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Gibt es den Unterschied des Negationsrads zwischen den beiden Saetzen?
geschrieben von: Ukjohnoske ()
Datum: 28. September 2005 03:49

Hallo, ich bitte Sie um die Hilfe.


Ich glaube, der folgende Satz ist grammatisch ganz richtig:


Kein Jude bin ich.




Ich glaube, man darf auch so einen Satz richitig gebrauchen.


Ein Jude bin ich nicht.




Und ich vermute, es gibt dazwischen den Unterschied des
Negationsgrads. Im letzteren Satz ist naemlich die Negation
staerker als im foredern Satz, nicht wahr?


Gruesse
Ukjohnoske aus Japan

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Re: Gibt es den Unterschied des Negationsrads zwischen den beiden Saetzen?
geschrieben von: Stefan ()
Datum: 03. Oktober 2005 15:07

Hallo Ukjohnoske,

keiner meldet sich auf Ihre Frage, und ich glaube, dass das mit den gewählten Beispielen zu tun haben könnte. Wie Sie sicherlich wissen, ist wegen des Massenmordes, den die Deutschen während der Zeit des Nationalsozialismus an den Juden verübt haben, das Thema 'Juden' sehr sensibel und daher wohl auch nicht geeignet, zum Gegenstand einer grammatischen Erörterung gemacht zu werden. Ich wähle daher andere Beispiele.

Zunächst einmal sind die beiden Sätze

(1) Kein Lehrer bin ich.
und
(2) Lehrer bin ich nicht.

grammatisch korrekt. Allerdings müsste man einen Kontext entwickeln, in dem die Sätze fallen. Die allergeläufigste Varianten wären übrigens

(a) Ich bin kein Lehrer.
oder
(b) Ich bin nicht Lehrer.
Sehen Sie dazu den Beitrag 'Nochmal zur Negation' in diesem Forum: [www.deutsch-als-fremdsprache.de] .

De Verwendung der Varianten (1) und (2) ist m.E. eher davon abhängig, was der Äußerung voraus geht als von einer verstärkten oder abgeschwächten Negation. (Übrigens hat das etwas mit 'Thema-Rhema' zu tun, aber dazu vielleicht ein andernmal mehr). Beispiele:

A: Sind Sie nicht Lehrer am Städtischen Gymnasium.
B: Ich? Lehrer? Nein, Lehrer bin ich nicht, ich bin Beamter bei der Stadtverwaltung.

In diesem Beispiel nimmt der Sprecher das Wort Lehrer noch einmal auf und stellt es daher an den Anfang des Satzes.

A: Raten Sie mal, was ich von Beruf bin!
B: Lehrer.
C: Ja, Lehrer. Sie sehen so aus wie ein typischer Lehrer.
A: Nein, kein Lehrer bin ich sondern Bauarbeiter. Hätten Sie nicht gedacht, was?

In diesem - zugegebenermaßen stark konstruierten - Beispiel steht die Verneinung kein am Satzanfang, um zu betonen, dass die Vermutungen falsch sind. Sprecher A hätte aber genau so gut sagen können Lehrer bin ich nicht sondern Bauarbeiter oder Ich bin kein Lehrer sondern Bauarbeiter. Alles in allem ist die Satzstellung in kein Lehrer bin ich höchst ungewöhnlich und dürfte nur selten benutzt werden.

Grüße
Stefan

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Re: Gibt es den Unterschied des Negationsrads zwischen den beiden Saetzen?
geschrieben von: Ukjohnoske ()
Datum: 11. September 2006 14:09

Hallo Stefan,

vielen Dank fuer die ausfuehrliche Antwort.
Ich denke darueber weiter nach.

Gruesse

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Re: Gibt es den Unterschied des Negationsrads zwischen den beiden Saetzen?
geschrieben von: jero ()
Datum: 11. September 2006 20:49

Wow, ein Dankeschön nach fast einem Jahr. Das lässt uns alle hoffen, stimmts?!

*lach*

jero
www.cafe-deutsch.de

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Re: Gibt es den Unterschied des Negationsrads zwischen den beiden Saetzen?
geschrieben von: jero ()
Datum: 11. September 2006 20:58

... Aber ich mag auch ein wenig darüber nachdenken, denn ich habe gerade Zeit. Schüler fragten einen Kollegen (angeblich) oft, worin der Unterschied bestünde, wenn man sagt:

(1.) Ich kann kein Auto fahren.

(2.) Ich kann nicht Auto fahren.


Im ersten Falle wird meiner Meinung nach das Substantiv (das Auto) verneint; im zweiten Falle wird die Tätigkeit verneint (das Nicht-Fahren-Können). Inhaltlich ist es aber egal.

Grammatisch wird "Auto" im zweiten Satz wie eine Vorsilbe behandelt ("autofahren" wie wegfahren, vorfahren, hinterherfahren...), orthografisch hingegen nicht (Auto fahren). Das verwirrt dann natürlich.

Ich vermute, es ist ähnlich, wenn man sagt:

(1.) Kein Jude bin ich.

(2.) Ein Jude bin ich nicht.


Im ersten Satz wird das Substantiv verneint (Jude); im zweiten das Verb (sein). Dieses -sein- bezeichnet hier einen "Zustand" (Nationalität), keine Tätigkeit wie "fahren" im obigen Beispiel. Deshalb merkt man den Unterschied noch viel weniger (Verneinung des Substantivs oder Verneinung des Verbs).

Inhaltlich gibt es keinen Unterschied, allerdings stilistisch. Man würde vermutlich sowieso sagen: "Ich bin kein Jude." (also weder 1. noch 2. - beides klingt "steif").

jero
www.cafe-deutsch.de



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 11.09.06 21:09.

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Re: Gibt es den Unterschied des Negationsrads zwischen den beiden Saetzen?
geschrieben von: Ukjohnoske ()
Datum: 14. September 2006 15:18

Hallo jero,

vielen Dank fuer die weitere Erlaeuterung. Ich denke darueber weiter nach.

Gruesse

Ukjohnoske

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