter als ein respektvolles "Du". Und den Unterschied zwischen Straße und Gasse kann man sich doch auch gut merken, oder?
Die Getrenntschreibung ist allerdings manchmal wirklich zu heftig. Und schafft eine unglaubliche Verunsicherung. Puh. Dazu war neulich ein netter Zwiebelfisch-Artikel zu lesen.

Gruß!

Franziska

Hallo Franziska,
völlige Zustimmung beim ss und ß: da ich auch und gerne Phonetik unterrichte, ist das eine wirklich gute und logische Änderung. Getrenntschreibung: welcher Zwiebelfisch war das? Und das "Du": ich schreibe es weiterhin groß, aus Gewohnheit. Aber das ist ja kein gutes Argument, bekanntlich. Es ist merkwürdig, dann nur noch das "Sie" groß zu schreiben, "du" aber klein.
Also: Ich grüße Dich! Aber auch dich. Wie ist es besser?

Jürgen

Sieht einfach schon ein bisschen altmodisch aus, für mich, Dich. Aber was solls ... Der Zwiebelfisch war "Dem Wahn Sinn eine Lücke" vom 22.12.2004. Thema waren diese irrsinnigen Lücken, und ich zähle seltsame Getrenntschreibungen eben auch dazu, auch wenn sie im Duden mehr Partizipien verbinden, in dem Artikel aber Nomen. Es scheint mir einfach grundsätzlich eine Verwirrung in dieser Hinsicht zu geben, ausgelöst durch englische Regeln und unsere Neuregelung. So genannt. Fällt mir auch schwer. Oder schwer wiegend, aber da darf man ja auch die andere Version - oh je ...

Fran Zis Ka

Ja, das ist zum Schreien! Zum Beispiel ein ernstgemeinter Werbungstext:
24 Monate ohne Grund Gebühr!
statt, wie ursprünglich wohl mal gemeint war:
24 Monate ohne Grundgebühr!
Ja, das ist schon super, wenn eine Firma anbietet, von den Kunden "ohne Grund" eine Gebühr zu verlangen, wo doch andere Firmen gar keine Grundgebühr verlangen!"
Aber das sind die Substantive. Wie steht es um die Verben? Z.B.
Das ist nicht aus zu halten!
oder doch:
nicht auszuhalten?

Wirklich manchmal nicht er zu tragen!

jülirö schrieb:
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> Ja, das ist zum Schreien! Zum Beispiel ein
> ernstgemeinter Werbungstext:
> 24 Monate ohne Grund Gebühr!
> statt, wie ursprünglich wohl mal gemeint war:
> 24 Monate ohne Grundgebühr!
> Ja, das ist schon super, wenn eine Firma anbietet,
> von den Kunden "ohne Grund" eine Gebühr zu
> verlangen, wo doch andere Firmen gar keine
> Grundgebühr verlangen!"

Hihi, jau, das ist ein Knüller! :)


> Aber das sind die Substantive. Wie steht es um die
> Verben? Z.B.
> Das ist nicht aus zu halten!
> oder doch:
> nicht auszuhalten?

Das ist eigentlich relativ einfach:
"§ 34: Partikeln, Adjektive oder Substantive können mit Verben trennbare Zusammensetzungen bilden. Man schreibt sie nur im Infinitiv, im Partizip I und im Partizip II sowie im Nebensatz bei Endstellung des Verbs zusammen."
[www.ids-mannheim.de]

Ergo: "Das ist nicht auszuhalten".
Aber: "Das halte ich nicht aus!" vs. *"Das aushalte ich nicht" ;)

Aber das Schöne ist ja:
"E4: Lässt sich in einzelnen Fällen der Gruppe aus Adjektiv + Verb zwischen § 34(2.2) und § 34 E3(3) keine klare Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung treffen, so bleibt es dem Schreibenden überlassen, ob er sie als Wortgruppe oder als Zusammensetzung verstanden wissen will." (Zitat gleiche Seite wie oben)
Deswegen, u.a., gehöre ich selber auch zu den Befürwortern der Rechtschreibreform. Wenn man durch eine bestimmte Schreibweise klarer darstellen kann, was man meint, darf man das. Natürlich bedeutet das immer noch, dass man wissen muss, was man wie warum schreibt und nicht einfach schreibt, wie man grad lustig ist. Letztlich geht es ja darum, dass man verstanden wird.

Jürgen Kleff



Online-Redaktion deutsch-als-fremdsprache.de
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