Was ist richtig "gute" oder "guter"?
Ich habe heute weniger gute Ideen.
Ich habe heute weniger guter Ideen

Ich als Deutsch-Muttersprachler würde gefühlsmäßig sagen:

Ich habe heute weniger gute Ideen. <<< korrekt und umgangssprachlich üblich
Ich habe heute weniger guter Ideen. <<< falsch
Ich habe heute wenig guter Ideen. <<< korrekt aber eher selten verwendet


mfg
bill

'Weniger' ist Adverb zu 'gute' und bekommt keine Kasusendung.
Ich habe heute gute Ideen.
Ich habe heute fantastisch gute Ideen.
Ich habe heute leider weniger gute Ideen.

(Ich wollte das Wort 'gute' jeweils unterstreichen lassen, aber der Texteditor spinnt leider...)

Gruß

J

Hallo zusammen,
ich will hier nicht einem Muttersprachler widersprechen - Du kennst dich ja am besten aus:) - nur: ich habe mir darüber Gedanken gemacht, was dieser Satz eigentlich ausdrücken sollte und ob die Form eben nicht kontextabhängig wäre:
1. Bedeutung: ich habe nicht so viele gute Ideen wie früher
2. Bedeutung: ich habe nicht mehr so interessante Ideen wie früher
Wenn es so wäre, dann würde ich folgende Lösungen vorschlagen:
1. Ich habe weniger guter Ideen. - das klingt irgendwie komisch - vielleicht klärt mich jemand auf - aber ich nehme hier zuerst 'weniger' als 'nicht so viele wie früher' und dann 'guter Ideen' als Genitiv dazu
2. Ich habe weniger gute Ideen. - also 'was?: gute Ideen' und dazu 'weniger' - das soll hier, glaube ich, undekliniert bleiben.
Liege ich da vollkomm daneben?
lieben Gruß
Lori

Lori,
Du liegst nicht daneben. Zunächst einmal ist
Ich habe heute wenig guter Ideen.
nicht korrekt. Mit den Wörtern wenig/gut/Ideen lassen sich mehrere Sätze bilden:

1. Ich habe wenig gute Ideen.
Bedeutungen:
a) Meine Ideen sind nicht sehr gut.
b) Ich habe gute Ideen, aber nicht viele.

2.Ich habe wenige gute Ideen.
Bedeutung:
Ich habe gute Ideen, aber nicht viele.

3. Ich habe weniger gute Ideen.
Bedeutungen:
a) Ich habe gute Ideen, die aber nicht so gut sind wie die Ideen eines anderen.
b) Ich habe gute Ideen, aber jemand anderes hat zahlenmäßig mehr gute Ideen als ich.

Selbstverständlich entscheidet der Kontext über die Bedeutung. Ich hoffe, ich habe zur Verdeutlichung etwas beitragen können. Habe ich etwas vergessen? Stellungnahmen sind selbstverständlich willkommen.

Schöne Grüße
Stefan

Hallo Stefan,
danke für diese ausführliche Erklärung - jetzt ist alles schon klar:)
Lieben Gruß
Lori

- Es gibt kein Sprachgefühl.

- Auf 'Umgangssprachen' sollte und kann hier nicht eingegangen werden, weil diese nicht standardisiert sind.

oberhaenslir schrieb:
-------------------------------------------------------
> - Es gibt kein Sprachgefühl.
>
> - Auf 'Umgangssprachen' sollte und kann hier nicht
> eingegangen werden, weil diese nicht
> standardisiert sind.


Was ist das denn für ein Blödsinn? Natürlich gibt es Sprachgefühl. Und nur weil man Umgangssprache nicht standardisieren kann, ist sie deshalb nicht weniger wichtig - auch oder sogar vielleicht gerade für Deutschlerner. Deshalb wird hier im Forum auch immer wieder darauf eingegangen. Wer will denn schon wie ein Lehrbuch sprechen...?

Anna2 schrieb:
-------------------------------------------------------
> oberhaenslir schrieb:
> --------------------------------------------------
> -----
> > - Es gibt kein Sprachgefühl.
> >
> > - Auf 'Umgangssprachen' sollte und kann hier
> nicht
> > eingegangen werden, weil diese nicht
> > standardisiert sind.
>
>
> Was ist das denn für ein Blödsinn? Natürlich gibt
> es Sprachgefühl. Und nur weil man Umgangssprache
> nicht standardisieren kann, ist sie deshalb nicht
> weniger wichtig - auch oder sogar vielleicht
> gerade für Deutschlerner. Deshalb wird hier im
> Forum auch immer wieder darauf eingegangen. Wer
> will denn schon wie ein Lehrbuch sprechen...?


... ups, harte Worte, Anna. (Denk daran: Ein böses Wort und einen geworfenen Stein kann man nicht zurücknehmen!) *schmunzel* Aber ab Satz 2 stehe ich natürlich voll und ganz auf deiner Seite. Die Umgangssprache ist ja heutzutage die Mutter der Standardsprache (früher waren es eher die Dialekte, die wir aber nun zugunsten der Umgangssprache mehr und mehr aufgeben). In der Umgangssprache "kann" bereits sein, was in der Standardsprache noch nicht sein "darf". Als "Sprachbeobachter" muss man halt - besser wohlgesonnen als entsetzt (meine ich) - abwarten, was setzt sich durch und was nicht.

Aber wie langweilig wäre unser Forum, hätten wir hier alle die gleiche Meinung. Dann gäbe es wahrscheinlich zu jeder Frage immer nur eine Antwort und ich hätte nichts nachzufragen, nachzudenken, zu widersprechen ... Och, dann würde ich mir eine anderes Forum suchen! ;-)))

jero
www.cafe-deutsch.de

Aus der Bibel (kleiner Scherz):

Nicht bekämpfen, sondern widerlegen. Nicht erwarten, dass man das (heute schon) schafft, sondern Zeit lassen - auch, damit der andere sein Gesicht wahren kann. Davon ausgehen, dass das Denken nicht still steht und Einsichten nur langsam wachsen. Diskussionen im Guten (!) beenden, wenn man merkt, dass man sich nur noch wiederholt und es endlos zu werden droht. Den anderen wertschätzen, gerade weil er so verblüffend anders denkt und fühlt und handelt (solange er niemandem damit ernsthaft schadet!)

Hab ich das nicht schön gesagt? *zwinker*

jero
www.cafe-deutsch.de



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.01.09 12:06.