Mit welchen Verben kann man das Zustandspassiv verwenden? Gibt es eine Regel? Ich moechte auch wissen, warum dieser Satz falsch ist:

"Die Tuer ist offen gelassen."

Ich waere fuer eine grammatikalische Erklaerung sehr dankbar!

Bei Helbig-Buscha: Deutsche Grammatik auf S.181 f sind die Regeln dazu zu finden. Also kein Zustandspassiv haben
die intransitiven Verben
die reflexiven Verben
die transitiven durativen Verben (z.B. betrachten, bewundern, sehen, verstehen)
die transitiven perfektiven Verben, bei denen kein dauerhafter neuer Zustand erreicht ist (beglückwünschen, loben, zeigen) - hier gibt es aber einige Ausnahmen (z.B. helfen).

Danke sehr! :o)

Ich habe Probleme mit dem Zustandspassiv. Ist hier es moglich?
Das Buch wurde verloren.
Die Frage wurde beantwortet.
Er wurde mit seinem Bruder verwechselt.
Der Polizist wurde getrocknet.
Er wurde nach zehn Minuten unterbrochen.
Der Hund wurde dreimal pro Tag ausgefuhrt.

Hallo!

Das Buch war verloren.
Die Frage war beantwortet.
Er wurde mit seinem Bruder verwechselt.
Der Polizist wurde getrocknet.
Das geht nicht, man kann einen Polizisten nicht trocknen! ;-)
Er wurde nach zehn Minuten unterbrochen.
Der Hund wurde dreimal pro Tag ausgefuhrt.
Die schrägen Sätze kannst du nicht im Zustandspassiv ausdrücken.
Allerdings kannst du sagen: Der Hund ist schon ausgeführt.

Franziska,vielen Dank!
Naturlich, kann der Polizist nicht trocknen. Ich habe einen Fehler gemacht.Ich wollte fragen;
Der Polizist wurde belohnt. Und noch in diesen Satzen?
Die Haltestelle wurde verlegt.
Er wurde ausgelacht.
Die Wasche wurde getrocknet.
Ein Verbrechen wurde begangen.

Zitat
Der Polizist wurde getrocknet. Das geht nicht, man kann einen Polizisten nicht trocknen! ;-)

Och, so'n Polizist im Trockner wär' doch vielleicht mal was. Schlägt das Fernsehprogramm um Längen. ;)

Hallo,

das Thema hatten wir ja erst vor einiger Zeit ausführlich diskutiert.

[www.deutsch-als-fremdsprache.de]

Damals haben wir aber nicht geklärt, wann man ein Zustandspassiv aus einem Vorgangspassiv bilden kann und wann nicht.

jero
www.cafe-deutsch.de

Franziska schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hallo!
>
> Das Buch war verloren.
> Die Frage war beantwortet.
> Er wurde mit seinem Bruder verwechselt.
> Der Polizist wurde getrocknet.
> Das geht nicht, man kann einen Polizisten nicht
> trocknen! ;-)
> Er wurde nach zehn Minuten unterbrochen.
> Der Hund wurde dreimal pro Tag ausgefuhrt.
> Die schrägen Sätze kannst du nicht im
> Zustandspassiv ausdrücken.
> Allerdings kannst du sagen: Der Hund ist schon
> ausgeführt.


Über die Korrektur wundere ich mich, Franziska.

Warum muss es "war" heißen? Es kann auch "ist" heißen. (Und hat -verloren sein- nicht eine doch etwas andere Bedeutung als -etwas verloren haben-???)

Warum geht bei "unterbrechen" kein Zustandspassiv, aber bei "ausführen" geht ein Zustandspassiv?

Meiner Meinung nach kann man nicht sagen "Der Hund ist schon ausgeführt."

jero
www.cafe-deutsch.de



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.03.09 21:39.

(Wie jetzt - du wunderst dich, Jero? Das war ja noch nie der Fall ;-))

- Ja, es kann auch "ist verloren" heißen. Das war nur meine spontane Reaktion auf "wurde".
- Natürlich ist es etwas anderes, ob wir "verloren" als Adjektiv oder als Partizip sehen.
- Wenn ein Mensch unterbrochen wird, ist das eine Aktion, die kurz andauert und dann abgeschlossen ist. Man kann nicht sagen, er befinde sich in einer Art "Zustand des Unterbrochenwordenseins".
- Wer schon mal einen Hund gehabt hat, der weiß, dass manchmal geklärt werden muss: War der Hund schon draußen oder muss ich mich noch in den Schneesturm begeben? Der zufrieden in der Ecke liegende Hund, der schon ausgeführt wurde, ist eindeutig in einem "Zustand des Schon-ausgeführt-worden-Seins"! Sieh dir die zufriedenen braunen Augen an: Der Hund ist ganz klar heute Abend schon ausgeführt und ich kann zu Hause bleiben!
Außerdem:
- Der Polizist ist belohnt.
- Die Haltestelle ist verlegt.
- Er wurde ausgelacht.
- Die Wäsche ist getrocknet.
- Ein Verbrechen wurde begangen.

Ich finde das Zustandspassiv oft nicht toll und manche Sätze durchaus grenzwertig, da verstehe ich auch alle Einwände.

Zitat

Natürlich ist es etwas anderes, ob wir "verloren" als Adjektiv oder als Partizip sehen

Franziska, diese deine Argumentation verstehe ich nicht. Wo liegt mein Fehler? Ich denke, man kann nicht sagen, dass ein Buch verloren ist. Ein Mensch, der ... , ist verloren. Eine Sache ist verloren, weil ... Aber ein Buch ist nicht verloren. Für mich ergibt sich das bereits daraus, dass -verloren sein- im Sprachgebrauch eine feste Bedeutung hat (etwas ist aussichtslos, hoffnungslos, dem Untergang preisgegeben/geweiht etc.); möglichweise sprechen auch Gründe in der Bedeutung von -etwas verlieren- dafür (siehe Helbig/Buscha). Darüber müsste ich noch nachdenken. (Jetzt fällt mir ein, wann ein Buch verloren sein kann: Wenn es so kaputt ist, dass es keine Hoffnung mehr gibt, es vor dem Zerfall zu retten. Dann ist es verloren, ja, aber das war oben nicht gemeint. Obiges -verlieren- hat eine andere Bedeutung.)

Zitat

Wer schon mal einen Hund gehabt hat, der weiß, dass manchmal geklärt werden muss: War der Hund schon draußen oder muss ich mich noch in den Schneesturm begeben? Der zufrieden in der Ecke liegende Hund, der schon ausgeführt wurde, ist eindeutig in einem "Zustand des Schon-ausgeführt-worden-Seins"! Sieh dir die zufriedenen braunen Augen an: Der Hund ist ganz klar heute Abend schon ausgeführt und ich kann zu Hause bleiben!

Da möchte ich dir (nicht nur als Hundehalter) widersprechen. Es gibt -ausführen- mindestens in zwei Bedeutungsvarianten. a) etwas machen, etwas fertig stellen (eine Arbeit ausführen) und b) spazieren gehen/Gassi gehen (einen Hund ausführen). Man kann sagen: Die Arbeit ist ausgeführt. (= fertig gestellt) Das heißt, ein mindestens eine gewisse Zeit lang anhaltender Zustand ist entstanden. Aber man kann nicht sagen: Ein Hund ist ausgeführt. Denn wenn dabei entsteht kein Zustand des "Ausgeführtseins". Das ist schwierig zu beschreiben, aber dieses Ausführen ist ja nach dem Ausführen zu Ende und hält nicht an! Oder so: Ausführen im Sinne von Gassi gehen währt nur so lange, wie man es tut. Hm, es ist wirklich schwer zu beschreiben. Dein Verweis auf den Zustand des "Schon-Ausgeführt-worden-seins" zeigt die einzige Möglichkeit der sprachlichen Realisierung in diesem Sinne: Der Hund ist schon ausgeführt worden.

Oder irre ich mich?

jero
www.cafe-deutsch.de

Analogiebildung:

Der Hund ist geschlagen. (i.S.v. "jemandem weh tun")

Geht das?

In Anlehnung an deine Argumentation: "Der traurig in der Ecke liegende Hund, der geschlagen wurde, ist eindeutig in einem "Zustand des Geschlagen-worden-Seins"! Sieh dir die traurigen braunen Augen an: Der Hund ist ganz klar heute Abend schon geschlagen und ich empfinde tiefstes Mitleid und unglaubliche Wut!"

Was sagst du dazu, Franziska?

jero
www.cafe-deutsch.de

Ich glaube, ich bin gerade geschlagen mit diesem Thema!

Zitat

Ich glaube, ich bin gerade geschlagen mit diesem Thema!

Macht nichts. Du darfst mich nicht falsch verstehen. Ich will dir keinen Fehler nachweisen; es geht mir (fast) immer nur um eine Art Selbstvergewisserung. Das Zustandspassiv fand ich bisher auch immer sehr kompliziert. Ich habe es eher gemieden und stark vereinfacht als "Partizip II als Adjektiv" behandelt - wenn überhaupt. Unsere Diskussionen haben mir aber geholfen, selber dazu mehr Klarheit zu gewinnen.

Kennst du den alten Dozentenwitz:

Dozent1: Heute habe ich das Thema den Studenten 3 x erklären müssen.
Dozent2: Und? Haben sie es verstanden?
Dozent1: Nein, aber ich habe es jetzt verstanden.

*lach*

jero
www.cafe-deutsch.de

PS: Es kann auch ein "geschlagen sein" geben. Das hat eine andere Bedeutung. Wenn eine Mannschaft verloren hat, dann ist sie geschlagen (worden). Von einer anderen Mannschaft. Das ist ein zumindest vorläufig anhaltender Zustand.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.03.09 20:04.